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Test: Framus Artist Line William DuVall, E-Gitarre

Alice in Chains Sound für kleines Geld?!

10. August 2021
Framus Artist Line William DuVall

Framus William DuVall

Es gibt nicht viele Gitarrenfirmen in unserem Land, die der internationalen Konkurrenz aus den USA oder Asien die Stirn bieten können. Die Firma Framus aus Markneukirchen kann dies aber und überrascht uns seit Jahren nicht nur mit einer gleichbleibend hohen Qualität, sondern auch mit eigenen mutigen Designs ihrer Instrumente. Auch bei den Endorsern mit deren Signature-Gitarren hat man sich einige klangvolle Namen ins Boot geholt, neben Devin Townsend wurde auch dem Alice in Chains-Gitarristen William DuVall ein Instrument auf den Leib geschneidert. Dieses ist in zwei Varianten zu bekommen: Einmal aus der Teambuild Serie, die mit hoher Sorgfalt im Framus-Werk in Markneukirchen hergestellt wird und einen dementsprechend hohen Preis besitzt, und zum anderen ein Modell aus der D-Serie, das in China hergestellt wird und zu gut einem Fünftel des Preises erhältlich ist. Zum Test liegt uns das asiatische Modell vor, welches wir uns nun mal genauer betrachten werden.

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Framus Artist Line William DuVall – Facts & Features

Die Basis für den avantgardistisch designten Korpus der Framus William DuVall bildet Mahagoni; mit wie vielen Teilen hier gearbeitet wurde, lässt sich aber aufgrund der hochdeckenden schwarzen Lackschicht nur erahnen. Leichte Wölbungen auf der Decke und der Rückseite bilden eine gute Basis für ein angenehmes Tragen am Gurt, zudem ist das Instrument perfekt ausbalanciert, nicht sehr schwer und zieht weder nach vorne oder hinten am Gurt oder beim Platzieren im Schoß des Spielers. Als optische Finesse dient ein Streifen aus Perlmutt, der die gewölbten Konturen der Decke unterstützt.

Ebenfalls aus Mahagoni besteht der eingeleimte Hals mit seinem Ebenholzgriffbrett und den 22 Bünden, die absolut sauber und akkurat eingesetzt wurden. Lediglich bei der Politur der Oberflächen hätte man sich noch etwas mehr Mühe geben können, das Problem löst sich aber erfahrungsgemäß recht schnell, wenn man erst einmal ein paar Stunden fleißig Bendings und Slides zelebriert. Etwas beengt geht es jedoch beim Bespielen der oberen Lagen zu, hier hätten das Cutaway m.M.n. ruhig noch etwas großzügiger ausfallen können. Hinzu kommt, dass der Hals-Korpus-Übergang nicht besonders ergonomisch gestaltet wurde, das ist beim ungleich kostspieligeren Teambuild-Instrument aber auch nicht anders.

Das Halsprofil ist recht schlank ausgefallen, was zusammen mit einem Griffbrettradius von 305 mm für eine angenehme Bespielbarkeit sorgt. Die wäre sicher noch angenehmer, wenn die Saitenlage ab Werk etwas flacher wäre, doch auch dieses Problem ist mit dem Absenken der Brücke und ihren zwei Bolzen schnell erledigt. Entwarnung kann auch bezüglich der lackierten Halsrückseite gegeben werden; hier hat Framus mit dem verwendeten Lack einen guten Kompromiss zwischen dem Schutz des Holzes und einer „klebefreien“ Bespielbarkeit gefunden. Nichts behindert die Greifhand beim Agieren, auch dann nicht, wenn es mal etwas feuchter zugehen sollte.

Framus Artist Line William DuVall

Die William DuVall von ihrer Rückseite

Die Hardware: String-through-Body für mehr Power!

Um die Resonanzen der Konstruktion bestmöglich auszunutzen und nicht zuletzt um das Sustain zu verstärken, setzt Framus bei der William DuVall auf eine Saitenführung durch den Korpus, im Fachjargon auch als „String-through-Body“ bezeichnet. Die sechs Drähte verschwinden in ihren Metallhülsen direkt hinter der Tune-o-Matic Brücke im Body und wandern von dort hinauf zu den Mechaniken, die aus eigener Herstellung von Framus stammen. Die Tuner sind zwar ganz einfache Typen ohne Klemmmechanismus, sie arbeiten aber nicht nur für ein Instrument in dieser Preisklasse außergewöhnlich gut. Das gilt sowohl für das Halten der Stimmung als auch für das Stimmen selbst, bei dem sie mit einer unerwarteten Präzision glänzen: kein Spiel auf der Achse, kein Leerlauf in jeglicher Form, einfach Klasse!

Framus Artist Line William DuVall Mechaniken Tuner

Überraschend gute Mechaniken

Pickups & Schaltung

Nicht nur bei den Mechaniken setzt Framus auf Produkte aus eigener Fertigung – auch die beiden Tonabnehmer in ihren schwarzen Kunststoffrahmen sind eine Entwicklung der Markneukirchener. Am Steg sitzt ein Framus 400, während in der Halsposition ein Framus 100 für die elektrische Abnahme sorgt. Jeder Pickup verfügt über einen eigenen Volume- und Tone-Regler, die Auswahl erfolgt über einen Dreiwegeschalter, der im oberen Cutaway seinen Platz gefunden hat. Die Regler besitzen Knöpfe aus Metall, die auch bei schweißnassen Händen gut zu bedienen sind, zudem laufen sie mit einem gesunden Widerstand auf ihren Achsen und fallen nicht durch übermäßiges Spiel auf.

