Universalgenies von KME
Monitor oder PA-Box?
Klingenthal ist eine Stadt im sächsischen Vogtland. Der Ort ist besonders durch den Musikinstrumentenbau bekannt geworden. Nicht zuletzt die Lyra im Stadtwappen macht auf die lange musikalische Tradition aufmerksam. In Klingenthal ansässig ist auch KME, die Klingenthaler Musikelektronik GmbH. Neu im Programm der Versio-Serie hat KME die VL 340 und VL 350 Aktivboxen. Beides sind Zwei-Wege Systeme mit identischen Gehäusefunktionalitäten. Sie kommen mit der gleichen Elektronik daher, unterscheiden sich aber in der Bestückung.
Die kleinere VL 340 hat einen 8-Zoll Basslautsprecher und einen 1-Zoll Hochtöner, die größere VL 350 hat ebenfalls einen 1-Zoll Hochtöner, wartet aber im Tieftonbereich mit einem deutlich größeren 12-Zoll Basslautsprecher auf. Das in beiden Boxen identische Class D Leistungsmodul stellt 350 Watt RMS für die Tief-/Mitteltonwiedergabe und 150 Watt RMS für die Hochtonwiedergabe bereit. An Bord ist jeweils auch ein USB-Player.
Die unterschiedliche Treiber-Bestückung spiegelt sich im Frequenzgang und im Schalldruck wider. 70 Hz bis 19 kHz und einen Schalldruck von 123 dB leistet die VL 340; 60 Hz bis 19 kHz und 126 dB erreicht die VL 350. Entsprechend der Bestückung gestalten sich Abmessungen und Gewichte der Holzgehäuse. VL 340: 280 x 460 x 250 mm (B x H x T), 12,5 kg; VL 350: 390 x 610 x 360 mm (B x H x T), 21,5 kg.
Gehäuse
Die Multifunktionsgehäuse der KME Versio VL 340 und VL 350 Aktivboxen lassen beide Kandidaten als PA-Box, Bühnenmonitor oder Instrumentalverstärker einsetzen. Wobei KME offensichtlich der liegenden Position eine höhere Priorität einräumt und sie auch als Aktivmonitore führt. Denn die vorne und seitlich platzierten Logos sind so angebracht, dass sie bei senkrecht aufgestellter Box gekippt zu lesen sind. Auch das Verstärker- und Bedienmodul, das dem eines Gitarrenverstärkers optisch ähnelt, zeigt Beschriftungen, die am besten in liegender Position des Gehäuses zu lesen sind.
Während die VL 340 einen einzigen Riemengriff für den Transport anbietet, ist es bei der VL 350 ein versenkter Schalengriff. Und der ist auch nötig. Mit 21,5 kg ist dieser größere Vertreter aus der Versio-Baureihe nicht unbedingt als Leichtgewicht zu bezeichnen.
Das vollflächige, stabile Schutzgitter an der leicht gerundeten Frontseite ist mit Akustikschaum hinterlegt. So finden vor allem beim Einsatz als Monitor kleinere Spritzer wie zum Beispiel aus Getränkebechern nicht den Weg zu den dahinter liegenden Komponenten. Vor den Hochtontreibern sitzt jeweils ein Horn mit dem Abstrahlwinkel 85º x 55º. Bei der VL 350 lässt sich das Horn zur besseren Anpassung der Abstrahlcharakteristik außerdem drehen.
Kleine Füßchen schützen die Oberfläche beim senkrechten Abstellen der Gehäuse und in Monitorposition. Sie könnten allerdings etwas größer ausfallen. Die Oberfläche macht auf den ersten Blick einen soliden Eindruck und ist bei genauem Hinsehen eine PU-Beschichtung. Sie ist widerstandsfähig und dürfte auch beim rauen Bühnenalltag eine Menge wegstecken.
Lobenswert ist auch der Monitorflansch. Er lässt die Box auf dem Hochständer in kleinen Stufen für eine bessere Schallverteilung um +/-20º nach vorne oder hinten neigen.
