Von Stereo bis 3D?
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Ein Kopfhörer speziell für binaurales immersives Audio mit Fokus auf Mix und Mastering verspricht der OLLO Audio S5X zu sein. Das klingt vollmundig, speziell wenn der Anschaffungspreis von 449,- Euro berücksichtigt wird. Die technischen Daten klingen allerdings vielversprechend, das schauen wir uns genauer an.
Erster Eindruck zum OLLO Audio S5X
Dafür dass der Kopfhörer für 449,- Euro über die Ladentheke gehen soll, wirkt die Verpackung wenig spektakulär. Eine braune Pappschachtel mit einfacher Bedruckung, kein Schnickschnack.
In der Verpackung befindet sich der OLLO Audio S5X selbst, ein Etui sowie ein Anschlusskabel. Letzteres ist als Y-Kabel ausgeführt und hat an allen drei Enden einen Klinkenstecker in der 3,5 mm Ausführung zum Anschluss an Mischpult, Verstärker etc. und in der 2,5 mm Version zum Anschluss am Kopfhörer selbst. Diese zwei Enden sollen jeweils in die Ohrmuschel gesteckt werden, der verbleibende Stecker erlaubt es, einen 6,3 mm Klinkenadapter anzuschrauben, das ist seit Jahren so Standard. Selbstverständlich ist dieser Adapter im Lieferumfang enthalten. Ein Echtheitszertifikat und das Messprotokoll liegen ebenso bei. Mehr nicht. Eine wertige Box, wie es bei Produkten dieser Preisklasse durchaus üblich ist, findet sich diesmal nicht – schade. Denn überdurchschnittlich robust wirkt die Schachtel nicht. Andererseits ist aufwändige Verpackung selten nachhaltig.
Technische Daten
Die technischen Daten können sich sehen lassen: Die offenen, dynamischen Kopfhörer bieten einen Frequenzgang von 15 Hz bis 22 kHz und einen Maximalpegel von 108 dB SPL. Die Impedanz wird mit 50 Ohm angegeben und das Gewicht mit knapp 420 g. Die Lautsprechermuscheln sind angeblich handverlesen aufeinander abgestimmt: matched Pairs also.
Billige Materialien wurden hier nicht verbaut: Die Ohrmuscheln bestehen aus amerikanischem Walnussholz mit Ohrpolster aus Velours und Leder sowie Edelstahl und Kunstleder beim Kopfbügel. Warum am Bügel „nur“ Kunstleder genutzt wurde? Vermutlich wegen der einfacheren Reinigung. Kurz: Der OLLO Audio S5X sieht nicht nur wertig aus, er fühlt sich auch so an. Nicht ganz unwichtig bei einem Werkzeug, das so nah am Körper getragen werden soll.
Wie tragbar ist der OLLO Audio S5X?
Der Kopfhörer trägt sich sehr angenehm. Das sowieso schon geringe Gewicht (zumindest für diese Größenklasse) macht sich kaum bemerkbar. Der Sennheiser HD-280 Pro wiegt ca. 50 g weniger und fühlt sich beim Test im Direktvergleich sogar etwas schwerer an als der OLLO Audio S5X. Selbst Klassiker wie der AKG K-240 (284 g) oder der beyerdynamic DT 900 Pro X (345 g) wirken beim Tragen kaum leichter bzw. ähnlich schwer wie der OLLO Audio S5X aus Slowenien, gut gemacht.
Erreicht wird dies (auch) durch einen eher lockeren Sitz des Kopfhörers, da drückt bspw. der hier genannte Marktbegleiter von Sennheiser deutlich stärker auf Ohr und Kopf. Das ist eine zweischneidige Sache. So wirkt der OLLO Audio S5X zwar sehr leicht auf dem eigenen Kopf, sitzt aber so nicht in allen Lebenslagen – pardon – Mix- und Mastering-Lagen des Lebens fest und sicher. Das mag für die eine oder den anderen bereits das K.O.-Kriterium sein oder auch eben genau das Gegenteil.
Einsatz des OLLO Audio Studiokopfhörers
Beim ersten Nutzen des guten Stückes aus dem Hause OLLO Audio muss das Anschlusskabel mit den Ohrmuscheln verbunden werden. Hierfür ist etwas Kraftaufwand notwendig, da die Buchsen ein klein wenig Widerstand leisten. Das Gute daran ist, dass das Kabel so recht sicher sitzt und nicht aus Versehen herausrutschen kann. Bei günstigeren Marktbegleitern kann das durchaus schon mal im Normalbetrieb vorkommen. Unangenehm ist das Einstecken der Kabel jedoch schon ein wenig. Bei einem solch preisintensiven Produkt kostet es auch etwas Überwindung das Kabel mit solchem Druck die kleinen Stecker in die kleinen Buchsen einzustöpseln. Die Bedenken die Buchsen zu ruinieren, gilt es also erst mal zu überwinden.
