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Test: Gretsch G2622 PM Streamliner, E-Gitarre

Eine Gretsch im Stealthfighter-Design

28. Mai 2019
Gretsch G2622 PM Streamliner

Gretsch G2622 PM Streamliner

Schon seit dem Beginn der 50er Jahre fertigt Gretsch Gitarren und bis heute scheint es so, als habe sich seitdem keiner mehr weiter um das Design der Instrumente gekümmert oder etwa dem Zeitgeist angepasst. Genau das ist aber das Markenzeichen der Firma, die 1883 von dem deutschen USA-Einwanderer Friedrich Gretsch in Brooklyn als einfacher Reparaturshop für Schlaginstrumente entstand. Sicher, technische Neuerungen gab es immer mal wieder während der Jahre, geblieben ist aber das stets glamouröse Erscheinungsbild mit seinen Ecken, Kanten, Farben und vor allem dem vielen Chromglanz der „Swinging Fifties“. Unser heutiger Testkandidat wirkt da in seiner grauen Stealth Bomber Lackierung, dem futuristisch designten Stoptail (anstelle des irgendwie schon gewohnten Bigsby Vibratos) und den schwarzen Reglern schon fast so, wie die dunkle Seite der Glitzerwelt von Gretsch. Also Rock ’n‘ Roll statt Rockabilly? Leder statt Fett im Haar? Lassen wir die Gretsch G2622 PM Streamliner mal von der Leine!

Gretsch G2622 PM Streamliner Front

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Gretsch G2622 PM Streamliner – Facts & Features

Wir haben es bei der Gretsch G2622 PM Streamliner mit einer Gitarre der 500-Euro-Preisklasse zu tun, dementsprechend kann man sich wohl ausmalen, wo das Instrument hergestellt wurde. Ganz sicher nicht in den USA, der Mutterkonzern FMIC, also die Fender Company, lässt die günstigen Gitarren von Gretsch in Fernost fertigen. Ein Blick durch das obere F-Loch zeigt auf dem Sticker am Boden sogar den Vermerk „Handcrafted in Indonesia“ – wenn das mal nicht ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt ist … „Made in Indonesia“ hätte ja schon gereicht, denn für die Qualität, die Gitarren und Bässe aus Indonesien mittlerweile bieten, muss man sich wahrhaftig nicht schämen. Bestes Beispiel dafür ist die Premium-Baureihe von Ibanez, deren Preis-Leistungs-Verhältnis kaum zu toppen ist und deren Qualität denen der US-Instrumente nur wenig nachsteht.

Gretsch G2622 PM Streamliner – Elektronik

Doch zurück zu unserer Gretsch, die in ihrer Graumetallic-Lackierung so gar nicht an die gute alte Zeit der 50er Jahre erinnern mag. Hier schießen mit persönlich beim ersten Kontakt eher Bilder von Mad Max und Steampunk in den Sinn – von Rockabilly, Country und Chet Atkins ist das doch ein gutes Stück weit entfernt! Trotzdem wirkt das Bild insgesamt stimmig, dazu tragen die zwei BroadTron Humbucker mit ihren verchromten Kappen und das Stoptail bei, das stark an die Stoßstange eines amerikanischen Straßenkreuzers der 50er erinnert. Montiert wurden die Teile auf einem Korpus, der aus laminiertem Ahorn besteht und an allen seinen Kanten ein Binding besitzt. Ein Tortoise-Pickguard sorgt für Schutz vor Kratzern, während vier Potis mit schwarzen Knöpfen sowie ein Dreiwegeschalter für das Einstellen des gewünschten Sounds zur Verfügung stehen.

Singlecoil-Sounds gibt es, wie zu erwarten war, auch an dieser Gretsch nicht, dafür aber einen Mastervolume-Regler, der sich griffgünstig direkt auf dem unteren Cutaway befindet. Die Tonabnehmer sind aber auch separat in ihrer Lautstärke regelbar, teilen müssen sie sich jedoch eine gemeinsame Tonblende.

