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Test: Jackson Audio El Guapo Overdrive Distortion, Verzerrer-Pedal

Der Schöne und das Zerren

12. Januar 2021
Jackson Audio El Guapo

Jackson Audio El Guapo

Ich hatte ja vor gar nicht langer Zeit die Gelegenheit, den Jackson Audio Golden Boy einem ausführlichen Test zu unterziehen. Das Pedal mit seinem flexiblen Klang und den umfangreichen Möglichkeiten überzeugte restlos und machte neugierig auf das, was die noch recht junge texanische Firma sonst noch in ihrem Programm zu bieten hat. Ein weiteres Verzerrer-Pedal von Jackson Audio hat nun unsere Redaktion erreicht, ähnlich flexibel in den Möglichkeiten und mit kaum weniger Features ausgestattet. Das Jackson Audio El Guapo Overdrive Distortion besitzt wie der Golden Boy zwei unabhängige Schaltkreise auf analoger Basis, wobei die Drive-Sektion hier noch ein Stückchen feiner steuerbar ist. Das macht dieses Pedal auch gleich ein deutliches Stückchen teurer und hievt es damit in die Topliga der auf dem Markt erhältlichen Zerrpedale. Was es drauf hat und für was man es einsetzen kann, werden wir im folgenden Review näher beleuchten.

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Jackson Audio El Guapo – Facts & Features

Das El Guapo entstand in Zusammenarbeit von Jackson Audio mit dem Instagram-Guitarheroe Mateus Asato und besitzt praktisch zwei Zerreinheiten unter einem Dach. Die Distortion-Einheit basiert im Klang und der Dynamik auf dem guten alten Marshall JCM 800, während das vorgeschaltete Drive-Modul dem Sound zusätzliche Nuancen verpasst. Die sechs Regler mit den großen Knöpfen im oberen Bereich steuern die Distortion-Einheit. Hier gibt es die Möglichkeit, mit dem Gain-Poti den Verzerrungsgrad zu wählen, mit dem Pres-Regler die Klangfarbe einzustellen und mit Volume die Lautstärke der Distortion zu bestimmen. Wie beim Golden Boy dient auch hier erneut wieder eine Dreiband-Klangregelung auf Basis des kultigen Baxandall-EQ, der in vielen Studios zur Klangbearbeitung eingesetzt wird.

Deutlich kleiner ausgefallen sind hingegen die Regler für die Drive-Sektion, die sich unmittelbar darunter befinden. Mit Volume, Tone und Drive sind die Möglichkeiten der Klangbeeinflussung zudem etwas eingeschränkter und während die Regler der Distortion-Sektion noch mit dem Gehäuse sicher verschraubt wurden, sitzen die hier benutzten Mini-Potis direkt auf der Platine des Gerätes, was sich durch eine spürbar wackelige Funktion zeigt. Zudem laufen sie etwas zäh auf ihren Achsen und verfügen auch über keine Mittenrasterung, welche die großen Potis ein Stück weiter oben hingegen besitzen. Das macht das Einstellen manchmal nicht ganz einfach, zumindest aber sitzen sie gut geschützt gegen fehlgeleitete Fußtritte – die sechs großen Regler bieten zusammen mit den beiden Metallschaltern einen guten Schutz.

MIDI-Funktionalität

Wie bei allen Pedalen des Herstellers sitzen die Anschlüsse an der Stirnseite des Gehäuses, sodass es zu keinem großen Gerangel auf dem Pedalboard kommen sollte. Die Auswahl ist recht beschaulich, neben einem Eingang, einem Ausgang und dem Anschluss für ein Netzteil finden wir dort vorne noch eine Klinkenbuchse mit der Bezeichnung MIDI, an die ein entsprechendes TRS-Kabel angeschlossen werden kann. Der Hersteller selbst bietet ein solches Kabel in seinem Programm zwar nicht an, verweist aber auf ein Modell von Disaster Area Amps, mit der ein Großteil der Funktionen des El Guapo gesteuert werden können. Dazu zählen das Aktivieren bzw. Deaktivieren der Distortion-Einheit und des Overdrives, inklusive der Auswahl der jeweils vier vorhandenen Presets beider Module sowie der Zugriff auf die „Gain-Cycle“-Funktion, bei der die Stärke der Verzerrung bis zur maximal eingestellten Zerrung der Gain-Potis beider Einheiten in vier Stufen unterteilt wird. Im normalen Betrieb aktiviert man diese Funktion durch gleichzeitiges Drücken der beiden Fußschalter, die auch hier wie beim Golden Boy erfreulicherweise aus Softklick-Typen bestehen und somit einen weichen Schaltvorgang ohne nerviges Knacken ermöglichen.

Jackson Audio El Guapo Buchsen Jacks

Jackson Audio El Guapo Anschlüsse

Vier Presets für Distortion und Drive

Für die Distortion-Einheit des El Guapo stehen vier Grundsounds zur Verfügung, die durch unterschiedlich aufleuchtende Farben der LED über dem Schalter gekennzeichnet werden:

Preset 1 – LED leuchtet in Amber: Guv’nor Style. Symmetrisches Clipping des Bass- und Höhenbereichs des eingehenden Signals mit hohem Headroom im Stil eines Vintage-Marshalls.

Preset 2 – LED leuchtet grün: Simulation eines Ibanez TS 808 Tubescreamers

Preset 3 – LED strahlt in Blau: Drei unsymmetrische betriebene Dioden bearbeiten das Signal im Bass- und Höhenbereich für einen High-Gain-Sound.

Preset 4 – LED leuchtet Magenta: Hier werden vier symmetrische Dioden für noch mehr Gain verwendet.

