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Workshop: Welche Reihenfolge beim Pedalboard?

Kreative Reihenfolgen beim Pedalboard!

4. Februar 2024

Die große Pedal-Frage: Welche Reihenfolge beim Pedalboard?

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Ein neues Jahr hat begonnen und da ist es doch mal an der Zeit, um mit einem neuen, kreativen Blick auf das Pedalboard zu schauen. Die übliche Reihenfolge, die bei Effektgeräten meist eingehalten wird, dürfte den meisten Gitarristen hinlänglich bekannt sein. Den Anfang machen meist die Effektgeräte, die die Dynamik beeinflussen. Dazu gehören Volume-Pedale, Wah Wah, Filter, Kompressoren und Pitch-Shifter. Danach folgen sämtliche Gain-Stufen, also die Verzerrer in Form von Overdrive- und Distortion-Pedalen. Für etwas Bewegung im Sound finden hinter den Gain-Pedalen die Modulationspedale meist ihren Platz: Chorus, Flanger, Phaser werden gerne hier platziert. Am Ende der Effektkette werden dann noch Delays und Reverb-Pedale eingefügt und fertig ist das konventionelle Pedalboard.

Reihenfolge bei Effektpedalen: Delay, Verzerrer, Phaser

Aber nicht heute, denn heute wollen wir die Reihenfolge mal etwas durcheinanderwürfeln und ein paar ungewöhnliche Kombinationen und Platzierungen ausprobieren. Wir sind Musiker und kreativ, wir dürfen die Grenzen der Gewohnheit überschreiten. Wir dürfen experimentieren und vielleicht auch mal einen Fehler machen. Eventuell funktioniert die eine oder andere Reihenfolge nicht so gut oder ist einfach ungewohnt, aber ohne derartige Experimente wäre der Sound der Gitarre nicht auf dem Kreativitäts-Level, auf dem wir ihn aktuell sehen können. Wo wären wir, wenn Hendrix auf den Tontechniker gehört hätte und seinen Amp leiser gestellt hätte, damit er nicht diese grässlichen Feedbacks erzeugt?

Die Effektgeräte als virtuelle Master-Effekte

Beginnen wir erstmal mit einem Gedankenspiel: Die Gitarre wird im Studio manchmal nach der Aufnahme mit edlen Studioeffekten aufgewertet. Ein wenig Kompression wird hinzugefügt und mit einem Equalizer wird der Klang angepasst, damit die Gitarre besser im Mix sitzt. Und vielleicht wird sogar ein dezenter Flanger oder Doppler-Sound auf das Signal gelegt, damit der Klang der Gitarre lebendiger wird. Das können wir auch! In diesem Fall platzieren wir an einer bestimmten Stelle in der Signalkette ein Pedal, das einen Verstärker-Sound simuliert. Beispielsweise ein Catalinbread Dirty Little Secret, das einen leicht angezerrten Marshall-Sound erzeugt. Wenn wir in Gedanken dieses Pedal als Verstärker im Studio betrachten, könnte man hinter diesem Overdrive-Pedal erst einmal einen Kompressor platzieren. Also genauso, wie in der Studio-Signalkette. Vor dem Kompressor könnte man mit einem Equalizer den Klang noch nach Belieben formen. Und hinter diesen beiden Pedalen wäre es durchaus möglich, einen Flanger oder ein Chorus/Vibrato-Pedal zu platzieren, um den Sound eines Tonband-Flangings oder eines eiernden Kassettenrecorders zu erzeugen. Doppler-Effekte, wie das Strymon Deco , das Keeley 30ms oder das TC Electronic Mimiq Doubler können aus einer schnöden Mono-Gitarrenspur einen richtig guten Sound hervorzaubern. Alleine schon mit diesem Gedankenspiel ist es möglich, das eigene Pedalboard ganz neu zu betrachten und ein wenig in das Studio-Sounddesign einzutauchen.

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Strymon Deco
Strymon Deco
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(88)

Delays, Reverb und Verzerrer in der Effektreihenfolge

Interessanterweise werden Delays und Reverb-Pedale ja meist sogar wie im eben genannten Beispiel genutzt, da sie hinter dem Verzerrer platziert werden und dann in einen cleanen Amp gespielt werden, der den Sound weniger formen, als vielmehr nur noch verstärken soll. Ein Delay oder Reverb vor einem Verzerrer klingt aber auch richtig gut. Wichtig ist hier, dass man das Delay-Pedal oder das Reverb-Pedal dafür erst einmal etwas dezenter einstellen sollte, da der Verzerrer auch die leiser werdenden Repeats und Decays immer noch ordentlich verstärkt.

