Sound & Praxis
Akustisch
Recht ordentlich in den Disziplinen Resonanz und Sustain präsentiert sich die GJ2 Shredder CLB Inspiration im unverstärkten Zustand. Das Setting ab Werk kann als befriedigend bezeichnet werden, wahre „Shredder“ werden sich aber sicher die Saiten noch um einiges flacher legen wollen. Was auch kein Problem ist, denn die gute Verarbeitung der Bundstäbchen erlaubt hier ein nahezu perfektes Setting für alle modernen Spielarten, die ja, genau wie die Superstratmodelle, in den 80er Jahren ihre Hochkonjunktur hatten. Die satinierte Halsrückseite tut ihr Übriges, um es der linken Hand so bequem wie nur möglich zu gestalten und das weit ausgeschnittene Cutaway sorgt schließlich dafür, dass man auch Bund Nummer 24 problemlos erreichen kann.
Etwas anders sieht das mit der rechten Hand aus, hier geht es leider weniger komfortabel zu. Grund hierfür ist zum einen das Design des Floyd Rose Vibratos mit seinen erhöht angebrachten Feinstimmern, dass es Spielern mit größeren Händen erschweren dürfte, eine vernünftige Position für den Handballen zu finden. Daraus resultiert auch der zweite negative Punkt, denn liegt die Hand erst einmal auf dem Steg (Vibrato) auf, ist die Position des Plektrums dann schon verdächtig nahe über dem Halspickup. Kurz und knapp gesagt wirkt die Anbringung der Pickups und des Vibratos auf der Decke irgendwie „gequetscht“.
Wie bereits weiter oben schon erwähnt, kränkelt die GJ2 Shredder CLB Inspiration trotz ihrer Locking Mechaniken und der Locking Nut beim Stimmunghalten. Bei leichten Aktionen mit dem Vibratohebel bewegt sich noch alles im tolerierbaren Bereich. Spätestens aber nach der ersten „Dive-Bomb“, also dem Lockern der Saiten bis zur vollkommenen Erschlaffung, sind dann deutliche Verstimmungen wahrzunehmen – die sich dann aber auch genau so schnell durch ein Ziehen des Hebels in die entgegengesetzte Richtung wieder korrigieren lassen. Ein typischer Schwachpunkt, der auch Instrumente anderer Hersteller mit dieser (koreanischen) Version des Floyd Rose Vibratos betrifft.
„Kurz und knapp gesagt wirkt die Anbringung der Pickups und des Vibratos auf der Decke irgendwie „gequetscht“.“
So ganz verwundert das nicht, wenn man mal nachmisst: die Shredder hat im Gegensatz zu 99% aller Superstrats mit FR nämlich keine Fender- sondern nur die kurze 628 mm-Mensur wie eine Gibson. Bei denen wiederum 24 Bünde sehr selten sind, was das erst mal ungewohnte Gedränge auf der GJ2 erklären dürfte. Der Sound ist durch die geringere Saitenspannung ebenfalls etwas weicher, für Solisten mag das aber gerade richtig sein.
Jedenfalls wäre es schon gut, wenn der Test auf so eine eher exotische Eigenschaft hinweisen würde.
Die kritische Haltung zum verwendeten FR 1000 muss ich auch ein bisschen relativieren. Nach meiner Erfahrung hat das nur wenig mit der Hardware zu tun und mehr damit, dass die Stehbolzen leider öfter mal etwas ungenau gesetzt sind, statt exakt in der Mitte der runden Messerkante zu sitzen. Schon 2 mm seitlicher Versatz können da hakeln, weshalb ich auch nicht verstehen kann, warum FR nicht schon längst eine der beiden Messerkanten gerade lässt, wie Gotoh oder Ibanez.
Es ist also leider etwas Glückssache, ob das jeweilige Exemplar so verstimmungsfrei ist, wie es technisch eigentlich möglich wäre. Ich habe mir eine Harley Benton und eine Charvel Pro-Mod mit dem gleichen FR rausgesucht, bei denen es keine Probleme macht.