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Test: Native Instruments ABSYNTH 2.0 Synthesizer

Die zweite Auflage des Absynth-Synthesizers

15. Januar 2004

Eine erste Begegnung mit dem ABSYNTH 2 in der aktuellen Weiterentwicklung hatten wir bereits im März 2003 auf der Musikmesse in Frankfurt. Alleine diese ca. 15 minütige Demonstration hat uns klar gemacht, das ist DER Synthie für uns ;-))) Wer schon einmal die ein oder andere Techno-Produktion von uns gehört hat, weiß, dass wir ein Fable für sehr abgefahrene und spektakuläre Klang- und Sample-Manipulationen haben. Oftmals haben wir uns in der Vergangenheit viele „Tricks“ ausdenken müssen, um an unser gewünschtes Ziel zu kommen. Jetzt gibt es ein Werkzeug, mit dem man sehr galant spektakuläre Gemeinheiten mit Samples anstellen kann: Nämlich ABSYNTH 2.0!

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Neu in Absynth Version 2.0

Mit dem Sprung auf Version 2 hat sich einiges getan. Traditionelles und granulares Sampling sind jetzt mit an Bord (womit die Anzahl der Oszillatortypen von vier auf sechs ansteigt). Außerdem erhöhen sechs neue Filter die Gesamt-Auswahl an Filtertypen auf vierzehn. Im Bereich der Hüllkurven gibt es viele, teilweise richtig gute Erweiterungen. Neue Library-Funktionen, mehrere DSP-Verbesserungen, Temposynchronisierung und ein upgedatetes Erscheinungsbild zählen auch zu den Neuerungen. Details dazu in den einzelnen Bereichen.

Installation

Hier gibt es keine besonderen Hürden oder Probleme. Der Installationsprozess und die Produkt-Autorisierung sind professionell gelöst. Die Autorisierung erfolgt über das schon seit einer Weile gängige Challenge Response Verfahren und man bekommt, sofern man über eine Internetverbindung verfügt, seine Freischaltung quasi in Echtzeit.

Und los geht’s

Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten, ABSYNTH 2 zu benutzen, als Standalone-Version (ABSYNTH 2 als eigenes Programm) oder als PlugIn. Egal welche der beiden Alternativen man wählt, die ersten Mouse-Clicks gehen direkt auf die ersten Sounds und Bänke, woran sich das lange erwartete Anhören der Sounds anschließt. Dabei begegnen einem sofort einzigartige Soundwelten, wie man sie teilweise noch niemals gehört hat, schon gar nicht aus einem Software-Synthie!

Unter den über 800 Presets, die mitgeliefert werden, befinden sind auch 128 neue Werkssounds. Für viele wird sich dann die Frage stellen, wie derartig komplexe und lebendige Sounds zustande kommen. Wir wollen dieses Geheimnis lüften und steigen hinab in das Labor der ABSYNTH-Klänge:

Der ABSYNTH Editor

ABSYNTH verwendet als PlugIn eine spezielle Anwendung namens „ABSYNTH Editor“. Diese Tatsache, eine eigene Anwendung für ABSYNTH 2 laufen lassen zu müssen, erscheint zunächst ungewöhnlich, bringt aber keine nennenswerten Nachteile mit sich. Man muss aber wissen, dass man zwischen dem normalen ABSYNTH VST-Fenster und dem ABSYNTH Editor wechseln muss, um Sounds zu editieren.
Im ABSYNTH VST-Fenster stehen sechs Buttons zum Öffnen von folgenden Editorfenstern im ABSYNTH Editor zur Verfügung: Patch, Waveform, Effect, Envelopes, LFOs und MIDI. Mit einem Klick auf einen dieser Buttons erscheint der ABSYNTH Editor im Vordergrund und die ausgewählte Editierebene wird sichtbar. Somit beginnt jede Sound-Bastelstunde.

1) Patch-Editor

Sounds werden beim ABSYNTH grundsätzlich als „Patch“ bezeichnet, wobei wir beim ersten Editor wären.

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Innerhalb eines Patches gibt es bis zu zwölf Module: drei Oszillatoren, vier Filter, drei Modulatoren, ein Waveshaper und ein Effekt. Diese Module sind in drei Strängen angeordnet, die in einem Masterstrang enden. Das Ganze ist vom Design her sehr stylisch in Röhren angeordnet, die den Signalfluss nachbilden. Im Patch-Fenster kann man die einzelnen Module ein- und ausschalten und die einzelnen Parameter der Module editieren. Dabei stößt man schnell auf die etwas gewöhnungsbedürftigen Werteregler.
Durch Runter- oder Hochziehen der gelben Felder vermindert bzw. erhöht man den Parameterwert. Da es bis zu drei Felder pro Parameter gibt (grob, fein und besonders fein), lassen sich gewünschte Wertziele schnell erreichen. Auch Zahleneingaben sind grundsätzlich möglich.

