(R)Evolution des Bass-Combos
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Bereits im Jahr 2001 revolutionierte der italienische Hersteller Markbass unter Leitung des Firmenchefs Marco De Virgiliis die Welt der Bassverstärker, indem er Lautsprecher mit Neodym-Magneten in seine Lautsprecher einbaute. Dadurch konnte das Gewicht der Bassboxen gegenüber herkömmlichen Magnetmaterialien nahezu halbiert werden. In der folgenden Zeit hat sich Markbass zu einem der führenden Hersteller der Welt entwickelt und längst nicht nur Verstärker, sondern auch Bässe, Gitarrenverstärker, Audiosysteme und Zubehör im Programm. Einige Weltklasse BassistInnen, wie Marcus Miller, Michael League oder Richard Bona u.v.m. spielen Markbass.
Im vergangenen Jahr wurde nun nach mehr als 20 Jahren die nächste gelb-schwarze Revolution ausgerufen: Sie heißt MB58R („MB – Markbass; 58 – Alter von Firmenchef Marco De Virgiliis; R – Revolution“) und umfasst eine ganze Serie von Bassboxen, Verstärkern und Combos. Markbass beschreibt die neue Serie mit folgenden sechs Key-Points:
- Klassischer unverwechselbarer Markbass-Sound
- Erstaunliches Leistung zu Gewicht Verhältnis
- Hergestellt in Italien
- Beste Qualität zu einem angemessenen Preis
- Kombination des klassischen Markbass-Designs mit modernen Designelementen
- Umweltfreundlich, die eingesetzten Materialien lassen sich zu 100% recyceln
Nach den vorgestellten Boxen sind nun auch die neuen Combos der MB58R-Serie erhältlich und in diesem Test wird die 2×10“-Ausführung genauer unter die Lupe genommen.
Markbass MB58R CMD 102 Pure – Features & Facts
Kurz nach Weihnachten klingelt es an der Tür, in freudiger Erwartung öffne ich und sehe einen großen Karton mit der Aufschrift „Markbass“ auf der Treppe zum Eingang stehen. Jetzt nur noch die Kiste ins Wohnzimmer bugsieren… Schon jetzt fällt auf: Die Kiste ist ungewöhnlich leicht für ihren Inhalt. Das Erstaunen setzt sich beim Herausheben des Combos aus der Kiste an dem einen auf der Oberseite mittig angebrachten Griff fort. Das lässt sich ohne Anstrengung mit einer Hand bewerkstelligen. Für einen Basscombo mit 2×10“-Bestückung in der 300 W Leistungsklasse ist das Gewicht von 13,6 kg bemerkenswert gering.
Das Gehäuse wirkt äußerst kompakt und hochwertig verarbeitet und das Material hat bei näherer Betrachtung eine futuristische Anmutung. Seine Abmessungen sind 45 cm Breite, 57,6 cm Höhe und 47,1 cm Tiefe. Es besteht nicht mehr aus filzüberzogenem Holz, sondern aus einem speziellen Kunststoff, der in seiner Haptik vergleichbar mit Polyurethan-Integralschäumen aus dem Automobilbau ist: Wenn man mit dem Daumen stark auf die texturierte Oberfläche drückt, spürt man eine leichte oberflächliche Elastizität (vergleichbar mit einem Armaturenbrett eines PKW). Gleichzeitig wirkt das Material äußerst robust und unempfindlich gegen Kratzer. Auf der Oberseite ist mittig ein versenkter Griff aus Kunststoff mit eingelassenem Markbass-Logo angebracht, der auch für größere Hände genügend Platz und bietet. Diese Konstruktion hat gegenüber den herkömmlichen gummierten und aus der Oberseite herausragenden Griffen den Vorteil, dass sie wesentlich langlebiger ist und sich angenehmer anfassen lässt. Neben besagtem Griff befindet sich auf der Oberseite des Combos das Bedienpanel des neuen Markbass Little Mark 58R Combo Heads.
Markbass Bassverstärker im Test
Er ist ungefähr 1,5 cm versenkt eingebaut, sodass alle Bedienelemente vor Stößen und Schäden beim Stapeln und Laden auf den Combo geschützt sind. Die Vorderseite des Gerätes ist für Markbass klassisch mit dem typischen Gitter aus schwarz-lackiertem Lochblech, zwei versetzt angeordneten 10“ Neodym-Speakern, einem „Markbass HiFi Super Tweeter“ und dem unten mittig angebrachten Markbass-Logo ausgeführt. Die Seiten des Combos sind schlicht gehalten: Es dominiert das interessante Material mit eingelassenen „Markbass-“ und „MB58R“-Schriftzügen. Auf der Rückseite des Gehäuses befindet sich eine mit Logo versehene verschraubte Wartungsöffnung, die Vertiefung für Strom- und Lautsprecher-/Speakonkabel und drei Bassreflexöffnungen ganz unten. Auffallend ist, dass das gesamte Gehäuse so konstruiert ist, dass es keine hervorstehenden Elemente gibt. So sind zum Beispiel Schrauben entweder mit einem Senkkopf ausgestattet oder versenkt im Gehäuse angebracht. Somit wird Schäden im Handling und Transport vorgebeugt. Diese auf den ersten Blick unerheblich wirkenden Kleinigkeiten lassen schon bei oberflächlicher Beobachtung des Combos erahnen, wie viel Praxiserfahrung in die Entwicklung geflossen sein muss. Und am Ende sind es oft schon solche „Kleinigkeiten“, die ein Produkt zu einem Werkzeug für den professionellen Gebrauch qualifizieren. Darüberhinaus ist auch der immer wichtiger werdenden Nachhaltigkeit Sorge getragen: Die verwendeten Materialien sind recycle- bzw. biologisch abbaubar.
