Weiterentwicklung des bekannten Thump Multifunktionlautsprechers
Der Postbote musste dieses Mal schon schuften, er brachte zwei große Pakete an die Tür. Inhalte waren zwei Mackie Thump 215 , also aktive Fullrange-Lautsprecher aus der neuen Thump-Serie. Bevor wir uns die beiden genauer anschauen, möchte ich ein paar Worte zum Unternehmen Mackie einschieben.
Inhaltsverzeichnis
Mackie als Pionier auf dem Audiosektor
Mackie revolutionierte ab Ende der 1980er-Jahre den Recording-Markt mit exzellent klingenden Mischpulten, die nicht nur unverwüstlich „ uild like a tank“ waren, sondern dabei auch noch erfreulich faire Preise aufriefen. Mackie CR-1604 befindet sich noch irgendwo in meinem Lager, ein 1202 VLZ der ersten Serie arbeitet noch immer als Klangzentrale in meinem Büro/Werkstatt-Multifunktionsraum. Was als Nische begann, wurde dann allmählich zum Weltkonzern, flankiert vom „Running Man“, dem typischen Mackie Logo, das sich bis heute trotz aller sonstigen Design-Änderungen erhalten hat.
Mackie trieb in den 1990ern als Pionier die Entwicklung der digitalen Audiotechnik mit digitalen Steuerkonsolen wie dem D8B oder dem Harddisc-Recordingsystem HDR 24/96 voran und half, diese Standards auch in für damalige Verhältnisse mittelklassigen Studios zu etablieren. Wir hatten dieses Harddisc-Recording-System ebenfalls im Einsatz, es erlaubte uns, im mobilen Einsatz 24-spurige Live-Mitschnitte zu bezahlbaren Preisen zu erstellen. In diese Zeit fällt auch die Entwicklung der Mackie Monitorlautsprecher und auch hier stand immer guter Sound an erster Stelle. Und tatsächlich, wie könnte es anders sein, habe ich auch noch Mackie HR-824 Monitore, Baujahr 1997, die nach wie vor klasse klingen.
1999 erblickten, im Joint Venture mit RCF, die ersten Bühnenlautsprecher vom Mackie die Welt, es waren die legendären SRM-450. Damals revolutionär: leichte Lautsprecher mit angepasster Elektronik und eingebauten Verstärkern, die bühnentauglich waren und dabei klanglich fast an Studiomonitore erinnern. Mit Meilensteinen wie diesen eroberte Mackie die Studio- und Bühnenwelt.
Jetzt, 20 Jahre später, gibt es de facto kaum einen Bereich mehr in der Unterhaltungsindustrie (bis auf Beamer und TVs), in dem Mackie nicht vertreten ist. Angefangen bei verschiedenen Mikrofonen, über Soundbars, unterschiedliche analoge und digitale Mischpulte, Home-, Studio-, Installations- und Bühnenlautsprecher ist das Angebot der Firma riesig. Nach wie vor schreibt Mackie sich auf die Fahnen, robustes, gut klingendes Equipment zum sehr fairen Preis zu verkaufen.
Vorstellung der Mackie Thump 215
Kommen wir zu den Objekten der (Tester-) Begierde, den Mackie Thump 215. Die neue Serie ist die Weiterentwicklung der erfolgreichen Thump-Serie und ist laut Hersteller in vielen Parametern verbessert worden, so auch im Sound und der Leistung.
In der Serie gibt es einen 15″ und 18“ Subwoofer und jeweils zwei 12/1 sowie 15/1 Fullrange Modelle. Dabei verfügen die „einfachen“ Modelle mit der Bezeichnung 212 und 215 über zwei Eingangskanäle mit Lautstärkepoti, einen Ducker und einen automatischen Feedbackkiller. Die luxuriöseren Modelle, erkennbar am Suffix „XT“, sind deutlich üppiger ausgestattet. Sie verfügen zusätzlich über vier Sound-Basis-Einstellungen (Voicings), Bluetooth, Klangregelung und eine Remote-App sowie M-10 Flugpunkte.