  1. a) Oszillatoren inkl. Sampling-Funktion
    Im Oszillator-Modul begegnen einem gleich viele „Waffen“, wie sie noch vor Jahren unvorstellbar bewesen wären. Pro Modul stehen bis zu zwei Teiloszillatoren zur Verfügung, was bei drei möglichen Modulen zu bis zu sechs Oszillatoren führt!
    Neben fertigen Wavetables (einzyklische Wellenformen, keine Samples) kann man auch eigene Soundscapes „malen“! Des Weiteren werden im Oszillator-Modul FM, Ringmodulation und Sampling (inkl. Granular-Sampling) geboten.
    Im Bereich Sampling geht es beim ABSYNTH 2 um kreative Klanggestaltung, nicht um Funktionen wie Multi-Sampling, AKAI-Import etc.. Jedes Oszillator-Modul kann ein Sample laden (AIFF- oder WAV-Format), nachdem man zwischen normalem Sampling und Granular-Sampling ausgewählt hat. Bei letzterem bleibt das Tempo über den ganzen Tastaturbereich gleich, während die angeschlagene Note die Tonhöhe bestimmt! Alleine diese Tatsache führt schon zu unglaublichen Resultaten.
  2. b) Filter
    Mit der Version 2 verfügt ABSYNTH nun über vierzehn verschiedene Filtertypen. Von normalen Lowpass-, Highpass- und Bandpass-Filtern über Notch- und Comb-Modelle bis hin zu einem neuen Allpass-Filter kann hier umfangreich ins Klangmaterial eingegriffen werden. Das Ganze klingt von weich bis agressiv (je nach Filter-Typ) und ausgereifter als in Version 1.
  3. c) Modulator-Modul
    In diesem Modul wird in der aktuellen ABSYNTH-Version nur die Betriebsart „Ringmodulator“ geboten. Diese Ringmodulation entspricht dem Feature im Oszillator-Modul, steht hier aber zusätzlich zur Verfügung. So lassen sich beispielsweise Samples prima metallisch entstellen.
  4. d) Waveshaper-Modul
    Hier handelt es sich um eine Art Verzerrung. Waveshaping verwendet eine eigene Wellenform, um das Eingangssignal zu verformen. Der Algorithmus reagiert auf die Amplitude des Eingangssignals, dynamisches Verzerren ist also möglich! Mit der ausgewählten Wellenform bestimmt man den Charakter der Verzerrung. Da man auch hier eigene Wellenformen malen kann, ist das Spektrum der möglichen Verzerrungen sehr umfangreich.

2) Waveform-Editor

In diesem Fenster kann man Wellenformen erzeugen und bearbeiten, die man vorher mit einem der Wave-Popup-Menüs (bei den Oszillatoren, den LFOs oder dem Waveshaper) ausgewählt hat. Es gibt fertige Preset-Wellenformen und die Möglichkeit, für jeden Patch bis zu 8 User-Wellenformen selbst zu erstellen.

Nach der Auswahl der Wellenform begibt man sich in eine der zwei alternativen Bearbeitungsarten: „Waveform“ und „Spectrum“.
In der Waveform-Betriebsart kann die Wellenform in zeitlicher, in der Spectrum-Betriebsart in harmonischer Hinsicht bearbeitet werden. Mit Linien-, Kurven- und Dehn-Werkzeugen legt man los mit der Malerei, wobei die Ergebnisse in Echtzeit zu hören sind! In der Waveform-Betriebsart ist die Funktion „Fractalize“ hervorzuheben, mit der man ziemlich außergewöhnliche Wellenform-Manipulationen erzielt, hier fühlt sich jeder Soundtüftler gleich zuhause.
In der Spectrum-Betriebsart zeigt der Editor die ersten 64 Harmonischen der Welleform, die man z.B. mittels des Befehls „Shift Harmonics“ in der gesamten Form des Spectrums nach links oder rechts verschieben kann.
Der Waveform-Editor stellt eine große Spielwiese dar, alleine hier gibt es schon zahlreiche interessante Möglichkeiten, Sounds zu basteln.

