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Test: Lindell Audio LiN2A, optischer Kompressor

Lindell goes LA-2A

28. April 2023

lindell audio lin2a test

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Die schwedische Hersteller Lindell Audio schickt seit einiger Zeit seinen Vertreter für 2A-Style Kompression ins Rennen. Der LiN2A ist ein vollanaloger optischer Hardware Röhrenkompressor mit 2 HE Rackspace, der symmetrisch Mono ausgelegt ist.

Lindell Audio

Tobis Lindell, seines Zeichens Musikproduzent der Bohus Studios Schweden, firmierte 2010 die Firma Lindell Audio. Auf der Agenda stand zu dieser Zeit die Idee Geräte zu entwickeln, die seinem eigenen Workflow entsprechen sollten. Dazu mussten u. a. Funktionen und Bedienoberflächen erdacht und produziert werden, die es in den gewünschten Zusammensetzungen bis dato noch nicht auf dem Markt gab. Im Laufe der Zeit ist die Lindell Produktpalette stark gewachsen, doch die Firmenphilosophie ist klar und einfach gehalten: Gebaut von Ingenieuren für Ingenieure, also von Tonschaffenden für Tonschaffende.

LA-2A – 2A-style analoge Hardware-Kompression

Lindell ist nicht der erste Hersteller, der dem klassischen Ur-Kompressor-Gerät LA-2A ein Hardware Klone Tribut setzt, deshalb erkläre ich zuerst die Idee hinter dem LA-2A, dessen Wirkungsweise und Anwendungsmöglichkeiten.

lindell audio lin2a test

Teletronix baute Mitte bis Ende der 1960er-Jahre eben den Kompressor, der 2004 sogar die Aufnahme in die TECnology Hall of Fame schaffte. Universal Audio hat den Kompressor dann 1999 als Hard- und Software neu aufgelegt.

Der LA-2A ist handverdrahtet und arbeitet röhrenbasiert. Unter Verwendung eines elektrolumineszierenden Panels wird zusammen mit einem lichtabhängigen Cadmiumsulfid-Widerstand eine Verstärkungsreduzierung erreicht. Im Sprachgebrauch wird das als T4 Zelle bezeichnet und steht für optische Wirkungsweise. Die Eigenschaften der T4 Zelle verleihen dem Kompressor einen Großteil seines Klangs.

Der Kompressor hat 2 einfache Bedienelemente, die mit wenigen Zusatzfeatures alle Soundmöglichkeiten komplettieren. Gain-.Control liefert die Input-Pegelsteuerung und gleichzeitig die Regelung zum Pegelverlustausgleich für die nachgeschaltete Gain-Reduction, die den Grad der Reduzierung des Ursprungssignals regelt. Der Limit/Compress-Kippschalter ändert die Wirkungsweise und schaltet das Kompressionsverhältnis um. Das VU-Meter kann zum einen die Reduzierung anzeigen, per Umschalter wahlweise den Ausgangspegel. Die voreingestellten Werte, Attack bei etwa 10 ms und Release bei etwas 60 ms, machen dann control-abhängig den typischen Sound des Kompressors aus. Ein unscheinbarer High-Emphesys Regler komplettiert die Einstellmöglichkeiten der LA-2A Hardware.

Welche Features bietet der LiN2A Kompressor?

Ganze 12 Bedienelemente zählt der LiN2A, diese gilt es kurz durchzugehen. Wir beginnen auf der Frontseite und folgen in numerischer Reihenfolge.

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Lindell Audio LiN2A Bedienfelder

Lindell Audio LiN2A Bedienfelder

Nr. 1 ist der Power-Kippschalter, im Betriebsmodus ist eine rote Leuchte permanent an. Kippschalter Nr. 2 unterscheidet entweder den Compress- oder Limit-Modus. Beide Modi stehen für ein Kompressionsverhältnis, das bei Compress der Ratio 3:1 entspricht, bei Limit der Ratio unendlich zu 1, was quasi einem harten Cut oberhalb des Schwellwertes entspricht. Nr. 3 ist der 40-fach gerasterte Gain-Regler, quasi die Input-Aussteuerungsmöglichkeit des Quellsignals. Gleichzeitig regelt man hier auch den Lautstärkeverlust durch die dann folgende Kompression nach. Nr. 4 ist das immer schicke zeitlose VU-Meter, das hier besonders zentral in Szene gesetzt ist – wie ich finde generell eine Augenweide in jedem Studio.

