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Workshop: Gitarren Effekte & Pedals mit Synthesizern einsetzen

Der Arturia MicroFreak mit Delay und Reverb

15. Februar 2023

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Für viele mag der Gedanke erstmal etwas befremdlich sein, aber man kann durchaus Gitarren-Effekte und -Pedale mit Synthesizern kombinieren. Und letztlich ist es doch ein alter Hut: Ein Fender Rhodes ist ohne Phaser und Wah nur selten anzutreffen und auch der Roland Juno kommt durch seinen Chorus erst richtig zur Geltung. Beide haben ihren Kultstatus nicht zuletzt wegen ihrer Nutzung mit Gitarren-Effektpedalen erspielt und wirken ohne die entsprechenden Effekte nur halb so beeindruckend.
Der Arturia MicroFreak ist ein super flexibler Synthesizer jüngerer Bauart und schon jetzt ein junger Klassiker. Er bietet mit seiner Mod-Matrix zahlreiche Soundshaping-Optionen und spätestens seit seinem letzten Update vor geraumer Zeit, die einige Engines von Noise Engineering beinhalten, ist der MicroFreak klanglich nochmals auf ein neues Level gehoben worden.

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Arturia MicroFreak
Arturia MicroFreak
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(280)

Aber vielen Nutzern fehlt die Wucht und der Raum und sie stempeln ihn vorschnell einfach nur als Freak ab. Ähnlich verhält es sich oft mit analogen Mono-Synthesizern wie dem Behringer Model D oder ähnlichen klassischen Geräten. Es ist in der Musikproduktion kein Geheimnis, dass diese Räume mit Delays und Hall spielend leicht erzeugt werden können und aus dem kompakten und fokussierten Sound auf diese Weise eine beeindruckende Fläche hervorzaubern. Daher möchte ich in diesem Workshop ein paar Anregungen liefern, wie man Gitarren-Effekte und -Pedale mit Synthesizern einsetzen kann.

Gitarren-Effekte und -Pedale mit Synthesizern nutzen

Die kleinen, bunten Effektkistchen, die man eh schon auf dem Pedalboard hat, eignen sich perfekt, um den Sound des eigenen Synths zu verfeinern. Oft sind kompakte Synthesizer wie die erwähnten Behringer Model D und Arturia MicroFreak oder ähnliche Geräte der Einstieg in die Welt der Synthesizer. Synthesizer wie das Model D, als auch der MikroFreak haben einen 6,3 mm Mono-Ausgang und eignen sich dementsprechend ideal, um Gitarren-Effekte und -Pedale anzuschließen. Da viele digitale Delays Stereoausgänge haben, kann damit auch gleich aus dem fokussierten Mono-Sound eine Stereo-Soundwall gebaut und das Signal als Stereospur aufgenommen werden.

Auf den Headroom der Pedale achten

Wichtig bei der Auswahl des entsprechenden Delay-Effektpedals ist dabei der Headroom. Gerade analoge Pedale kommen hier oft an ihre Grenzen, da sie aufgrund ihrer Konstruktion genau auf die Lautstärke einer Gitarre abgestimmt sind. Aus diesem Grund könnte das zu heiße Signal eines Synthesizers Verzerrungen hervorrufen und das Signal unbrauchbar machen. Also bei analogen Delays immer erst einmal testen, ob es im eigenen Setup funktionieren könnte. Ein Blick ins jeweilige Handbuch verrät, ob das Pedal ein Line-Level-Signal verträgt oder nicht.

 

Analoge oder digitale Pedale verwenden?

Spannend ist auch die Arbeitsweise des gewählten Delays, denn ob man ein analoges oder ein digitales Pedal wählt, kann einen Unterschied machen. Analoge Delays können einem digitalen Synthesizer etwas Schmutz und Charakter verleihen. Sounds, die sonst etwas steril klingen können, werden durch die reduzierten Höhen, den analogen Schmutz und das leichte Rauschen in den Wiederholungen des Delays zu einem musikalischen Teppich.

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Das DOD Rubberneck zum Beispiel hat einen Gain-Regler, mit dem man noch etwas mutiger sein und dem Delay ordentlich Grid hinzufügen kann.

Andersherum funktioniert es natürlich ebenfalls sehr gut. Ein analoger Synthesizer könnte mit einem analogen Delay zu verwaschen und dunkel klingen. Hier wäre vielleicht ein klares, digitales Delay die bessere Wahl, damit das Signal nahezu unverfälscht wiedergegeben werden kann. Gerade das Strymon DIG ist hierfür ein idealer Partner, da es klare Delays mit wunderbarer Modulation und Stereo-Ausgängen vereint.

Modulation für lebendige Flächen im Sound

Während bei Gitarren das Delay am besten in den kurzen Spielpausen zwischen den Saitenanschlägen zur Geltung kommt, neige ich bei Synthesizern eher zu flächigen Sounds. Sicherlich, ein paar kurze Tone als Melodie oder als Bass mit kurzem Decay und Release können hier ebenso rhythmisch gespielt werden, wie mit der Gitarre.

