Können Sie mich hören?
Folgendes Fallbeispiel: Man hat ein Notebook und ein Mikrofon und möchte irgendwo einen Vortrag halten. Man weiß, dass zwar eine Lautsprecheranlage vorhanden ist, sonst jedoch ist nichts bekannt. Der Studiomixer ist zu unhandlich und ein Audiointerface verfügt zumeist nicht über die notwendigen Einstellmöglichkeiten. Wer den Radial Engineering Presenter im Aktenkoffer mitführt, muss sich diese Frage nicht mehr stellen, denn der kleine Präsentationsmixer erlaubt den schnellen und unkomplizierten Anschluss von Computer, Mikrofon und Audioquelle.
Der Radial Engineering Presenter im Überblick
Weniger ist manchmal mehr, das trifft auf die Anschlussvielfalt zu, nicht aber auf das solide Metallgehäuse, das wiegt nämlich mit rund 690 g vergleichsweise viel. Von den Abmessungen ist es rund 13 cm breit und 12 cm tief. Inklusive herausstehender Drehregler ist es über 5 cm hoch. Die vier gummierten Potis sind bombenfest montiert, schwergängig und sitzen solide im Gehäuse, unbeabsichtigtes Verdrehen wird daher verhindert.
Die verschraubten Anschlüsse auf der Rückseite vermitteln ebenfalls einen langlebigen Eindruck, einzig die Mikrofonbuchse hätte eine Verriegelung gut vertragen können. Dafür wurde die Beschriftung gleichermaßen auf der Rückseite und oben auf dem Gehäuse angedruckt, was den Anschluss erleichtert. Rutschhemmende Gerätefüße schonen die Oberfläche und werden wahlweise angeklebt. Alternativ könnte man das Gehäuse auch fest montieren, dazu müsste man es allerdings zerlegen. Linksseitig befindet sich eine Kensington-Buchse, oben rechts und hinten unter dem USB-Anschluss befindet sich je eine LED, die den Betrieb signalisiert. Eine weitere LED zeigt die aktivierte Phantomspeisung an.
Der Aufbau ist sehr simpel und zweckmäßig. Rückseitig wird ein Computer per mitgeliefertem USB-Kabel angeschlossen und versorgt den Radial Engineering Presenter mit Energie. Alternativ lässt er sich auch mit dem beiliegenden Steckernetzteil betreiben, das allerdings laut Download-Handbuch nicht im Lieferumfang enthalten sein soll. Bis auf die 3,5 mm Eingangsbuchse an der Frontseite erfolgt die Verkabelung ausschließlich per symmetrischen XLR-Verbindungen.
Zwei Lautsprecher und ein Mikrofon lassen sich rückseitig anschließen, der Schalter für die Phantomspeisung ist versenkt und verhindert unbeabsichtigte Betätigungen. Mit zwei Drucktasten wird zum einen die Erdung zur Vermeidung von Brummschleifen entkoppelt, zum anderen kann das Signal über die Lautsprecheranschlüsse als Mono-Mix ausgegeben werden. Das ist je nach Anwendung sinnvoll, beispielsweise dann, wenn die Lautsprecher sehr weit auseinander stehen.
Die Bedienelemente auf der Oberseite sind ebenso einfach ausgeführt. Links wird die Mikrofonlautstärke geregelt, daneben befindet sich ein dreistufiger Schalter für das Lowcut-Filter, das tiefe Frequenzen bis wahlweise 80 oder 120 Hz abschneidet. Zwei mittenrastende Shelving-Filter passen die Bässe und Höhen des Mikrofonsignals an. Schlussendlich wird mit dem rechten Poti die Medienlautstärke geregelt. Die Drehknöpfe verfügen über gut sichtbare und fühlbare Zeiger, so dass man blind mit einer Berührung alle Einstellungen ertasten kann.
Der Radial Engineering Presenter in der Praxis
Grundsätzlich ist das Gerät extrem unkompliziert und schnell einsetzbar. Es gibt wenig zu beachten, bis auf den Equalizer kann man kaum etwas falsch machen. Der Radial Engineering Presenter wird ebenso unkompliziert als USB-Audio-Class erkannt und macht daher keine Schwierigkeiten. Hierbei kann zwischen 44,1 und 48 kHz bei 24 Bit Wortbreite gewählt werden.
Am USB-Anschluss lassen sich keine iDevices anschließen, der Hersteller verweist an dieser Stelle auf den frontseitigen Mini-Klinkeneingang. Dieser ist als schaltbare Buchse ausgeführt. Nutzt man ihn, verstummt entsprechend das Signal am USB-Port. Ein mechanischer Schalter hätte die Flexibilität etwas erhöht. Das Mikrofonsignal kann auch über USB abgenommen werden, beispielsweise zum Mitschneiden des Vortrags. Hierbei werden auch die EQ-Einstellungen mit eingefangen, was nicht jedem Toningenieur gefallen wird.