Die Nr. 5 ist der Regler, der für den wohl wichtigsten Sound des LiN2A verantwortlich ist, die PEAK-Reduction. Diese regelt den Grad der Kompression, der auf das Audiosignal wirkt. Das gilt gleichermaßen für beide Voreinstellungen Compress bzw. Limit. Am 3-Wege Schalter, Nr. 6 auf dem Bild, lassen sich Werte über die optische VU-Meter-Anzeige wiedergeben. Dieser Meter-Mode ruft die Informationen Gain-Reduction, Output +10 oder Output +4 ab. Der Anwender kann sehen, wieviel der Kompressor macht bzw. was an Signal weitergegeben wird.

Als Global-Player kann als Stromzufuhr sowohl 110 V als auch 240 V angeschlossen werden, der Kaltgerätestecker ist rückseitig mit Nr. 7 gekennzeichnet. Nr. 8 schaltet die Volt-Zahl von 115 VAC auf 230 VAC um und Nr. 9 ist die zuschaltbare Erdung GND. Der Hinweis, immer Stecker mit 3-facher Belegung zur Stromversorgung und richtiger Erdung zu nutzen, ist auch abgedruckt.

Die Nr. 10 beschreibt den Calibration-Drehregler, der der Meter-Anzeige zugeordnet ist. Die Nadel soll auf der Null zur Ruheposition stehen, wenn keine Kompression angewendet wird. Diesen Drehregler kann man nachträglich kalibrieren, wenn die Anzeige nicht mehr korrekt wirkt.

lindell audio lin2a test

Abschliessend finden sich 2 symmetrische Großklinkenbuchsen rückseitig am Gerät verbaut. Nr. 11 ist der symmetrische Mono-Output, Nr. 12 der symmetrische Mono-Input. Aus mir unerklärlichen Gründen sind statt der heute üblichen XLR-Buchsen „nur“ Klinkenbuchsen verbaut worden, ggf. hat der Designer ja den Retrogedanken übernommen und der LiN2A Unit nur die Klinke spendiert. Hoffentlich sind auch immer alle angeschlossenen Kabel symmetrisch ausgeführt bzw. symmetisch gelötet.

Wie komprimiert man mit dem Lindell Audio LiN2A?

Um zu hören und zu sehen, was der LiN2A macht, empfehle ich, zuerst den VU-Meter-Wahlschalter auf Gain-Reduction zu stellen, den Compress-Modus zu wählen, dann die Peak-Reduction mittig auf 50 zu drehen und dann langsam das anliegende Signal mit Gain hochzudrehen. Leider hat der Kompressor keinen Bypass-Schalter, denn der nachbearbeitete Sound sollte in etwa gleichlaut zum unbearbeiteten Sound sein. Das Ausgleichen lässt sich nur durch Kombination beider Drehregler erreichen. In der DAW kann man sich ja eine Spur klonen, die eine läuft pur zur Summe, die andere durch den LiN2A, am Ende sollten beide im A/B Vergleich gleich laut sein. Der Unterschied beider Spuren liegt jetzt nur noch in der Peak-Reduktion bzw. dem Grad der Verdichtung des Signals. Oder man setzt den LiN2A als Hardware-Insert in seinen Kanalzug der DAW und kann so per Send-Mute den Bypass-Modus erreichen. Der Kompressor kann von soft bis giftig pumpend alles abbilden, je nach Wunsch des Bedieners.

Die Nutzung des Limit-Modus ist, wie der Compress-Modus auch, abhängig vom Einsatz der beiden Drehregler aufgebaut, nur dass jetzt die Peak-Spitzen statt nur dem Hammer von oben, die horizonatale Guillutine abbekommen. Da wird nicht geglättet, sondern geköpft.

Am Ende soll ein verdichtetes Signal stehen, das sich gefühlt lauter anhört.

Lindell Audio LiN2A 40-fach gerasterter Poti

Lindell Audio LiN2A 40-fach gerastertes Poti

Einstellmöglichkeiten eines Kompressors

Bisher kamen die Variablen Ratio, Gain und Peak-Reduktion zum Tragen, doch fast jeder handelsübliche Kompressor hat noch die Auswahl zweier weiterer Kriterien zum Einstellen parat. Der Faktor Attack, also wie schnell die Peak-Reduktion dem Signal auf die Pelle rückt, sowie Release, das meint die Ausschwingphase des Effekt-Signals, sind am LiN2A auf den ersten Blick nicht einstellbar. Ein klassisches Jein wäre da zu nennen. Natürlich sind beide Werte ein großes Thema, doch sind diese bereits voreingestellt. Die Attack-Time wird mit 10 Millisekunden angegeben, die Relase-Time, abhängig vom Grad der Komprimierung, zwischen einer halben Sekunde und fünf Sekunden bis zum endgültigen Abklingen des Effekt-Signals.