Innere Werte
Die besonderen Werte, respektive pfiffigen Detaillösungen, finden sich in der Technik dieser Lautsprecherboxen. Dazu werfen wir zunächst einen Blick auf das über Eck angebrachte Bedien- und Anschlusspanel. Der XLR-Eingang in Kanal 1 nimmt Mikrofon- und Linesignale auf. Per Taster wird die Eingangsempfindlichkeit umgestellt, was direkten Einfluss auf die Lautstärkeregelung des Kanals und auf die Klangregelung hat. Je nachdem, ob ein Mikrofon oder Gerät mit Linepegel angeschlossen ist, verändert sich das Regelverhalten des Lautstärkereglers. Auch die beiden Klangregler LO und HI verändern jeweils ihr Regelverhalten. Das nennt sich adaptive Klangregelung.
Diese Anpassung ist in Kanal 2 noch komplexer, denn hier lassen sich via XLR-Eingang für Mikrofon- oder Linesignale an den beiden zusätzlichen Klinkenbuchsen auch noch Akustik- oder E-Gitarre anschließen. Beispiel: Wird an Klinkenbuchse II eine Akustikgitarre betrieben, ist bei entsprechender Einstellung der Eingang an den Ausgangspegel und das Frequenzspektrum dieses Instruments angepasst. Die Klangregelung wirkt auf die Basstöne bei 100 bis 200 Hz und auf die Brillanz bei 8 kHz. Wird hier eine E-Gitarre angeschlossen und der Taster für die Anpassung zeigt in diesem Fall rotes Licht, ist dieser Eingang für die besonderen Anforderungen einer E-Gitarre vorbereitet. Die Mittenfrequenz der Anhebung oder Absenkung im Bassbereich liegt dann bei 120 Hz und im Mittel-/Hochtonbereich bei 5 bis 7 kHz.
Beleuchtete Taster sowie aufgedruckte Erklärungen erleichtern das Anschließen entsprechender Signalquellen. In Kanal 1 lässt sich Phantomspeisung zum Betrieb eines Kondensatormikrofons schalten.
Die sogenannte LED-Matrix stellt die Wirkungsweise der adaptiven Klangregelung optisch dar. Anhand von sechs LEDs lässt sich die Wirkung der Klangregelung auf Bässe, Mitten und Höhen einschätzen.
Nicht weniger komplex stellen sich die Möglichkeiten am XLR-Line Out dar. Auch hier können mit einem beleuchteten Taster verschiedene Optionen des Routings gewählt werden. Die Einstellungen reichen vom Aufbau eines Monitorsystems bis hin zur echten Stereo-Wiedergabe des integrierten USB-Players (zweite Aktivbox erforderlich).
Stick rein und los
Der USB-Player spielt Audiodateien in den Formaten MP3 und Wave ab. Die Lautstärke lässt sich über den separaten Regler einstellen und das Signal kann zur Summe stufenlos hinzugefügt werden. Bedient wird der USB-Player mit drei Tasten, über ein Display verfügt der Player leider nicht. Die Tasten haben Doppelfunktionen, sodass hier auch einfach die Ordner (soweit vorhanden) auf dem Stick gewechselt werden können. Die Daten auf meinem Stick werden sofort erkannt und die USB-LED zeigt nach kurzer Einlesezeit grünes Licht. Ein Druck auf die Play-Taste und schon ertönt Musik aus der Lautsprecherbox.
Es gibt am USB-Player keinen konventionellen Klangregler. Stattdessen findet sich ein Drehregler mit der Bezeichnung Sound. An dieser Stelle hat sich KME also auch wieder etwas Besonderes einfallen lassen. In Mittelstellung des Klangreglers ist das Signal linear, also ohne Beeinflussung von Höhen und Bässen. Wird der Regler nach links gedreht, werden zunächst die Höhen leicht abgesenkt und bei vollem Linksanschlag auch die Bässe. Bei leichter Rechtsdrehung werden erst die Höhen angehoben und dann später auch die Bässe. Das ist eine sehr ungewöhnliche Sound-Regelung, mit der man zunächst etwas experimentieren sollte. Sehr hilfreich ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf die LED-Matrix, die den Wirkungsbereich auch dieses Klangreglers optisch darstellt.