Maße, Gewicht und Äußeres
Der Lautsprecher ist aus Kunststoff gefertigt mit den Abmessungen 685 x 442 x 355 mm. Bezogen auf des Volumen ist der Speaker mit 15,8 kg gut zu transportieren, zumal er beidseitig mit Griffen bestückt ist und über eine zusätzliche Griffmulde auf der Oberseite verfügt, die im praktischen Einsatz gut funktioniert.
Die Front wird durch ein robustes Streckgitter geschützt, das unten durch eine grüne Betriebs-LED und mittig durch Mackies „Running Man“ verziert wird. Zum Schutz gegen Feinstaub dient eine hinterlegte Gaze. Ein Großteil der Rückseite wird durch das versenkt eingebaute Elektronikmodul abgedeckt. Hier gibt es keine Öffnungen, da die Elektronik lüfterlos gekühlt wird. Somit erlebt man auch keine unerwartete Überraschung durch sirrende Lüfter. An den seitlichen Schrägen verfügt die Mackie Thump 215 über jeweils zwei Kufen, die den Einsatz als Bodenmonitor ermöglichen. Die Unterseite bietet den klassischen 36 mm Flansch zur Nutzung auf Distanzstangen oder Lautsprecherstativen.
Die Elektronik und Innenansichten
Die Mackie Thump 215 ist mit einem 15“ Tief- Mitteltonlautsprecher und einem 1“ Kompressionstreiber ausgestattet. Versorgt werden die Treiber durch ein modernes Pascal-Modul, das einen separaten Class-D-Amp für jedes Chassis zur Verfügung stellt und sich um das komplette Controling und die Frequenzzuteilung kümmert. Dieses Modul stellt eine Spitzenleistung von 1.400 W zur Verfügung, als Dauerleistung werden ca. 400 W geliefert. Der Frequenzgang ist ist zwischen 40-23.000 Hz (-10 dB) spezifiziert, den Spitzenpegel gibt Mackie mit 129 dB SPL an.
Die Lautsprecher entsprechen dem Klassenstandard, so verfügen beide Treiber über Ferritmagneten, die Membran des Basses werkelt in einem Stahlblechkorb. Das Kunststoffgehäuse ist innen etwas verrippt, um das Mitschwingen der Außenwände zu minimieren. Dämmwolle o. ä. befindet sich nicht im Gehäuse.
Anschlüsse und Bedienelemente
Hier finden sich zwei Eingangskanäle, beide sind mit XLR/Klinke-Combobuchsen bestückt, Kanal 2 verfügt zusätzlich über eine 3,5 mm Klinkenbuchse zum Anschluss von Tablets oder sonstigen Line-Quellen. Kanal 1 ist umschaltbar zwischen Mic– und Line-Empfindlichkeit. Phantomspeisung für Kondensatormikros gibt es nicht. Ein drittes Poti regelt die Gesamtlautstärke.
Als Extra hat Mackie der Thump 215 noch einen automatischen, per Knopfdruck aktivierbaren Feedback-Destroyer und einen Ducker mitgegeben. Der Ducker kann ebenfalls mit einem Schalter aktiviert werden und regelt dann Musik auf Kanal 2 automatisch zurück, sobald auf Kanal 1 ein Signal anliegt. Im Allgemeinen wird diese Funktion bei der automatischen Musikabsenkung während Sprachdurchsagen genutzt. In der Praxis funktioniert das zufriedenstellend.
Das Summensignal kann per XLR abgegriffen werden. Die Stromversorgung läuft als Weitbereichs-Netzteil weltweit zwischen 100-250 VAC und wird per Kaltgerätekabel und Netzwippe mit der Außenwelt verbunden.