Der Dreiwegeschalter hingegen entspricht den Erwartungen, die man bei einem Instrument dieser Preisklasse vermuten würde: etwas schwammig in der Bedienung und mit deutlichem Spiel auf seiner Achse. Aber gut, das sind Bauteile, die man zur Not mit wenig Zeitaufwand und Geld schnell tauschen kann. Da die Schaltung kein Coil-Splitting ermöglicht, wählt der Schalter somit nur den vorderen Humbucker, beide Humbucker zusammen oder aber den Framus 400 am Steg aus. Das ist Schade, aber vermutlich benötigt William DuVall in seinem Stil einfach keine Singlecoil-Sounds.

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Framus Artist Line William DuVall Pickups

Zwei Humbucker aus eigener Fertigung sorgen für die Abnahme

Framus Artist Line William DuVall – Praxis-Check

Akustischer Grundsound / Handling

Die String-through-Body Konstruktion sowie der eingeleimte Hals verfehlen auch bei der Framus Artist Line William DuVall ihre Wirkung nicht. Das Instrument verfügt über ein bärenstarkes Sustain und einen voluminösen und zugleich resonanzfreudigen Grundsound, der jede gepickte Note mit ordentlich Dampf versorgt. Nach Korrektur des eher dürftigen Werks-Settings ermöglicht der Hals mit seinem schlanken Profil eine gute Bespielbarkeit, die allerdings ab ca. der Höhe des 19. Bundes durch das meiner Meinung nach zu schmale Cutaway etwas ausgebremst wird. Zumindest mit meinen „Schlosserpranken“ wird es dann ungemütlich, zumal der Hals-Korpus-Übergang schon recht voluminös ausgefallen ist – ich erwähnte es bereits. Bis dorthin aber bietet die William DuVall einen sauber artikulierten Grundsound, der nicht durch Deadspots, Schnarrer oder andere Artefakte getrübt wird. Sieht man mal von den nur unzureichend polierten Oberflächen der Bundstäbchen ab, aber auch das erwähnte ich ja bereits weiter vorne.

Elektrischer Sound

Bislang hinterließ die Framus William DuVall bis auf ein paar Kleinigkeiten einen sehr guten Eindruck: Ihre Verarbeitung, die Optik, der wuchtige Grundsound und ihre gute Bespielbarkeit bringen ihr einige Pluspunkte. Das Bild ändert sich jedoch leider, wenn man sie an den Amp koppelt, denn die beiden Humbucker können den überraschend guten Klang der Konstruktion nur mit viel Mühe wiedergeben. Nicht etwa, dass die beiden Framus-Pickups brummen würden, und auch das Fehlen der Singlecoil-Option lässt sich noch verschmerzen. Ihr Klang ist schlicht übermäßig Mittenbetont, besitzt wenig Headroom, kaum Dynamik und noch weniger Flexibilität. Besonders bemerkbar macht sich das beim Wechsel zwischen der Wahl der Halsposition und dem Betrieb beider Pickups (Schalter in Mittelstellung), bei der so gut wie keine Unterschiede zu bemerken sind. Besonders im Klangbeispiel mit den unverzerrten Sounds („Alle Cleansounds“) kann man das recht gut hören.

Auch im verzerrten Betrieb geraten die beiden Humbucker recht schnell an ihre Grenzen und zeigen sich durch Matschen und ein undifferenziertes Klangbild schon bei relativ wenig Gain. Das ist wirklich sehr schade und überrascht mich nun doch nach dieser bislang sehr guten Vorstellung. Ein paar Marken-Pickups würden hier ganz sicher Wunder wirken, um den wirklich potenten Grundsound des Instruments würdevoll an den Verstärker zu portieren.

Framus Artist Line William DuVall – Klangbeispiele

Für die nun folgenden Klangbeispiele habe ich die Framus William DuVall zusammen mit einem Mesa/Boogie Studio 22+ Combo betrieben. Vor dem Boogie war ein AKG C3000 Mikrofon positioniert, ehe das Signal ohne weitere Effekte in Logic Audio aufgenommen wurde.

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Fazit

Wären die minderwertigen Pickups nicht, dann würde die Framus William DuVall ganz sicher ein paar Punkte besser abschneiden. Das Instrument ist tadellos verarbeitet, lässt sich gut bespielen, ist zweifellos hübsch anzusehen in seiner avantgardistischen Form und besitzt einen resonanten und zugleich kraftvollen Grundsound, der allerdings nicht so recht am Verstärker ankommen will.

Plus

  • gute Verarbeitung
  • Optik
  • Mechaniken
  • kraftvoller Grundsound

Minus

  • Pickups
  • schmales Cutaway

Preis

  • 656,- Euro
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Klangbeispiele
Forum

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