ARC System 2
Kann das sein? Ist es etwa möglich nur mit einem Equalizer-Plug-in die Akustik eines Raumes zu verbessern? Sicher nicht, wenn man die Grundlagen der Raumakustik kennt und versteht. IK Multimedia stellt mit dem ARC System 2 eine überarbeitete Version ihres bekannten „Automatic Room Correction“ Systems vor. Dass ARC nicht die Raumakustik verbessert, sondern lediglich die Frequenzwahrnehmung am Abhörplatz linearisiert, bestreitet inzwischen niemand mehr.
Aber warum kann ARC die Raumakustik nicht verbessern? ARC wirkt im Abhörweg auf die Schallwiedergabe der Studiomonitore in den Raum ein. Dadurch wird ausschließlich die Schallabstrahlung in den Raum beeinflusst. Der Raum selber bleibt hingegen von seinen akustischen Eigenschaften her weiterhin so wie er ist. Im Klartext bedeutet dies, dass Raummoden, Nachhall, Nachschwinger, erste Reflexionen und Frequenzauslöschungen von ARC unangetastet bleiben, also weder korrigiert noch eliminiert werden können.
Was ARC wirklich kann, ist die automatische Einmessung des Frequenzgangs an der Abhörposition mit der anschließenden Linearisierung desselben durch Equalizer-Funktionen. Und das macht es in der Version 2 je nach Raumsituation ganz hervorragend.
Wo ist das Problem?
In Räumen, die nicht als Tonstudio geplant wurden, ist die Akustik in der Regel alles andere als geeignet. um in ihnen eine gut klingende Abmischung erstellen zu können. Vor allem im Bassbereich unter 500 Hz kommt es in normalen (Wohn-) Räumen zu einer erheblichen Ortsabhängigkeit. Dies bedeutet, dass man zum Beispiel in der Mitte eines quaderförmigen Raumes mit zahlreichen Frequenzauslöschen zu kämpfen hat, während an den Wänden die tiefen Frequenzen sehr stark überbetont sind. Genauso schlimm sieht es an fast allen anderen Positionen im Raum aus, da sich dort Überhöhungen und Auslöschungen der Frequenzen geometrisch überlagern. Solch akustisch unbehandelte Räume weisen Frequenzgänge auf, bei denen neben kompletten Auslöschungen vieler Frequenzen auch Anhebungen von 20 bis 40 dB keine Seltenheit sind.
Man versucht bei der Abmischung allerdings bewusst oder unbewusst die unausgewogenen Frequenzen durch den Einsatz von Equalizern und Pegeln zu kompensieren. Diese Kompensation erfolgt dabei leider nur für eben diesen Raum, in dem gemischt wird. Es ist also kein Wunder, dass eine solche Mischung auf anderen Anlagen ein stark unausgewogenes Klangbild haben wird.
Neben dem angesprochenen Raummoden-Problem kommen störende Kammfiltereffekte zum Tragen, die durch unkontrollierte Reflexionen an Seitenwänden, Boden, Decke und Arbeitstisch entstehen. Kammfiltereffekte treten meist in den Mitten und Höhen auf und erzeugen ein verwaschenes Klangbild, indem auch hier, wenn auch in weit engeren Frequenzabständen, Anhebungen und Auslöschungen auftreten.
Zu guter Letzt gilt es, den Nachhall und die Bassnachschwinger in einem Raum in Zaum zu halten.
Da ARC im Grunde ein Summenequalizer ist, kann er nur die Pegel der Frequenzen anpassen, aber Kammfiltereffekte, Raumhall und Nachschwinger sowie die Ortsabhängigkeit nicht beeinflussen.
Erst wenn der Raum mit entsprechend wirksamen und korrekt angeordneten Absorbern akustisch aufgewertet ist, kann ARC sozusagen als i-Tüpfelchen die Abhörsituation weiter optimieren.
Weitere Informationen erhalten sie in unserem Raumakustik Workshop:
Raumakustik Workshop Teil -1-
Raumakustik Workshop Teil -2-
Raumakustik Workshop Teil -3-
ich hab ARC ausprobiert und kann -das ist meine Erfahrung – nur abraten. Es verfälscht ja die Abhörsituation durch teilweise extreme EQ Manioulatin und gaukelt dem Hörer im Sweetspot eine professionelle Abhörsituation vor, die aber nicht gegeben ist. Viel Spaß beim Hören der mit ARC durchgeführten Mixe. Der Test ist übrigens hervorragend, frage mich nur , warum 3 Sterne vergeben werden. Man kann nun sagen, eben nur für diese Funktion. die Arc durchführt. Aber im Gesamtrahmen der marktschreierischen , eigentlich doch schon verarschenden IK Multimedia Verlautbarungen („A break-through affordable solution for acoustic room correction“) gehört ARC für mich auf die schwarze Liste.
@tompisa Die Frage wäre: hast du auch mit ARC2 (!) abgehört oder kennst du nur ARC? Die Unterschiede sind nämlich sehr deutlich zugunsten ARC2. Und wenn Dein Raum akustisch noch nicht gut genug war hat auch ARC2 keine Chance … ;-)
ARC ist in der Tat ein schwieriges Produkt, da jeder Raum andere Eigenschaften hat. Insofern ist es klar, dass die Bewertungen von „Finger Weg“ bis „Sehr gut“ reichen. Ich sage, richtig angewandt verdient ARC2 die drei Sterne.
@t.walter 2. Generation hab ich noch nicht ausprobiert. Aber im Ernst, ich kenne niemanden, der das professionell nutzt. Guter Raum und Monitore vorausgesetzt , benötigt das wirklich jemand ? Entweder man hat optimierte Räume samt ensptrechender Aussattung oder nicht. Ud wenn nicht, dann hilft dieser Sweet Spot EQ doch auch nicht weiter.