Sehr gut ist, dass man den mechanischen Drucktaster für die Phantomspeisung im Gehäuse versenkt hat. Besonders ungeübten Anwendern wird auf diese Weise eine böse Überraschung erspart. Weniger gut ist, dass man sich nicht für eine XLR/Klinke-Kombibuchse entschieden hat, hier muss man also für die passenden Kabel und Adapter sorgen. Gleiches gilt nämlich auch für die Lautsprecherausgänge. Will man ihn in einem festen Setup nutzen, wird man ohnehin die passenden Kabel bereithalten, auch verfügen gängige Aktivlautsprecher über XLR-Eingänge. Schwierig wird es dann, wenn ein gewöhnlicher Verstärker mit unsymmetrischen Cinch-Eingängen vorhanden ist.
Wie klingt der Radial Engineering Presenter?
Grundsätzlich liefert der Mikrofonverstärker auch für dynamische Mikrofone eine saubere Verstärkerleistung ab. Bei den Einstellungen verstehe ich jedoch nicht, weshalb man ein zweistufiges Lowcut-Filter mit einem Shelving-Filter für die Bässe kombiniert.
Man wäre etwas flexibler, wenn man stattdessen die Mitten hätte regeln können. Das Lowcut-Filter greift ziemlich stark ein. Ich kann es leider selbst nicht nachmessen, aber für mein Gefühl sind das mehr als 120 Hz, siehe Audiobeispiel. Über den Line-Eingang ist die Klangqualität gut und kraftvoll. Im Handbuch wird empfohlen, notfalls die Lautstärke des Treibers zu regulieren, falls das anliegende Signal zu laut ist.
Habe ich da irgendwas übersehen/überlesen?
„Der Preis für das Gebotene ist gemessen an der Qualität akzeptabel.“, und dazu noch eine 3 – Sterne – Bewertung für diese Kiste?
Is jetzt nicht Euer Ernst, oder?
Sorry, aber da nehme ich lieber z.B. einen Yamaha AG03. Das Gehäuse mag ja etwas größer sein, aber dafür kann er mehr, und kostet nicht mal ein Drittel.
Für den Preis kann ich mir einen TASCAM DP-24 SD, DP-32 SD aus deinem anderen Test leisten!!
@8-VOICE Ja, das Teil ist, wie alles von Radial Engineering, schon ziemlich teuer. Das ist doch aber genau wie mit Mikrofonen und Lautsprechern. Ein Neumann U87 ist ja auch nicht zu teuer, nur weil vielen auch ein Rode NT-2000 reicht. Zugegeben habe ich mich schon etwas schwer getan mit der Überlegung, wie man das Teil sinnvoll einordnet. Es ist halt ein unverwüstliches, analog aufgebautes Präsentationspult, dass man nach dem an die Wand werfen einfach weiternutzen kann. Der DP-32 SD wäre danacah sicher hin.
@Stephan Merk Ich werfe meine Gerätschaften auch regelmäßig an die Wand und freue mich immer, wenn sie danach noch funktionieren!
@Stephan Merk Warum wiegt der Mixer nur 690 Gramm und nicht 3 KG. Der Stahlpreis liegt aktuell bei nur ca. 500.-€ die Tonne. Und wenn ich mal mit dem Teil unterwegs bin und es fällt mir am Bahnhof aus dem Rucksack direkt auf die Schiene und ein ICE rollt drüber, übersteht es das auch und bringt den Zug zum entgleisen ?
Lieber Stephan: Auch dieses Gerät glänzt mit features aus dem vorrigen Jahrhundert und muss hier bei Amazona wirklich nicht erwähnt werden.
Herzliche Grüße von Vati
@Vati Lieber Vati, jeder kann seine Entscheidungen so treffen, dass es ins Budget und zu den individuellen Anforderungen passt. Analog könnte man Deinen Kommentar ähnlich unter jede Gitarre jenseits der 6.000 Euro schreiben, weil kein nutzbares Material der Welt auch nur ansatzweise diesen Preis rechtfertigen kann. Nehmen wir das obige Beispiel AG-03, klar kann das alles genauso. Aber das wirst Du nicht selbst zerlegen und restaurieren können, weil es mit Sicherheit in SMD-Bauweise gefertigt ist. In einem Test muss man die Qualität bewerten. Ob jemand dafür bereit ist, den Preis zu bezahlen oder sich hingegen mit einfachen Lösungen behilft, steht auf einem ganz anderen Blatt und liegt außerhalb einer seriösen Bewertung. Es mag sein, dass nach Deiner Ansicht das Produkt hier nicht hingehört. Wer aber sagt Dir, dass nicht auch Leser darunter sind, die genauso etwas gesucht haben?
@Stephan Merk SMD-Bauweise ist also minderwertig, weil ich da nicht mal so eben mit ’nem Lötkolben dran ‚rumfuckeln kann?
Boah ey…