Test: Nucleus Soundlab Viral Outbreak

Viral Outbreak – Presets

Ob solch komplexe Basiswellenformen für einen derart flexiblen Synthesizer wie die Wusikstation unbedingt Sinn machen, ist allerdings Ermessensfrage, faktisch kann der Synth genug, um auf Jahre hinaus auch nur aus ein paar einfachen gesampelten Grundwellenformen eine Unzahl verschiedener Klänge zu zaubern. Wer ein paar seiner Lieblingssounds einfach reproduzieren will, kann dies mit den komplexeren Sampleset tun und vielleicht ein paar Effekte addieren oder die Sounds layern; typischerweise wird man aber eher Virus-Grundwellenformen oder auch ein paar der Spezialitäten wie Wavetables oder Formantsynthese als Oszillatoren laden und dann nach Herzenslust in der Wusikstation-Engine herumschrauben. Dass die Ergebnisse eindrucksvoll werden, zeigen die etwa 950 Presets verschiedener Sounddesigner, die durchweg wirklich professionell sind.

Hier wird eigentlich von allem etwas geboten. Allerdings machen sich die klanglichen Eigenschaften der Engine hier etwas bemerkbar: während richtig tolle Flächen, Atmosphären und organische Wavesequencen fast durch die Bank begeistern, breite Bässe gut möglich sind und auch der Rest (Keys, Lärmiges, Loops … ) durch die Bank gut ist, fehlt den Leads zumindest für meinen Geschmack etwas der Biss. Trotzdem: Hier ist praktisch kein echter Ausreißer vorhanden – mehr als 900 richtig gute Presets, das ist ganz klar ein Kompliment für die Programmierer! Der Wusikstation-Browser lässt dabei glücklicherweise ein Vorhören der Presets zu, was mich wieder einigermaßen mit ihm versöhnt. Die Ladezeiten sind leider trotzdem recht lang – die Wusikstation ist letzlich halt ein Sampler, aber irgendwie nervt es trotzdem, ein schneller Rechner ist hier ganz klar notwendig. Das gilt allerdings auch allgemein – die Wusikstation ist kein extremer Resourcenfresser, aber bei komplexen Patches mit vielen Effekten merkt man die Unzahl an DSP-Funktionen dann doch.

Fazit

Sehr gelungen, was die kleine Softwareschmiede Nucleus Soundlab aus Kanada mittels Virus-Samples und der Wusikstation-Engine hier anbietet. Die Wusikstation-Engine kann fast alles, ihre Bestandteile von Filtern bis zu den Effekten klingen gut, sie wird auch noch kontinuierlich auf den neuesten Stand gebracht und erweitert und das Virus-Sampleset und die Presets sind wirklich richtig klasse. Wirklich wie ein Virus klingt es nicht, aber das war weder die Intention der Entwickler noch ist es wirklich realistisch: Vielleicht liege ich falsch, aber ich wette, dass eines der Tischgeräte der neuen Generation soviel Rechenpower hat wie der durchschnittliche Computer, mit dem der geneigte PC-Musiker ganze Produktionen macht – wer die Highend-PlugIns für DSP-Karten à la UAD oder Powercore kennt, wird wissen, worauf ich hinaus will.

Nichtsdestotrotz, klanglich liegt das PlugIn an der Spitze des momentanen Angebotes, erreicht somit fast den Hardware-Soundstandard und gefällt mir persönlich fast besser als die wesentlich teureren Angebote von Native Instruments & Co. Darüber hinaus kann es mehr als die meisten seiner Konkurrenten. Im Endeffekt bekommt der Käufer für den Preis von umgerechnet 65 Euro einen fast modularen Synthesizer und Sampler, den er auch noch beliebig um weitere Sounds erweitern kann. Somit erhält man ein PlugIn, das sich prima als zentraler virtueller Klangerzeuger eignet, inklusive einer ganz beachtlichen Grundausstattung an Virus-nahen Samples und Presets. Allerdings braucht man eine gewisse Einarbeitungszeit, da die Engine recht komplex ist, die Ladezeiten sind störend, und ein schnellerer Rechner als meiner (Athlon 3000) dürfte den Spaß nochmal deutlich erhöhen. Trotzdem eindeutige Empfehlung – bei dem Hersteller gibt es auch eine Demoversion zum Testen.

Plus

+++ sehr gute Presets

++ Möglichkeiten und Erweiterbarkeit der Wusikstation-Engine

++ wirklich guter Klang

++ günstiger Preis, inklusive Wusikstation

Minus

— Ladezeiten der Sounds

– Bedienung z.T. umständlich (Browser)