PA-Boxen von Fender?
Fender Fortis
Fortissimo bedeutet in der Musik, dass sehr laut oder sehr kräftig gespielt wird. Und kräftig ist die neue Fender Fortis auch. Denn mit einer Spitzenleistung von 1300 Watt kann diese Zwei-Wege-Aktivbox ordentlich auf sich aufmerksam machen. Fortis ist die neue Reihe von Fender PA-Lautsprechern, die bisher aus zwei Aktivboxen mit 12-Zoll und 15-Zoll Woofern besteht und auf der jüngsten NAMM Show in Kalifornien erstmals präsentiert wurde. Wir haben bei Amazona zwei der beliebten 12-Zoll Varianten im Test und sind gespannt, was Fender hier an den Start bringt.
Die Fender Fortis F-12BT Aktivbox ist eine typische Zweiwegbox mit Tieftöner und Hochtöner im Bassreflexgehäuse. Sie bietet drei Kanäle und Audio-Streaming per Bluetooth. 12-Zoll sind die Abmessungen des Basslautsprechers, für den Hochtonbereich kommt ein1,75-Zoll Titan-Kompressionstreiber mit angeflanschtem Horn zum Einsatz. Zwei Class-D Verstärker mit aktiver Frequenzweiche bringen bei dieser Box Dauerleistungen von 500 Watt (Tiefton) und 150 Watt (Hochton), beziehungsweise Spitzenleistungen von 1000 Watt (Tiefton) und 300 Watt (Hochton). Summiert ergeben sich hier Systemleistungen von 650 Watt Dauerleistung und 1300 Watt Spitzenleistung. Der maximale Schalldruck erreicht dabei satte 135 dB. Und das reicht ganz sicher aus, um ein Paar Fortis F-12BT für DJs, Solokünstler bis hin zu mittleren Veranstaltungsgrößen interessant zu machen. Im Frequenzgang deckt die Fortis ein Spektrum von 50 Hz bis 20 kHz ab, die Dispersion, also der Abstrahlwinkel, beträgt 90 Grad horizontal und 40 Grad vertikal.
Holzgehäuse
Als Baumaterial setzt Fender auf ein Gehäuse aus 15 mm Sperrholz, was dann auch bei den Abmessungen von 380 x 649 x 385 mm (B x H x T) ein Gewicht von immerhin 19,5 kg auf die Waage bringt. Das ist nicht wenig, Kunststoffgehäuse sind hier leichter, aber beim Thema Kunststoff vs Holz scheiden sich bekanntlich die Geister. Manche Anwender stehen auf die Annehmlichkeiten des geringeren Gewichtes von Kunststoffboxen, für andere muss es unbedingt Holz sein. Vor- oder Nachteile sind bei beiden Bauformen zu nennen.
Strukturlack
Das Holzgehäuse der Fender Fortis F-12BT ist mit einem robusten Strukturlack versehen, der leichtes Anecken auf jeden Fall wegsteckt. Eckenschützer gibt es allerdings nicht. Sie scheinen derzeit auch bei Boxen anderer Hersteller grundsätzlich die Designer zu stören. Vor der Schallwand mit den Treibern sitzt ein robustes Metallgitter, das gegen Eindringen von kleinen Gegenständen mit einer Hinterspannung versehen ist. Feuchtigkeit wird damit zwar nicht so wie beim Einsatz von Akustikschaum zurückgehalten, aber besser als nichts. Schließlich gibt es auch immer noch Boxen ohne diese zusätzliche Sperre.
Das Gehäuse ist sogar mit zwei 35 mm Boxenflanschen ausgestattet, die ohne Feststeller auskommen müssen. Mit den Flansch-Varianten kann die Box entweder genau senkrecht oder auch um 7,5 Grad leicht nach vorne geneigt auf dem Hochständer montiert werden. Die Neigung macht Sinn, wenn die Box zum Beispiel auf einer höheren Bühne steht und der Schall nicht über die Köpfe der Zuhörer hinweg schallen soll. Zwei gute Transportgriffe oben und seitlich lassen die Box trotz des Gewichts gut hantieren. Soll die Fortis als Bodenmonitor zum Einsatz kommen, sind zwei unterschiedliche Winkel möglich: 30 Grad oder 60 Grad. Je nachdem ob hier jetzt die Nahfeldbeschallung gewünscht ist oder ob die Box einen weiter hinten stehenden Musiker mit Monitorsignalen versorgen soll, kann also der eine oder der andere Winkel zum Einsatz kommen. Längliche Kunststoffschienen bei beiden Monitorpositionen schützen die Oberflächen und heben die Box ein klein wenig vom Boden ab. Für die Festinstallation der Fortis sind M10 Flugpunkte vorgesehen.