Das Kabel selbst ist mit Gewebe umwickelt. Das wirkt stabil und wertig. Es wirkt außerdem recht massiv und gibt ein wenig Gewicht und „Zug nach unten“ auf die Ohrmuscheln.
Der Anschluss an beiden Seiten ist Fluch und Segen zugleich: So entsteht zumindest kein einseitiger Zug beim OLLO Audio S5X der das Trageerlebnis schmälert, andererseits wirkt es etwas unelegant gemessen an den Lösungen anderer Hersteller. Objektiv betrachtet ist es eine Sache der persönlichen Präferenzen. Griffgeräusche und Körperschall kommen durch das Kabel kaum zur Ohrmuschel. Das ist bei dieser Preisklasse allerdings die Minimalforderung. Wenige Marktbegleiter lösen das teilweise besser, die Mehrheit eher nicht.
In the Mix mit dem OLLO Audio S5X
Generell ist es eine heiße Diskussion, ob es eine gute Idee ist, einen Mix einzig und alleine über Kopfhörer zu fahren – aber das ist eine ganz andere Auseinandersetzung, die hier nicht diskutiert werden soll und den Rahmen eines Testberichtes sprengen würde. Nichtsdestotrotz ist genau diese Aufgabe eine der Main-Tasks, die der Hersteller dem OLLO Audio S5X zugedacht hat, besonders für immersive Audio-Anwendungen. Gerade die Mix-über-Kopfhörer-Diskussion erhält neue Argumente, wenn eine virtualisierte (binauralisierte) Mischung auf den Kopfhörern erklingt.
Besonders hier sieht OLLO Audio eben die Vorzüge des S5X und wirbt sogar auf der Schachtel mit dem Begriff Dolby Atmos. Prinzipiell eignen sich offene Kopfhörer für binauralisierte Mischungen besser – wie Kolleginnen und Kollegen im Feedback spiegeln – und auch der laut Hersteller flache (flat) Frequenzgang würde für solche Anwendungen nutzbringend sein.
Im Direktvergleich mit anderen Kopfhörern sowie verschiedenen Testpersonen scheint der OLLO Audio S5X tatsächlich bei binauralisierten Inhalten besser zu performen als Marktbegleiter. Dabei ist es nicht so, dass es sich hierbei um fundamentale Unterschiede handelt, aber es erscheint auffällig. Doch dazu später mehr.
Klanglich gibt es am OLLO Audio S5X nichts zu kritisieren. Das gute Stück klingt sauber und genügt dem gehobenem Anspruch zweifellos.
Binaural? Virtualisiert?
Um die hier genutzten Begriffe nicht ganz im Dunklen zu lassen, sei eine kurze Erläuterung der Bezeichnungen gestattet: Damit Mischungen auf Kopfhörer erlebbar sind, die mehr als zwei Kanäle haben, haben sich schlaue Mitmenschen Verfahren ersonnen. So soll das Hörerlebnis nachgebildet werden und ermöglichen nicht nur zwischen links und rechts sondern auch zwischen vorne, hinten, oben und unten zu differenzieren.
Der Begriff binaural kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie beidohrig. Da der menschliche Hörapparat mit nur zwei Ohren 3D hören kann wird unter einer binauralen Aufnahme (bzw. unter einer binauralisierten Mischung) eine Tonaufnahme verstanden, die mit einem Kopfhörer von (den meisten) Menschen als 3D-Aufnahme gehört bzw. erlebt wird. Das ist am einfachsten mit einem Kunstkopf zu erreichen. (eine Beispielaufnahme ist der „Virtual Barbershop„.) Es gibt jedoch auch Software (und Hardware) die das binaurale Hören simulieren kann.
Manche dieser Produkte bilden „nur“ die Studioabhören nach. Hierbei erzeugt das System den Eindruck in einem spezifischen Studio zu sitzen: Die Lautsprecher werden binaural als Klangquelle nachgebildet. Der Smyth Realizer und Spatial Audio Designer sind hierbei klassische Vertreter. In diesem Zusammenhang wird auch von Virtualisierung gesprochen, da eine Hörumgebung (Studio, Lautsprecher…) virtuell nachgebildet wird.
