Hifi-Consumer-Pro-Audio-Studio oder was?
Andere Zeiten, andere Sitten! Aufgrund der immer beliebter werdenden Arbeitsweise mit Kopfhörern im Abhörprozess nimmt die Auswahl an Kopfhörerverstärkern kontinuierlich zu. Mit dem Fostex HP-A8 MkII hat das japanische Unternehmen ein ebenfalls in Japan gefertigtes Exemplar am Start, das mit einigen außergewöhnlichen Details zuweilen weit über den Tellerrand eines gewöhnlichen Kopfhörerverstärkers hinausschaut.
Times are changing!
Es hat sich wahrlich einiges während der letzten beiden Dekaden in der Studiolandschaft verändert. Ja, es gibt weltweit immer noch einige wenige Superstars, die sowohl der klassischen Bandkonstellation als auch der klassischen Aufnahmetechnik in Form von räumlichen Aufnahmen und mehreren Monitorsystemen in der Abhörposition frönen. Gerne werden diese als Protagonisten für den High-End-Bereich ins Feld geführt und halten damit ganze Studiobereiche am Leben. Fakt ist jedoch aber auch, dass 2 von 3 State-Of-The-Art Studios die Pforten in den letzten Jahren mangels Auftragslage geschlossen haben und das verbleibende Drittel nur in Anbindung an eine Plattenfirmenstruktur o. ä. ohne direkte wirtschaftliche Abhängigkeit an dem getätigten Umsatz weiter betreiben können.
Gerade im Bereich der synthetischen Musik ist die räumliche Abbildung des Künstlers in Form einer Band obsolet geworden und vielmehr durch den optimierten Filter-, Kompressor- und Limiter-Einsatz ersetzt worden. Produktionen dieser Herangehensweise emanzipieren sich zusehends von der klassischen Studiosituation mit entsprechenden Abhörpositionen und greifen immer häufiger zum Kopfhörer als primären Klang-Controller, der jegliche räumliche Beschränkung aufhebt und den Produzenten nebst Toningenieur davon befreit, einen hohen Betrag in Bau und Wartung eines „echten“ Tonstudios zu investieren.
Um jedoch das Kopfhörersegment der Ober- und Bundesliga klanglich adäquat bedienen zu können, bedarf es des Öfteren mehr als den im Pult integrierten Kopfhörerverstärker und selbst der im Interface verbaute Verstärker strauchelt zuweilen am dreistelligen Ohmwert einiger Spitzenkopfhörer. Sich dessen bewusst schickt sich Fostex an, mit seinem Fostex HP-A8 MkII die volle Brandbreite an professioneller Klangqualität abzudecken, allerdings nicht ohne das zweite große Standbein des Kopfhörerbetriebs zu vernachlässigen, den Hifi-Bereich. Später mehr dazu.
Konzept und Konstruktion des Fostex HP-A8 MkII
Wer mit den großen Jungs spielen möchte, braucht eine entsprechende Ausstattung. Dass der Fostex HP-A8 MkII mit den ganz großen Jungs mithalten möchte, merkt man spätestens während des Auspackens des Geräts. Mit knapp 4 kg Gewicht gestaltet sich der schwarze Block aus Stahl alles andere als transportfreundlich. Ein Blick durch die Kühlschlitze in das Innenleben des lässt neben dem massiven Stahlgehäuses sehr schnell den Grund hierfür erkennen. Großzügig dimensionierte Bauteile sowie ein stattlicher Ringkerntrafo sorgen für einen primär stationär ausgelegten Betrieb, wobei ein passender Transportkoffer natürlich auch solche Gewichte problemlos bewegt.
Über die Optik des Fostex HP-A8 MkII lässt sich natürlich trefflich streiten. Die Meinungen werden wohl irgendwo zwischen „imposant glänzend“ und „HiFi Kasperletheater“ liegen. Natürlich ist die Optik mehr auf den Glastisch im HiFi-Imperium ausgerichtet, aber wer sagt denn, dass es nicht auch hier und da im Pro-Studio etwas glänzen darf, zumal das Frontpanel auf Hochglanz poliert wurde, ansonsten aber mit den 4 Reglern/Schaltern On/Off, Input Selector, Output Selector und Volume-Regler vergleichsweise dezent rüberkommt. Auch das Display tut, was es soll und überfrachtet den Nutzer nicht mit allerlei unnötigem Ballast, sondern beschränkt sich auf die wichtigsten Eckdaten in gut lesbarer Form.
Was als nächstes ins Auge springt, ist die zum Teil ungewöhnliche Anschlussperipherie auf der Rückseite des Gehäuses, die zusammen mit den großen Standfüssen und einer mitgelieferten Fernbedienung den primären Einsatzbereich des Fostex HP-A8 MkII offenlegt. Hier wird der HiFi-Fan ins Visier genommen, der in deutlich größerer Zahl als Musikproduzenten vorhanden, natürlich auch einen höheren Umsatz erwarten lässt. Im Zusammenspiel mit einer ordentlichen DAW sollte aber auch die Produzentenzunft von den Eckdaten des Fostex HP-A8 MkII profitieren, ist das Produkt doch nicht nur ein Kopfhörerverstärker, sondern auch noch ein High-End-DAC.