Anschluss gewünscht
Das Bedienfeld ist leicht vertieft auf der Rückseite eingebaut. Hier warten drei Eingangskanäle auf Anschluss. Der Line-Eingang mit symmetrischer Kombobuchse (Klinke und XLR) bietet einen Lautstärkeregler und den Umschalter Hi/Low zum Anpassen der Empfindlichkeit. Darunter sitzt ein weiterer Eingang, ebenfalls mit symmetrischer Kombobuchse, der Line-Signale oder dynamische Mikrofonsignale entgegennimmt. Ein Lautstärkeregler ist hier ebenso vorhanden, wie der Umschalter Line/Mic, der die Eingangsempfindlichkeit bestimmt. Als dritter Kanal im Bunde folgt der kombinierte Aux- beziehungsweise Bluetooth-Eingang, auch mit eigenem Lautstärkeregler. Das Aux-Signal wird über eine 3,5 mm Mini-Stereoklinke eingespeist, die Bluetooth-Verbindung ist natürlich ebenfalls Stereo ausgelegt. Die Bluetooth Pairing-Taste darf natürlich nicht fehlen, ebenso die blaue Bluetooth Status-LED. Mit diesen drei Eingangskanälen kann nun munter gemischt werden. Und damit ist die Fender Fortis schon recht flexibel einsetzbar. Noch mehr Flexibilität wäre mit einem zusätzlichen HiZ-Eingang gegeben.
Extension-Ausgang
Die Loop- und Extension-Ausgänge sind symmetrische XLR-Buchsen. Über den Extension-Ausgang lässt sich mit einer zweiten Fortis Aktivbox echtes Stereo aus den Aux- oder Bluetooth-Signalen erzeugen. Mit dem Umschalter (Mono/Stereo) kann das Signal aber auch als Monomix ausgeben werden. Steht der Schalter in Position Stereo, wird das linke Signal zu den internen Verstärkern geschickt und das rechte Signal geht zum Extension-Ausgang. Die Mono/Stereo-Schaltung hat nur Einfluss auf den Extension-Ausgang. Zur Weiterleitung des Mixersignals an weitere Fortis Boxen oder Subwoofer gibt es den Ausgang mit der Bezeichnung Loop.
Klangregelung mit Schiebeschalter
Auch in der Klangformung hat die Aktivbox so einiges in petto. Der EQ-Schalter bietet drei voreingestellte EQ-Profile. Mehr Glanz im Bereich der Höhen wird in der Position High erreicht. Steht der Schieber hingegen auf Mid, gibt es eine Betonung der Mitten, was für mehr Klarheit bei Stimmen sorgt. Und die Stellung Flat sorgt schließlich für lineare Wiedergabe.
Der Vierweg-EQ mit der Bezeichnung LF am Schiebeschalter dient der Bearbeitung der Bässe. Boost verstärkt die tiefen Frequenzen sodass hier auch DJs auf ihre Kosten kommen, die fette Bässe haben möchten. Flat schaltet auf lineare Wiedergabe im Bassbereich, die Stellung Monitor reduziert die Bässe, was beim Einsatz als Bodenmonitor die Schwingungskopplung in Bodenlage reduziert und klaren Sound garantiert. Steht der Schalter in Position Sub, ist ein Hochpass-Filter aktiviert, das beim Einsatz eines Subwoofers die Basswiedergabe der Fender Fortis F-12BT entsprechend zurücknimmt. In welchen Frequenzbereichen die Filter ansetzen, lässt sich auch nach Recherche nicht sagen und wird daher noch mit einem Audio-Analyzer unter die Lupe genommen.
Kontroll-LED
An der Vorderseite der Box sitzt im unteren Bereich eine zweifarbige Kontroll-LED. Deren Arbeitsweise wird mit einem Schalter definiert. Der Schiebeschalter im hinteren Bedienfeld trägt folglich die Bezeichnung LED und lässt drei Schaltvarianten zu. Limit bedeutet, dass Netzbetrieb und Limiting mit der LED angezeigt werden. Power deutet auf den normalen Betrieb hin und Off schaltet die LED ganz aus. Die Kühlung der Endstufen erfolgt über eine Reihe von Lüftungsschlitzen im oberen Bereich des Bedienfeldes und zusätzlich über einen aktiven Lüfter, der sich temperaturabhängig bei Bedarf zuschaltet und für die nötige Luftzirkulation im Gehäuse sorgt.
Erwähnen möchte ich auch das recht lange Netzkabel, das Fender mitliefert. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn hier habe ich auch schon andere Ausführungen angetroffen.
Praxistest und Klangeindruck
Mein erster Griff geht wie so oft zum SM58, das ich ohne Umweg direkt an den Mikrofoneingang anschließe. Der Sound überzeugt auf Anhieb. Er ist klar und präzise, EQ und LF stehen zunächst auf Flat. Das ist ein gutes Zeichen, sprich die Box hinterlässt direkt einen guten Klangeindruck. Das Verändern der Schalterstellungen bei EQ und LF bringt genau die zu erwartenden Klangvariationen. Aber wie gesagt, schon die lineare Einstellung gefällt.