An dieser Stelle sind noch die anderen Kompressor-Modelle von Lindell Audio verlinkt, die auch Clones berühmter Klassiker sind.

Lindell Audio 1176 FET Kompressor

Lindell Audio 7x-500, API 500 Format Kompressor

Die Photozelle T4BLA Optocell von Black Lion Audio BLA

Im Innenleben des Lin2A befindet sich eine maßgeschneiderte Black Lion Audio Photozelle mit der Bezeichnung T4BLA. Diese sorgt für weiche Reduzierungen und detalliert gezeichnete Transparenz. Auf Nachfrage beim Hersteller sieht man die Optozelle folgendermaßen: Zitat:

„Technisch gesehen würden wir sagen, dass alle Optozellen auf dem originalen Teletronix basieren, da sie immer noch auf der gleichen Grundvoraussetzung beruhen. Aufgrund unserer Experimente mit dem Trimmen und der Formgebung der Panels würden wir unsere eher als „Hommage“ an das Originaldesign denn als “ Replika“ betrachten. Ein ähnliches Konzept verfolgen wir auch bei den Vorverstärkern und Kompressoren.“

Lindell Audio LiN2A, freier Röhrensteckplatz

Klangbeispiele zum Lindell Audio LiN2A

In den Klangbeispielen hört ihr die klassischen Mono-Signale, die man so komprimieren kann: Drums bzw. die ensprechenden Einzelsignale, Gitarre, Bass, Vocals. Pro Beispiel die puristische und die komprimierte Variante, jeweils mit gefühlt gleicher Lautstärke.

Zuerst die Vocals, Ilka Müller hat sich warmgesungen und dieses fantastische File beigesteuert, danke dafür. Der LiN2A auf 90 der Peak-Reduction, man hört eine sehr warme und weiche Kompression, die ordentlich zupackt. Vorsicht bei Atmern, die werden entsprechend stark mit hoch gezogen.

Jetzt der Bass. Hier habe ich frische Flatwound-Saiten drauf und DI über die Avalon U5 gespielt. Die Peak-Reduction bei 90, was dem Sound sehr gut steht, die Spitzen sind schön geglättet, der bauchige Rest nach oben geholt.

Die cleane E Gitarre habe ich über einen virtuellen Amp der DAW eingespielt, quasi internes Reamping. Die Peak-Reduction moderat bist 70 eingestellt, bei diesem File macht der LiN2A schon richtig Sound, denn er zieht Anzerrungen recht ordentlich nach oben, was dem Sound aber gut tut.

Dieselbe E-Gitarre, diesmal DI über den Avalon U5 Hals-Pickup und extra viel Nebengeräusch vom Griffbrett und den Leersaiten, um zu ziegen, dass die Komression das alles nach oben holt. Ansonsten auch wieder sehr feiner, weicher Sound, der die Gitarre im Mix druckvoller werden lässt.

Jetzt gibt es noch Drums. Da alle Einzelsignale sehr stark übersprechen, habe ich mich für folgende Klangbeispiele entschieden. Ein unbearbeiteter Stereo-Mix, nur Lautstärkenverhältnisse und Panorama sind in der DAW gesetzt, der Rest pure Mikro-Sounds. Dann wurde jede Einzelspur nach Laune des Küchenchefs individuell über den LiN2A komprimiert, alle Files wieder in die DAW gespielt und erneut mit Lautstärkenverhältnissen und Panorama-Einstellungen wie zuerst gemischt. Nur sind jetzt alle Files komprimiert zu hören und wurde am Ende Stereo summiert. Als Abschluss noch ein File mit allen unkomprimierten Files außer dem DickMic-Signal, das ist voll Peak reduziert und sehr laut beigemischt immer wieder im On/Off-Modus zum Vergleich. Danke an Jan Kehder und Jürgen Rössel für das Drumming bzw. das Recording dazu.

