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Test: ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor, Eurorack Modul

Bitte knacksen Sie mit den Schnipseln

21. Juli 2023
addac system vc 112 granuluar looper test

ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor, Eurorack Modul

Der ADDAC 112 VC Prozessor, der in Lissabon (Portugal) entwickelt wurde, schickt sich an, Looper und Granular-Effekt zu vereinen. Dabei wird großen Wert auf die direkte Bedienung gelegt. Erst wenn die Optionen sehr feinkörnig eingestellt werden sollen, muss ins Menü getaucht werden. Das Display ist hauptsächlich für ein optisches Feedback der aktiven Grains und Loops zuständig. Wir haben ihn für euch getestet.

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ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor - In Aktion

Hardware des ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor

Sicher, der ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor gehört nicht zu den schmalsten Modulen, gerade da Rack-Platz doch lieb und teuer ist. Ich persönlich finde allerdings Module, bei denen ich nicht ständig wegen eines dicken Fingers zwei oder mehrere Potis gleichzeitig verstelle, einfach angenehmer. Und so sind die 32 TE genutzt worden, um genug Platz zu bieten, die Potiknöpfe richtig umfassen zu können. Auch alle anderen Bedienelemente wie Kippschalter und Soft-Buttons sind mit ausreichend Abstand voneinander positioniert. Das OLED-Display ist mit 4 x 2,5 cm ebenfalls anständig dimensioniert und stellt vor allem die Verteilung und Informationen der Grains dar.

ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor - Display

Allerdings ist das Modul 112A so nicht nutzbar – die Erweiterung 112B ist zwingend notwendig und wird immer mit dem Hauptmodul verkauft. Dieses Modul bietet auf weiteren 13 TE alle CV-Eingänge und Audioanschlüsse, sogar an einen Stereo-Line-Eingang wurde gedacht. Alles, wirklich alles, was manuell eingestellt werden kann, kann auch über CV-Signale betrieben werden. Damit ist eine komplette Integration in jedes bestehende Eurorack-Setup möglich. Dadurch dass die Patch-Bay beliebig positioniert werden kann, wird die Integration noch einfacher.

ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor - Patchbay

Alle Potis, bis auf die Schaftpotis, sind mit der Frontplatte verschraubt. Bei der Patch-Bay wurde ein Kompromiss eingegangen. Die obere und untere Reihe an Buchsen ist verschraubt, die anderen kommen ohne Befestigung aus. Dennoch macht alles einen grundsoliden Eindruck inklusive des Drehwiderstandes der Potis, der als angenehm ölig beschrieben werden kann.

Mini-Rack ADDAC 112 SF

Das ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor wurde mir von ADDAC Systems im hauseigenen Mini-Rack geliefert, das mit seinen Echtholzseitenteilen und den klappbaren Aufstellern einen äußerst schicken Eindruck macht. Betrieben wird es über einen USB-C-Anschluss, aber leider besitzt das kleine Rack keinen Netzschalter.

ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor - Case Oben

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Das Mini-Rack ADDAC112SF wurde eigens für den ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor entwickelt, kann aber auch separat erworben werden. Kauft man den ADDAC 112 z. B. bei Thomann, sind aber nur das Hauptmodul sowie die Patch-Bay enthalten. Beim Hersteller kann man das maßgeschneiderte Rack für 240,- Euro (ohne MWST) erwerben.

Aufteilung und Sektionen des ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor

Der ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor ist grob in vier verschiedene Bereiche aufgeteilt:

  • Looper
  • Mixer
  • granularer Effektprozessor
  • Menü-Bereich

ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor - Bereiche

Und obwohl der Granular-Bereich den meisten Platz auf dem Modul einnimmt, ist es doch die Looper-Sektion, die ein wenig kryptischer ist. Das liegt daran, dass einem sehr viele Steuerungsmöglichkeiten an die Hand gegeben werden, was Aufnahme, Wiedergabe und Overdub angeht.

Das ist in dem Fall wichtig, falls das Gerät als kontinuierlicher Grain-Prozessor genutzt werden soll. Es kann dann über die Einstellungen Rec Probability und Rec Delay eingestellt werden, wie das Gerät auf ein Trigger-Signal am New Rec CV-Eingang reagieren soll. Ein eingespeistes Signal wird dann kontinuierlich aufgenommen, jedoch mit einer einstellbaren Wahrscheinlichkeit und einer Verzögerung, wann die Aufnahme nach Trigger-Eingang gestartet werden soll.

ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor - Looper Sektion

So wird schon bei der daraus resultierenden Loop-Aufnahme und den darauf aufbauenden Grains eine kontinuierliche Variation erreicht. Aber der Reihe nach.

Funktion des ADDAC 112 VC Loopers und Granular Prozessors

Das Grundprinzip des ADDAC 112 VC Loopers und Granular Prozessors ist ganz simpel. Es wird zunächst ein Loop aufgenommen. Aus diesen Loops werden dann die Grains abgeleitet, deren Anzahl von den Aufnahmeeinstellungen abhängt. Bei 16 Bit/44,1 kHz sind es z. B. 12 Grains, bei 16 Bit/32 kHz 18 Grains.

Die Loops können im Loop-Editor bearbeitet und weitere Loops können überlagert werden, wobei der Overdub Decay Parameter bestimmt, wieviel leiser der vorhergehende Loop wird, ganz wie bei einem Delay. Schon hier wird das oben Gesagte klar. Wenn nun Zeitpunkt und Wahrscheinlichkeit einer neuen Loop-Aufnahme beeinflusst werden, betrifft das eben auch die Grains. Die Grains können frei in Position und Länge bestimmt werden. Über den Kippschalter können aber auch Achtel- oder Viertelunterteilungen in Bezug auf den Gesamt-Loop eingestellt werden – gut für rhythmisches Material.

Alle drei Signalquellen (Original, Loop und Grains) besitzen einen eigenen Lautstärkeregler. Zusätzlich dazu wird über den Parameter „Grains Feedback“ eingestellt, ob und wie laut die aktuell gespielten Grains in einen neuen Loop-Overdub einbezogen werden. Hier ist natürlich Feingefühl angesagt, denn ein zu hohes Grain-Feedback kann auch zu viel des Guten sein.

Bleiben wir bei den Grains. Diese können vielfältig manipuliert werden und beim ersten Aufnehmen sollte darauf geachtet werden, dass die Grains Parameter

  • Grain Play Head
  • Grain Size,
  • Grain Intermitency (sic),
  • Grain Reduction,
  • Grain Volume

bis auf Volume Min auf Null stehen. Das gilt besonders für die jeweiligen Deviation-Parameter über die Schaft-Potis. Diese variieren zufällig die Einstellungen der manuell eingestellten Werte. Beim ersten Antesten hatte mich das verwirrt, da die Abweichungen mit einer gewissen Verzögerung übernommen werden. Vor allem bei Grain Intermit(t)ency, das für eine verzögerte Wiedergabe sorgt, kann das befremdlich sein.

Die Grains Parameter

  • Grain Active,
  • Grain Envelope Attack und Decay,
  • Grain Pitch und
  • Grain Panning

haben keine Deviation-Potis, können aber über die Patchbay extern automatisiert werden.

Ich habe einen einfachen Piano-Loop, der schön viel Reverb enthält, mal eine Weile laufen und sich selbst sampeln lassen.

Im Video gehe ich dann von Null aus und arbeite mich langsam zu diesem Punkt vor.

Presets und Banks

Auf der SD-Karte werden die aufgenommenen Audio-Loops in Banks und die gemachten Einstellungen an den Reglern in dazugehörige Presets gespeichert. Jede Bank kann bis zu 99 Presets enthalten und speichert bei 44,1 kHz Sampling-Rate und 16 Bit 5:50 min Audio in Stereo. Die Loop-Aufnahmen und die Presets können über die Regler Loop- bzw. Preset-Select unabhängig voneinander abgerufen werden. Man darf nur nicht vergessen, aufgenommene Loops auch auf der SD-Karte zu speichern, sonst gehen sie beim Ausschalten verloren.

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ADDAC 112 VC Looper & Granular Proc.
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Kundenbewertung:
(5)

Pitch und Pitch-Quantisierung

Eine sehr wichtige Funktion des ADDAC 112 VC wurde noch nicht angesprochen: Pitch-Veränderung bzw. -Shifting und Time-Stretching. Sowohl Looper als auch der Grain Prozessor können in verschiedenen Modi operieren. Für den Looper sind das

  • Samplerate
  • Pitch Shifting,
  • Time Stretching,
  • Pitch/Time,
  • Pitch And Time.

Für den Grain-Prozessor

  • Samplerate
  • Pitch Shifting,
  • Time Stretching.

