Auf der Bühne wie eine Raubkatze hören
Ein unbeschriebenes Blatt, das waren für mich bis zu diesem Testbericht die Firma und die Marke Hörluchs. Aber das hat sich geändert. Nach dem Schreiben dieses Artikels über drei unterschiedliche Hörluchs In-Ear-Systeme bin ich überzeugt von der Qualität und dem Sound dieser Produkte, die mir das Familienunternehmen aus Hersbruck (Region Nürnberg) zur Verfügung gestellt hatte.
Wer oder was ist Hörluchs?
Zum besseren Verständnis der Marke Hörluchs, hier einige Auszüge aus der offiziellen Firmenphilosophie.
Hörluchs ist ein Otoplastiklabor mit europaweit moderner 3D-Produktionsausstattung. Die Forschung und Entwicklung von maßgeschneiderten Otoplastiken, Gehörschützern, In-Ear Monitors und Hörgeräten stehen im Mittelpunkt. Hörluchs gilt als innovativer Motor der Branche und ist bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Als mittelständisches, inhabergeführtes Unternehmen ist Hörluchs sowohl in der Region als auch deutschlandweit und international zu Hause. In seinen drei Unternehmensbereichen setzt das Familienunternehmen aus Hersbruck erfolgreich auf Leidenschaft, Innovation und Nachhaltigkeit.
Zum Test liegen mir drei Hörluchs In-Ear-Systeme vor
- Hörluchs HL 4210, 2-Wege In-Ear Hörer, Straßenpreis von 449,- Euro
- Hörluchs HL 4330, 3-Wege In-Ear Hörer, Straßenpreis von 669,- Euro
- Hörluchs HL 4410, 4-Wege In-Ear Hörer, Straßenpreis von 849,- Euro
Da werden ja schon ordentliche Summen aufgerufen, denke ich mir. Aber letztendlich haben wir es beim Hersteller mit einem ausgesprochenen Spezialisten im Bereich Hören zu tun.
Der Unterschied, beziehungsweise die Gemeinsamkeiten der drei Systeme, wird am schnellsten in einer Übersicht der wichtigsten Features deutlich.
Hörluchs HL 4210 In-Ear-System
- bassbetonter High-Quality Sound
- 2-Wege High-End Balanced Armature Treiber
- Frequenzbereich: 20 bis 25.000 Hz, integrierte passive Frequenzweiche
- Impedanz: 38 Ohm
- Bassanhebung bei klarer Höhenwiedergabe
- High-End Akustikfilter zur Glättung von unangenehmen Frequenzspitzen
- steckbare Wechselkabel, Kabellänge 160 cm
- Biegedraht im Ohr-Bügel für zusätzlichen Halt
- Farbe: Schwarz-glänzend
- inkl. Cerumen-Wechselfilter für Schutz und Hygiene des Schallkanals und hohe Lebensdauer der Technik, Schaumstoff- und Silikon-Ohrpassstücke in 3 Größen (S, M, L), Reinigungstuch, Klinkenadapter 6,3 mm auf 3,5 mm, Cerumen-Wechselfilter im Spenderrad L/R und Stofftasche
- handmade in Germany
Hörluchs HL 4330 In-Ear-System
- High-Fidelity Sound
- 3-Wege High-End Balanced Armature Treiber
- Frequenzbereich: 15 bis 28.000 Hz, integrierte passive Frequenzweiche
- Impedanz: 11 Ohm
- hohe Klangtreue
- High-End Akustikfilter zur Glättung von unangenehmen Frequenzspitzen
- steckbare Wechselkabel, Kabellänge 160 cm
- Biegedraht im Ohr-Bügel für zusätzlichen Halt
- Farbe: Schwarz-glänzend
- inkl. Cerumen-Wechselfilter für Schutz und Hygiene des Schallkanals und hohe Lebensdauer der Technik, Schaumstoff- und Silikon-Ohrpassstücke in 3 Größen (S, M, L), Reinigungstuch, Klinkenadapter 6,3 mm auf 3,5 mm, Cerumen-Wechselfilter im Spenderrad L/R und Stofftasche
- handmade in Germany
Hörluchs HL 4410 In-Ear-System
- bassbetonter Sound
- 4-Wege High-End Balanced Armature Treiber
- Frequenzbereich: 10 bis 35.000 Hz, integrierte passive Frequenzweiche
- Impedanz: 20 Ohm
- Bassanhebung bei äußerst klarer Höhenwiedergabe
- High-End Akustikfilter zur Glättung von unangenehmen Frequenzspitzen
- steckbare Wechselkabel, Kabellänge 160 cm
- Biegedraht im Ohr-Bügel garantiert zusätzlichen Halt
- Farbe: Schwarz-glänzend
- inkl. Cerumen-Wechselfilter für Schutz und Hygiene des Schallkanals und hohe Lebensdauer der Technik, Schaumstoff- und Silikon-Ohrpassstücke in 3 Größen (S, M, L), Reinigungstuch, Klinkenadapter 6,3 mm auf 3,5 mm, Cerumen-Wechselfilter im Spenderrad L/R und Stofftasche
- handmade in Germany
Die drei Systeme variieren vor allem in der Anzahl der Wege, haben aber alle drei Balanced Armature Treiber unter der Haube. In meinem Vergleichstest zu Fender In-Ear-Systemen bin ich auf diese Art von Treibern näher eingegangen. Hier der Link zum Fender Testbericht.
