Ein echt netter Preamp
Direkt aus Austin, Texas, kommt der FMR Audio RNP 8380, der Really Nice Preamp von FMR Audio. Ins Deutsche übersetzt würde das Produkt „Echt netter Vorverstärker“ heißen – mal sehen, ob nach dem Test der kumpelhafte Kasten immer noch so jovial daherkommt.
Ursprünglich 2005 entwickelt wurde der FMR Audio RNP 8380 im Jahr 2014 etwas überarbeitet. Dabei ist die Behausung, die aus einem recht üblichen Industrienormgehäuse besteht, beibehalten worden. Der Hersteller selbst bezeichnet das Gehäuse im englischen Quickstart-PDF (das zugleich die gesamte und ausführliche Anleitung ist) als Ugly Box, begründet aber die Entscheidung, dass „besser klingend“ immer „besser aussehend“ schlägt, zudem seien die gesparten Kosten für Design und extravagantes Gehäuse in die Entwicklung der Schaltung geflossen. Das Gehäuse des FMR Audio RNP 8380 besitzt genau eine drittel Rackbreite, hat eine Tiefe von 14 cm und ist etwas kleiner als eine Rackhöhe.
Das lässt auch mit den rutschfesten Gummifüßen genug Freiraum für eine gute Luftzirkulation. Diese ist auch nötig, denn der RNP 8380 wird im Betrieb gehörig warm, was daran liegt, dass er mit der 6-fachen Leerlaufleistung eines üblichen Class-A Preamps läuft. Und das alles, obwohl die Stromversorgung über ein externes Steckernetzteil läuft. Seit 2014 ist das zwingend ein DC-Netzteil von 9 V bis 12 V mit einer Leistung von mindestens 13,5 W, die Polung ist dabei egal. Die vorherige Version ermöglichte auch den Einsatz eines entsprechenden AC-Netzteils, aber da die Sicherheitsregularien für das Einführen von Wechselspannungen in Geräte verschärft wurden, fällt diese Option leider unter den Tisch.
Anschlüsse und Bedienelemente
Doch zunächst einmal ein Überblick über die Anschlüsse und Bedienelemente des RNP. Jeder, der schon mal einen Preamp bedient hat, sollte sich hier sofort zurecht finden. Na ja, oder besser gesagt zwei. Der FMR Audio RNP 8380 bietet nämlich zwei unabhängige Vorverstärker in dem kompakten Gehäuse.
Auf der Vorderseite sind die gerasterten Potis, die eine Verstärkung in zwölf 6 dB-Schritten von 0 dB bis 66 dB ermöglichen. Die Potikappen sind aus Metall und bieten durch ihre Riffelung eine gute Haptik. Mit 66 dB liegt der RNP nicht ganz am oberen Rand des Gain-Potentials, sollte aber für die allermeisten Anwendungen ausreichen. Die ebenfalls vorne liegenden D.I.-Eingänge sind dabei mit einer Aussteuerungsfestigkeit von 28 dBu auch sehr gut für laute Signale gerüstet (das sind 55 V Spitze zu Spitze!) und empfehlen sich daher auch für alle möglichen Line-Signale. Die Buchsen sind dabei fest mit dem Gehäuse verschraubt (im Gegensatz zu den Gain-Potis).
Die Schalter für Phasenumkehr und 48 V Phantomspeisung sind beim FMR Audio RNP 8380 lediglich Taster, da die eigentliche Steuerung von einem Mikroprozessor im Gerät übernommen wird (dazu später mehr). Beide Schaltzustände werden von 1,8 mm LEDs angezeigt. Eine dreigliedrige Pegelanzeige rundet die Vorderseite ab. Diese zeigt an, ob überhaupt Signal anliegt (grün), ob ein Pegel von +18 dBu erreicht wurde (gelb) oder ob das Signal übersteuert (Clip, superhelle rote LED). Das Clipping wird bereits 1 dBu unterhalb des eigentlichen Clip-Punktes angezeigt und die Anzeige bleibt danach für drei Sekunden stehen, so dass man auch kurze Übersteuerungen nicht verpasst.
Die XLR-Eingänge von Neutrik mit Arretierung befinden sich genauso auf der Rückseite, wie die symmetrischen Ausgänge, die liebevoll mit Guzintas (was soviel wie Steckdingens bedeutet) bezeichnet sind und die Insert-Buchsen, mit denen man ein anderes Gerät hinter der Vorverstärkung und vor dem Ausgangstreiber schleifen kann. Kollege Siegfried Schöbel schwört auf die RNC (Really Nice Compressor) desselben Herstellers und genau diese könnte man hier über ein TRS-Kabel (also unsymmetrisch) einschleifen, um einen echt netten Kanalzug zu bekommen (abzüglich eines EQs). Leider ist keine dieser vier Klinkenbuchsen mit dem Gehäuse verschraubt. Gerade weil der FMR Audio RNP 8380 so handlich ist, wäre eine Optimierung der Robustheit für den mobilen Einsatz in diese Richtung wünschenswert.
Der etwas andere Vorverstärker
Wie bereits erwähnt, kommt ein Mikrocontroller zum Einsatz und das ist für einen (Doppel-) Preamp in dieser Preisklasse sehr ungewöhnlich. Die MCU (Micro Controller Unit) sorgt u.a. für die Schaltvorgänge der Relais mit der die Phaseninvertierung und die Phantomspannung zugeschaltet werden. Um dabei die Chance zu vergrößern, das geliebte Bändchen Mic noch rechtzeitig vor dem Glühtot zu bewahren, fährt die MCU die 48 V erst langsam hoch und zeigt das durch Blinken der LED an. Außerdem verhindert eine Mute-Funktion Knacksen bei Aktivierung der Phantomspannung und der Invertierung der Phase. Die MCU überwacht zusätzlich auch die Stromversorgung, die Eingangsauswahl (mit entsprechendem Muting des ungenutzten Eingangs) und die Level-Anzeige.
Die MCU misst auch verschiedene Schaltkreisparameter und passt entsprechende DC-Spannungen innerhalb der Topologie an (um eine optimale DC-Kopplung zu erhalten). Das Ergebnis ist, dass u.a. auf Koppelkondensatoren verzichtet werden kann und es keine DC-Offsets mit all ihren unangenehmen Folgen, wie reduziertem Headroom oder Knacksen bei Einstellung der Vorverstärkung, gibt.
Danke für die Berücksichtigung von bislang zwei FMR Audio Produkten, dem Kompressor als auch dem Preamp. Ich halte beide Produkte für außergewöhnlich …
Hi, in dem Preamp sind zurecht die sehr geilen ICs von That Corp. verbaut. Aber daran ist jetzt erstmal nichts diskret. Diskret ist auch out. Allein aufgrund der Bauteilgrößen hat man schon Probleme vernünftige SNR hin zu bekommen.
Immer wieder im Auge gehabt aber noch nie gehört. Scheint Preis Leistung mäßig immer noch das Beste zu sein was es gibt.