Spielen, mixen, aufnehmen und Effekte
Der kanadische Hersteller Radial Engineering kümmert sich mit seinen Produkten vorwiegend um die vielen kleinen Helferlein, die man entweder tagtäglich oder auch nur alle Schaltjahre mal benötigt, dann aber in der Regel innerhalb kürzester Zeit. Mit dem Radial Engineering Key Largo erweitert der Hersteller nun sein Repertoire und spricht die Live-Keyboarder an, der Key Largo ist ein Keyboard-Mixer mit vielen zusätzlichen Funktionen.
Das Equipment von Live-Keyboardern hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Früher nutze man große Keyboardburgen, heute ist das Equipment in der Regel deutlich abgespeckter, allerdings hat sich die Anzahl der benötigten Kanäle durch Laptops und ggf. mehrkanalige Audiointerfaces nicht vermindert. Was liegt da näher, als einen Submix zu erstellen? Und genau da kommt der Radial Engineering Key Largo ins Spiel. Wer die Produkte des kanadischen Herstellers kennt, weiß, dass die Verarbeitungsqualität in der Regel überaus solide ist, so auch beim Key Largo. Dieser besteht aus einem Metallgehäuse, bestehend aus zwei miteinander verschraubten Elementen. Hier macht man so schnell nichts kaputt, auch wenn der eine oder andere User es ungern hören wird: Der Key Largo soll laut Hersteller auf dem Boden platziert werden. Zutreten ist nicht nur erlaubt, sondern für bestimmte Funktionen sogar ein Muss.
Kommen wir zu den Eigenarten des Key Largo. Dieser bietet drei unsymmetrische Stereoeingänge sowie einen vierten Eingang via USB. So lassen sich beispielsweise Software-Instrumente oder Playbacks ohne Umwege über den Key Largo mixen. Zusätzlich verfügt der Mixer über einen Effekt-Send/Return, alle als 6,3 mm Klinke ausgelegt.
Der Stereoausgang steht in Form von zwei symmetrischen XLR-Buchsen zur Verfügung, zwei weitere Klinkenbuchsen dienen zum Ausgeben des identischen Signals an den persönlichen Monitor. Abgeschlossen wird die Rückseite des Key Largo mit den Anschlüssen für ein Stereo-Volumepedal und der Netzteilbuchse.
Der Radial Engineering Key Largo wird über ein externes Netzteil mit Strom versorgt. Ein Internes wäre beim anvisierten Einsatz auf der Bühne natürlich besser gewesen. Andererseits ist der Key Largo bereits mit vielen Anschlüssen/Funktionen vollgestopft, ein internes Netzteil hätte das Gehäuse und der Preis wahrscheinlich deutlich vergrößert/erhöht.
Die Anschlüsse am Radial Engineering Key Largo
Die Anschlüsse des Key Largo verdeutlichen es bereits: Der Keyboard-Mixer kann, muss aber nicht ausschließlich auf der Bühne eingesetzt werden. Denkbar ist beispielsweise auch der Einsatz als mobile Recording-Lösung. Keyboard einstöpseln, den Key Largo per USB mit dem Computer verbinden und schon kann die Aufnahme starten. Mit 24 Bit und einer maximalen Samplerate von 192 kHz sind sehr gute Aufnahmen möglich. Unter macOS arbeitet der Key Largo Class-Compliant, d.h. keine Treiber sind notwendig. Windows-User werden zunächst auf die Radial Website gebeten, hier lassen sich die passenden Treiber für Windows 7, 8 und 10 herunterladen.
Möchte man Software-Instrumente spielen, bietet das Gerät eine zusätzliche Option: Die Anbindung eines Masterkeyboards via MIDI. An der rechten Seite des Gehäuses befindet sich nämlich ein MIDI-Pärchen, sodass man hierüber ein MIDI-Controllerkeyboard anschließen kann. So spart man – zumindest bei Controllerkeyboards mit MIDI-Ausgängen – einen USB-Port am Computer ein. Für „on the road“ ein nettes Feature.
Drehen und Schrauben
Die Bedienoberfläche ist nicht nur für Mixer-Nerds sehr leicht zu durchschauen, auch Neulinge werden sich hier schnell zurecht finden. Von links nach rechts reihen sich die Lautstärkepotis der einzelnen Kanäle aneinander, jeder Stereokanal ist separat in der Lautstärke anpassbar. Optisch passend – auf der diagonalen Linie nach unten rechts positioniert – befindet sich dazu ein eigenes Send-Poti pro Kanal, zuständig für den Signalanteil, der den Effekt durchlaufen soll. Der globale Effekt-Return kann mit einem eigenen Poti in der Intensität eingestellt werden.
Die beiden Ausgänge Main und Monitor sind ebenfalls separat regelbar, zusätzlich lässt sich hier ein Ground-Lift aktivieren, um mögliches Brummen zu unterdrücken. Der Grund dafür, wieso der Radial Engineering auf dem Boden positioniert werden soll, erschließt sich mit den beiden silbernen Knöpfen am unteren Rand der Bedienoberfläche. Ganz im Sinne von Effektpedalen der Gitarristen ermöglicht der Key Largo das (De-) Aktivieren des Effektkanals per Fuß. Der zweite Knopf ist als „Sustain-Knopf“ ausgelegt. Neben den bereits erwähnten MIDI-Buchsen hat Radial beim Key Largo seitlich eine Klinkenbuchse untergebracht, die man mit dem Sustainpedal-Eingang eines Keyboards verbinden kann. Es lässt sich sogar die Polarität des Haltepedals einstellen. Der Key Largo kann also zusätzlich zur Mixer-Funktion auch als Sustain-Pedal und Effektsteuerung genutzt werden.