Ein weiteres Unterscheidungskriterium sind sicher bedingt durch die Anzahl der Treiber die verschiedenen Frequenzbereiche der Hörluchs In-Ears, die weit über das normale Hörvermögen von Menschen hinausreichen. Im Durchschnitt liegen die von uns hörbaren Frequenzen zwischen 20 Hz und 20.000 Hz. Dieses schon beachtliche Hörspektrum wird durch Alter, Beruf und sogar durch das Geschlecht beeinflusst. Somit hört jeder Mensch seitens des Frequenzspektrums individuell und wird zudem noch durch klangliche Vorlieben beeinflusst. Zum Beispiel durch die Art der Lieblingsmusik oder die Art des präferierten Klangbildes: wenig Bässe, kräftige Basswiedergabe, betonte Mitten, ausgewogener Sound und vieles mehr.
Weil mir Hörluchs von zwei Modellen jeweils zwei Paare zur Verfügung gestellt hat, kann ich die In-Ear-Systeme direkt beim anstehenden Auftritt unter Live-Bedingungen prüfen. Und was ist aussagekräftiger als ein Test in der Praxis? Mit der Sängerin Kerstin gehen wir mit den Hörluchs 4-Wege-Systemen an den Start.
Hörluchs HL 4410, zwei In-Ear-Systeme in der Praxis
Zunächst fällt auf, dass sich die Systeme (alle gelieferten Varianten sind schwarz) nicht auf Anhieb unterscheiden lassen. Zwar gibt es aufgedruckte Modellbezeichnungen, doch die sind sehr klein. Im Gegensatz dazu hat der Hersteller die Markierungen für links und rechts mit großen Lettern L und R aufgedruckt, das ist prima und schafft auch bei gedämpfter Bühnenbeleuchtung Orientierung. Die mitgelieferten Silikon-Ohrpassstücke werden passend zu den individuellen Abmessungen unserer Gehörgänge ausgesucht und montiert. Im Ohr eingesetzt, sind die Hörer mit den formbaren Drahtenden zusätzlich gut fixiert. Die Hülsen lassen die Kabel hinter den Köpfen zusammenführen. Dank dieser beiden Hilfsmittel und der guten Formgebung der Gehäuse sitzen die Hörluchs HL 4410 prima in unseren Ohren. Nichts drückt, die Abdichtung nach außen ist gut und die ersten Hörtests beim Soundcheck liefern gute Ergebnisse. Let the show begin.
Nach der Show
Mehr als zwei Stunden sind vergangen. Nach reichlich Bühnen-Action und schwitzenden Köpfen unter grellen Scheinwerfern (leider sind nicht alle Lampen mit LEDs ausgestattet) erinnere ich mich an einen Werbefilm aus meiner frühen Jugend: Drei Wetter Taft, die Frisur hält (1994). Hier der berühmte TV Spot.
Diese Werbung vermittelt deutlich, was ich beim Umgang mit den Hörluchs In-Ear Systemen empfinde. Die HL 4410 sitzen auch bei der Zugabe noch hervorragend, drücken nicht und dichten gut ab. Selbst kräftige Kieferbewegungen beim Gesang können den guten Sitz nicht negativ beeinflussen. So sollte es immer sein.