Aber ein richtig schön flächiger Synths-Sound ist eben schon was Besonders und mit der Gitarre so nicht hinzubekommen. Hier geht das Delay allerdings fast unter. Aber auch nur fast. Erstmal kann man den erwähnten Stereo-Effekt ausnutzen und so wird der, sonst vielleicht etwas flachbrüstige Sound viel breiter und mächtiger. Fügt man dem Delay noch etwas Modulation hinzu, so gelangt etwas mehr Bewegung in den flächigen Sound und der Klang wirkt noch lebendiger. Die einzelnen Töne verschmelzen miteinander und bilden eine Klangeinheit.

Einsatz des Tone-Reglers zur Klangregelung

So wie man bei einem Synthesizer das Filter nutzt, um den Klang zu formen,  haben einige Delay Pedale ein Tone-Poti, mit dem man ebenfalls den Sound verändern kann. Wenn das gewählte Delay also einen Tone-Regler hat, macht es Spaß, beim Kombinieren von Synthesizern mit Gitarren-Effektpedalen extremere Settings zu probieren als bei der Gitarre. Das Tone-Poti eines Delay-Pedals ermöglicht es, die einzelnen Repeats (Wiederholungen) im Klang zu formen. Man kann bei den meisten Geräten, die ein Tone-Poti haben, die Höhen oder die Bässe kappen und das Signal dadurch dunkler oder heller machen. Hier kann das Delay auch gerne komplett ausgedünnt werden, so dass es nur noch aus den höheren Frequenzen besteht. Dadurch hebt es sich vom Gesamtsound besser ab. Das Erica Synths Zen Delay ist hier wohl das Paradebeispiel für Toneshaping-Optionen.

Erica Synth Zen Delay

Aber auch analoge Pedale, wie das Chase Bliss Thermae, können perfekt filtern. Wer es etwas flexibler mag, könnte das Source Audio Nemesis erwägen. Gerade die Analog-Emulation dieses Delays ist wirklich klasse und es bietet, mit oder ohne App, zahlreiche Einstellmöglichkeiten. Hiermit findet man bestimmt seinen Lieblingssound.

Synchronisation von Synthesizern mit Effekten per MIDI

Einige analoge und viele größere, digitale Delay-Pedale bieten die Möglichkeit, die Delay-Zeit per MIDI zu synchronisieren. So kann man das Delay als Gitarren-Effektpedal sehr gut mit dem Synthesizer kombinieren und die Geschwindigkeit des Delays an das Tempo des Presets angepasst werden. Aber bei Klangflächen finde ich es manchmal gerade interessant, wenn das Delay nicht genau auf den Zählzeiten liegt, sondern seinen Platz irgendwo dazwischen findet. Man möchte die mühsam erzeugen Flächen ja nicht zerhacken, sondern mit dem Delay interagieren lassen und klanglich etwas Spiel in den Sound bringen. Das Golden Ratio, das in einigen Delays mittlerweile zum Subdivision-Standard gehört, funktioniert hier perfekt. Tape-Emulationen, wie das NUX Tape Echo, erzeugen neben dem Wow und Flutter auch noch ein paar Tape-Glitch-Effekte.

Je nach Sound kann das auch richtig gut klingen und so manchen Basic-Sound enorm aufpeppen. Abgefahrene Reverse- oder Pitch-Delays sind hier richtig gut. Das Reverse-Delay kann in der ausklingenden Fläche des Synths den perkussiven Attack des Sounds noch mal wiederholen und Pitch-Delays fügen Oktaven oder je nach Delay Quinten oder ähnliches hinzu. Mehr geht fast nicht.

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Reverb

Oder doch. Ein ähnlicher Bombast lässt sich durch Gitarren-Pedale wie einem Reverb und einem Synthesizer erzeugen.

Synthesizer mit Gitarren Effektpedalen kombinieren Ich habe mit dem Donner VintaVerb im Plate-Setting mit ordentlich aufgedrehtem Tone-Regler und maximalem Decay aus einem flächigen Jupiter-6 orientierten Sound meines MicroFreak ein Ambient-Monster kreiert, das so meiner Meinung nach in vielen Blockbustern als Soundtrack hätte laufen können. Man darf ja mal träumen.

Das Reverb-Setting darf definitiv auch mal übertrieben eingestellt werden. Dezente Räume sind mir hier zu wenig. Ich liebe den Reverb als Effekt nicht nur für einen räumlichen Sound. Die Tiefe des Weltalls ist das Ziel. Apropos, hier ist der Moment gekommen, an dem du ohne schlechtes Gewissen auch mal den Shimmer-Reverb deines Effektpedals ausprobieren darfst. Ein tiefer Mono-Synthesizer-Bass mit Glide klingt richtig fett, wenn du mal Reverb mit Shimmer auswählst.

Da der Shimmer leicht verzögert einsetzt, kombiniert sich der Glide des Sounds mit dem Shimmer-Glide. Oder ein Reverse-Delay, das Source Audio Ventris hat so eins zum Beispiel, in einer full Wet Einstellung aus einem höheren Synth-Klang, der vorher vielleicht an ein Toy Piano oder Xylophone erinnert hat, wird mit einzelnen Tönen zum Soundtrack für Space Night.