Mackie Thump 215 im praktischen Einsatz
Nach dem Einschalten ist die Mackie Thump 215 nach ca. drei Sekunden startbereit. Ganz ruhig ist die Box nicht, das Ruherauschen befindet sich auf dem klassenüblichen Niveau, dürfte aber bei Signalzuspielungen oder etwas Umgebungslärm nicht stören. Das ändert sich nur unwesentlich, wenn die beiden Kanäle in Arbeitsposition gebracht werden. Um den Gesamtklang zu beurteilen, spiele ich Musikstücke und Sprache ein und benutze zum Schluss ein Shure SM58. Nach einigen Einspielungen verfestigt sich der Eindruck, dass der Lautsprecher ohne weitere Klangbearbeitung sehr dominant im Tieftonbereich ist. Auch der Test mit dem SM58 ergibt hier kein anderes Ergebnis, den Präsenz- und Brillanzbereich wünsche ich mir deutlich lauter.
Messung
Da man als Tontechniker gerne seine akustischen Eindrücke visualisiert, muss jetzt Messtechnik ran. Recht zuverlässige und schnelle Messungen lassen sich mit dem NTI -XL2 machen. Im Nahfeld bestätigt die Messung, was ich höre: Der gesamte Übertragungsbereich des Hochtonhorns erscheint in der Messung gegenüber dem Mittelton wenigsten 8 dB zu leise und gegenüber dem Bass ist die Differenz noch größer.
So ist es natürlich nicht leicht, die mögliche Klangqualität zu beurteilen. Um den Hochtonpegel anzupassen, half ein Digitalcontroler DBX Driverack, der mit einer einfachen Hochtonanhebung und einem Filter in den Mitten zeigte, dass die Box durchaus Potential hat. Bei der Anwendung mit Sprache ist natürlich noch der Bassbereich entsprechend zu berücksichtigen.
Jetzt machte es Spaß, Musik zu hören und auch Sprache setzte sich gut und deutlich durch.
Dann ist die Klangqualität im Rahmen des Preises der Mackie Thump 215 akzeptabel und der Charakter im Hochtonbereich entpuppt sich als recht angenehm. Im Gesamtbild klingt der Bass gut und füllig, allerdings sollte im Club oder Bandkontext mit prominenter Bassabteilung auf jeden Fall ein Subwoofer her. Das Abstrahlverhalten liegt bei üblichen 90°H x 60°V
Mit Musik und rosa Rauschen wurde getestet, welche Pegelreserven zur Verfügung stehen und wie sich der Speaker im Grenzbereich verhält. Resultat: Ja, er ist laut, die ersten Limiter-Einsätze erfolgen nahe der 120 dB Grenze. Allerdings schlägt der Limiter im Überlastfall brutal zu und riegelt richtig ab. Unter klanglichen Aspekten sollte man den Betrieb im Dauerlimit eher vermeiden.
Unterschiedliche Einsätze der Mackie Thump 215
Der Lautsprecher wurde über längere Zeit in verschiedenen Szenarien eingesetzt:
Als Dirigentenmonitor bei einem Sinfoniekonzert
Auch hier: Nachdem das Signal vorgefiltert war, spielte der Lautsprecher zur Zufriedenheit.
Als Abhörmonitor beim Streamen einer Wahlveranstaltung
Höhen rein, Bässe raus und alles lief.
Clubanwendung mit einem DBX Controller und einem Syrincs Subbass im Cardoidbetrieb
Getrennt wurde bei 90 Hz, danach spielte alles mit dem entsprechenden Equalizing einwandfrei und auch laut genug. Beim High-Level-Einsatz machte sich der tendentiell durchsichtige Hochtonbereich auch bei längerem Hören angenehm bemerkbar
Als Musiker-Monitor auf einer Bühne
Bei einem Neujahrsempfang mit sehr lautem Publikum nutzten wir die Mackie Thump 215 als Monitor für einen Musiker, der neben Gesang seine Gitarre, die Stompbox und seinen Looper auf dem Monitor brauchte. Box anständig vorgefiltert und alles klappte.
