Edler Budget Cleansound
Die Story hinter dem Fender Blues Junior AMP
Den Fender Blues Junior gibt es seit 1995 im Fender Sortiment. 2001, als die US-Produktion nach Mexiko verlagert wurde, gab es ein Redesign der Leiterplatte. Somit sagt man den Modellen davor einen etwas tiefenbetonteren Klang nach und noch dazu dem Hall viel Nebengeräusche. Zu erkennen sind diese an der grünen Platine. Bei dem Modell darauf sind die Platinen cremefarben oder braun, der Grundcharakter des Sounds ist seit dem eher höhenbetont. Das Nebengeräuschverhalten verbesserte man, indem der Hall vor den Master gelegt wurde.
Das Standardmodell des Blues Junior III ist in schwarzem Tolex gekleidet und verfügt über einen 1x 12″ Fender Lightning Bolt by Eminence 8 Ohm 50 Watt Lautsprecher. Das sind auch die beiden Hauptelemente, die bei den limitierten Neuauflagen immer mal geändert werden. Der Fender Blues Junior III Lacquered Tweed zum Beispiel ist, wie der Name schon sagt, in mit einem lackierten Tweed verkleidet und beherbergt einen 1x 12″ Jensen C-12N mit Keramikmagnet. Genau dieser steht in meinem privaten Besitz, er stand mir somit zum Vergleich zur Verfügung.
Bei einem Preis, der ca. 150-300 Euro über dem Standard-Amp liegt, sollte die limitierte Variante aber auch noch etwas anderes zu bieten haben, als nur limitiert zu sein. Schauen wir doch mal, wie sie sich die Bordeaux-Ausgabe im folgenden Test so schlägt!
Features des Fender Blues Junior III Bordeaux LTD
Ausgeliefert wird das relativ gut zu transportierende Paket in einer reduzierten, aber vollkommen ausreichend geschützten Pappverpackung. Gut zu transportieren, ist das Stichwort für den einen oder anderen viel beschäftigten Livegitarristen, denn der Fender Blues Junior III Bordeaux LTD bringt nur ca. 14 kg auf die Waage. Mit seinen Maßen von 41 x 46 x 24 cm fällt er definitiv in das rückenschonende, noch einfach zu transportierende Verstärkerformat.
15 Röhren Watt klingen ja erst mal wenig, aber jeder, der schon mal einen 50 oder gar 100 Watt Röhrenamp gespielt hat, weiß zumindest und muss eigentlich zugeben, dass man so viel Leistung heute nicht mehr wirklich benötigt, auch wenn es im Herzen wehtut. 100 Watt Röhrenverstärker wurden zu einer Zeit entwickelt, in der man große Bühnen noch direkt über die Backline beschallte, da war diese Leistung auch noch von Nöten und dazu hat es auch noch Spaß gemacht, die Full-Stacks in die Endstufensättigung zu fahren. Die Gegenwart beschreibt meist ein anderes Szenario. Selbst in kleinen Venues findet man mittlerweile gut aufgestellte PA Systeme, die selbst die kleinsten Kisten laut genug zum Publikum adressiert. Dazu kommt noch die Empfindlichkeit des Zuschauers bzw. Zuhörers, die natürlich mittlerweile auch um einiges gestiegen ist. Worauf ich eigentlich hinaus will: 15 Watt aus einem Röhrenverstärker reicht heute für fast alle Livesituationen, wer das abstreitet, hat es halt gerne lauter und/oder spielt nur große (500+) Bühnen.
Ein schönes Beispiel: Chris Reas Live Rig besteht unter anderem aus einem Paar Blues Juniors. Die Musikrichtung spielt hier natürlich auch eine nicht unwesentliche Rolle.
Somit kommen wir zu den weiteren Features des Fender Blues Junior III Bordeaux LTD. Wie seine Vorgänger verfügt er über nur einen Kanal. Mit einem Volume-Regler (Vorstufe) und dem einem Master (Endstufe) kann man zwischen Clean- und Overdrive-Sound wählen, mehr Zerre geht dann nur noch mit einem Overdrive- oder Distortionpedal davor. Mit einem Dreiband-EQ, sprich Treble (Höhen), Middle (Mitten) und Bass (Tiefen) besteht die Möglichkeit, den Klang anzupassen. Ein FAT-Taster ermöglicht es, den Mitten-Boost zu aktivieren, diesen kann man auch mit einem, leider aber nicht im Lieferumfang enthaltenem, Fußschalter an- bzw. ausschalten. Der letzte Regler im Bedienfeld ist das Hall-Poti, hiermit fügt man dem Klang einen Federhall hinzu.
Look & Verarbeitung des AMPs
Schöne cremefarbene Chickenhead-Knöpfe verzieren das Panel, der Hintergrund ist schwarz mit weißer Schrift, was die Lesbarkeit positiv unterstützt. Dankbar nehme ich eine kleine Veränderung entgegen, die Beschriftung steht, im Gegensatz zu meinem Modell, nicht auf dem Kopf. Dazu gönnt sich der Fender Blues Junior III Bordeaux LTD eine rote Fender Diamantleuchte. Alles Dinge, die beim Standardmodell immer mal bemängelt werden. Das creme- und seitlich bordeauxfarbene Tolex hebt, zumindest visuell, das Erscheinungsbild auf einen anderes Level, egal ob einem das gefällt oder auch nicht. Leider hat der limitierte Ausführung, wie auch seine Kumpanen, Metallfüße, die zwar irgendwie vintage und stilistisch ganz schick, aber in der Praxis eher von Nachteil sind. Nicht sehr rutschfest und man verkratzt evtl. diverse Untergründe. Der Vollgummi-Handgriff macht einen soliden und langlebigen Eindruck.