Die Bluetooth-Verbindung mit dem Android Smartphone ist ein Klacks. BT-Pairing-Taste drücken, die Fender Box taucht im Smartphone auf, und sobald sie aktiviert ist, geht die blau blinkende Bluetooth-LED in den dauerhaft leuchtenden Zustand über. Die Verbindung steht, das Audio-Streaming kann beginnen. Grundsätzlich finde ich Bluetooth eine tolle Angelegenheit. Für Zuspielungen in der Pause oder allgemein für Beschallungsaufgaben ist diese einfach zu handhabende Technik sehr nützlich und findet daher auch immer mehr Eingang in Aktivboxen allerlei Hersteller.
Diverse Zuspielungen von ausgesuchten Test-Stücken meiner Audio-CDs untermauern den richtig guten Klang der Fortis. Und was die Lautstärke betrifft, so sind zweimal 650 Watt Dauerleistung aus den zwei Aktivboxen schon eine echte Ansage. Die beiden EQ-Schalter lassen auch bei Musik aus der Konserve mehr Sound-Variationen zu, als man vielleicht zunächst vermuten würde. Je nach gewünschter musikalischer Vorstellung können die Fortis Boxen damit prima angepasst werden.
Messungen
Diese Messergebnisse spiegeln keine klinischen Tests im schalltoten Raum wider. Vielmehr zeigen sie die Ergebnisse in einer ganz normalen Umgebung. Zur Reduzierung der Raummoden steht die Box diagonal im Raum. Mit Rosa Rauschen und dem PAA3 Audio-Analyzer wollen wir nun Näheres zu den EQ-Einstellmöglichkeiten in Erfahrung bringen. Abstand zur Box bei jeder Messung (on-axis) etwa zwei Meter; alle Messungen mit dem Weighting Flat.
Die Grafiken der Messungen sprechen deutlich für sich. Gut erkennbar sind die Veränderungen in den Frequenzbändern je nach eingestelltem Preset.
Hi amazona-Team,
wie habt Ihr denn das Grundrauschen bzw. das Rauschen, wenn die Box nahezu aufgedreht ist (3 Uhr) wahrgenommen? Ich habe mir zwei der Boxen, auch aufgrund des positiven Reviews zugelegt und habe bisher folgende Erfahrungen gemacht:
– Sound wirklich sehr gut und bei höheren Lautstärken sehr druckvoll und satt, sowohl in den Bässen auch als in den Höhen. Die EQ-Regler an der Box arbeiten ebenfalls gut
– Das Rauschen der Box ist mit zunehmendem Output wirklich deutlich hörbar, eigentlich schon störend
– sind beide Boxen gleich laut aufgedreht und die zweite Box wird per Extension-Buchse verbunden, liefert sie nicht die gleiche Lautstärke des durchgeschleiften Signals – ist das normal, müsste die Box nicht dieselbe Lautstärke liefern?
Danke vorab für eine mögliche Hilfe bzgl. der Punkte. Würde die Boxen gerne behalten, aber am Rauschen muss irgendwas positiv verändert werden. Leider habe ich kein Vergleich, ob bspw. eine RCF Box im selben Preissegment genauso, weniger oder mehr rauscht…
André / intothewild
Hallo André.
Da gebe ich dir Recht. Die genannten Punkte sollten nicht auftreten. War in meinem Test auch nicht festzustellen. Ich würde in deinem Fall Kontakt zu Fender aufnehmen und die Problematik schildern oder deinen Verkäufer zunächst um einen Umtausch bitten.
Grüße,
Peter
Hallo André. Hast du beide EQs auf Höhen-Boost? Dann könnte ich mir ein Rauschen durchaus vorstellen. Andere Hersteller bieten diese spezielen EQ-Funktionen zum Beispiel nicht an.
@p.ludl Hi Peter,
nein, daran lag es nicht … ich habe wie gesagt leider keinen Vergleich, wie sich das bei anderen Herstellern in der Preisklasse verhält, aber: auf dreiviertel aufgedreht in Kombi mit einem besseren Kleinmischer entsteht schon ein sehr starkes Grundrauschen, was ich als sehr störend empfinde. Das war unabhängig von den EQ-Reglern an der Box.
Grüße, André
Hallo intothewild,
ich habe die 15 Zoll Variante und den 18 Zoll Sub bestellt, weil Thomann die gerade zum Rausschmeiß-Preis von 299€ und 444€ anbietet.
Das Rauschen kann ich bei den Topteilen bestätigen. Zudem ist der Klang extrem “hart“.
Wenn man die Topteile auf Sub einstellt, so dass sie an den Subwoofer angepasst sind und an selbigem die Übergangsfrequenz auf 150Hz stellt, sind die Höhen für meinen Geschmack massiv überbetont.
Ist der Preis auch noch so verlockend, so werde ich wohl doch besser etwas mehr Geld in die Hand nehmen.