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Test: Radial Engineering KL-8, 19 Zoll Line-Mischpult

Line-Mixer mit USB-Audiointerface

1. Juli 2019
radial engineering kl-8

Radial Engineering KL-8, 19 Zoll Rack Line-Mixer

Die Produkte des Herstellers Radial Engineering haben in den letzten Tests stets gut bis sehr abgeschnitten. Dabei handelte es sich oftmals um kleine Helferlein für Studio oder Bühne, so unter anderem die in vielfältiger Form erhältlichen DI-Boxen oder der kompakte Mixer Presenter. Anlässlich der NAMM-Show 2019 stellte Radial Engineering den KL-8 vor, einen Line-Mixer im 19-Zoll-Format. Solche Mixer gibt es heutzutage leider nur noch selten und das obwohl es weiterhin sehr viele Musiker/Produzenten gibt, die in ihrem Studio (oder auf der Bühne) mehrere Keyboards abmischen möchten – und das ohne einen Computer zu nutzen, ganz einfach standalone. Dabei kann – so viel sei bereits vorweg genommen – der KL-8 enorm viel Hilfe leisten, denn die Produktbezeichnung „19-Zoll-Mixer“ wird dem KL-8 bei Weitem nicht gerecht.

Erster Blick auf den Radial Engineering KL-8

Eines muss man Radial Engineering lassen: Die Produkte zeugen allesamt von einer enorm hohen Verarbeitungsqualität. Im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern verzichtet Radial nahezu komplett auf Kunststoff und das merkt man den Produkten einfach auch haptisch an. Der KL-8 macht da keine Ausnahme und kommt in einem soliden 19-Zoll-Metallgehäuse daher. Die Front hat der Hersteller in einem angenehmen dunklen Blau gehalten. Davon setzen sich die weißen Schriftzüge sehr gut ab, so dass man die Beschriftungen auch bei schlechteren Lichtverhältnissen gut ablesen kann.

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radial engineering kl-8

Von links nach rechts befinden sich auf der Vorderseite des Line-Mixers die vier Eingangskanäle CH-1 bis CH-4. Channel 1 bis 3 sind identisch aufgebaut und bieten jeweils zwei Potis, eines für die Kanallautstärke, eines für den Level des AUX-Weges. Dazwischen liegen zwei LEDs, die grün bzw. rot aufleuchten sofern ein Pegel anliegt oder dieser droht, den Kanal zu übersteuern. Zwei kleine Taster aktivieren den jeweiligen Kanal (ON) bzw. routen diesen ausschließlich auf den Kopfhörerausgang (CUE). Ist der CUE-Schalter gedrückt, gelangt das Signal des Kanals entsprechend nicht zu den Main- und Monitor-Ausgängen.

Ein paar mehr Funktionen bietet Channel 4, denn dieser kann neben dem rückseitigen Eingang auch mit dem USB-Signal versorgt werden, was vom Computer zurückkommt. Richtig gelesen, im Grunde ist der Radial KL-8 entsprechend auch ein USB-Audiointerface. Signale können sowohl vom Computer zum KL-8 als auch anders herum, sprich vom Mixer via USB zum Computer, gesendet werden. Somit ist der KL-8 auch für diejenigen interessant, die neben mehreren Hardware-Keyboards gleichzeitig auch Software-Instrumente abmischen möchten und das unabhängig davon, ob man dies im Studio oder auf der Bühne umsetzen möchte. Im Praxisteil werde ich darauf noch näher eingehen.

Zusätzlich zu den zwei Potis und Taster der Kanäle 1-3 verfügt Channel 4 noch über ein drittes Poti. Dieses steuert die Lautstärke des USB-Signals. Mit Hilfe des Taster USB kann man das USB-Signal aktivieren, der vierte Taster der Sektion entscheidet darüber, ob USB-Port A oder B ausgespielt wird. Auch dazu später noch mehr.

radial engineering kl-8

Die restliche Hälfte der Vorderseite ist den Ausgängen Main, Monitor und Phones vorbehalten. Sowohl Main– als auch Monitor-Out können eigenständig aktiviert und auf Mono geschaltet werden. Dazu lässt sich individuell die Lautstärke regeln.

Über zwei Kopfhörerausgänge verfügt der KL-8, diese lassen sich in der Lautstärke regeln, allerdings nur gemeinsam. Zu guter Letzt sei noch der AUX-Regler erwähnt, dieser bestimmt die globale Lautstärke des AUX-Wegs.