Modulation in der Effektreihenfolge - Donner Vintaverb, Effektpedal

Und mit der Auswahl der Effekte muss man hier etwas herumprobieren, da einige Kombinationen etwas zu harsch klingen könnten. Aber wenn man die richtige Effektkombination und eine passende Einstellung gefunden hat, klingt diese Kombination wirklich beeindruckend gut. Aus einzelnen Tönen werden Flächen und es lassen sich ganze Klangwelten erzeugen, die bisweilen dem Chaos nahe sind und gezähmt werden wollen. Auch mit dezent eingesetzter Verzerrung klingen einige Delays sehr viel lebendiger, da sie auf diese Weise etwas Schmutz im Signal erhalten. Selbst das Spielgefühl wird durch diese veränderte Effektreihenfolge ein anderes, da der Sound chaotischer wird, man bekommt fast das Gefühl, man müsste mit dem Sound kämpfen. Der Klang wird verwaschener und ein wenig undifferenzierter. Dadurch ist er nicht für jeden Song geeignet, aber einen Versuch ist es gerade für kreative Köpfe unbedingt wert.

Effektreihenfolge mal anders: Modulationseffekte vor dem Verzerrer

Bei Phaser- oder Uni Vibe-Pedalen kennen es schon einige, aber wie wäre es, wenn man ein Chorus- oder Vibrato-Pedal vor dem Verzerrer platziert? Diese leicht geänderte Effektreihenfolge klingt schon anders als gewohnt und man kann mit solch kleinen Tricks immer wieder neue Sounds erzeugen. Auch hier interagieren Verzerrer und Modulationspedal miteinander. Die Eingangsstufe wird etwas mehr übersteuert und andere Frequenzen werden betont, die vielleicht vorher etwas untergegangen sind. Im Klangbeispiel ist der Unterschied etwas subtiler, aber das Frequenzbild ist definitiv ein anderes und auch die Ansprache verändert sich.

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Ein Flanger oder Vibrato erzeugen ähnliche Ergebnisse. Da viele Modulationseffekte das Signal in bestimmten Frequenzen betonen und anheben, reagiert der gewählte Verzerrer natürlich auf diese lauteren Frequenzen entsprechend und verzerrt sie. Durch den höheren Eingangspegel kann das eine oder andere Modulationspedal schon mal an seine Headroom-Grenze kommen und ebenfalls in die Sättigung gehen. Dadurch wird das Klangergebnis organischer und wilder. Wer also vom sterilen und glatten Sound etwas weg möchte, sollte diese Reihenfolge unbedingt selbst mal ausprobieren. Das Spielgefühl wird natürlich ebenfalls durch die zu hörenden Sounds beeinflusst. Ja, als Gitarrist verzieht man dann schon eher mal das Gesicht zum allseits bekannten Face-Melting.

EHX Small Clone in der Effektreihenfolge

Das Tremolo-Pedal in der Effektkette

Das Tremolo-Pedal hat meiner Ansicht nach ohnehin eine ganz spezielle Rolle. Zu Beginn des E-Gitarren Zeitalters wurde es meist ganz am Ende der Effektkette genutzt, da es oft im Verstärker sogar hinter dem Federhall erzeugt wurde. Dann ist es irgendwann vor die Delay- und Reverb-Pedale gewandert. Dabei klingt es hinter diesen Pedalen sehr viel effektiver. Es ist aber gleichzeitig so flexibel, dass es eigentlich überall auf dem Pedalboard seinen Platz findet. Vor dem Delay erzeugt das Tremolo einen dezenteren Effekt, während es nach einem Delay- oder Reverb-Pedal die Amplitude ordentlich modulieren kann. Vor dem Delay ähnelt das Tremolo einem rhythmisch variierenden Spieler und das Delay gleicht einen Großteil des Effekts wieder aus. Nach dem Delay kann das Tremolo prominenter und effektiver eingesetzt werden und das Delay liefert die Klangfülle. Hier ist das Ergebnis besonders markant.

Pitch-Effekte in der Effektreihenfolge

Jetzt werden wir etwas mutiger und widmen uns den Pitch-Effekten. Diese finden meist am Anfang der Effektkette ihren Bestimmungsort. Der Grund hierfür ist, dass die meisten Pitch Effekte am besten tracken, also den Ausgangston erfassen um diesen dann zu transponieren, wenn sie ein unbearbeitetes Signal bekommen. Aber vielleicht möchte man gar nicht immer ein perfektes Tracking. Ein wenig Chaos im Pitch-Effekt nach Reverb-Pedalen oder sogar einem Verzerrer kann ganz neue Sounds hervorzaubern. Die hohe Oktave wird aggressiver in den Höhen und hier und da rutscht das Tracking schon mal etwas weg. Vor dem Verzerrer werden die scharfen Höhen etwas weggebügelt und das Pedal trackt natürlich besser. Aber etwas Chaos kann auch mal verzücken.