Der subjektive Hörtest mit dem OLLO Audio S5X
Nun bin ich als Testautor um objektive Einschätzungen stets bemüht (wenn diese Floskel in meinem Arbeitszeugnis stünde, würde ich bei der Agentur für Arbeit als schwer vermittelbar gelten). Wenn es nun um klangliche Bewertungen geht, ist Objektivität kaum möglich, wenn ich von der bloßen Rezitation eines Messprotokolls mal absehe.
Ich habe den OLLO Audio S5X mit verschiedenen Kopfhörern und meinem Lautsprecher-Setup verglichen. Wer den Musikkonsum über Bluetooth-Kopfhörer gewöhnt ist, sei gewarnt: Es ist fast immer so, dass kabelgebundene Kopfhörer sogar deutlich kostenintensiveren blauzähnigen Headphones gnadenlos überlegen sind. Warum ich das erwähne? Wer von einem solchen Bluetooth-Modell im Test direkt auf den OLLO Audio S5X umsteigt, wird restlos begeistert sein, aber eben nicht so ganz zu Recht.
Der erste und zweite subjektive Eindruck mit dem OLLO Audio Kopfhörer ist: Er klingt echt gut, nein, der klingt toll. Ob er sich klanglich von der 250-Euro-Liga stark genug abhebt, ist eine zweite Frage. Nach meinem ganz persönlichen Dafürhalten tut er das nicht. Er klingt – im Vergleich zu den oben zitierten Modellen – eben nicht doppelt so teuer bzw. gut. Allerdings sollten wir hier auch berücksichtigen, dass Sennheiser, AKG und beyerdynamic ganz andere Mengen produzieren und schon von daher günstiger ausfallen werden. Klanglich macht das gute Stück einen ausgewogenen Eindruck. Die Höhen klingen realistisch und nicht überbetont (wie das einige HiFi-Kopfhörer gerne machen). Wie bei der Preisklasse zu erwarten, bietet der S5X ein angenehmes und gut hörbares Low-End. Hier dröhnt oder wummert nichts, es klingt „einfach gut“.
Ich hatte bereits beim ersten Hörtest den Eindruck, dass binauralisierte Mischungen auf dem OLLO Audio etwas besser funktionieren als bei den Vergleichsmodellen. Ich habe mir ein zweites Paar Ohren geliehen und habe einen Blindtest gemacht. Dieser Eindruck wurde eindeutig bestätigt. Zwar nicht mit überragendem Abstand, aber glasklar.
Der Tragekomfort ist – wie angedeutet – gut bis sehr gut. Trotzdem vergisst man nie, einen Kopfhörer zu tragen, er ist immer zu spüren. Es gibt Modelle, bei denen das nicht so ist. Was nun objektiv besser ist, ist sehr individuell und subjektiv.
Also: Verschiedene Testpersonen kommen bei diesem Kopfhörer zu weitgehend identischen Ergebnissen, auch mal schön.
Ich glaube der Kopfhörer kam mal in der CT sehr gut bei deren Test weg,
Jedenfalls habe ich mir den Hersteller gemerkt, liegt aber auch daran, dass er genauso heißt wie mein Nickname ;)
Da ich die Firma noch nicht kannte, habe ich mal auf deren Seite geschaut. Sie kommt aus der Republik Slowenien und hat 2019 einen Start-up Preis erhalten.
Um den Kopfhörer für Immersive Audio zu entwickeln sind sie mit einem Kunstkopf in ein zertifiziertes Dolby Atmos Studio gegangen um den spezifischen Frequenzverlauf zu ermitteln. Diese Kurve, ich vermute Intensität über die Frequenz, haben sie als Nulllinie für ihren Kopfhörer verwendet. Wie sie das erreicht haben, verraten sie natürlich nicht, aber die Membran sitzt nicht zentrische und auch nicht planar. Das mitgelieferte Messprotokoll beschreibt dann die Abweichung von ihrer Referenzkurve.
Ich kann es mit technisch nicht erklären, dass es für Immersive Audio eine eigene optimale Intensitätsverteilung über die Frequenzen gibt. Aber es scheint ja gut zu funktionieren.
Was mir gefällt ist die Service Freundlichkeit, da fast alles selbst austauschbar ist.
Für L/R geben sie eine Toleranz von nur +/-1dB SPL an.
Zudem geben sie eine 5 jährige Garantie !
Hört sich alles gut an.
Sehr schickes Design. Die Kabelfarbe passt aus meiner Sicht nicht dazu.