Am Ende noch ein Beispiel mit Limiter. Wie schon beschrieben, schneidet die gegen unendlich laufende Ration die Peaks irgendwann ab, aber soweit kommt es fast nicht, wenn man nicht ins Zerren geraten möchte. Der LiN2A pumpt schon ordentlich, aber der Song ist noch erträglich, zu viel ist eben eine Überdosis.

Ein Blick ins Innere des Kompressors

Dieser zeigt einen freien Steckplatz. Der Hersteller hat dem Käufer die Option freigehalten, die 6AQ5 Röhre, die einst im LA-2A verwendet wurden, nachzurüsten. Die verbaute Röhre wird damit dann inaktiv. Die restlichen drei Röhren, die auch im Inneren zu finden sind, werden üblicherweise gerne auch in den Konkurrenzgeräten verbaut und machen schlicht und ergreifend einen schönen warmen analogen Sound. Im Signalweg finden sich die Röhrentypen 12AX7 bzw. 6N6, welche die Optozelle mit Informationen befeuert.

Affiliate Links
Lindell Audio LiN2A
Lindell Audio LiN2A
Kundenbewertung:
(1)

Schaut man ganz genau hin, fehlt auf der Frontseite ein kleines, aber wichtiges Feature. Aus Kostengründen für einen erschwinglichen Endpreis, hat man sich bei Lindell bewusst gegen einen High-Emphesys-Regler und auch einen Bypass-Schalter entschieden. Doch was macht der Emphesys-Regler überhaupt? Dieser Regler arbeitet wie ein Highpass-Filter, bildlich gesprochen schaut das aus wie eine zum Hochfrequenten ansteigende schiefe Ebene.  Das gaukelt dem Kompressor viel mehr Hochfrequenzanteil vor und so wird faktisch das obere Frequenzspktrum stärker komprimiert. Das ist jedoch keine klassische Mehrband-Kompression, es werden immer noch alle Frequenzen berücksichtigt, nur eben mit manipulierten Input-Informationen.

Lindell Audio LiN2A VU Meter

Lindell Audio LiN2A, VU-Meter

Hot Stuff

Die starke Hitzeentwicklung muss auch angesprochen werden, nach ca. 15 min merkt man schon sehr deutlich, dass Röhren verbaut sind. Oben links und hinten links am Gerät kann ich grade noch so die Hand auflegen, im Vergleich ist der Heizungkörper hier im Raum ähnlich grade noch anfassbar, wir haben im Testzeitraum Winter bei äußeren Minusgraden. Das Chassis hat genügend Schlitze zur Luftzirkulation vorgesehen, einen extra Lüfter gibt es nicht.

 

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Fazit

Der LiN2A von Lindell Audio macht einen wunderbaren Job als Hardware-Clone des legendären LA-2A von Teletronix. Dank der optischen Art der Kompression des T4 BLA, sind weiche, aber deutlich zupackende Sounds zu erwarten. Der Mono ausgelegte 2 HE Kompressor braucht keine Konkurrenz zu fürchten und lohnt ein unbedingtes Antesten.

Plus

  • Kompressionseigenschaften wie das Original
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Durchsetzungskraft der komprimierten Sounds

Minus

  • High-Emphesys-Modus fehlt

Preis

  • 849,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    horstenberg

    Ganz herzlichen Dank für diesen super Artikel mit den tollen Soundbeispielen. Als interessierter Laie habe ich folgende Frage: Welche Bedeutung haben Hardware-Effekte heute noch im professionellen Bereich? Ich als Laie bin fast schon überwältigt von den Möglichkeiten, die ich habe, wenn ich ein hochwertiges Audio-Interface, eine DAW und zahlreiche Software-Effekte habe. Da kommt ja gar kein Bedürfnis mehr auf, noch Hardware-Effekte anzuschaffen.

    Ab welchem Punkt heißt es: Jetzt sind Hardware-Effekte sinnvoll? Oder ist das auch eine Glaubensfrage?

    Fernab davon sind die Soundbeispiele übrigens superinteressant. Ich kann nicht beurteilen, ob das mit Software Plug-Ins ebenso gut klingt.

