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Test: Frap Tools USTA, Eurorack Sequencer

Sequencer mit vielfältigen Skalen

14. Februar 2020
frap tools usta

Frap Tools USTA, Eurorack Sequencer

Italien – ein Land mit besonderem Sinn für die schönen Dinge des Lebens. Weltweit bekannt als Heimat bedeutendster Künstler, Dichter und architektonischer Wunderwerke. Und nicht zuletzt einer weltweit angesehen kulinarischen Tradition, der wir das wohl beliebteste Gericht der Welt, die Pizza, zu verdanken haben. Trotz kosmetischer Gemeinsamkeiten dürfte diese aber wenig mit der Idee hinter dem heutigen Testobjekt zu tun gehabt haben. Frap Tools haben sich schon vorher einfacher Konzepte angenommen, diese dann aber gewitzt umgesetzt. So ist es kein Wunder, dass der erste hauseigene Sequencer keine gewöhnliche XOX-Reihe ist. Vielmehr ähnelt der USTA einem ganz alten Knochen, dem Buchla 288. Statt von links nach rechts läuft die Clock eine kreisrunde Sequenz ab und erzeugt so unterschiedliche Steuerspannungen auf 4 Spuren. Doch bevor ich in die Funktionsweise einsteige, gilt es die Oberfläche zu studieren.

Oberfläche und Verarbeitung

Gegenläufig zur Konvention der lackierten Aluminium-Blende, ist ein bedeutender Teil der Frontplatte des USTA von einer runden Ellipsenform bedeckt. Hinter dieser Kunststoffscheibe liegt das LED-Display. Ringförmig versetzt ragen die 16 Endlos-Encoder mit Druckfunktion aus der Frontplatte. Die Encoder sind wohlgemerkt end- aber nicht stufenlos. Was mir sehr positiv auffällt, sind die LED-Kränze, die sich um die Encoder legen.

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Durch diese kann man den aktuellen Wert jedes Encoders blitzschnell erfassen. Dazu kommt noch jeweils eine korrespondierende LED auf der Innenseite des Rings. Innerhalb der oben genannten Ellipse befinden sich ein einzelner Encoder, ein Display und insgesamt 14 kleine Drucktaster.
Insgesamt 16 mehrfarbige LEDs signalisieren durch zu den Endlos-Encodern korrespondierenden Diodenlöchern den jeweiligen Editier-Modus der Sequenz. Zu den verschiedenen Navigationstastern auf der Frontblende kommen ebenfalls einzelne LED-Leuchten, die einem die Position in der Menüführung anzeigen. Gerade dem hinterleuchteten Stift-Symbol sollte man regelmäßig Aufmerksamkeit zukommen lassen, warum werde ich im Workflow-Bereich des Artikels erörtern. Warum der USTA als „4×4-Sequencer“ ausgewiesen ist, wird auch auf dem Panel klar. Zur rechten Hand stehen 4 Grüppchen mit je 4 Patchbuchsen.

In Frap Tools-Manier ist der Signalweg auf dem Panel angedeutet: Eingefärbte Linien verbinden die Buchsen miteinander und signalisieren deren Zusammengehörigkeit. Jede Gruppe besteht aus 2 CV-Out-Buchsen und 2 Gate-Out-Buchsen.

Bedienung des Sequencers

Eine Vielzahl an Features sollen im USTA implementiert und leicht zugänglich sein. Mit seiner vergleichsweise flachen Menüstruktur sind es vor allem die Farbkodierungen der Multicolor-LEDs, die einem Orientierung geben. Deshalb ist es für den Anfang ratsam, das PDF-Benutzerhandbuch bei der Hand zu haben. Hier haben die USTA-Hersteller einen sehr ungewöhnlichen Lösungsansatz, da es für alle Geräte des Herstellers nur ein großes Benutzerhandbuch gibt. Das ist vielleicht auf dem Desktop eine ordentlich anmutende Lösung, erschwert jedoch die Suche nach ganz bestimmten Textabschnitten, das ja ein bedeutendes Feature eines PDF-Handbuchs ist. Meiner Meinung nach eine unnötige Entscheidung mit nervigen Konsequenzen, aber auch kein absoluter Dealbreaker. Ist man also so weit und hat das Modul eingebaut und angeschaltet, geht es direkt in der ersten Sequenz los.


Man startet standardmäßig mit den (quantisierten) CV-a-Werten des ersten Kanals. Die Clock wird bei Default-Setting intern generiert. Wer eine andere Masterclock verwendet, muss das zuerst umstellen, was einfach im ersten Menü geschieht. Dieses erreicht man per Druck auf den silbernen Encoder im Zentrum. Das Sync-Verhalten gilt pro Kanal, also kann man auch einfach verschiedene Clocks einstellen, interne und externe Quellen mischen und zwischen den Kanälen verteilen – sehr cool für kontinuierliche Phasing-Effekte und Clock-Manipulationen jedweder Art.
Da die einzelnen Inkremente des USTA unterschiedliche Längen haben, wird auch im Manual One von Frap Tools ausdrücklich auf die bevorzugte Bezeichnung als „Stage“ anstatt „Step“ hingewiesen. Ebenso variabel gestalten sich die Anzahl der Stages und das Clock-Multiplier-Setting pro Sequenz.