3) Effekt-Editor

Hier stehen drei verschiedene Effekte alternativ zur Verfügung: Multicomb, Multitap oder Pipe.

Bei Multicomb- und –tab handelt es sich um Delay Effekte, wobei Multicomb ein bis zu sechsfaches Delay sein kann und es sich bei Multitap um ein einfaches Delay handelt, dass aber im Unterschied zu Multicomb längere Delayzeiten zulässt. Bei dem Pipe Effekt handelt es sich um eine Eigenkreation von Native Instruments, die im Handbuch etwas abstrakt beschrieben ist, sich in der Praxis aber gut gebrauchen und konfigurieren lässt. Mit diesem Effekt lassen sich Flanger-, Pitch-Shifter und Rotary Speaker Effekte realisieren.

4) Hüllkurven-Editor

Die Hüllkurven des ABSYNTH erlauben grundsätzlich die Modulation nahezu sämtlicher im Patch-Fenster zur Verfügung stehen Parameter über die Zeitachse. Dabei können bis zu 68 so genannte Breakpoints (Hüllkurvenpunkte) verwendet werden, wenn das kein Rekord ist! Äußerst komplexen Modulationen stehen somit Türen und Toren offen.

Die Breakpoints besitzen jeweils drei Parameter:

1) bptime (gibt den Zeitpunkt eines Breakpoints im zeitlichen Verlauf einer Hüllkurve an)
2) amplitude (dieser Parameter trägt in seiner konkreten Ausprägung die Bezeichnung desjenigen Parameters, den er steuert, z.B. Hz bei Steuerung eines Filters)
3) slope (der Verlauf der Kurve zu Breakpoint [gerade/exponentiell])

Entgegen der Beschreibung im Handbuch lassen sich Breakpoints direkt und einfach per Rechte-Taste Mausklick in die vorhandene Hüllkurve einfügen und auch wieder entfernen. Ein sehr praktisches Feature ist die Möglichkeit, die Breakpoints automatisch auf das Zeitraster setzen zu können.
Zu den neuen Hüllkurven Funktionen von ABSYNTH 2 zählt u.a. der „Control Driven Modus“. Hierbei wird die entsprechende Hüllkurve nicht zeitlich durchfahren, sondern über einen Midi-Controller wie z.B. das Modulationsrad gesteuert. Die Breakpoints dienen in d iesem Fall als Stützstellen.
Eine weitere Neuerung ist die sogenannte „Sample Jump Hüllkurve“. In diesem Modus wird die Wellenform des Samples angezeigt und ermöglicht eine beliebige Neu-Triggerung des Samples.
Über die praktische Funktion „Link“ können Hüllkurven miteinander verbunden und durch eine übergeordnete Master Hüllkurve gemeinsam gesteuert werden, wobei die untergeordneten Hüllkurven aber dennoch individuell skaliert werden können. In der Anwendung sieht das z.B. so aus: Hat man drei Oszillatoren und möchte diese über Lautstärke-Hüllkurven steuern, so muss man zunächst drei individuelle Hüllkurven im Hüllkurven Editor erzeugen. Über die Link Funktion übernimmt eine der dreien (beliebig wählbar) die Masterfunktion und steuert die jeweils anderen.
Noch nicht genug, steht für jede Hüllkurve ein LFO zur Verfügung, der an jedem Breakpoint individuell eingestellt werden kann. Außerdem ist es möglich, die Breakpoints einzeln per Midi-Controller zu steuern und zwar zeitlich und in ihrem Pegel.

5) LFO-Editor

Zusätzlich zu den LFO-Funktionen im Hüllkurven-Bereich gibt es 3 LFOs, die jeweils mehrere Ziele gleichzeitig und sogar bei Bedarf alle dasselbe Ziel modulieren können.

Neben diversen Factory-LFO-Wellenformen lassen sich auch hier eigene zeichnen, was fast unendliche Möglichkeiten der Modulationsbewegungen ermöglicht. Die Parameter in diesem Editor sind neben der Wellenform die LFO-Phase, die LFO-Geschwindigkeit (Rate), Sample&Hold und Depth. Letzteres bestimmt die Modulationstiefe für Pitch, Amplitude, FM Index/ Balance, Filterfrequenz, Delayzeit der Effekte und Panorama. Die Modulationen können sogar auf die Module bestimmter Klangstränge beschränkt werden, so könnte ein LFO z.B. nur die Cutoff des Filters im ersten Strang modulieren.
Die LFO-Parameter Master Depth, LFO Rate und Sample&Hold Rate können über MIDI-Controller moduliert werden, was die ohnehin schon zahlreichen Möglichkeiten dieses Editors noch weiter aufstockt.

