Plug & Play am Computer
Die USB-Schnittstelle ist aus der heutigen Zeit wohl kaum mehr wegzudenken. Viele Nutzer von Computern schätzen diese schnelle Anbindung, die spätestens seit der Einführung des USB 2.0-Standards für den Audiobereich eine ernstzunehmende Alternative zum Firewire-Protokoll darstellt. Der Markt ist geradezu überschwemmt mit Geräten, welche diese unkomplizierte Verbindung nutzen, seien es nun Drucker, Kameras, Festplatten oder wie in unserem Fachbereich beispielsweise Audio-Interfaces. Sogar eine elektrische Gitarre mit einem USB-Interface ist heutzutage sehr günstig zu bekommen. Dank der fernöstlichen Fertigung besitzt der Audio-Komplettversorger Behringer mit der iAxe schon längere Zeit ein solches Instrument im Programm. Aber eine Westerngitarre mit USB-Anschluss, das ist wahrlich etwas Neues, und hier soll der Test auf Amazona zeigen, ob es sich bei der Jammin Pro USB Acoustic 505 mehr um ein Spielzeug oder eine wirkliche Alternative handelt, um beim Aufnehmen von Akustik-Sounds weder den üblichen schrillen Piezo-Sound, noch ein teures Studio-Mikrofon zum Einsatz kommen zu lassen.
Lieferumfang/Verarbeitung
Geliefert wird die Jammin Pro USB Acoustic 505 in einem einfachen Pappkarton, was bei einem UVP von lediglich 189,- Euro wohl niemanden verwundern wird. Weiterhin befindet sich im Lieferumfang die Software Magix Music Maker SE, die aber leider nur auf der Windows-Plattform lauffähig ist. Die Systemvoraussetzungen sind hier recht bescheiden, es genügt bereits ein PC mit Intel Pentium oder AMD Athlon ab 1 GHz und Windows XP, Vista oder Windows 7, um mit der Software für die ersten Schritte an den Start zu gehen. Doch auch für Mac-User stellt der Betrieb der Gitarre kein Problem dar, im Kontrollfeld „Ton“ meldet sich die Jammin Pro als USB-Gerät an und kann so problemlos mit Logic oder GarageBand genutzt werden.
Weiterhin enthält das Jammin Pro-Paket ein 1,5 m langes handelsübliches USB-Kabel sowie ein mehrsprachiges Handbuch und das sogar mit deutschem Teil.
Beim ersten Betrachten des Instruments zeigt sich eine typische Western-Dreadnought mit Cutaway. Die Decke besteht aus furniertem Plywood, also Sperrholz. Das Furnier ist aber von guter Qualität und wird von einem Perlmutt-Binding umrahmt, welches ebenfalls das Schallloch ziert. Der Boden und die Zargen des Instruments sind deckend schwarz hochglanz-lackiert, es scheint sich aber hier zumindest um ein echtes Tonholz, vermutlich Mahagoni zu handeln.
Der aufgeleimte Steg offenbart Verarbeitungsmängel in Form von Leimresten auf seiner Unterseite, und diese kleineren, aber nicht unbedingt gravierenden Mängel zeigen sich auch beim Blick durch das Schallloch, denn ein paar Verleimungen im Innern der Gitarre sind etwas unsauber ausgeführt, und auch die Stege („Bracing“) präsentieren sich an manchen Stellen nicht ganz so sauber verarbeitet, wie man sich das wünschen würde. Ein hornfarbenes Pickguard schützt die Decke vor ungewollten Kratzern durch Fingernägel und/oder massivem Plektren-Gebrauch.
In den Korpus eingeleimt wurde ein Hals mit 22 spielbaren Bünden. Damit man diese Anzahl von Bünden auch wirklich erreicht, sorgt ein großzügig ausgefrästes Cutaway für ein bequemes Bespielen bis in die obersten Lagen der Gitarre. Die Bundstäbchen sind sauber in das Griffbrett eingelassen und werden von einem cremefarbenen Binding umschlossen, welches ebenfalls keinen Anlass zur Kritik bietet. Es zeigen sich aber einige Unsauberkeiten am Hals-Korpusübergang, die aber zu verschmerzen sind, wenn man sich noch mal den Preis der Jammin Pro 505 vor Augen führt.
Die schwarz lackierte, hübsch designte Kopfplatte besitzt sechs geschlossene Mechaniken und wird ebenfalls von einem Perlmutt-Binding umrahmt. Die Tuner bieten leider ein zwiespältiges Bild: Zwar hielten sie das Testinstrument gut in Stimmung, sie besitzen aber ein deutliches Spiel und machen somit nicht unbedingt einen vertrauenserweckenden Eindruck. Ebenso sind auch die Bohrungen für die Mechaniken nicht sorgfältig ausgeführt, denn sowohl die D-, als auch die G-Saite liegen an den Achsen der A-und H-Saite an. Umso mehr verwundert es daher, dass die Jammin Pro USB Acoustic 505 die Stimmung während der Testdauer dennoch so gut zu halten vermochte.
