Kleiner, großer Würfel
Der Kali Audio WS-12 ist ein aktiver Subwoofer, der von den Kaliforniern für quasi alle Gegebenheiten konzipiert wurde. In erster Linie zwar für den Studiogebrauch, im Idealfall in der Kombination mit den Studiomonitoren Kali Audio LP-8/LP-6 oder den Kali Audio IN-8. Aber auch für alle anderen Situationen, in denen man einen Subwoofer einsetzt. Zum Beispiel für den Live Betrieb oder auch beim Mischen von Filmmusik.
Das relativ junge amerikanische Unternehmen Kali Audio hat sich durch seine ersten Produkte schnell einen Namen gemacht. Wenn auch etwas umstritten, geht es hier ausschließlich um günstige Produkte mit einem guten bis sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Ich hatte vor Kurzem schon das Vergnügen, die Kali Audio IN-8 zu testen, die mich sichtlich beeindruckten. Da bin ich mal gespannt, inwiefern es das Projekt Watts, das ist der Arbeitstitel der Kali Audio WS-12, schafft, mich zu überzeugen.
Überblick Kali Audio Subwoofer
Klar, mit einem Leichtgewicht sollte man hier nicht rechnen. Alleine das Entgegennehmen vom Paketdienst und hochtragen in einem unhandlich großen Pappkarton erinnert durchaus an Kraftsport. Nach dem Auspacken erscheint der Kali Audio WS-12 Subwoofer dennoch eher handlich im Vergleich zu den Mitstreitern auf dem Markt. Mit etwas Substanz muss man aber schon rechnen, bei 29 kg gibt es aber wenige, bis keine Konkurrenten, die mit ähnlichen Spezifikationen weniger auf die Waage bringen.
Der erste Eindruck ist jedenfalls sehr positiv. Die Verarbeitung ist makellos und vermittelt ein hochwertiges Bild. Der Sub ist aus 18 mm Sperrholz gefertigt, der Strukturlack wirkt sehr widerstandsfähig, somit Road-tauglich. Der 12″ Speaker wird mit einem versenkten Metallgitter geschützt in dem frontal-mittig das Logo von Kali Audio eingelassen wurde. Über dem Speaker schimmert im eingeschalteten Zustand eine blaue LED.
An den Außenseiten sind stabile Transportgriffe eingelassen. Stand findet der Würfel auf vier Gummifüßen. Diese sorgen für einen sicheren Stand und entkoppeln ihn. Auf einen Stativflansch, der im Live-Betrieb manchmal gewünscht ist, wurde höchstwahrscheinlich aus Kostengründen verzichtet. Meiner Meinung nach eine vernünftige Einsparung, da es ja oft genügt, mit einem Subwoofer zu arbeiten und die Heads meist auf separaten Ständern stehen. Hier kann man auch flexibler mit der Position des Woofers experimentieren.
Auf der Rückseite ist das Herz des Kali Audio WS-12 eingesetzt, leider aber nicht ins Gehäuse eingelassen und somit etwas verletzungsempfindlich. Der Volume-Regler, der herausragt, ist hier wohl am meisten gefährdet, beim Rest hält es sich in Grenzen, solange man die Box nicht kippt und mit der Rückseite über den Boden zieht.
Spezifikationen
Mit den Maßen 48,3 (Höhe), 43,2 (Tiefe), 40,7 (Breite) ist der Subwoofer zwar nicht der Kleinste, aber wenn man in Betracht zieht, dass er bei dieser Größe und dem 12 Zoll Speaker einen Frequenzbereich von 23-160 Hz abdeckt, wird die Luft schnell dünn bei der Konkurrenz.
Dank DSP und Class-D-Verstärker drückt er bis zu 1.000 Watt. Die Anschlussmöglichkeiten sind mit XLR, großer Klinke und Cinch nahezu ausgeschöpft. Der maximale SPL liegt bei 123 dB.
Schauen wir uns mal die Crossover-Frequenzen an. Wie fast zu erwarten, ist der WS-12 für eine Zusammenarbeit mit den Kali Audio LP-6 und den LP-8/IN-8 ausgelegt. Somit gibt es natürlich DIP-Schaltereinstellungen genau für diese beiden Monitorpaare. Mit der Auswahl von 40, 60, 80, 100 und 120 Hz bietet das Projekt Watts aber noch genügend Flexibilität, um auch in anderen Konfigurationen zu bestehen. Hinzu kommt noch das LFO-Setting für „Low Frequency Effects“ zum mischen von Filmmusik und der externe Modus, um den Sub mit einem anderen Controller fremd zu steuern. Hierbei kann der WS-12 sogar bis zu 1.000 Hz hoch gehen.
Doch das war es noch nicht mit den Fine-Tuning-Möglichkeiten. Für verschiedene Aufstellpositionen gibt es vier unterschiedliche Gain-Settings, einen Schalter für die Polarität sowie einen Fußschalteranschluss, um ihn per externem Schalter kurzzeitig zu deaktivieren.
Last but not least bietet der Sub noch eine Schaltmöglichkeit, um ihn in den Standby Modus zu überführen. Hierbei fährt der Kali Audio WS-12 nach 20 Minuten in einen Low-Power-Zustand. Ich finde, hier bleiben kaum Wünsche offen.
Praxis
Ich hatte zum Test noch die Kali Audio IN-8 zur Verfügung und mit diesem Setup habe ich angefangen. In der Bedienungsanleitung gibt Kali Audio einige Hinweise, den perfekten Standort für den Woofer zu finden, was sich in der Praxis tatsächlich auch am schwierigsten gestaltet. Hierbei sollte man sich etwas Zeit nehmen und nicht zu früh aufgeben oder sich zufriedenstellen. Leider machen es die vielen Einstelloptionen nicht einfacher. Doch lieber so, als gar nicht zum Ziel zu kommen.
Ich empfand das Default-Setting für die IN-8 leider nicht befriedigend, aber etwas ge-tweakt und an diversen Ecken nachjustiert, kam ich zu einem sehr ausgewogenen Klangergebnis. Es ist immer wieder überraschend oder vielleicht auch mittlerweile leider nicht mehr, welche große Rolle der Raum in Sachen Sound spielt.
Zur Beurteilung des Sounds kam natürlich vorwiegend Tiefbass-orientierte Musik zum Einsatz. Von Reggae über Dub, bis hin zu Electro, aber auch mal ein Soundtrack und Mainstream-Pop. Selbst bei Letzterem taucht immer mal eine Frequenz unter 40 Hz auf. Bei all den genannten Musikstücken fand ich keinen Haken, in dem was der Kali Audio WS-12 zu bieten hat oder verspricht.
Um der Sache noch etwas tiefer auf den Grund zu gehen, vollzog ich noch einen praktischen Frequenztest. Auch hier bestätigte sich für mich die Kompetenz des Würfels. Ab Mitte 20 Hz fängt er an in Bewegung zu kommen, bei 60 Hz klingt er am besten definiert, um dann wieder etwas an Punch zu verlieren. Dennoch, alles in einem guten bis sehr guten Rahmen.
Die Bewertungen in Verbindung mit DEM Preis klingt ja fast zu gut um wahr zu sein. Und dann soll der Klotz, der optisch ja eher im Livebetrieb zuhause sein sollte, ebenso im Studio überzeugen? Das Eierlegende-Woll-Milch-Gedöhns? respekt.