Praxis und Klang
Die beiden Aktivlautsprecher bieten einen grundsoliden Klang mit Leistungsreserven bezüglich der Lautstärke. Bereits ab 45 Hz sind Signale hörbar, wenngleich natürlich nicht so dominant (siehe Frequenzspektrum). Und hier ist die VL 340 zudem noch etwas verhaltener in der Wiedergabe dieser Frequenz. Die Basswiedergabe ist wie nicht anders zu erwarten mit dem 12-Zoll Tieftöner in der VL 350 deutlich ausgeprägter als bei dem doch verhältnismäßig kleinen 8-Zoll Tieftöner der VL 340. Wenn man auch hier ordentlich Wumms im Keller haben möchte, bietet sich ein zusätzlicher Subwoofer an. Aber das kommt natürlich auf den Verwendungszweck an. Wird die VL 340 beispielsweise als Bodenmonitor eingesetzt, ist die etwas reduzierte Basswiedergabe durchaus von Vorteil.
Das Klangbild der Boxen würde ich als elegant bezeichnen. In der (neutralen) Mittelstellung der sehr effektiv arbeitenden EQ-Regelung ist stressfreies Hören angesagt. Je nach Belieben und auch abhängig vom Zuspielmaterial ist der Griff zum Höhenregler keine schlechte Idee. Der Master-Volumeregler arbeitet mit leichter Verzögerung. Sprich, die Reaktionszeit nimmt nach dem Drehen des Reglers einige Millisekunden in Anspruch. Das ist zwar nicht weiter störend, aber auf jeden Fall ungewöhnlich.
Auch ein Instrument, wie zum Beispiel meine Elektrogitarre, klingt über die Boxen recht gut. Vorausgesetzt, die Anpassung der Eingangsempfindlichkeit ist richtig gewählt. Das klassische SM58 Gesangmikrofon macht ebenfalls an beiden Lautsprecherboxen eine gute Figur. Was die klanglichen Vorstellungen betrifft, ist auch hier ein wenig ausprobieren sinnvoll. Denn man sollte bei diesen Versio-Boxen die gewohnten Vorstellungen im Umgang mit Klangregelungen einfach vergessen.
Tastensperre
Die Taster zur Wahl des Eingangs-Modus und Line-Out lassen sich gegen unbeabsichtigte Bedienung sperren. Das ist zudem eine gute Lösung, will man die Lautsprecherboxen immer wieder mit der identischen Verkabelung oder in der gleichen Umgebung einsetzen. So stellt man einmal alles ein und braucht sich dann in der Zukunft keine weiteren Gedanken mehr zu machen. Allerlei Schutzschaltungen verhindern Schaden. Zur optischen Kontrolle dient hier eine LED neben dem Mastervolume-Regler. Normaler Betrieb wird durch grünes Licht angezeigt. Zum Vermeiden von Brummschleifen gibt es den Ground-Free Schalter, auch als Ground-Lift bekannt. Leises Einschaltknacken macht darauf aufmerksam, dass die Lautsprecher einsatzbereit sind.
Bodenmonitore
Sollen die Boxen als Bodenmonitor eingesetzt werden (Winkel 35º) ist es sinnvoll, zur Verkabelung die Gehäuse zu kippen. In der angewinkelten Position sind weder die Beschriftungen beziehungsweise die Eingänge erkennbar, noch können die Anpassungen der Eingangsempfindlichkeit vorgenommen werden. Dafür sind aber in Monitorposition die Regler wie der USB-Player optimal zu bedienen. Durch verriegelnde XLR-Eingänge braucht man keine herausrutschenden Stecker zu befürchten.
Ich habe die Box nicht gehört und es mag sein das sie toll kling und super Ideen intus hat. Nur wenn ich mir die Box in der Monitor Position so ansehe und die Lage der Anschlüsse dann mache ich mir doch Sorgen wenn im Eifer des Gefechtes die Box mal nach hinten kippt und auf den Steckern landet. Und von daher behaupte ich einfach das diese Box nicht für den Rauen Bühnen Alltag geeignet. Wenn ich das so auf dem Bild abschätze sind selbst Winkelstecker nicht geschützt.
Ich denke unter Minus gehört noch: „Lage der Anschlüsse“