Elektrik
Auf der Unterseite des Zargen und somit genau dort, wo man es vermuten würde, findet sich das Anschluss-Interface der Jammin Pro USB Acoustic 505. Neben einer unsymmetrischen Standard-Klinkenbuchse verfügt das Instrument dort auch über einen symmetrischen XLR-Ausgang und eben den USB 2.0-Port, der für eine schnelle Datenübertragung zum Rechner oder zur Workstation sorgt. Die Wandlung des Signals findet in studiotauglicher Qualität statt, nämlich mit 44,1 kHz und 16 Bit. Auch der zum Betrieb der Elektronik benötigte 9 Volt-Block lässt sich hier an dieser Stelle schnell und unkompliziert tauschen, er gehört außerdem auch bereits zum Lieferumfang.
Dem gegenüber steht auf der Oberseite der Zarge der eingebaute Preamp, welcher neben einem Tuner über eine Vierband-Klangregelung verfügt. Die vier Bänder BASS, MIDDLE, TREBLE und PRESENCE bieten die Möglichkeit, mittels Schieberegler das Frequenzbild in einem Bereich von 60 Hz bis 10 kHz mit einer Variation von +/-12 dB anzuheben bzw. abzusenken. Der Tuner verfügt zudem über ein beleuchtetes Display, was beim Stimmen in trüben Kellern oder unbeleuchteten Bühne nur von Vorteil sein kann. Zudem arbeitet er auch sehr genau und bietet die Möglichkeit, neben einer automatischen Saitenerkennung auch jede Saite mittels des „Note-Buttons“ einzeln anzuwählen und zu stimmen. Eine rote LED warnt, wenn die Batterieleistung zu Ende geht, und natürlich gibt es auch einen Volume-Regler zur Anpassung der Ausgangslautstärke.
Sound/Praxis
Trotz der bereits beschriebenen Mängel überrascht die Jammin Pro USB Acoustic 505 mit einem durchaus konkurrenzfähigen Sound. Die Gitarre besitzt ein sehr ausgeglichenes Frequenzspektrum mit einem sehr schönen, warmen Bass und einem sanften, obertonreichen Höhenbild. Eigentlich kaum zu glauben, wenn man sich überlegt, dass die Decke (als einer der wichtigsten klangerzeugenden Teile einer akustischen Gitarre) in diesem Fall ja noch nicht einmal aus „echtem“ Holz besteht. Und als wollte das Instrument die teilweise mangelhafte Verarbeitung wieder wettmachen, muss man der Jammin Pro ebenfalls eine ausgesprochen gute Bespielbarkeit attestieren! Und das auch ohne jede weitere Einstellung am Werks-Setting. Der Hals liegt äußerst angenehm in der Hand, und die Gitarre besticht durch eine sehr flache und doch schepperfreie Saitenlage, die selbst die verwöhntesten E-Gitarristen zufrieden stellen dürfte und somit ein Bespielen bis in die höchsten Lagen zum Vergnügen macht. Bei solch einer unerwarteten Performance der Jammin Pro verblassen die aufgeführten Schwächen sehr schnell, und man ist geneigt zu glauben, es hier mit einem wesentlich teureren Instrument zu tun zu haben!
Die USB-Anbindung an LogicAudio klappte im Test problemlos. Im Menue „Audio Hardware und Treiber“ ließ sich die Jammin Pro als Eingangsquelle definieren. Ebenso gut funktionierte die Anbindung mit dem Open Source Audio-Editor Audacity. Und tatsächlich liefert der Sound über USB ein ordentliches Audio-Signal, ganz im Gegensatz zum üblichen, meist schrillen Sound der reinen Piezo-Abnahme, die AD/DA-Wandler scheinen ihren Job also recht gut zu machen. Sehr nützlich erscheint zudem, dass der Vierband-EQ auch über den USB-Port wirksam ist und darüber hinaus ein ordentliches Klangbild abliefert. Uff, wer hätte das zu Beginn des Tests schon vermutet!
Mal 2 Fragen:
Mit was wird der Ton den abgenommen, wenn es kein Piezo-Tonabnehmer ist?
Klingt die Gitarre über den XLR-Ausgang gleich, wie über den USB-Ausgang?
@Helmut Hi, Helmut!
Sorry, vielleicht klingt es etwas mißverständlich, bzw. ist dem Text nicht ganz zu entnehmen: Natürlich sitzt auch im Steg der USB 505 ein Piezo-Pickup. Und der Sound über den USB-Port ist dem über die beiden anderen Ausgänge (Klinke&XLR) gleichwertig, das sagen zumindest meine Ohren, ein Meßprotokoll wurde leider nicht angefertigt.
Weiterhin viel Spaß auf Amazona.de ;)
Stephan