Anschlüsse des Radial Engineering KL-8

Die Rückseite des KL-8 offenbart die Anschlüsse des Line-Mixers. Die Eingangskanäle 1-4 sind allesamt mit unsymmetrischen Klinkeneingängen ausgestattet. Es folgt ein AUX-Send/Return, über den man beispielsweise ein externes Effektgerät einbinden kann. Über die vorderseitigen Kanal-Potis lässt sich dann der Pegel des AUX-Wegs bestimmen. Der AUX-Return lässt sich mit Hilfe des auf der Oberseite angebrachten Schalters von All Outputs zu Monitor and Headphones only ändern. Schließt man ein Effektgerät am KL-8 an, so soll dies in der Regel auf alle Wege geroutet werden. Möchte man aber beispielsweise einen Klick-Track einspeisen, so ist es sinnvoll, diesen Schalter nur den Monitor- und Kopfhörerausgänge zuzuweisen. Am FOH-Mischpult braucht man ihn wohl nicht, denn die Zuschauer sollen davon ja nichts mitbekommen.

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Auch einen Insert-Weg bietet der KL-8. Dieser ist mit allen vier Eingangskanälen gekoppelt, d. h. bindet man hier einen Dynamikprozessor o. ä. ein, so wirkt dieser gleichermaßen auf alle vier Eingangskanäle. Er lässt sich nicht nur auf einen oder bestimmte Kanäle schalten. Alternativ könnten man diesen Anschluss aber auch für ein Volume-Pedal nutzen und seine gesamten Keyboards per Fuß ein- und ausblenden.

radial engineering kl-8

Die Main- und Monitor-Ausgänge sind beide als symmetrische XLR-Buchsen ausgelegt und bieten jeweils einen Ground-Lift-Schalter zur Vermeidung von Brummschleifen. Nennt man mehrere KL-8 sein Eigen, so lassen sich diese über die zwei Link-Buchsen miteinander verbinden.

Radial Engineering bietet mit dem optional erhältlichen Pedal JR1-L die Möglichkeit, eine von zwei Funktionen des KL-8 per Footswitch zu kontrollieren. Möchte man beide Funktionen fernsteuern, werden entsprechend zwei Pedale benötigt. Schließt man einen Fuß-Controller an der oberen Buchse an, so kann man den AUX-Weg global an- und ausschalten.

Die untere Buchse dient zur Wahl des USB-Ports. Der KL-8 bietet nämlich zwei redundant arbeitende USB 2.0-Ports, so dass sich hieran zwei Computer anschließen lassen. Der Hintergrund: Vor allem im Bühnenbetrieb lässt man bei größeren Shows mit Playbacks gerne zwei Computer parallel laufen. Sollte einer ausfallen, kann man direkt auf Computer B umschalten und Computer A in Ruhe neu starten. Hat man beide Computer am KL-8 angeschlossen, kann man über den vorderseitigen Taster von USB-Port A auf Port B umschalten, eine LED zeigt an, welcher der beiden USB-Ports gerade aktiv ist. Der Schaltvorgang geschieht also stets manuell, verhält sich aber ansonsten absolut unauffällig, d. h. keinerlei Knacksen oder sonstige Störgeräusche treten hierbei auf. So soll es sein.

radial engineering kl-8

Wer bei Playback-Shows öfter mit Problemen zu kämpfen hat bzw. insgesamt viel mit Playbacks arbeitet und auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte zunächst natürlich seine Computer überprüfen, kann für eine automatische Umschaltvorrichtung aber auch das iConnectivity Play Audio 12 in Betracht ziehen. Dessen Test findet ihr hier.

In der USB-Sektion des KL-8 lässt sich zwischen Live- und Recording-Mode umschalten. Die meisten werden den KL-8 sicherlich im Live-Modus betreiben, denn hier lässt sich das USB-Signal, wie zuvor bereits beschrieben, über Eingangskanal 4 einspeisen, in der Lautstärke regeln und auf Wunsch auf den AUX-Weg senden. Dabei ist nur zu beachten, dass sich das Eingangssignal von Kanal 4 und das USB-Signal einen AUX-Weg teilen und auch nur zusammen über den CUE-Taster von den Monitor-/Main-Ausgängen genommen werden können. Sie lassen sich aber individuell aktivieren bzw. deaktivieren.

radial engineering kl-8

Etwas anders verhält sich der Recording-Mode. Ist dieser geschaltet, wird das USB-Signal direkt auf die Main-/Monitor-Ausgänge geroutet, Kanal 4 steht somit exklusiv den rückseitigen Eingangskanälen zur Verfügung.  Dieser Arbeitsmodus bietet sich entsprechend für Keyboard-Aufnahmen oder Overdubs an.

