ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Native Instruments Absynth Tutorial DVD

Absynth Tutorial auf DVD

18. November 2005

Hinter den großen Bergen lebte einst ein Service-Wichtel, der die Klanggerätschaften der vielen Leute draußen im Land mit seinen heilenden Händen wieder zum Leben erweckte. Immer wenn die Sonne hoch am Himmel stand, nahm er sein Butterbrot zur Hand, um seinen Hunger zu stillen. Da er dabei eine Hand frei hatte, steppte er zum Zeitvertreib durch die gespeicherten Klänge des gerade geheilten Musikgeräts und fand gar erstaunliches heraus. Viele, viele der eingesandten Geräte enthielten immer noch die Klangfarben, die einst die Erschaffer des Instrumentes gemalt hatten. „Ja malen den nur so wenige Musikusse mit ihrer eigenen Kraft und Phantasie neue Klangfarben in ihre wundersamen Instrumente?“, fragte sich der Service-Wichtel erstaunt.

ANZEIGE

Was uns hier aus dem Märchenland berichtet wird ist eigentlich kein Märchen sondern beschreibt das, was man von vielen Seiten hört. Unveränderte Presets sind für nicht wenige Musiker kein Problem – Klangforschung und Eigenprogrammierung Fehlanzeige? Schwer zu glauben. Und außerdem steht die wachsende Bedienfreundlichkeit aktueller Hardware-Geräte diesem Trend mehr und mehr entgegen. Doch wie sieht es mit Musik-Software aus? Vielfach wird das fehlende „haptische Erleben“ von Software-Instrumenten bemängelt. Die Vielfalt der heute verfügbaren MIDI-Controller-Boxen oder Master-/Controllerkeyboards zeigt, dass die Industrie auch diesen Kundenwünschen Angebot gegenüberstellt. Doch auch wenn mir ein ausgefuchster Controller zur Verfügung steht, muss ich dennoch wissen, welcher Klangparameter welche Wirkung hat? Mit anderen Worten: RTFM – Read the f… Manual ! Oder neuerdings: WTFM – Watch the f…. Manual !

Manchmal ist einfach mehr drin!

Die Idee dem Konsumenten die Bedienung eines neu erworbenen Gerätes per Video nahe zu bringen, ist sicherlich nicht neu. Habe ich zuletzt bei meinem Gartenpool erlebt ?. Für Software-Synthesizer ist dies aber ein neuer und – um es vorweg zunehmen – ein sehr gelungener Weg.

Mit der Absynth-Tutorial DVD bietet Native Instruments dem angehenden Poweruser eine hervorragende und umfassende Ergänzung zum Handbuch und gleichzeitig Anregungen zur weiteren Klangforschung mit Absynth 3. Laufzeit der DVD: 4Stunden und 40 Minuten!

Zwei ganz entscheidende Information direkt zu Beginn.

Erstens: Amtssprache der DVD ist Englisch! Punkt. Kein Bereich der DVD liegt in einer deutsch synchronisierten oder untertitelten Version vor. Da sowohl Moderator als auch die zu Absynth 3 befragten Musiker „native english Speaker“ sind, muss der Zuschauer schon gehörige Erfahrung im Hörverständnis der englischen Sprache mitbringen, um alle Inhalte und Details mitzubekommen.

Zweitens: Die DVD läuft nur auf Mac oder PC mittels eines integrierten QuickTime-Players. Standard-DVD-Player aus dem Heimkino-Bereich erkennen die Scheibe nicht. Gemütliche Absynth Info-Session im TV-Sessel bei Chips und Bier ist also nicht! Hier wird gearbeitet.

Die in die Tiefe gehen

Nachdem die DVD im Laufwerk Fahrt aufgenommen hat, beginnt das Eintauchen in die Absynth-Welt mit einem sowohl musikalisch als auch graphisch ansprechenden Trailer. Danach erscheint ein gut aufgelegter Herr namens Brian Smith und stellt sich als unser Kapitän für die nun beginnende Tauchfahrt in den Absynth–Ocean vor. Leider verrät er uns nicht, in welcher Verbindung er zu Native Instruments und damit zu Absynth steht. Schade.