    • Profilbild
      Olaf Strassen

      @horstenberg Das ist aus meiner Sicht eine berechtigte Frage. Vor dreißig Jahren waren gut ausgestattete professionelle Mix- und Masteringstudios noch ein Heiliger Gral, weil sie teure Hardware und viel Know-how besaßen, die für den durchschnittlichen Musikschaffenden unerreichbar waren. Heutzutage liegt der Fokus wohl eher auf dem Fachwissen der Profis in ihren Studios. Die Klangqualität der heutigen Softwarelösungen ist einfach hervorragend und zudem sehr erschwinglich geworden. (Früher war übrigens auch das Thema „Latenz“ von zentraler Bedeutung, denn Hardware-Kompressoren haben in der Regel keine Latenz.)
      Dennoch gibt es zwischen Soft- und Hardware immer noch Unterschiede. Hochwertige Hardware-Kompressoren sind oft für ihren besonderen Klangcharakter bekannt, der sich aus der einzigartigen Schaltung und den verwendeten analogen Komponenten ergibt. Software-Kompressoren können diese Charakteristiken emulieren, aber sie können nicht immer den exakten Klang einer spezifischen Hardware reproduzieren. Die Frage ist dann, ob man das wirklich benötigt. Und genau hier wird es dann religiös… ;)

      Der getestete LiN2A ist zudem eine Kopie eines analogen Originals. Die Frage ist also vielleicht eher, ob Software und analoge Hardware kostengünstiger werden dürfen, ohne Qualität einzubüßen. Ich denke schon und finde das bei gleichbleibender Langlebigkeit beider Produktarten grundsätzlich positiv.

    • Profilbild
      FROSTBOX

      @horstenberg Guter Artikel, finde ich auch! Persönlich hätte ich mir insbesondere den naheliegenden Vergleich zum Pendant von Warm Audio gewünscht.

      Die Frage nach Hard- oder Software ist heutzutage immer berechtigt. Meiner Meinung nach lässt sie sich auch ziemlich leicht beantworten: spätestens in einem fertigen Mix klingen Plugins genauso gut, sie sind viel günstiger (besonders stereo), verbrauchen weniger Strom und keinen Platz und ihre Einstellungen sind speicher- und reproduzierbar. Als DSP-Effekte sind sie auch direkt to-tape nutzbar. Ich glaube fest: rational gibt es keine wirklichen Argumente mehr für Hardware und viele gute Argumente dagegen.

      ABER: positive Emotionen basieren nicht nur auf der Ratio. Der Umgang mit analoger Hardware kann sehr viel mehr Spaß machen – wenn man das mag. Wer Musik produziert, weil der Prozess Spaß macht, der/die kann daraus für analoge Hardware ein sehr gewichtiges Pro-Argument ziehen. Wer den Produktionsprozess eher als notwendiges Übel auf dem Weg zur musikalischen Verwirklichung sieht, knapp bei Kasse ist, oder keine positiven Emotionen aus analoger Technik schöpfen kann, sollte Geld, Platz und Zeit unbedingt anderweitig investieren und lieber auf Plugins zurückgreifen. Der eine und andere Ansatz haben absolut ihre Berechtigung und es sinnlos, sie gegeneinander aufzuwiegen. Wunderbar, dass wir heute diese Wahl haben!

  2. Profilbild
    jochen_schnur RED

    Danke für Euer Feedback zum Artikel. Und gleich sind wir schon mitten in einer Grundsatzdiskussion:
    Hardware oder Plugin?
    Ich empfehle ein ganz simples Mittel:
    Nutzt die Ohren oder macht einen Blindtest, aber am Ende ist es immer der persönliche Geschmack, der alles entscheidet.
    Klar, der vorhandene Geldbeutel muss den Einsatz der meist teuren Hardware rechtfertigen, im Studio will das refinanziert werden. Ein einziges gutes Teil in einer sonst schlechten Signalkette wertet nur bedingt auf und man muss wissen, was man überhaupt für ein Klangbild erzeugen möchte.
    Wieso nur sind in den ganz großen Studios immer noch die bewährten analogen Kisten im Einsatz, Klassiker Mikrofone am Start und und und. Ganz einfach, weil die Dinger eben klingen. Ein Plugin ist eine simmulation des Originals, einige sind näher dran, einige weit weg, grundsätzlich kaum darzustellen. In jedem Fall ist in der digitalen Welt nicht alles automatisch toll, so wie es die Industrie gerne verkauft, der Künstler am Pult oder Rechner formt mit den Möglichkeiten der Regler seinen Sound nach persönlichem Geschmack und es führen eben viele Wege nach Rom.
    Hier im Studio fahre ich etwa 70 zu 30 Hardware Sound gegen Plugin Einsatz. Überwiegend Hanrdware bis zur Wandlung und in der Summer beim Mixdown, im Rechner begleitend dann Plugins.

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