Zu guter Letzt ist der KL-8 mit jeweils einem MIDI-Ein- und Ausgang ausgestattet und mutiert hiermit schlussendlich zu einem All-in-one-Mixer/Audiointerface für die Bühne. Dahingehend ist es aber schade, dass der KL-8 nicht an einem iPad betrieben werden kann. Gerade im Hinblick auf den Live-Einsatz wäre dies ein klares Plus für die Generation iPad gewesen.

Abgeschlossen wird die Rückseite mit einer Netzteilbuchse, hier wird das externe Netzteil des KL-8 angeschlossen. Einen Power-On/Off gibt es leider nicht und damit hätten wir auch bereits die drei Kritikpunkte am KL-8 abgehandelt. Gerade im Bühneneinsatz ist ein externes Netzteil nicht die ideale Wahl, dazu setzt Radial hier auf ein firmeneigenes Netzteil, das man nicht einfach beim Elektronik-Markt um die Ecke nachkaufen kann. Ist es defekt, fällt unweigerlich auch erst einmal der KL-8 aus. Dazu würde ich erwarten, dass ein solcher Line-Mixer über einen An- und Ausschalter verfügt.

radial engineering kl-8

Praxiseinsatz des Radial Engineering KL-8

Wie anhand der Beschreibungen bereits ersichtlich wird, bietet der KL-8 eine große Bandbreite an Funktionen. Und damit wird auch klar, wieso ich bereits zu Anfang des Tests vorweggenommen habe, dass die Bezeichnung Line Mixer dem KL-8 nicht gerecht wird.

Die Installation des KL-8 ist extrem einfach gehalten. Unter OSX wird der KL-8 sofort erkannt und kann in jeder DAW bzw. Software als 2-In/2-Out-Interface genutzt werden. Gewandelt wir im Übrigen mit 24 Bit und 192 kHz, nicht nur rein zahlentechnisch absolut ausreichend. Denn hat man den KL-8 verkabelt und mischt seine Eingangskanäle zusammen, lässt der Mixer sogleich positiv aufhorchen. Die Signale sind sehr klar, druckvoll und dynamisch, absolut kein Anlass zur Kritik. Auch über die USB-Verbindung kann man nichts Negatives sagen, Aufnahme- und Wiedergabe-Eigenschaften sind spitze.

radial engineering kl-8

Im Gesamtverhältnis ist das USB-Signal in meinem Szenario mit zwei Keyboards, CD-Player sowie weiteren Zuspielern via USB- und Audio-Out des Laptops allerdings sehr laut, hier muss man ggf. am Computer manuell den Ausgangspegel anpassen. Der Ausgangspegel des KL-8 reicht im Übrigen dafür aus, ihn direkt an eine PA oder Studiomonitore/Bühnenmonitore weiterzugeben. So kann man den Main-Ausgang an den FOH durchgeben und über den Monitor-Out seinen eigenen Keyboard-Monitor-Mix fahren.

Windows Nutzer müssen zunächst einen Treiber installieren, diesen bietet Radial Engineering auf seiner Website an. Auf meinem Mac-System zeigt Cubase bei Verwendung des KL-8 als Audiointerface die folgenden Werte an, damit lässt sich durchaus arbeiten.

44,1 kHz:

  • 4,76 ms Eingang, 3,51 ms Ausgang, 8,27 ms Roundtrip (64 Samples)
  • 9,12 ms Eingang, 7,88 ms Ausgang, 17 ms Roundtrip (256 Samples)

96 kHz:

  • 3,91 ms Eingag, 2,68 ms Ausgang, 6,59 ms Roundtrip (64 Samples)
  • 5,92 ms Eingang, 4,68 ms Ausgang, 10,6 ms Roundtrip (256 Samples)

radial engineering kl-8

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Fazit

Mit dem KL-8 hat Radial Engineering einen hervorragenden Line-Mixer im 19-Zoll-Format entwickelt – wobei Line-Mixer der Funktionsvielfalt des KL-8 nicht gerecht wird. Denn neben dem Zusammenführen und Mischen von bis zu vier Eingangskanälen lassen sich die Signale des KL-8 auf einen AUX-Weg senden, ein Insert-Weg nutzen, auf Main- und Monitor-Ausgänge routen sowie alles per USB als 2-In/2-Out-Audiointerface nutzen. Und das sogar mit zwei redundant arbeitenden USB-Ports, was ein großer Vorteil beim Einsatz von Playback-Shows ist. Ein Kopfhöreranschluss ist letztlich auch noch an Bord. Klangqualität, Funktionsvielfalt und Verarbeitung sind hervorragend.