ANZEIGE

Die Oberfläche des Tutorial-Movie ist eine gelungene Kombination aus Player- und menugesteuerter Software. Im Menu-Mode findet man am oberen Bildrand 12 Button zur Anwahl der einzelnen DVD-Kapitel. Hinzu kommen ein Button für das Intro-Kapitel, ein mit Artist und ein mit Clevinger bezeichneter Button.

Die Kapitel der DVD, die sich mit der eigentlichen Bedienung von Absynth 3 beschäftigen, orientieren sich an den einzelnen Bedien-Seiten der Software. Das Tutorial arbeitet also die Absynth – Menupunkte so durch, wie sie auch in der Software zu finden sind. Es gibt die Kapitel:

  • 1) Main
    2) Patch
    3) Sampling
    4) Wave
    5) Effects
    6) Envelope
    7) Surround
    8) LFO
    9) MIDI

Keine Regel ohne Ausnahme. Den Autoren lagen die Themen „Sampling“ und „Surround“ so sehr am Herzen, dass ihnen eigene ausführliche Kapitel auf der DVD gewidmet wurden. Gute Entscheidung, denn insbesondere die Surround-Features sind ja DAS herausragende Feature der Absynth Version 3 und haben daher auch in den Augen der User sicherlich einen besonderen Stellenwert.

Klickt der Absynthetiker auf einen der beschriebenen Buttons, öffnete sich ein Drop-Down-Menu. In jedem dieser Menus lautet der erste Punkt „Play All“. Hier werden alle Unterkapitel des jeweiligen Menu-Punktes nacheinander abgespielt – der eigentliche Tutorial-Mode also. Zusätzlich gibt uns Brian Smith noch eine Einführung in die Funktionsweise und Bedeutung des jeweils angewählten Funktionsblocks von Absynth 3.

Darüber hinaus werden aber im Weiteren alle Programm-Parameter, die Absynth im angewählten Funktionsblock anbietet, einzeln aufgeführt und können so gezielt angesteuert werden. Über alle oben beschrieben 9 Kapitel gerechnet, steht hier eine Liste von sage und schreibe 83 (!) Stichworten (= Absynth-Funktionen) zur direkten Anwahl bereit. Und das ist die eigentliche Stärke dieser DVD. Hier bekommt der Absynth-User ein multimediales Handbuch an die Hand, in dem gezielt nach der Problemlösung gesucht werden kann, die gerade auf der Tagesordnung steht.

Wählt man nun einen der Menu-Punkte aus, erscheint auf dem Bildschirm die jeweilige Absynth-Oberfläche und der angehende Poweruser kann so die Erklärungen und Bedienschritte verfolgen. Hier ist der Begriff „dem Meister über die Schulter geschaut“ quasi wörtlich zu nehmen. Wem Einzelheiten unverständlich geblieben sind, kann über die Steuertasten des Movie-Players bequem vor- und zurückspulen und sich den betreffenden Abschnitt noch einmal ansehen.

Insgesamt muss man feststellen, dass die Erklärungen sehr verständlich präsentiert werden. Aber bitte immer in Erinnerung behalten: Man spricht Englisch! Einsteigern sind auf jeden Fall die „Introductions“ der einzelnen Kapitel zu empfehlen. Hier werden gewissermaßen die Grundlagen der Absynth Klangsynthese vermittelt. Dem Profi steht über den Direktzugriff auf einzelnen Klanparameter ein multimediales Nachschlagewerk (Neu-Deutsch : Quick Reference) zur Verfügung.
An dieser Stelle möchte ich Herrn Brian Smith aus dem Einleitungsabschnitt der DVD zitieren: „Use your „Pause“-Button as much as possible!“ Oder wie es im Heimwerker-TV der 70er Jahren hieß: „Zugeschaut und Mitgebaut!“.