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In der Drive-Sektion das gleiche Spiel: Vier Grundsounds warten auf den Benutzer und werden durch unterschiedliche Farben der zugehörigen LED über dem Fußschalter dargestellt.

Preset 1 – Amber: ein offener und mit hohem Headroom ausgerüsteter Klang im Stil eines Vintage Marshall Amps

Preset 2 – Grün: Classic Screamer, die Simulation des Ibanez Tubescreamers

Preset 3 – Blau: Auch hier werden wieder wie beim Drive-Preset Nummer 3 drei unsymmetrisch geschaltete Dioden verwendet. Laut Hersteller ideal für aggressives Riff-Spiel geeignet.

Preset 4 – Magenta: symmetrisches Clipping von vier Dioden, in dieser Form auch genutzt in den Kult-Geräten wie dem MXR Timmy oder dem Analog Man King of Tone

Bliebe nach der Begutachtung der Features des El Guapo noch zu erwähnen, dass das Pedal nicht mit Batterien betrieben werden kann. Ein 9-Volt-Netzteil ist also zwingend erforderlich, ist aber trotz des stolzen Preises nicht im Lieferumfang enthalten. Aber das ist ja bei den allermeisten Pedalen nicht anders. Und damit ab zum Soundcheck!

Das Jackson Audio El Guapo in der Praxis

Bei uns zum Test trafen ja in der Redaktion drei Pedale von Jackson Audio ein: der Golden Boy, der El Guapo und das Prism Boost-Pedal, über das ich in Kürze berichten werde. Der Sound von dem von mir bereits getesteten Golden Boy liegt mir noch gut im Ohr und um meinen Eindruck zu bestätigen, habe ich den El Guapo und den Golden Boy beide Male synchron von der Leine gelassen bzw. an die Endstufe meines Orange Micro Dark angeschlossen. Um ehrlich zu sein, sind die Unterschiede zwischen den beiden Pedalen, wenn überhaupt, nur marginal. Der El Guapo überzeugt ähnlich wie sein goldener Bruder mit einem ungemein flexiblen und zugleich rauscharmen Sound, der bereits beim Nutzen von nur einem der beiden Module eine große Bandbreite abdeckt und dynamisch spielbare Overdrive-Sounds ermöglicht. Durch das Zusammenspiel der beiden Zerreinheiten entstehen weitere interessante Kombinationen, die jedem Fan von klassischem Overdrive sehr gefallen dürften und die sich dank des beherzt zupackenden Equalizers wirkungsvoll formen lassen.

Aber eines muss man ganz klar sagen: Auch Der El Guapo ist wie sein Bruder Golden Boy definitiv keine Metal-Maschine! Obwohl die vorhandenen Gain-Reserven durchaus  für singende Solo-Sounds und cremige Riffs ausreichen, ist der Grundcharakter dieses Pedals auch hier wieder deutlich Vintage-orientiert und versucht mit Erfolg, den warmen Overdrive-Sound klassischer Pedale, wie etwa die kultigen Ibanez TS-Pedale oder die des MXR Timmy nachzubilden. Neben den überzeugenden und flexibel nutzbaren Grundsounds des Pedals kann der El Guapo ganz sicher so manchem angeschlossenen Röhren-Amp einen ganz neuen Stempel aufdrücken oder auf der Suche nach einem oder ganz vielen Sweet-Spots des Amps enorm hilfreich sein. Ohne Zweifel ist der El Guapo eine ganz heiße Zerrmaschine, die mit vielen Optionen und einer hohen Flexibilität glänzt. Ob man dafür allerdings fast 400,- Euro ausgeben möchte, sollte jeder nach einem Test des Pedals für sich selbst entscheiden. Ich persönlich denke, dass man mit dem fast 100,- Euro günstigeren Golden Boy ebenso gut auskommen kann, ohne dabei auf die außergewöhnlichen Features, wie etwa die Gain-Cycle-Funktion, verzichten muss.

El Guapo – Klangbeispiele

Für die Klangbeispiele habe ich den Jackson Audio El Guapo über den Return des Effektwegs meines Orange Micro Dark angeschlossen. Zu hören ist also der reine Sound des Pedals mit der Transistorendstufe des MD. Der Amp war mit einer 1×12″ Celestion Vintage 30 Box verbunden, vor der ein AKG C3000 Mikro platziert wurde.

 

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Fazit

Mit seinen zwei unabhängig voneinander arbeitenden Zerr-Modulen, der praktischen Gain-Cycle-Funktion, dem äußerst geringen Rauschspektrum, seiner MIDI-Kompatibilität und nicht zuletzt aufgrund der enorm flexiblen Klangausbeute empfiehlt sich das Jackson Audio El Guapo als Rund-um-Versorgung in Sachen Verzerrung für viele Stilistiken und Einsatzgebiete. Einziger Wermutstropfen bleibt der hohe Preis für dieses in Handarbeit hergestellte Pedal, aber solche Kurse ist man ja in der so genannten „Boutique-Pedal-Klasse“ mittlerweile gewohnt.

Plus

  • Klang
  • Dynamik
  • Rauschverhalten
  • Flexibilität

Minus

  • hoher Preis

Preis

  • 399,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Jazzdog

    ….sind meine Ohren echt so kapott? Für mich klingen die Soundbeispiele alle gleich….

    • Profilbild
      harrymudd AHU

      @Jazzdog Ging mir auch so. Ich dachte auch, Mist jetzt sind meine Ohren am Ende:)
      Aber wahrscheinlich liegt es mal wieder an dem MP3-Format, dass wir so einen schönen Boutique-Treter nicht zu würdigen wissen:)

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