Die Vorstufe wird, wie sonst auch, mit drei 12AX7-Röhren versorgt. Die Endstufe, auch ohne Überraschung, mit zwei EL84-Röhren. Die Besonderheit liegt bei dieser Ausgabe, klanglich, beim Lautsprecher. Hier wurde ein 1×12″ Jensen P12Q mit Alnico Magnet verbaut. Im Vergleich verfügt der Blues Junior Lacquered Tweed, wie schon erwähnt, über einen 1 x12″ Jensen C-12N mit Keramik-Magnet.
Der Combostyle-Verstärker ist wie üblich hinten offen und hat ein fest installiertes Netzkabel. Grillen wir den Probanden mal an.
Der Fender Blues Junior III AMp in der Praxis
Die Verarbeitung des Blues Junior III Bordeaux lässt nichts zu wünschen übrig, das Tolex ist überall sauber verklebt und weist keine optischen Fehler auf. Auch sonst sitzt alles am richtigen Platz und nichts wackelt. Den Standby-Schalter hat man sich gespart, der Kippschalter ist sehr solide und die Potis laufen weich mit genügend Widerstand.
Die Anfälligkeit, die dem Amp nachgesagt wird, ist bei einem Test, der im Schnitt vier Wochen dauert, nur bedingt zu prüfen. Tatsächlich war mein eigenes Model ca. einen Monat nach Erwerb defekt. Seit der Reparatur läuft er aber zuverlässig.
Was den Sound betrifft, ist der Fender Blues Junior III Bordeaux eine wahre Freude, zumindest wenn man auf Fender Cleansounds steht. Mit allen Reglern auf 12 Uhr hat man im Grunde alles, was man braucht. Tatsächlich wird der Verstärker auch hier nicht mehr wirklich lauter. Was beim Testmodel auffällt, sind die noch mehr betonteren Höhen. Diese sind beim Tweed Model schon etwas zu viel. Es kann natürlich sein, dass es sich noch etwas zum Positiven ändert, wenn die Speaker eingeschwungen sind. Also den Höhenregler auf 7-9 Uhr (fast ganz rausgedreht) und los geht’s!
Bei moderater Lautstärke lohnt es sich, den FAT-Schalter zu betätigen, im lauteren „Livebetrieb“ empfiehlt es sich, ihn rauszunehmen, da die Bässe und Tiefmitten anfangen zu kippen. Das hängt natürlich auch sehr von der Gitarre ab, die man mit dem Junior verkabelt. Die beste Kombination ist für mich eine Strat, hier laufen beide Elemente zur Höchstform auf.
Mit der Tele ist es schon ein sehr „bissiger“ Klang, hier bedarf es etwas mehr Feintuning. Humbucker-Gitarren gehen auch wunderbar, aber man muss sich bewusst sein, dass der Clean-Sound ab einer gewissen Lautstärke in die Verzerrung kippt. Zumindest schneller als bei Singlecoil-Instrumenten.
Im Vergleich mit dem Tweed kann man hier den Unterschied ganz gut hören. Ich finde, beide haben ihren Charme, klingen etwas unterschiedlich, wenn auch im Grundcharakter ähnlich. Erstes Soundbeispiel Clean, Volume auf 4 von 12, Treble auf 6, Bass auf 6, Middle auf 6,5, Master auf 3, FAT on und Reverb auf 1 (off).
.
Hier geht es weiter mit etwas Hall, der meines Erachtens sehr schön klingt. Volume auf 5, Treble auf 3,5, Bass auf 6, Middle auf 6, Master auf 5, FAT on und Reverb auf 4.
.
Beim fünften und sechsten Soundbeispiel habe ich einen Distortion (den Glam von Servus! Pedale) vor den Fender Blues Junior III Bordeaux LTD geschaltet und mit dem Volumepoti gespielt. Beide Verstärker reagieren sehr dynamisch und Pedal-freundlich. Volume auf 5, Treble auf 3, Bass auf 6, Middle auf 6, Master auf 5, FAT on und Reverb auf 4.
.
Im letzten Soundbeispiel demonstriere ich das Raus- und Reindrehen des Halls und das Aktivieren/Seaktivieren des FAT-Schalters.
Ich hatte vor 2 1/2 Jahren den SubZero 20Watt, gebraucht gekauft. Da kam ein Freund vorbei und meinte: Cool, ein Fender Blues Junior! Ich winkte ab, das sei kein Fender.
Mein Freund lag richtig. Von der Optik, den Funktionen, Hallspirale, den Röhren, the blues junior mit dem authentischen Fender Sound: cleane Einstellungen zum schmelzen. Und das zum Schnäppchenpreis von 200.
(Luxus-)Probleme?! 20 Watt für kleinere Lokale sehr laut. 17 kg sind nicht gerade ein Fliegengewicht. Um den Amp richtig abgehen zu lassen, fast keine Chance. Irgendwann begann er zu bröseln und zischen. Neue Röhren = quasi neuer Amp.