Befeuert wird der Combo von der letzten Evolutionsstufe des bekannten Little Mark Heads, dem „Little Mark 58R Combo“. Er liefert eine Leistung von 500W RMS an 4 Ohm bzw. 300 W an 8 Ohm. Das bedeutet also für den Combo mit seiner Lautsprecherkonfiguration von 2×10“ (8 Ohm) plus Tweeter eine Leistung von 300 W und in Verbindung mit einer Zusatzbox eine Leistung von 500 W. Das Ensemble bildet einen Frequenzbereich von 40 Hz bis 20 kHz ab und hat eine Übergangsfrequenz von Tief- zu Hochtöner bei 3,5 kHz. Dabei wird ein Maximalpegel von 101 dB erreicht, kurz gesagt: Das Ding macht mächtig laut!
Dass Markbass mit der MB58R-Serie nicht nur Revolution, sondern auch Evolution betreibt, setzt sich in der Konzeption des Heads fort. Wieder ist eine Kleinigkeit, die den Unterschied macht: Alle Bedienelemente und Anschlüsse, die während eines Live-Auftrittes gebraucht werden, liegen auf der Frontseite des Heads und damit auf der Oberseite des Combos. Also kein mühsames Herumfingern nach dem Ground-Lift-Schalter beim Soundcheck, kein versehentliches Erwischen des Pre/Post-EQ-Schalters und auch kein leidiges Herumstochern mit dem XLR-Kabel im DI-Out. Man könnte jetzt die Frage stellen: Wo ist denn da nun die Revolution? Der Amp ist doch für Markbass typisch einfach aufgebaut in seinen Funktionen. Kein parametrischer Equalizer, kein eingebauter Kompressor oder sonstige Sonderausstattung… Doch das ist auch gar nicht die Philosophie dieses Verstärkers. Er will ein leicht zu bedienendes, im Live-Betrieb schnell zu nutzendes Tool sein und das gelingt ihm durch klug gewählte Frequenzbänder, One-Knob-Features wie das Oldschool-Filter und ein übersichtliches Layout.
Das Layout der Bedienelemente ist zweizeilig gehalten. In der oberen Zeile befinden sich links Send und Return für den Effect-Loop mit einem Post/Pre-EQ-Schalkter für den symmetrischen Ausgang dazwischen. Darauf folgt der Wahlschalter für den Equalizer. Wählen kann man zwischen Flat (dabei ist dann nur der noch folgende 4-Band-EQ aktiv), einer „Badewanne“ mit Bass- und Höhenanhebung und einer Mittenabsenkung sowie dem optionalen Fußschalter-Modus, bei dem man den Equalizer mit einem optionalen Fußschalter umschalten kann. Ist der „Badewannen-EQ“ aktiviert, leuchtet eine kleine blaue LED. Mit dem nächsten Regler lässt sich unabhängig von der Lautstärke des Combos der Line-Out-Pegel steuern und rechts oben befindet sich der Ein-/Ausschalter des Verstärkers. In der unteren Zeile befindet sich zunächst der symmetrische Line-Ausgang, ein Ground/Lift-Schalter und die 6,3 mm Input-Buchse.
Die Input-Buchse ist beleuchtet und signalisiert dadurch, dass der Verstärker eingeschaltet ist. Das ist beispielsweise sehr hilfreich, wenn auf einer Session bei dunkler Bühne umgesteckt werden muss und hilft dabei beim „Treffen“. Ebenso blinkt die beleuchtete Input-Buchse auffällig, wenn der Combo gemutet ist, sodass man das „Entmuten“ nicht versehentlich vergisst. Weiter rechts folgen Gain-Regler mit blauer Clip-LED sowie ein 4-Band-Equalizer. Dessen Frequenzbänder sind 68 Hz (low), 360 Hz (mid low), 800 Hz (mid high) und 10 kHz (high) und können um jeweils 16 dB angehoben oder abgesenkt werden. Neben dem EQ befindet sich noch das „Old School“-Filter, das im Wesentlichen einen High-Cut mit wählbarer Frequenz zwischen 20 kHz und 250 Hz darstellt. Schließlich endet die untere Zeile des Bedienpanels mit dem Master-Regler, dem Mute-Schalter und dem Eingang für den Fußschalter. Die Rückseite des Heads ist dementsprechend denkbar einfach aufgebaut: Buchse für Kaltgerätekabel, Lüfter, zwei Klinken- und ein Speakon-Ausgang für Lautsprecher.