Die einzigen Kritikpunkte am KL-8 sind die Tatsachen, dass er über ein externes Netzteil verfügt, keinen Power-On/Off bietet und nicht an einem mobilen Endgerät à la iPad betrieben werden kann.

Insgesamt setzt Radial Engineering seine Produkte preislich stets recht weit oben an. Da macht auch der KL-8 mit einem Anschaffungspreis von 949,- Euro keine Ausnahme. Zieht man allerdings das durch den KL-8 nicht mehr benötigte Audiointerface ab, kommt man schon in einen verträglicheren Preisbereich.

Plus

  • Funktionsvielfalt
  • Klangqualität
  • auch das Audiointerface nutzbar

Minus

  • externes Netzteil
  • kein Power-On/Off
  • nicht am iPad nutzbar

Preis

  • Ladenpreis: 949,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU

    Gutes Gerät und guter Test. Was ich mich frage: kein Treiber bei macOS, also Class Comliant. Warum geht es dann nicht am iPad?

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      Felix Thoma RED

      @Tai Hallo gaffer. Du hast Recht, wahrscheinlich liegt es aber an der Stromversorgung. Ich frage das nochmal beim Hersteller nach.

    • Profilbild
      Franz Walsch AHU

      @Tai Does the KL-8 support iOS devices?
      The KL-8 is not supported by iOS devices. The USB connection on the KL-8 was designed to be connected to laptop or a computer with a USB port. We do have other products, however, that will work with iOS devices such as the BT-Pro and the SB-5.

      Quelle: radialeng.com/product/kl-8/faq

  2. Profilbild
    Tai AHU

    Danke, Franz. „Der USB Port beim KL-8 ist zur Verbindung mit Computern mit USB Anschluß entworfen“ ist allerdings ein ganz dünnes Argument. Wirkt nicht souverän, so als hätten sie nach der Fertigstellung festgestellt, ups….!

    • Profilbild
      martin stimming

      @Tai das scheint sehr viel komplexer zu sein als wir denken – also, audiointerfaces die für alle Gerätegattungen gleichermaßen gut funktionieren zu bauen. hoffentlich kann das die nächste chip generation!
      ich hatte ein apogee uno gekauft was angeblich auch auf windows laufen sollte aber der treiber war so schrottig dass man praktisch eben nicht damit arbeiten konnte. man möchte meinen dass eine firma wie apogee sowas hinbekommt, trotz jahrelanger windows aversion.

    • Profilbild
      Felix Thoma RED

      @Tai Also offiziell wird das KL-8 nicht für iOS unterstützt, so wie es auch auf der Website von Radial steht. Ich hatte aber kürzlich Kontakt mit einem Besitzer eines KL-8, der das sehr wohl an einem aktiven Hub betreibt. Würde ich im Zweifelsfall einfach mal ausprobieren.

  3. Profilbild
    spookyman

    Ich habe das Radial KL-8 seit diesem Sommer im Einsatz. Allerdings ohne iPad…daher kann ich auch keine weiteren Infos diesbezüglich abgeben.
    Was ich beim KL-8 sehr schätze:
    – kein Grundrauschen, sehr hohe Pegelreserven, es klingt sehr dynamisch und breit
    – es sieht nicht nur fast unverwürstlich aus, es ist wirklich kompakt, schwer (das verwendete Blech ist schön dick) und sehr robust
    – gut dass das es stereo Aux Ein- und Ausgänge hat
    – USB Eingänge, sehr effizient und unkompliziert – kann als USB Interface verwendet werden

    Bei den kritischen Punkte bin ich der gleichen Meinung wie der Autor. Es ist sicher kein billiges Gerät, der Preis entspricht aber dem Funktionsumfang und der vorhandenen Qualitäten.

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