Als Programm-Lautsprecher für Musik und Sprache auf einem Stativ
In diesem Kontext wurde ein Mischpult mit parametrischer Klangregelung vorgeschaltet. Mit den auch oben angesprochenen Filtern war die Klangqualität ok, Sprache setzte sich gut durch. Mit dem eingebauten Feedbackdestroyer wurde erfolgreich ein erstes Feedback im Mittenbereich bekämpft.
Sehr gut geschriebener Testbericht.
Auch ich finde es unverständlich, warum eine Box mit der gemessenen Fehlanpassung Bässe/Höhen in den Handel kommt.
Zwar kann man mit den umfangreichen EQs digitaler Mischpulte oder PA-Managements die Fehler wie beschrieben ausgleichen – wenn ich eine PA in einen Raum einpfeiffe, möchte ich aber eben eher nur die Raumanpassung regeln müssen, und nicht zusätzlich Fehler der Boxen-Frenquenzweiche in Schach halten. Und gerade als Monitor Wedge ist so ein unkompensiertes Bass-Gewummere schlimm für den Bühnen-Sound. Es gibt ja schließlich haufenweise Konkurrenz-Produkte, die out-of-the-„Box“ in neutraler Stellung auch halbwegs neutral aufspielen.
Zustimmung Jörg – die deutliche Bass- und Tiefmittenabstimmung war auch bei der 12“ hörbar. Zudem – Ducking- und Anti-Feedback-Funktion in der Standard-Version, aber kein EQ? Bei 50 Euro Preisunterschied zur XT-Version dürften es die 12“und 15“ Standard-Versionen schwer haben. Und auch bei der XT-Version bleibt ja – trotz deutlich besserer Bordmittel – die Frage der tonalen Abstimmung bestehen, denn von der technischen Seite sind Standard und XT identisch. Schwierig – besonders in Anbetracht der zahlreichen Alternativen in der 500- bis 600-Euro-Klasse.
Ein Lautsprecher ist ein Werkzeug, bei dem der Nutzer in eine bestimmte Funktionalität investiert. Schickes Outfit und ein renommierter Name sollen zwar auch bezahlt werden, allerdings sollte der Nutzwert nicht komplett hintenan stehen. Ich bin mal gespannt, ob die Serienmodelle noch nachjustiert werden.
@Jörg Kirsch StageAID Bist du sicher, dass es sich um Vorserienmodelle handelt?
@Christoph Rocholl Meine hatten noch individuelle Aufkleber drauf, von daher die Vermutung. Sicher bin ich mir nicht.
@Jörg Kirsch StageAID Ich frage mal nach 😇
@Christoph Rocholl Ich habe gerade das von Jörg getestete Modell hier und auch die XT-Version. Ich kann alles so bestätigen und habe das auch gemessen. Und beide Kisten waren definitiv keine Vorserienmodelle. Der Test wird dann demnächst wohl online sein, ich schicke ihn jetzt an Peter raus.
@Markus Galla Danke, Markus.
Grundsätzlich ist es mein Credo, empfehlenswertes Equipment mit Einsatztipps vorzustellen. Tests als Verriss zu publizieren, lehne ich ab, vor allem, wenn ich keinen sinnvollen Anwendernutzen sehe.
Deswegen habe ich mich eigentlich gefreut, einen Testvorschlag für einen Mackie Lautsprecher zu bekommen, da hatte ich schon einige Erwartungen. Mittlerweile würde ich den Finger für dieses Modell nicht mehr heben.
@Markus Galla Nur mal zum Verständnis – da haben jetzt drei unterschiedliche Autoren die technisch gesehen „gleichen Kisten“ getestet? Grübel🙄
Zumindest sind die daraus gezogenen Erkenntnisse ähnlich, ist ja heutzutage auch nicht selbstverständlich … 😇
@Christoph Rocholl So sieht’s aus. Ich sehe die Unterschiede da auch nicht. Und ich sehe auch nicht, warum man überhaupt ein „normales“ Modell und ein XT-Modell braucht. Für mich sieht das alles nach OEM aus.