Edle Optik, edler Sound?
Der japanische Hersteller Fostex bedient, wie mittlerweile viele andere Hersteller auch, sowohl den preisbewussten Budget-User als auch die professionellen Tonstudio-Besitzer. Gute und günstige Studiomonitore wie beispielsweise die von uns bereits getesteten PM0.3dH samt Subwoofer und Monitorcontroller hat das Unternehmen ebenso im Programm wie hochwertige Kopfhörerverstärker und Kopfhörer. Genau solch ein Produkt haben wir uns mit dem Fostex TH-610 kürzlich ins Studio geholt. Auffällig ist sofort die Optik, denn der TH-610 wartet mit edel anmutenden Ohrmuscheln aus Holz auf.
Fostex TH-610 – Rundumblick
Der TH-610 wird in einem stabilen schwarzen Pappkarton geliefert. Vorne aufgedruckt ist der Produktname in Silber, innen drin liegt der Kopfhörer im mit Schaumstoff ausgekleideten Innenraum. Nutzt man den Kopfhörer im stationären Studiobereich, dient der Karton gleichermaßen als Aufbewahrungsmöglichkeit. Nimmt man ihn für Jobs mit auf Reisen, so kann man hierfür den zum Lieferumfang gehörenden Beutel aus Kunstleder nutzen. Ebenso mitgeliefert wird ein unsymmetrisches mit Stoff ummanteltes Kabel. Dieses endet auf einem 6,3 mm Klinkenstecker. Ein Adapter auf kleine Klinke liegt dem Kopfhörer nicht bei. Auf Wunsch kann man sich beim Hersteller das mit 7N OFC betitelte Alternativkabel bestellen, das auf einem XLR-Stecker endet und symmetrisch ausgeführt ist. Richtig gehört, der TH-610 kann auch über eine symmetrische Verbindung angeschlossen werden.
Gegenüber dem direkten Vorgänger TH-600 ist es ein klarer Vorteil, dass das Kabel nun nicht mehr fest montiert ist. Sollte einmal das Kabel defekt sein, ist somit schneller Ersatz besorgt, als wenn der Kopfhörer selbst eingeschickt werden muss, wobei Fostex hinsichtlich des Kabels auf ihr eigenes Format setzt.
Die Rahmenkonstruktion des TH-610 besteht aus Aluminium und wirkt entsprechend robust. Zwar nur eine Kleinigkeit, aber innen aufgedruckt befindet sich die Seriennummer. Mein vom Vertrieb zur Verfügung gestellter Kopfhörer trägt die Nummer 00093, das schafft für mich immer eine Art Vertrauensbonus. Der auf dem Kopf angenehm aufsitzende Kopfbügel besteht beim Fostex TH-610 aus Kunstleder. Die Seitenteile lassen sich um jeweils 3,6 cm rausziehen, da sollte auch für „Dickköpfe“ genug Platz einrichtbar sein. Highlight des Kopfhörers sind natürlich die Ohrmuscheln aus Schwarznuss, die dem TH-610, wie eingangs bereits erwähnt, ein überaus edles Erscheinungsbild verpassen. Klar, Optik ist nicht alles, vor allem wenn es um ein Studioprodukt geht, mit dem vor allem gehört und entsprechend gearbeitet werden will. Dennoch kann man dem Fostex seine Eleganz nicht abstreiten.
Die Konstruktion aus Aluminium und die Ohrmuscheln aus Holz hinterlassen aber auch anderweitig Spuren, denn mit 375 Gramm gehört der TH-610 klar zu den „Schwergewichten“ der Studiokopfhörer. Zum Vergleich: Die Konkurrenten liegen oftmals irgendwo zwischen 250 und 300 Gramm. Interessanterweise merkt man dem Fostex sein Gewicht aber kaum an. Auch bei längeren Sessions stört das Gewicht nicht, so dass er sich auch für Toningenieure und Arbeitstiere eignet, die viel über Kopfhörer abhören (müssen). Ebenfalls zum hohen Tragekomfort tragen die Ohrpolster aus Kunstleder bei. Diese sitzen angenehm über dem Ohr und weisen eine sehr weiche Oberfläche auf.
Technische Daten zum Fostex TH-610
Beim Fostex TH-610 handelt es sich um einen dynamischen Kopfhörer der geschlossenen Bauweise. Ausgestattet ist er mit 50 mm Neodym-Magneten und Biodyna-Membranen. Die Impedanz liegt bei sehr geringen 25 Ohm, die maximale Eingangsleistung bei 1.800 mW. Nicht nur auf dem Papier erscheint der TH-610 somit auch für den Einsatz an mobilen Endgeräten à la Smartphone oder Tablet geeignet zu sein. Auch im Praxistest, so viel sei schon vorweg genommen, kann der TH-610 hier auf ganzer Linie überzeugen. Den Frequenzgang gibt Fostex mit 5 Hz – 45 kHz an, die Empfindlichkeit liegt bei 97 dB (@1 kHz, 1 mW).