Markbass MB58R CMD 102 Pure – Sounds im Praxistest
Der Markbass MB58R CMD 102 Pure weist ein schnelles und präzises Ansprechverhalten auf (auch schon bei niedrigen Lautstärken) und klingt frisch und ausgewogen. Unter normalen Bühnenbedingungen wird man in den seltensten Fällen eine Zusatzbox brauchen, der Combo liefert genug Lautstärke für die meisten Lebenslagen. Er stellt somit wohl das leichteste „Komplettpaket“ mit zwei Speakern dar, was derzeit zu haben ist und verfügt über ein einfach phänomenales Leistung zu Gewicht Verhältnis! Gerade BassistInnen, die viel mit dem eigenen Setup unterwegs sind, kommt das entgegen.
Bei den folgenden Klangbeispielen wurden zu Vergleichszwecken der Speaker über ein Mikrofon aufgenommen (Rode NT1-A) und das DI-Out-Signal am Amp abgegriffen. Dabei stand der Verstärker auf „Post EQ“ und Equalizer bzw. Klangregelung wurden daher mit aufgenommen. Bei dem verwendeten Bass handelt es sich um einen Ibanez SRMD205, also praktisch um einen Precision Bass. Hier zunächst der Clean-Sound mit einem neutralen Equalizer:
Der Combo zeigt hier die typische dezente Markbass-Färbung, ist dabei aber keineswegs penetrant. Viel mehr glänzt er durch einen neutralen, aber leicht „angewärmten“ Sound. Diesen „Anwärmung“ kann, wie in den folgenden Beispielen dargestellt, durch den Oldschool-Regler intensiviert werden. Dieser Sorgt für einen High-Cut, nimmt dem Signal damit etwas seine Bissigkeit und lässt die cremigen Hochmitten in den Vordergrund rücken. Bei den Klangbeispielen wurde das „Oldschool-Filter“ zunächst zu einem, dann zu zwei Dritteln und schließlich ganz hereingedreht.
Während bei 33 % Oldschool noch einiges an Höhen vorhanden ist, klingt das 100 % Oldschool-Signal recht dumpf. Am anderen Ende der klanglichen Bandbreite befindet sich der Slap-Sound. Dazu wurde einmal mit neutralem EQ und einmal mit der „Badewannen“-Voreinstellung (Low Boost, Mid Cut, High Boost) aufgenommen.
Hier fällt zunächst die schnelle und präzise Ansprache des Lautsprechers auf, die auch schnellere Riffs transparent abbildet. Beim „Badewannen“-EQ wird sofort das Potential dieser Voreinstellung deutlich: Quasi auf Knopfdruck ist ein Slap-EQ verfügbar. In diesem Zusammenhang ergibt auch die Verwendung eines Fußschalters Sinn, der genau dieses schnelle Umschalten möglich macht.
Der -Band Equalizer lässt sich gewohnt einfach bedienen und führt in Verbindung mit dem Oldschool-Regler schnell zum Wunschsound des Basses.
Auch der Plektrum-Sound ist überzeugend. Dazu wurde der Gain-Regler mit Hilfe der Clip-LED so eingestellt, dass die Spitzenpegel ganz leicht angezerrt werden. Auch hier bietet die „Badewannen“-Voreinstellung eine schnelle und einfache Lösung, den Plektrum-Sound umzufärben.
Kurze Frage: Ein „Bassverstärker“ ist ein Lautsprecher, in dem sich der Bassist einer Liveband einstöpselt? Oder gibt es auch andere Nutzungsmöglichkeiten derartiger „Bassverstärker“?
@teofilo Grundsätzlich richtig. Jedoch hat der Verstärker selbst erst einmal keinen Lautsprecher, sondern verstärkt das Signal, das dann wahlweise an einen Lautsprecher oder andere PA weitergeleitet wird. Das hier getestete Gerät ist eine Basscombo, also eine Kombination aus Verstärker und Lautsprecher gemeinsam in einem Gehäuse.
Praktisch kann man auch mit z. B. einer Novation Bass Station oder jedem anderen Synth, der Basssounds erzeugen kann, in einen Bassverstärker gehen. Synthesizer erzeugen in aller Regel jedoch ein Line-Level-Signal, passive Bässe ein deutlich schwächeres. Viele Bassverstärker haben die Möglichkeit zwischen aktiv (im Bass sitzt ein Vorverstärker) oder passiv zu wählen. Dies scheint bei dem Testkandidat nicht der Fall zu sein. Alternativ kann man auch mit sehr niedrigem Gain arbeiten, was jedoch der Klangqualität abträglich sein kann.