Die kreative Platzierung des Looper-Pedals

Auch wenn Looper-Pedale, also Pedale, die Audiosignale aufnehmen und in Endlosschleifen wiedergeben, nicht unbedingt einen Effekt auf das Gitarrensignal haben, ist auch hier die Reihenfolge auf dem Pedalboard interessant. Am Ende der Effektkette, wo die Looper ja meist eingesetzt werden, wird das Gitarrensignal inklusive sämtlicher Effekte wie mit einem Rekorder aufgenommen. Das ist toll, um seine Ideen festzuhalten oder um komplette Songs zu komponieren. Am Anfang der Effektkette können Looper aber ebenfalls nützlich sein. Insbesondere, wenn man mit Klängen experimentieren und Ambient-Flächen kreieren möchte, kann ein kleiner, unspektakulärer Looper an erster Position auf dem Pedalboard sehr schön einzelne Töne wiederholen. Ein kompakter Mono-Looper reicht hier vollkommen aus. Dieser Loop muss ja nicht einmal zu irgendeinem Rhythmus synchronisiert werden. Nun kann man diesen Loop mit unterschiedlichen Modulationseffekten, Delay und Reverb-Flächen bearbeiten.

Die schnelle Umsetzbarkeit der neuen Effektreihenfolge

Das neue Verkabelung und Positionieren der Effekte auf einem gut durchdachten Pedalboard kann vor wilden Experimenten hinsichtlich der Effektreihenfolge abschrecken. Wer aber ein Multieffektpedal nutzt, bei dem man die Effektblöcke frei positionieren kann, kann die hier genannten und andere Klangexperimente ganz einfach umsetzen, ohne sein ganzes Pedalboard neu verkabeln zu müssen. Hier könnten neue Anordnungen ausprobiert und gegebenenfalls auf dem Pedalboard mit Einzeleffekten nachgebaut werden.

Superego und Reverb in der Effektreihenfolge

Einige Loop-Switcher können die Effektreihenfolge natürlich ebenfalls neu anordnen. Der Loop-Switcher von the Gigrig ist beispielsweise ein solcher Kandidat. Aber auch die Looper von Boss wie das ES-5 Effects Switching System und ES-8 können die Effektreihenfolge durch eine neue Programmierung ändern. Dies erleichtert das Experiment natürlich enorm.

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Boss ES-5 Effects Switching System
Boss ES-5 Effects Switching System
Kundenbewertung:
(21)

Für die schnelle Neuverkabelung von ungewöhnlichen Effektreihenfolgen bietet sich eine kompakte Patchbay wie der Patchulator Pro von Boredbrain an. Damit lassen sich im Nu die ungewöhnlichsten Effektreihenfolgen ausprobieren.

Für Experimentierfreudige könnte auch der Pladask Elektrisk Matrise etwas sein. Mit diesem aktiven Mixer können die Effektanteile unterschiedlicher Effekte zusammengemischt werden.

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Fazit

Mal ist das Klangergebnis subtiler, mal prominenter, auf jeden Fall ändert sich der Sound, die betonten Frequenzen und das Ansprechverhalten der involvierten Effektgeräte durch eine veränderte Effektreihenfolge. Eine in Stein gemeißelte Effektreihenfolge gibt es also weder bei Modulationspedalen und Gain-Pedalen, noch bei Delays, Reverbs oder Pitch-Effektgeräten. Erlaubt ist, was gefällt und inspiriert. Ohne Experimente können wir nur das reproduzieren, was schon x-mal gespielt und gehört wurde. Sicherlich ist das für den einen oder anderen Gitarristen nichts Neues, aber man vergisst es doch immer wieder oder hangelt sich doch aus Gewohnheit oder Unwissenheit an den anscheinend festen Regeln der Effektreihenfolge lang. In diesem Sinne: Bleibt kreativ.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    liquid orange AHU

    Toller Bricht! ich nutze zwar Tasten und nicht Saiten, aber das passt gedanklich auch gut. Bei mir war auch immer ein Delay am Schluss, als ich das aber mal „provokativ“ an den Anfang setzte, kam zwar meistens nicht wirklich brauchbares raus, aber ab und so ganz geile Sounds.
    Und speziellen Dank für den Tipp zum Pladask Elektrisk Matrise, das klingt echt interessant!

  2. Profilbild
    I-0000-BassSolo

    Mir fällt immer wieder auf, dass es keine gute Sprachregelung gibt, um Looper von Loopern zu unterscheiden. 😀
    Loop-Switcher vs. Phrase-Looper vielleicht?

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