@tompisa Definiere mal „professionell“… Der Bereich ist heute so fließend. Wenn es richtig gut werden soll, macht man manuelle Einmessungen. Natürlich brauchst du ARC für das Hobby nicht zwingend, wenn du bereits gut ausgestattet bist. Es gibt aber individuelle Fälle da macht es durchaus Sinn, und wenn es nur eine Quick&Dirty-Lösung ist. ARC ist sicher kein Massenprodukt für Jedermann. Nochmal klar ausgedrückt: Es ist die letzte Stufe der Linearisierung des Frequenzgangs an der Abhörposition, wenn der Raum schon akustisch (z.B. aus Budgetgründen nur mittelmäßig) behandelt ist. Für die 250 Euro kann ARC2 abhängig vom Raum und dem Treatment sehr positiv wirken. Ich habe ein ARC2 System, dass ich probehalber manchmal bei Kunden installiere. Je nach Anspruch genügt das Ergebnis dann bereits, machmal auch nicht.
Das ist ähnlich wie beim Kochen: manchmal passt ein Gewürz ins Essen rein, manchmal nicht.
@t.walter professionell definieren ? Sorry, was soll das ? Geld verdienen, das ist schon alles , was “ professionell“ definiert.
@tompisa Mal ein Wort von nem ARC2-User:
Vorweg finde ich meine Erfahrungen mit ARC in dem aussagekräftigen Testbericht durchaus wieder. Tompisa würde ich empfehlen Version 2 erstmal auszuprobieren und sich Aussagen wie „… ich kenne Niemanden…“ doch lieber zu verkneifen.
In meinem Berufsumfeld kenne ich auf Anhieb 3 professionelle Umgebungen, wo ARC2 gern und oft eingesetzt wird. ARC2 klingt definitiv um Klassen besser als der Vorgänger und es ist zudem viel einfacher zu handhaben. Klar gibt´s die, die kleinen Abhörplätze, akustisch optimiert, oder auch im Eigenbau, wie z.B. Projektstudios professioneller Berufsmusiker. Genau hier macht das PlugIn einen hervorragenden Job, wie ein AB-Vergleich locker beweisen kann – meiner Meinung gar mehr als nur ein iTüpfelchen, eher ein zuverlässiges Werkzeug, um sich z.B. während der Komposition nicht mit Sound-Problemen rumschlagen zu müssen. Im übrigen sind allein schon die Zielkurven verschiedener Abhörsituationen ziemlich klasse für´n schnellen Check. Von ARC1 war ich ebenfalls etwas enttäuscht, das Update hat mich aber überzeugt. Drei Sterne wären verdient, denn das Paket hält doch was es verspricht und es kann inkl. den (sehr guten) Messmikro eine wirklich gute Investition sein für die anvisierte Zielgruppe.
@t.walter Hallo Thorsten, um die Leser nicht zu verwirren, mussten wir hier von der Redaktion gegensteuern. Drei Sterne wären eine uneingeschränkte Kaufempfehlung. In Deinem Test kommen aber einige gravierende Einschränkungen zu Tage. deshalb müssen wir die Bewertung in der Smme auf wei Sterne herabsetzen. ich hoffe Du verstehst das :-)
vg, Peter
Eine Frage bleibt unbeantwortet. Wie wird das Plug In eingeschliffen, wenn nicht in die Summe (was natürlich überhaupt keinen Sinn macht). Bitte gib doch mal ein praktisches Beispiel wie Du es gemacht hast ;-)
@Tyrell Hi Peter, es wird NICHT in die Summe eingeschliffen sondern in den Abhörweg. Das sind zwei verschiedene Busse. Bei Cubase gibt es den Control-Room, in Logic baut man sich ein Environment (Tja, Logic … :-)
Wenn Du eine DAW benutzt, die so ein Feature nicht anbietet, musst du ARC vor dem Rendern des Masters natürlich zwingend abschalten.
Man könnte auch den Summenbus in einen zweiten Bus mit ARC als Insert splitten und diesen dann dem Abhör-Ausgang des Audio-Interfaces zuweisen.
tompisa´s Kritik ist ist aus meiner Sicht komplett daneben. Ich habe (immer noch) ARC 1 und einen recht guten Raum, aber nicht die besten Boxen und das Plugin macht z.B. aus meinen billigen Alesis M1 Active MK2 richtig gute Monitore – der ganze „Mumpf“ ist weg und der Sound ist absolut durchsichtig geworden. Ebenso verhält es sich bei meinen alten Yamaha NS40M: die Dinger klingen ohne ARC ziemlich muffig, mit ARC aber richtig super. Mit einem EQ habe ich nicht im Enferntesten Annäherndes hinzubekommen.
Ich sehe auch nicht, wieso da was „vorgegaukelt“ werden sollte? Die Boxen werden einfach linearer „getrimmt“. Alle meine Referenztracks klingen mit ARC um Längen besser und 10mal durchsichtiger als ohne und meiner Mixe klingen seitdem *überall* 100% besser.
@nachteule Auch ich kann das nur bestätigen. Ich arbeite seit einem knappen Jahr mit ARC2 und war nach dem Einmessen absolut positiv überrascht: Der Mulm in den unteren Frequenzen war weg, das Klangbild viel offener und die Ergebnisse auf diversen Monitoren diverser Studios genau so, wie ich es gewünscht habe. Ebenso hat mich der direkte Vergleich mit Kopfhörer überzeugt, Unterschiede sind da sehr marginal.