Gretsch G2622 PM Streamliner Pickups

Gretsch G2622 PM Streamliner – der Hals

Der besteht aus Nato, einem günstigen und schnell nachwachsenden Holz, das dem Verhalten von Mahagoni nahekommt. Über die Beschaffenheit oder die Struktur des verwendeten Holzes kann man natürlich nichts sagen, denn wie die ganze Gitarre, wird auch die Halsrückseite von der „Phantom Metallic“ Lackierung bedeckt. Erfreulicherweise neigt der Lack nicht zum Kleben, sodass hier der Greifhand, wenn überhaupt, nur minimaler Widerstand entgegengebracht wird. Das Halsprofil bezeichnet Gretsch als „Thin U“, was die Sache schon ganz gut beschreibt – es fühlt sich recht modern an, obwohl der Radius des Griffbretts mit seinen 12″ nicht übermäßig flach ist.

Beim Material des Griffbretts treffen wir mal auf eine ganz ungewöhnliche Holzart: Lorbeer! Sieht schön aus, fühlt sich für die Fingerkuppen nicht anders als das wohlbekannte Palisander an und die Schöpfer von CITES sind wohl auch zufrieden. Richtig reingeklotzt wurde bei den Inlays – fette Blöcke aus Perlmutt sitzen an den erwarteten Stellen und füllen dabei den Bund nahezu komplett aus. Die 22 mittelstarken Bundstäbchen wurden einwandfrei eingesetzt, auf ihren Oberflächen sorgfältig poliert und an den Kanten perfekt abgerichtet. Auch hier finden wir wieder ein cremefarbenes Binding, das bis hinunter zum Halsfuß das Griffbrett umschließt.

Am anderen Ende sitzt dagegen eine regelrecht nüchterne schwarze Kopfplatte, die nur den Gretsch Schriftzug trägt. Oh, und natürlich die sechs No-Name-Mechaniken, deren Qualität, wie so oft bei Instrumenten dieser Preisklasse, nicht gerade begeistert. Zum Glück besitzt die Gretsch G2622 PM Streamliner eine Hardtail-Brücke, denn mit einem Bigsby-Vibrato ausgestattet etwa, wäre das Chaos mit der Stimmung der Gitarre sicher vorprogrammiert. So hält sich der Unmut in tolerablen Grenzen, nachdem die Saiten mit den wackeligen Tunern endlich in Stimmung gebracht wurden, zeigte die Gitarre in der Praxis eine zufriedenstellende Stimmstabilität.

Hier wurde ganz offensichtlich der Rotstift angesetzt, allerdings lässt sich dieses Problem ja mit relativ wenig Aufwand durch den Tausch gegen einen Satz besserer Mechaniken lösen. Die kosten in aller Regel nicht die Welt und lohnen würde es sich in jedem Fall, denn nach Abschluss unserer Durchsicht fällt lediglich dieser Punkt wirklich negativ auf. Alles andere steht sehr gut im Saft und macht neugierig auf das, was die Gretsch G2622 PM Streamliner wohl so von sich gibt!

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Gretsch G2622 PM Streamliner Headstock

Gretsch G2622 PM Streamliner – Headstock mit den No-Name-Tunern

Gretsch G2622 PM Streamliner – in der Praxis!

In der Praxis erweist sich die Gretsch G2622 PM Streamliner als zuverlässiges Arbeitstier für alle Arten des Rock ’n‘ Roll – je schmutziger, umso besser! Bereits der unverstärkte Sound ist enorm druckvoll und warm zugleich, wenn auch im Höhen- bzw. Obertonbild spürbar eingeschränkt. Von daher ist auch der Klang nicht besonders sauber aufgelöst, es drückt aber enorm in den Mitten und Bässen und diesen wuchtigen Grundsound portieren die beiden BroadTron Pickups auch exakt so zum angeschlossenen Verstärker. Aber auch mit deren Mithilfe zeigt sich im Höhenbild keine echte Verbesserung, was einer guten Dynamik natürlich nicht besonders zuträglich ist. Denn auch die ist etwas „bedeckt“ bzw. ziemlich zäh, was sich besonders beim Solospiel zeigt.