Den besten Lerneffekt erzielt der Absynthetiker dann, wenn er während oder nach der DVD-Präsentation eines Funktionsabschnittes, selbst Hand an seinen Absynth anlegt und versucht das Präsentierte nachzuvollziehen bzw. für sich nutzbar zu machen. Und außerdem wissen wir jetzt auch warum die DVD nicht auf dem Heim-DVD-Player läuft!

Artist Interview und Exclusive Content

So bezeichnet Native Instruments das, was sich hinter den Menu-Button „Artist“ und „Clevinger“ verbirgt. Unter Artist findet man Interviews mit Junkie XL und Jeff Rona. Leider waren mir diese beiden Herren völlig unbekannt, so dass ich an dieser Stelle eine kurze Vorstellung der Personen vermisst habe. Gefunden habe ich sie dann – gut versteckt in zwei html-Files – im Artists-Ordner der DVD. In beiden Interviews berichten die Film-Musiker über ihre Erfahrungen und Klangphilosophien mit Absynth. Wer jedoch hofft hier Kniffs und Tricks der Profis zur erfahren wird bitter enttäuscht. In jedem der beiden Interviews kommt nur einmal – für wenige Minuten -die Software „zur Wort“. Will sagen jeder der beiden Herren gibt nur ein mageres Beispiel zu seinem kreativen Umgang mit Absynth 3. Das Zauberbuch der Profis bleibt geschlossen – der Rest der Interviews verbleibt im klang-philosophischen Bereich.

Wem der Name Brian Clevinger bis dato unbekannt war, dem verrät der Umschlag der DVD zumindest, dass es sich hier um den Entwickler von Absynth 3 handelt. Eine Information die wir dankbar zur Kenntnis nehmen. Waren die Artists-Interviews nur sehr, sehr knapp mit Praxisrelevanz gewürzt, bleibt das Interview mit Brian Clevinger über die ganze Länge in klangtheoretischen Gefilden. Hier ein Auszug aus den anwählbaren Kapiteln des Interviews: Conception, Fractal Point und Sonic Indentity.
Die streng theoretischen Inhalte des Interviews werden durch die Bilder noch verstärkt. So fährt der Zuschauer in den ersten Minuten des Interviews mit dem Auto durch einen blätterlosen Winterwald. Für den Einen mag dies der richtige Rahmen sein, um über Softsynths nachzudenken – ich finde es eher langweilig und einfallslos.

Bleibt uns als letzter Punkt noch einen Blick und ein Ohr auf die mit gelieferten Exklusiv-Sounds für Absynth 3 zu werfen. Leider war hier Schmalhans Küchenmeister. Auf gerade mal 110 „exclusive Sounds“ kommt man, wenn man die Klangschöpfungen von Jeff Rona (10), Junkie XL (12) und Mastermind Brian Clevinger (88) aufaddiert. Das ist Hartz 4 verdächtig und soll hier nicht weiter kommentiert werden. Die folgenden Klangbeispiele wurden aus diesem Fundus ausgewählt.

ANZEIGE
Fazit

Die Absynth 3 Tutorial DVD ist sowohl für den Absynth-Einsteiger als auch für den fortgeschrittenen Sound-Designer eine lohnende Anschaffung. Die Systematik und die damit verbundene Bedienung der DVD sind hervorragend. Die Inhalte werden vollständig und nachvollziehbar präsentiert – wenn auch leider nur in englischer Sprache. Ob die Interviews das Tutorial bereichern, mag jeder selbst entscheiden. Wer auf der Suche nach neuem Klangfutter für Absynth 3.0 ist, dem sei jedoch die Absynth-User Library bei Native Instruments ans Herz gelegt.

Plus

  • Vollständigkeit und Systematik
  • multimediales Schnellnachschlagewerk zu Absynth 3.0
  • Bild und Tonqualität
  • Menus und Steuerung

Minus

  • nur in englischer Sprache
  • exklusives Soundmaterial sehr knapp bemessen
  • Artist- und Entwicklerinterviews bleiben philosophisch
  • nur Quicktime–Format - läuft nicht auf Standard DVD-Playern (TV)

Preis

  • 49,-€
ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum

Es sind momentan noch keine Kommentare für diesen Artikel vorhanden.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X