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Output des Sequencers

Wie bereits erwähnt, ergibt sich die Bezeichnung 4×4-Sequencer aus der Anordnung der Outputs. Man hat hier gewisse Möglichkeiten, die Art des Outputs zu steuern. Das Default-Setting ist aber so angelegt, dass der “erste” CV-Ausgang („CV a“) quantisierte Steuerspannung (1 V/Oct) und der „zweite“ CV-Ausgang („CV b“) unquantisierte Steuerspannungen ausgibt. Letzteres wird von Frap Tools auch als „raw“ bezeichnet.

Unquantisiert lässt sich der Wert einer Stage in bis zu 1 mV-Inkrementen einstellen, während die quantisierten Werte ganz standardmäßig in Halbtöne unterteilt sind. Wie es sich für einen ordentlichen CV-Sequencer seiner Klasse gehört, verfügt das Modul über eine Vielzahl unterschiedlichster Scale-Settings – und wenn ich Vielzahl sage, dann meine ich VIEL: Die Freiheiten, die einem bei der Einstellung der Tonalität eingeräumt werden, gleichen eher einem Funktionsgenerator als einem herkömmlichen Step-Sequencer. Das gilt sowohl für die schiere Vielfalt der Scales, aber ganz besonders für die 5 (!!!) Microtonal-Settings.

Neben dem klassischen 12-Halbton-Prinzip haben Frap Tools in ihrem Modul noch Divisionen in 15, 19, 22 und 24 Halbtonschritten implementiert. Jede mir bekannte Scale ist schon als Preset verfügbar. Wem das aber nicht genug ist, der kann auch seine eigene Scale erstellen und abspeichern: Hardcore-Perälä-Fans können sich ihre eigene Colundi-Sequenz konstruieren und in der nächsten Sequenz eine Gamelan-Melodie erklingen lassen – wow! Natürlich sind Scales nicht das einzige, was sich speichern lässt, die Patterns können auch hinterlegt und beliebig wieder abgerufen werden.

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Der USTA verfügt über mehrere Eingänge: Neben zwei Gate-Inputs stehen noch zwei CV-Inputs zur Verfügung. Diese Inputs lassen sich auch individuell zuweisen. So lassen sich statt des Default-Settings im Auxiliary-Input, das einen Reset-Befehl auslöst, weitere Ziele modulieren.

So können mit externen Steuerspannungen dann die Pitch-Höhen der CV-Outputs A und/oder B moduliert und auch Stage- oder Phasenshifts gesteuert werden. Zugewiesen werden die Modulationsziele im Track-Menü des jeweiligen Tracks.

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Fazit

Der USTA-Sequencer von Frap Tools kann sehr viel, muss aber nicht. Von Haus aus schließt der USTA sicherlich keine konventionelle Arbeitsweise aus. Einige mutige Designentscheidungen, die Elipsenform vorneweg, brechen aber mit den gängigen Konventionen und regen zum Reflektieren an: Man wird quasi zum Umdenken verführt, was die Kreativität anregen und sehr viel Spaß machen kann; zumindest im Idealfall.

Dieser Workflow könnte den einen oder anderen aber auch abschrecken. Letzen Endes dürfte die Kaufentscheidung aber vor allem von einer Frage abhängen: Was brauche ich wirklich? Frap Tools habt mit dem USTA einen echten Kraftprotz abgeliefert, der aber auch ausgereizt werden will. Wer also bereit ist, sich auf einen umfangreichen Sequencer der besonderen Art einzulassen, sollte den Frap Tools USTA definitiv auschecken.

Plus

  • extrem vielseitig
  • innovatives Layout
  • umfangreiche Scale-Settings
  • 4-in-1 Sequencer

Minus

  • großer Funktionsumfang = großer Platzbedarf

Preis

  • 749,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Eigentlich mag ich eher simplere Sequencer, die ich dann untereinander kombinieren kann, aber der USTA macht mit seinem klaren Layout den Eindruck, bei aller feature-Fülle relativ leicht zu bedienen zu sein.
    Mein EKG Variant Sequencer ist übrigens noch 2HP breiter und hat deutlich weniger Möglichkeiten, da sehe ich die 36HP des USTA nicht als Minus-Punkt…

  2. Profilbild
    Mondlabor

    Ein Eurorack-Sequencer, wie ich ihn mir schon länger gewünscht habe. Die 36HP finde ich für diesen Funktionsumfang völlig o.k. Soll ja, für meine Bedürfnisse, auch gut bedienbar sein. Mein Intellijel Metropolis mit 34HP kann deutlich weniger. Etwas Sorgen mache ich mir um die Haltbarkeit der Endlos-Encoder mit Druckfunktion.

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