NI GuitarRig
The modern Amp
Als ich vor ein paar Jahren meinen ersten POD in den Händen hielt, wurde ich mit Argwohn betrachtet. Das soll nach Gitarre klingen? Ja, war meine Antwort. Nun was soll ich sagen, meine Kumpels schwören noch immer auf richtige Amps und ich hab seit dem keinen einzigen mehr im Keller.
The modern Amp: Das E-Gitarren-Setup von heute
So unterschiedlich sind die Geschmäcker eben. Klar, klang der erste POD noch nicht überragend. Doch die Welt dreht sich weiter und während viele Gitarristen digitale Amps aus Prinzip ablehnen, eröffnen sich anderen neben den gewohnten vollkommen neue Klangwelten.
Dickes B
Als die Veteranen der computer-basierten Musik von Native Instruments auf der diesjährigen Musikmesse eine Software Namens GuitarRig zur Simulation von Gitarrenverstärkern vorstellten, war mir klar, dass hier mehr als der Versuch dabei rauskommen wird. Ich konnte es daher kaum abwarten, endlich ein eigenes Exemplar in den Händen zu halten. Vor vier Wochen war es dann endlich so weit: Der UPS-Mann klingelte und Guitar RIG trudelte ein. Es sind diese Momente, wo man noch mal Kind sein darf. Wo Pakete aufreißen so viel Spaß macht, wie anno dazumal zu Weihnachten. Also Software installiert, Controller angeschlossen und los geht’s.
Erster Eindruck
Nach der Installation von Native Instruments Guitar Rig erledige ich gleich mal die Registrierung. Was man hinter sich hat, hat man hinter sich. Die Oberfläche wirkt aufgeräumt und funktional. Nur der mitgelieferte Controller, die Rig Control, funktioniert nicht. Dass sehr wohl alles funktioniert und ich nur vor infantiler Nervosität den Button zum Anschalten der Control übersehen hab, geht mir nach 10 Minuten Fluchen von allein auf. Nun aber. Die ersten Presets angespielt. Viele tragen Namen von Songs, Filmen – ja man weiß was gemeint ist. Und hören tut man es auch. Schön.
Verstärker und Cabinets
In der Grundausstattung bringt GuitarRig drei Verstärker mit: Gratifier, Twang Reverb und Plexi. Als reale Vorbilder dienten Mesa Boogie Dual Rectifier, Fender Twin Blackface und Marshall JMP50. Als Schmankerl steht jedem Nutzer nach Produktregistrierung ein virtueller AC-30 im Downloadbereich zur Verfügung. Die Verstärker sind wirklich sehr gut getroffen. Auffallend ist die unwahrscheinliche Dynamik, mit der sie sich spielen lassen. Regelungen an der Lautstärke der Gitarre werden umgesetzt wie bei einem echten Amp. Selbst vollverzerrt bleibt der Charakter erhalten. Das ist nicht selbstverständlich. Viele Ampsimulationen gehen bei HighGain in einem Soundbrei auf.
Die Dynamik kommt nicht von ungefähr. Native Instruments setzen auf Component Modelling, was selbst feinste Reaktion der Schaltkreise einfängt und wieder in Ton umsetzt.
Alle für einen:Gratifier, Twang Reverb, Plexi und AC-Box
Bei den Simulationen der Lautsprecher und Mikrofone setzt man auf Impulse Modelling, um möglichst realistische Klänge zu erreichen. Gerade die Abbildung der Cabinets war in der Vergangenheit nicht die Stärke virtueller Amps. Zunächst einmal überzeugt die Auswahl der Lautsprecher im GuitarRig: Vom kleinen 1×12 Jensen Alnico Übungsamp mit 15 Watt bis hin zu Mörderteilen wie einem 4×12 Rectifier Cabinet darf man seinem Amp alles nachschalten. Für die anschließende Abnahme stehen fünf Mikrofone zur Auswahl, die, wie könnte es anders sein, auch großen Vorbildern nachempfunden sind (Shure SM-57, Neumann U87 etc.)
Dabei wurde jede Kombination tatsächlich in der realen Welt aufgebaut und anschließend nachmodelliert.