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Source Audio Ventris Dual Reverb
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(54)

Das Offspring-Setting des gleichen Gerätes findet auch endlich Verwendung und ersetzt so manchen Sequencer. Hier reichen schon einzelne Töne, um ganze Atmosphären zu erzeugen.

Dabei muss es gar kein teueres Delay- oder Reverb-Pedal sein. Gitarren-Effekte und -Pedale, die mit dem Saiteninstrument vielleicht etwas unnatürlich klingen, können, wenn wir sie mit einem Synthesizer kombinieren, ganz neue Klangwelten erzeugen. Beim Rumexperimentieren mit Bass-Sounds des MicroFreak im Zusammenspiel mit einem mächtigen Cathedral-Reverb habe ich Settings gefunden, bei denen ich nur zwei, drei Töne spielen musste, was dem faulen Musiker natürlich absolut zusagt. In Verbindung mit dem Arpeggiator war schon ein halber Song fertig.

Noch ein paar Drums drunter und der Synthwave-Song steht. Schaltet man das Reverb kurzzeitig aus, rutscht die rosarote Brille erschreckend schnell und die Soundwolke verpufft. Also schnell wieder angeschaltet und die Klangwellen tragen mich davon. So manche schlichte Delay- oder Reverb-Gitarren-Effekte können durch geschicktes Kombinieren den manchmal etwas kompakt klingenden Synthesizer unfassbar aufwerten. Eine Stereo-Option, etwas Modulation und schon ist der nächste Bladerunner Soundtrack nicht mehr weit.

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Fazit

Seien wir doch mal ehrlich: Nur wenige Gitarristen würden aktuell auf die Idee kommen, eine Gitarre ganz ohne Effekte zu spielen, denn die bunten Kisten verschönern den Klang, erzeugen einen zusätzlichen Raum und verleihen dem Sound oft eine ganz besondere Atmosphäre. Wenn Synthesizer, die keine eigenen Effekte beinhalten, also manchmal diesen besonderen Wow-Effekt vermissen lassen, ist diesem Manko mit ein paar Gitarren-Effektpedalen schnell Abhilfe geschaffen. Auch der kompakteste Mono-Synth kann so zu einem wuchtigen Ambient-Monster werden und gerade die Stereo-Option zieht das Klangbild noch mal richtig in die Breite. Es lohnt sich also, mal etwas in der Effektkiste zu stöbern und mit ein paar bunten Pedalen die Klangfarbenpalette deiner Synthesizer etwas aufzupeppen.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Danke für den workshop. Auch wenn das Paaren von Gitarreneffekten und Synthesizern kein brandneues Thema ist freue ich mich darüber zu lesen und die Soundbeispiele sind gut. In den Kommentaren wird oft bemängelt, daß die Synth-Fraktion bei Tests von Gitarreneffekten ignoriert wird. Und kaum wird‘s mal zum Thema juckt‘s eben dieses Klientel nicht;)
    Crazy

  2. Profilbild
    Aljen AHU

    Klasse, die Skizze, danke! Natürlich kann es sich bei einem so kurzen Umriss „nur“ um Denkanstöße und Inspirationsquelle handeln. Das ist andererseits schon eine ganze Menge. Noch „andererseitser“ können Leser hier in den Kommentaren ihre eigenen Tipps oder gefährliches Halbwissen ;) dazu geben.

    Ich fange an: Kompressor. Auf meinem kleinen Board habe ich einen Darkglass Luminal werkeln. Eigentlich ein Bass-Kompressor, macht aber auch mit einem Fender VI-Derivat von Ibanez und mit ganz normalen Gitarren einen klasse Job.

    Doch als ich kürzlich, eher aus Versehen, durch den schmucken Finnen meinen Arturia Microfreak gejagt habe: my dear Mr. Singing Society, das war wie einen neuen Synthesizer zu haben. Der Freak klingt ja alles andere als oberfett – das ändert sich mit dem Luminal schlagartig. Es kommen auch Details der Klänge zur Geltung, Finessen, die sonst schlicht untergehen.

    Wie das Pedal eigentlich zu seinem Namen kommt (Luminal war mal der Handelsname von Phenobarbital, eines bekannten Schlafmittels), kann ich nicht nachvollziehen. Jedenfalls macht das Ding das Gegenteil: dünne Klänge munter.

    Natürlich gilt es auch hier, wie mir jedem Effekt: den Zauberlehrling-Effekt im Kern zähmen. Manche Sounds von dem Synth werden mit dem Luminal ungenießbar. Dann eben mit einem anderen Compri versuchen, ich habe noch den blauen Boss, der kann oft übernehmen.

    • Profilbild
      ToOoT

      @Aljen Ach ja, mit nem Bass Compressor (ebs multicomp) habe ich auch schon mal sehr gute Erfahrungen mit nem Volca FM gemacht.. die Combo hat dem Volca bei mir nochmal einen neuen Frühling beschert. Dadurch ist das Teil ultra fett geworden. Dein Kommentar hat mich auf jeden Fall angetriggert das auch mal beim Freak zu probieren.. nächste Woche teste ich das direkt mal auf der Bühne 👌

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