Die Bespielbarkeit hingegen ist ein großer Trumpf bei der Gretsch G2622 PM Streamliner. Nicht nur dass die Gitarre mit perfekt eingestellter Saitenlage und Oktavreinheit bei uns zum Test erschien, der schlanke Hals mit seinem U-Profil und der klebefreien Lackierung dürfte sogar Einsteigern auf Anhieb gefallen. Ebenso praktisch erweist sich der schnell zu erreichende Mastervolume-Regler am unteren Cutaway, so kann man mit einem Griff dem Signal ganz fix den Hahn abdrehen. Und das unabhängig davon, welcher der beiden Humbucker nun gerade wie und wo aktiviert ist. Die Potis arbeiten allesamt zufriedenstellend, ebenso gibt es beim Schalter, zumindest für ein Modell innerhalb dieser niedrigen Preisklasse, nichts zu meckern. Luft nach oben gibt es immer, klar.

Hören wir rein in den Sound der G2622 PM Streamliner, für die nun folgenden Klangbeispiele habe ich die Gitarre in meinen Referenz-Amp Orange Micro Dark eingeklinkt. Der war mit einer 1×12″ Celestion V30 Box gekoppelt und davor platziert wurde ein AKG C3000 Mikrofon, ehe das Signal in Logic aufgenommen wurde.

Beginnen wir mit den Cleansounds, im ersten Beispiel ein Track eingespielt mit dem Steg-Humbucker. Die eingeschränkte Dynamik der Konstruktion und die sehr mittig klingenden BroadTron Pickups erlauben leider keine besonders großen Sprünge für funkige Licks.

Etwas besser kommt der Kandidat am Hals weg, hier profitiert der Sound von einem kräftigen Bassfundament und natürlich der Lage des BroadTron am Hals.

Im dritten Beispiel jetzt beide Pickups zusammen, das Bild ändert sich aber nicht merklich.

Bei den Zerrsounds macht sich ein klassisches 50 Hz Brummen breit, bei den zwei folgenden Beispielen kann man das gut hören. Also aufpassen, wenn man sich in der Nähe von potenziellen Störquellen wie z. B. Neonröhrenbeleuchtung befindet. Und noch mal aufpassen, nämlich mit der Verzerrung: Weniger ist auch hier mal wieder mehr, denn neben dem ansteigenden Brummen ist bei zunehmender Verzerrung auch leider nicht mehr mit einem differenzierten Klangbild zu rechnen. In Track 4 hören wir ein Beispiel mit dem Steg-Pickup eingespielt, Beispiel 5 zeigt den verzerrten Sound des BroadTron in Halsposition.

Gretsch G2622 PM Streamliner back

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Fazit

Wer schon immer mal eine Gretsch besitzen wollte, um damit schmutzigen Rock ’n‘ Roll zu zelebrieren und ohnehin nicht arg viel auf der hohen Kante liegen hat, der sollte mit der G2622 PM Streamliner mal ein Tänzchen wagen. Für diesen günstigen Preis kann man garantiert nichts falsch machen und wenn man dann noch ein paar Euros in ein paar bessere Mechaniken investiert, kann aus einer „Gelegenheitsgitarre“ durchaus ein Lieblingsinstrument werden.

Plus

  • sehr gut verarbeitet
  • gute Bespielbarkeit
  • druckvoller und warmer Sound

Minus

  • Qualität Mechaniken
  • Pickups neigen zum Brummen
  • nicht sehr flexibel im Klang

Preis

  • Ladenpreis: 435,- Euro
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Klangbeispiele
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