In der Praxis mit dem Radial Engineering Key Largo
Anhand der Anschlüsse und des Funktionsumfangs erkennt man bereits, dass beim Radial Engineering Key Largo auf alle Fälle jemand mitgedacht hat und die tatsächlichen Anforderungen eines Live-Keyboarders im Blick hatte. Die meisten Keyboarder nutzen mindestens zwei Keyboards, größere Shows und Acts aber gerne auch mehr. Daher ist das Vorhandensein von drei Kanälen plus USB-Playback meiner Meinung nach sinnvoll, die meisten Keyboarder sollten damit auskommen. Die separate Ausgabe von Monitor- und Main-Signal ist sinnvoll, auch wenn sich viele ihr Signal vom FOH-/Monitor-MIscher – zusammen mit dem Rest der Band – auf den Monitor geben lassen. Denkbar wäre aber in diesem Fall, dass man den Monitor-Mix vom FOH (ohne Keyboardsignal) über einen der drei Kanäle dem Key Largo zuführt und man sich so seinen eigenen Monitor-Mix zusammenstellen kann.
Die Möglichkeit, einen externen Effekt einzubinden, werden vor allem Keyboarder mit Rhodes, Wurlitzer oder Orgel zu schätzen wissen. Dazu ist es sehr gut, dass man den Effektkanal wahlweise Mono oder Stereo schalten kann. Hierfür bietet der Key Largo einen im Gehäuse versenkten Schalter. Dieser lässt sich, genauso wie die auf der gegenüberliegenden Seite befindlichen Schalters für Sustain und USB-Assign – mit einem spitzen Gegenstand rein- und rausdrücken.
Der gerade erwähnte USB-Assign Schalter lässt sich zwischen den Einstellungen Live und Recording umschalten. Im Live-Modus wird das via USB ankommende Signal wie die anderen Eingangskanäle behandelt, d.h. es durchläuft den Lautstärkeregler samt Effekt-Send, lässt sich mit einem Volumepedal in der Lautstärke regulieren und ist danach dem Main-Ausgang zugewiesen. Diese Einstellung wird man also nutzen, wenn man Software-Instrumente in sein Live-Setup einbinden möchte.
Im Gegensatz dazu umgeht das USB-Signal im Recording-Modus alle Regler und wird direkt den Main-Ausgängen zugewiesen. Sinnvoll, wenn der Computer nur Playbacks ausgibt, die unabhängig von den live gespielten Keyboards wiedergegeben werden sollen. Keyboards ein- und ausblenden, das Playback läuft hinten dran weiter. Entsprechend sind in diesem Modus der Effekt-Send und der Insert über ein Volumepedal für den USB-Kanal deaktiviert.
Hier ein kurzes Video, wie Jordan Rudess den Key Largo in seinem Studio nutzt:
Radial Engineering liefert den Key Largo mit einer kurzen, aber sehr übersichtlichen Anleitung aus, leider ist diese nur in englischer Sprache verfügbar. Im Grunde braucht man sie nicht, denn der Key Largo ist nahezu selbsterklärend. Lediglich die Funktion des USB-Assign Schalters wird man vielleicht nachschauen, der Rest sollte spätestens nach der ersten Verkabelung klar sein.
Hinsichtlich des Klangverhaltens gibt es beim Radial Engineering Key Largo nichts auszusetzen. Während des Tests konnte ich keine klanglichen Verfälschungen wahrnehmen, alle Potis und Schalter verrichten sauber ihren Dienst. Alles erscheint sehr hochwertig und „roadready“, die Potis lassen sich mit deutlichem Widerstand verstellen, für den Einsatz auf der Bühne genau passend.
Einzig allein ein separat regelbarer Kopfhörerausgang hätte dem Key Largo gut zu Gesicht gestanden, beispielsweise um unabhängig von FOH-/Monitor-Mischer Sounds vorzuhören, ohne dass die Bandkollegen davon genervt werden oder man sich selbst aufgrund des Trommeltunings des Schlagzeugers selbst nicht hört. So könnte man schnell prüfen, ob alles funktioniert und ggf. Sounds in letzter Minute Sounds anpassen, bevor es an den Soundcheck geht.
….er bietet 3 UNsymmetrische Stereoeingangspaare…
Hallo justme,
da gibt es im Internet unterschiedliche Aussagen zu, ich kläre das nochmal mit dem Vertrieb ab. Danke für dne Hinweis
Du hast Recht, die Eingänge sind unsymmetrisch. Nur die Ausgänge sind symmetrische. Habe ich abgeändert, Danke.
(…das ist rechts unten auf dem Gerät ja eigentlich auch deutlich draufgeschrieben…)
Wie soll das mit dem FOH Signal (ohne Keys) funktionieren, da es keine seperate Volume Regelung je Kanal für den Monitorausgang gibt?
Eine Monitor-Komplettlösung für Keyboards auf dieser Basis würde mich interessieren. Da müsste man nicht noch ein Audio-Interface mit herumtragen.
Diese Switches sind als Pedale nicht besonders gut geeignet.
Definitiv ein cooles Gerät. Ich nutze es für Proben und Sessions, wo ich nicht mein komplettes Siderack mitnehmen möchte. Mischpult für drei Keyboards, nimmt auch ne Akkustikgitarre ab. Ja, Effekteinschleifweg ist nichts, was ich brauche, auch der Sustainpedal-Anschluss ist Quatsch. Aber immerhin bekommt man ein hochwertiges Audio- und sogar MIDI-Interface mit on Board. Und was ich kürzlich herausgefunden habe, man kann sein iPad über Lightning to USB Adapter anschließen und als Tonerzeuger einbinden.
Ist es auch SYSEX tauglich?