6) MIDI-Controller-Editor

In diesem Editor stellt man die Auswirkungen der MIDI-Controller, Pitch-Bend und Aftertouch ein. Auch hier können die Modulationen auf die Module bestimmter Klangstränge beschränkt werden (vgl. LFO-Editor).

Library-Funktionen

In ABSYNTH 2 sind diverse neue Library-Funktionen zu finden. Oszillatoren, Wellenformen, ganze Module, Effekteinstellungen und Hüllkurven lassen sich getrennt oder auch gemeinsam speichern, so macht die Arbeit und das Jonglieren mit Sound-Bestandteilen Spaß!

Der Absynth 2 Synthesizer in der Praxis

Wir haben in den letzten Wochen viel mit ABSYNTH 2 gearbeitet und sind neben den einzigartigen Möglichkeiten dieses Software-Synthies und dem wirklich überzeugenden Sound der mitgelieferten Patches auch an Punkte gestoßen, die es noch zu verbessern gibt. Im Bereich der Hüllkurven besteht das Problem, dass sich einmal angelegte Hüllkurven nicht mehr löschen lassen. Selbst dann nicht, wenn man das entsprechende Modul aus dem Patch-Editor gelöscht hat!
Ein weiteres kleines Manko ist, dass bei dem ersten Öffnen einer ABSYNTH-Instanz in einem Song, der standardmäßige Preset-Auswahlordner auf der Festplatte nicht angezeigt wird, sondern der Installations-Ordner des Sequenzer-Programms. Hier hätte man zumindest eine Favorites-Ordner-Option bieten können, wie sie bei Kontakt oder Reaktor implementiert ist.

Das Handbuch ist gerade bei einem solch komplexen Synthie wie ABSYNTH äußerst wichtig, doch auch nach dem Konsultieren des viersprachigen Manuals blieben Fragen offen. Mehrfach fanden wir auch Fehler im Handbuch, z.B. Abbildungen von älteren ABSYNTH-Versionen (die so bei ABSYNTH 2 gar nicht mehr anzutreffen sind) oder Absatz-Wiederholungen – sprich Copy- und Paste-Fehler beim Layouten des Handbuchs.
Aber natürlich kann solche Kritik nur schwach ausfallen im Vergleich zu unserem Lob an ABSYNTH 2: Hier wurde Gutes noch besser gemacht, gerade in vielen Details sieht man, dass hier mitgedacht wurde. So fällt z.B. im Bereich Sampling der Befehl „Consolidate Bank“ auf, mit dem man alle in einer Bank benutzten Samples eine Kopie in einem eigens dafür vorgesehenen Ordner „Samples“ ablegen kann – ein nützliches Feature, was spätere Sample-Such-Orgien vermeidet.

Treiber & Kompatibilität

Mögliche Treiber beim Standalone-Betrieb: MME, DirectSound oder ASIO 2.0 (Windows), SoundManager (MacOS) oder Core Audio (MacOSX). Unter Cakewalk läuft ABSYNTH als DXi-PlugIn.

 

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Fazit

Mit ABSYNTH 2 ist Native Instruments ein zeitgemäßes und leistungsfähiges Update gelungen. Jetzt kann man die Software wirklich als Wunderwaffe bezeichnen. Egal ob man „nur“ auf die wirklich sehr gelungenen Patches zurückgreifen oder selbst bis ins letzte Detail der Soundprogrammierung vorstoßen will – für beide Anwendungen wird wesentlich mehr als üblich geboten.
Das Klangspektrum von ABSYNTH 2 reicht von eigenständigen normalen Synthie-Sounds über Step-Sequenzer-ähnliche Modulationen bis hin zu cineastischen atmosphärischen Klangreisen, wie sie vorher kaum zu hören waren.
Jeder, der auf der Suche nach „anderen“ oder neuen Sounds ist, kann bei ABSYNTH 2 seine Suche beenden und in die eigene besondere Welt dieser Klangmanipulation eintauchen.

Plus

  • absolut überzeugender eigenständiger Sound mit riesiger Bandbreite
  • revolutionäre Modulationsmöglichkeiten über die Hüllkurven
  • Einbindung von eigenen Samples möglich
  • nützliche Library-Funktionen

Minus

  • Mängel und Chaos im Handbuch
  • keine Löschfuktion für Hüllkurven
  • Komplexität der Software

Preis

  • 259,-€
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