Und was ist mit dem Klang? Nun, für In-Ear Anwendungen auf der Bühne sollte neben dem Tragekomfort natürlich auch der Sound stimmen. Wenngleich dieser mit EQs in den Monitorwegen des Digitalpultes natürlich in verschiedene Richtungen getrimmt werden kann. Das ist in diesem Fall aber nicht nötig, die EQs bleiben außen vor, die Klangregler sind linear eingestellt. Alles passt, der Sound ist sehr gut.
Hörtest mit Musik von CD
Nachdem der Live-Test schon ein gutes Gefühl im Umgang mit den beiden Hörluchs HL 4410 In-Ear-Systemen hinterlassen hat, geht es in Phase zwei.
Am heimischen Arbeitsplatz wird die Sammlung von Tonträgern im Format Compact Disc durchforstet. Für meine Bewertungen greife ich immer auf CDs zurück, wenngleich dieses Format bei einigen Anwendern bestimmt nicht mehr angesagt zu sein scheint. MP3 oder andere komprimierte Formate (Streaming) eignen sich nach meiner Meinung nicht für aussagekräftige Hörtests. By the way: Ich höre noch immer gerne Vinyl.
Zum Einsatz kommen für den Test diese CDs: Indigo (Anne Haigis), So (Peter Gabriel), Bad (Michael Jackson), A New Flame (Simply Red).
Dann geht das Wechseln los: Titel ausgewählt, angespielt, In-Ear-Hörer der Reihe nach ausgetauscht, Eindrücke notiert. Die nächste CD eingelegt, Titel ausgewählt, abgespielt und das Ganze immer wieder von vorn. Zwischendurch habe ich den Ohren kurze Ruhepausen gegönnt, denn dauerhaftes Hören ermüdet bekanntlich das Gehör.
Beim Wechseln der Systeme ist es wieder deutlich geworden, die Unterscheidung der Hardware könnte besser sein. Hier wäre es lohnenswert, beim Einsatz von Systemen aus der HL4 Baureihe zu unterschiedliche Farbvarianten zu greifen. Schließlich gibt es die HL4 Hörer in Schwarz und in Grau.
Das beste In-Ear-System
Was bleibt nach dem weiteren Hörtest hängen? Wie schon beschrieben, der Geschmack spielt eine entscheidende Rolle. Und natürlich die Art der Produktion. Wie ist die Endmischung? Wie ist das Mastering? Während die eine Produktion tendenziell bereits auf dem Datenträger recht natürlich klingt, gibt es bei anderen Stücken stärkere Komprimierungen oder teils größere Anhebungen der Lautstärke – man kennt das ja.
Je nach CD-Produktion finde ich Gefallen an unterschiedlichen Hörluchs Systemen. Ist ein Song bereits sehr höhenreich angelegt, führt das zum Beispiel bei ausgeprägtem Höhenreichtum des In-Ear-Hörers eher zu etwas harscher Wiedergabe. Ein anderes Mal scheint genau dieses System richtig zu sein.
Doch mehr ist immer noch mehr. Mehr Treiber lösen feiner auf und bringen mehr HiFi-Genuss. Der Sound wird plastischer, das räumliche Empfinden nimmt zu, die Tonquellen lassen Staffelung in der Tiefe des Raumes erkennen. Ich spreche jetzt vom HiFi-Genuss. Auf der Bühne sind sicher ganz andere Kriterien entscheidend. Zum Beispiel gute Abdichtung und bequemer Tragekomfort. In diesen Bereichen hat Hörluchs ja schon bewiesen, dass die zur Verfügung gestellten Systeme unbedingt für den Live-Betrieb zu empfehlen sind.
Bei der Auswahl eines passenden In-Ear-Hörers sollte man also auf jeden Fall Vergleiche anstellen. Zu unterschiedlich können Passform und Soundvorstellungen sein. Beim Thema Passform rede ich hier natürlich nicht von der maßgeschneiderten Anpassung mit Otoplastiken, die mit Hilfe von Ohrabdrücken bei einem Akustiker angefertigt werden können.