Klangeinsatz des Fostex TH-610
Der TH-610 wird mit diversen hochauflösenden FLAC-Dateien, WAVs und MP3s getestet und das an den folgenden Quellen: iPhone, Mackie 1604, Kopfhörerausgang der RME HDSP Karte und an einem SPL Phonitor mini. Somit hat er während des Tests mit einer Vielzahl unterschiedlicher Zuspielgeräte zu tun. Auch stilistisch ist die Bandbreite groß: Klassik, Electro, Hip Hop, Rock – Klassiker bis hin zu aktuellen Produktionen.
So groß die Bandbreite auch ist, die man dem TH-610 zur Abbildung zuspielt, es gibt kaum einen Stil, mit dem er nicht klarkommt. Das Klangbild ist überaus neutral und, sofern der Mix es hergibt, sehr druckvoll. Fostex selbst charakterisiert den TH-610 mit „neutraler als sein Vorgänger TH-600“. Ein Direktvergleich war zwar nicht möglich, aber neutral klingt der TH-610 allemal.
Sofort wird klar, der tieffrequente Bereich wird beim Fostex sehr anschaulich dargestellt. Bassdrums oder knarzige Kontrabässe behalten ihren originalen schnellen Anschlag bei der Wiedergabe über den TH-610, so dass es hier bei weitem nicht nur „mumpelt“, sondern akkurat bestimmt werden kann, wo und wie man das Signal zu bearbeiten hat. Dabei klingen die Bässe durchaus schön und nicht nur klinisch neutral. Der warme Charakter, den der TH-610 hier versprüht, ist sehr angenehm. Sehr gut bringt der TH-610 auch schnarrende Saitengeräusche eines Kontrabasses rüber, hier kommt wirklich jedes Detail zur Geltung.
Im unteren und oberen Mittenbereich setzt sich das Ganze gekonnt fort. Auch kritische, frequenznahe Instrumente lassen sich bei guten Mixes schön auseinander sortieren und bei der Erstellung des eigenes Mixes auf der Stereobühne gezielt platzieren und einordnen. Bei von Gitarren dominierten Rock-Songs fällt es dem TH-610 leicht alle Instrumente klar abzubilden und sie dennoch als „ein Paket“ zu verkaufen.
Insgesamt hinterlässt der TH-610 hinsichtlich der räumlichen Darstellung ohnehin ein sehr lebhaftes Klangbild. Sowohl im Stereofeld als auch bei der Tiefenstaffelung setzt der Fostex die einzelnen Anordnungen von Instrumenten oder Gesang sehr gut um.
Auch der Höhenbereich ist beim Fostex sehr gut aufgestellt und wird schön und brillant wiedergegeben. Hohe Frequenzbereiche werden, ohne aufdringlich zu werden, ins Gesamtbild eingefügt, scharf oder unangenehm wird der Klang nur, wenn man den Mix entsprechend zu harsch angeht.
Wie bereits erwähnt, kann man dem TH-610 nicht einen einzelnen oder wenige musikalische Stile zuordnen, denn aufgrund der sehr detaillierten Auflösung bietet er sich für klassische Aufnahmen oder Jazz an, dank des tiefgehenden Bassbereichs macht auch Hip Hop und R&B mit ihm Spaß und der gute aufgeräumte Mittenbereich sorgt auch bei Rock-Songs für entsprechenden Druck und Auflösung. Entsprechend kann man dem TH-610 den positiven Stempel „Allrounder“ aufdrücken was ihn eben besonders für Mischer und Toningenieure prädestiniert, die arbeitstechnisch ein großes Repertoire abzudecken haben.
Umfeld des Fostex TH-610
Im Preisbereich um die 600,- Euro tummeln sich zwar einige Kopfhörer, die Auswahl ist aber bei Weitem nicht so groß wie in den unteren Preisregionen, vor allem wenn man ein geschlossenes Modell wünscht. Somit fällt die Auswahl relativ klein aus, was es dem Kunden ermöglicht, mehrere Kopfhörer in die engere Wahl zu nehmen und diese bei Bedarf zu vergleichen. Denn letztlich gilt bei Kopfhörer und Studiomonitoren immer: Hören ist doch eine sehr subjektive Sache und wenn man schon bereit ist, einen ordentlichen dreistelligen Bereich zu investieren, dann sollte man entsprechend vergleichen.
Als Alternativen zum Fostex TH-610 sind u. a. das Erstlingswerk in Sachen Kopfhörer (in Zusammenarbeit mit Ultrasone) von ADAM Audio zu nennen. Der Einstieg in den Markt der Kopfhörer ist ADAM mit dem SP-5 absolut gelungen. Die Optik mag zwar nicht so edel anmuten wie beim TH-610, klangliche Qualitäten besitzt der SP-5 aber allemal. Auch der Signature Pro von Ultrasone könnte in die engere Wahl von Interessenten passen. Auch dieser ist klanglich sehr gut aufgestellt.