Fredenstein Artistic MicPre – Praxis und Klang
Schon beim ersten Antesten des Artistic MicPre wird schnell deutlich, dass es sich um einen Vorverstärker mit viel Charakter und Farbe handelt, für den zweifelsohne die amerikanische Mischpulttechnik der 70er Jahre als Vorbild dient.
Bereits bei einem gemäßigten Einsatz der Vorverstärkung besticht der Klang durch ausgeprägte Mitten und kräftige Transienten, während die Höhen ein bisschen zurückhaltender ertönen.
Sobald die Vorverstärkung weiter angehoben wird, ist es auch möglich, den Sound mit leichten Sättigungen, subtilen Obertönen oder einer zarten Verzerrung anzureichern. Leider ist der Spielraum hierfür in Verbindung mit einer DAW sehr begrenzt, da der Artistic MicPre im Gegensatz zum V.A.S. MicPre nicht mit einem Trim-Poti am Ende des Signalweges ausgestattet ist, um Übersteuerungen am A/D-Wandler des Audiointerfaces zu vermeiden.
Mit einem dahintergeschalteten analogen Mischpultkanal konnte während des Tests die verborgenen Möglichkeiten ausgelotet werden, da sich nun der Pegel auf ein digital verträgliches Niveau absenken ließ. Das traurige Ergebnis ist, dass hier leider noch einiges an Potential verschenkt wird: Von kräftigen Sättigungen bis hin zu schönen Verzerrungen wäre klanglich noch vieles möglich, wobei dieser Spielraum nicht unermesslich ist, da ab einem gewissen Grad der Sound zu beißend und matschig wird. Es ist bedauerlich, dass diese klanglichen Optionen nicht ohne weiteres Outboard nutzbar sind.
Ein schönes Feature ist die umschaltbare Eingangsimpedanz, die sich von 1.500 Ohm auf 300 Ohm für die Verwendung von Bändchen- und dynamischen Mikrofonen absenken lässt.
Auch wenn es streng physikalisch betrachtet nicht immer optimal ist, so können gerade bei dynamischen Mikrofonen durchaus beide Einstellungen verwendet werden, da sich je nach Anwendung und Geschmack sehr schöne, unterschiedliche Ergebnisse erzielen lassen.
Grundsätzlich ist der Klang bei 1500 Ohm etwas offener, heller und brillanter. Gerade bei den Klangbeispielen der Bassdrum wird deutlich, dass die Frequenzbetonungen tiefer liegen als bei 300 Ohm. Das Lowend wirkt differenzierter und kräftiger, während bei der 300 Ohm Einstellung die oberen Bässe ausgeprägter sind. Dadurch entsteht etwas mehr Schmutz und der Bassbereich ertönt ein bisschen schwammiger, was durchaus seinen Reiz hat.
Auch bei der Snaredrum, die mit einem Shure SM 57 abgenommen wurde, sorgen die 300 Ohm für einen gesättigteren, dunkleren Klang mit weniger Höhen als bei 1500 Ohm.
Im direkten Vergleich zu dem rund acht Mal so teuren API 512v besteht klanglich aber doch ein großer Unterschied: Der API wirkt wesentlich vollmundiger, offener, differenzierter, während der Artistic MicPre dagegen kantiger und weniger filigran ertönt.
Das erste Testmodell des Fredenstein Artistic MicPre erzeugte neben einem deutlichen Rauschen auch flirrende und surrende Störgeräusche in den hohen Frequenzen. Nachdem der Vorverstärker vom Vertrieb ausgetauscht wurde, waren bei dem zweiten Testgerät zwar die Störgeräusche nicht mehr wahrnehmbar, dennoch generierte es ein leichtes, aber doch hörbares Grundrauschen, selbst wenn kein Eingangssignal anlag.
Klangbeispiele
Schlagzeuger: Sebastian Schlüssel
Schlagzeug: Pearl Masters Custom Maple Shell
Snare: Sonor Special Edition
BD Mikrofon: Electro-Voice RE 320 (Kick Drum Mode)
SD Mikrofon: Shure SM 57
Moog Mother-32 mit diversen Doepfer Modulen
Fredenstein Artistic MicPre in einem Fredenstein Bento 6S Rack
RME Fireface 800
Logic Pro X
Die Klangbeispiele wurden nicht weiter nachbearbeitet.