Im Falle der Option Samplerate wird einfach die Abspielgeschwindigkeit geändert. Die anderen Optionen aktivieren einen Pitch-Shift/Time-Stretch-Algorithmus oder Kombinationen daraus. Klar, das geht auf die begrenzte Rechenleistung, so dass sich die Anzahl der verfügbaren Grains von 12 auf 3 reduziert.

Auch über die eigentliche Aufnahmequalität kann man entscheiden. Zur Verfügung stehen 24, 16 und 8 Bit und als Sampleraten 8, 11,025, 16, 22,05, 32, 44,1 kHz, 48 und 96 kHz (!). Auch die De-/Aktivierung eines Anti-Aliasing ist möglich.

Über die Grain- bzw. Loop 1V/OCT-Buchse können die entstehenden Schnipsel und Loops tonal gespielt werden. Es gibt sogar einen eigenen Regler, um die Einstellungen von Loop- und Grain-Pitch zu quantisieren. Standardmäßig stehen zur Auswahl: aus, chromatisch, Dur, Moll, Dur-Pentatonik und Moll-Pentatonik sowie eine äthiopische Tizita Moll Tonleiter. Die Einstellung Octaves quantisiert den Regelweg in Oktaven und Quinten. Da die Quantisierungen auf der SD-Karte als Textdatei hinterlegt sind, können auch ganz eigene Tonarten oder mikrotonale Quantisierungen genutzt werden. Ungewohnt, aber notwendig ist nur die Notierung in Fließkomma-Verhältnissen zum Grundton.

Die Menüführung ist gut gelöst. Mit einem langen Klick auf den Encoder wird das Menü aktiviert. Danach scrollt man sich durch jede Menüsektion. Es lohnt sich, nach dem ersten Antesten hier ein wenig zu verweilen, da sich hier weitere interessante Optionen finden. Zwingend notwendig ist das Menütauchen aber nicht – der ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessor ist so konzipiert, dass die Bedienung ganz ohne Menü auskommt.

ADDAC 112 VC Looper und Granular test

Video

Ich möchte kurz das Setup zum Video besprechen. Ausgangsmaterial ist wieder der oben genutzte Piano-Loop mit viel Hall. Ein BeatStep-Pro gibt das Signal zur Loop-Aufnahme alle vier Takte bei 120 BPM. Der ADDAC 112 VC nimmt das Signal manchmal auf, manchmal nicht. Das wird über die Aufnahme-Randomisierung erreicht. Später steuert der BeatStep-Pro noch die Tonhöhe der Grains. Dieser Prozess geht weiter mit Overdubs und so bildet sich nach und nach eine dichte Piano-Wolke.

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Mehr Informationen

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Fazit

Ich gebe zu, anfangs war ich ein wenig von den Möglichkeiten des ADDAC 112 VC Looper und Granular Prozessors erschlagen. Eine analytische Herangehensweise ist von Vorteil, bis das Grundkonzept sitzt. Danach können die Grains sehr intuitiv manipuliert werden. Unerwartet ergiebig waren die Randomisierungen der Loop-Aufnahme sowie deren Verzögerungen.

Durch die vollständige Fernsteuerung aller Parameter ist das Gerät in jedes bestehende System integrierbar, aber auch standalone im Mini-Rack ist es eine Freude, mit den Schnipseln zu knacksen.

Plus

  • flexibel einsetzbares System
  • alle Bedienelemnte per CV steuerbar
  • visuelles Feedbak der Grains
  • verschiedene Playback-Algorithmen
  • speicherbar

Minus

  • Display-Darstellung manchmal etwas träge
  • nicht alle Buchsen mit dem Frontpanel verschraubt

Preis

  • 628,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    herw RED

    sehr schöner informativer Test – Dankeschön
    eindrucksvolle Audiobeispiele und vor allem ein sehr gelungenes anschaulisches Video :)

      • Profilbild
        smoo

        @t.goldschmitz Tolles Granulatormodul. Es lohnt sich die Pitch-Varianten kennenzulernen. Hier ist viel Klang verborgen. Unverzichtbar ist auch der parallele Looper, läift immer mit.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    „Bitte knacksen Sie mit den Schnipseln“
    😆 und jetzt raten wir wie der Satz in der Originalsprache hieß?

    mit Schnipsel kann ich ja noch was anfangen im zusammenhang,
    aber knacksen ? 😆

    • Profilbild
      t.goldschmitz RED

      …ist eine Paraphrasierung vom 5-Sterne-Deluxe-Album Sillium:

      Da gibt es einen Skid: 

      ..bitte knacken sie mit den Synapsen….😎

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