Schnelle Aufnahmen alternativ zum Handheld-Recorder?
Es ist schon ein paar Jahre her, dass das Reloop Tape auf den Markt kam. 2013 müsste es gewesen sein, wenn mich richtig erinnere. 5 Jahre also ist der kleine Recorder im Stil einer Kassette schon auf dem Markt erhältlich. Zeit für ein Update ist es nicht unbedingt, denn veraltet ist es nicht, besser aber machen kann man es vermutlich immer. So wurde in diesem Jahr das Reloop Tape 2 angekündigt, das den Weg zum Testen zu uns gefunden hat.
Das Reloop Tape 2 ist wie das Tape der ersten Generation ein kleiner Recorder, ähnlich der verschiedenen auf dem Markt erhältlichen Handheld-Recorder. Klassischerweise ist er für DJs ausgelegt, die ein kleines und günstiges Gerät zum Aufnehmen von DJ-Sets zuhause oder im Club benötigen. Einfache Handhabung ist dabei ein Ziel des ersten Tapes gewesen, das ohne Display, ohne Gain, ohne Multitrack-Recording und viele mögliche Einstellungen ein einfaches und schnelles Aufnahmen verspricht, aber auch Einschränkungen mit sich bringt. So konnte man mit dem Tape 1 zum Beispiel nur wählen zwischen 192 und 320 kbit/s als Aufnahme-Qualität, MP3, wahlweise von Line- oder Phono-Pegel.
Einiges hat sich verändert, das kann ich schon einmal sagen, Zeit für einen genauen Blick.
Reloop Tape 2 – ein erster Blick
Das neue Tape sieht aus…wie das alte Tape. Eigentlich unterscheiden sie sich zuerst nur in dem dekorativen Aufkleber, der im Stil alter Tapes auf diesem aufgeklebt ist. Funktionell hat sich jedoch einiges getan.
Nach wie vor sitzt an der Oberseite eine Hold-/Play-/Record-Taste, ebenso einige LEDs. Seitlich befinden sich verschiedene Menüfunktionen. Dort, wo normalerweise über den Magnetkopf das Band ausgelesen wird, sitzen zwei 3,5 mm Klinkenbuchsen. Ein Input und ein Thru.
Im Lieferumfang befindet sich ein Cinch zu 3,5 mm Klinke-Kabel sowie ein Micro-USB-Kabel. Ein Netzteil findet sich nicht mehr. Zudem wirkt das Tape schwerer als das erste Modell, da mag mein Gefühl aber auch täuschen. Aber ich glaube ich täusche mich nicht.
Einiges hat sich geändert und mit dem Blick auf die Bedienfunktionen wird das auch klar, aber auch das zeigt sich erst recht in der Praxis.
Reloop Tape 2 – so einfach wie versprochen?
Drei Schritte gibt es auf der Verpackung des Reloop Tape 2 zu lesen, die notwendig sind, um aufzunehmen. Insert Micro SD, Connect your Mixer, Press Record.
So einfach soll es sein? Nun, ein Vorteil des Reloop Tape war schon mit der ersten Generation, dass man nicht viel Aufwand betreiben musste, um in Menü und Sub-Menü Aufnahmequalitäten einzustellen, 2 oder 4 Spuren, welche davon als Stereosignal gepairt und welche mono, Gain einstellen und an welchen Stellen, also bei welcher Datengröße, soll eigentlich die Datei gesplittet werden?
Das Reloop Tape war dahingehend schon immer einfach. So ganz einfach, wie es nun auf der Verpackung steht, ist es nicht, so kompliziert, wie es aber vielleicht mit anderen Recording-Möglichkeiten, einem klassischen Handheld-Recorder z. B. wäre, ist es auch nicht.
Beginnen wir am Anfang, wo direkt die erste Neuerung zu finden ist. Das Aufnahmemedium ist nicht wie bisher ein USB-Stick, sondern von nun an eine Micro-SD-Karte. Guter Schachzug dahingehend, dass diese komplett im Gerät verschwindet und somit mit dem Gerät auch transportiert werden kann. Der USB-Stick musste früher doch meist neben dem Gerät mitgebracht werden (sonst guckt er halt einfach im 90-Grad Winkel aus der Buchse) und war damit schon eher gefährdet, verloren zu gehen. Nachteil der Lösung: Wer hat schon immer ein Lesegerät für Micro-SD-Karten dabei?
Und wieso gibt es eigentlich kein Netzteil mehr? Zwei Fragen, eigentlich eine Antwort. Die Antwortet versteckt sich im USB-Kabel.
Punkt Nummer 1: Es gibt kein Netzteil mehr, weil das Reloop Tape 2 nun mit einem integrierten Akku geliefert wird. 6 Stunden Akku-Laufzeit verspricht Reloop, das reicht zum Aufnehmen von mindestens einem langen Set…oder zwei kurzen. Ach ihr werdet 6 Stunden schon selbst einteilen können. Tatsächlich aber braucht man kein Netzteil mehr und spart sich damit auch das Suchen einer freien Steckdose im Club. Das kann manchmal sehr leicht sein, manchmal unmöglich. Das Problem ist man in jedem Fall los.
Geladen wird der Akku über genau das erwähnte USB-Kabel. Wie lange das dauert, darüber schweigt sich Reloop aus. Dafür aber gibt es an der Oberseite eine orangene LED, die leuchtet, solange geladen wird und erlischt, wenn der Akku voll ist.
Punkt Nummer 2: USB-Stick ziehen und am Rechner anschließen klappt nicht mehr. Die Datenübertragung findet in Zukunft per USB-Kabel statt – oder klar, klassisch per SD-Karten-Leser.
Herzlichen Glückwunsch, damit sind wir schon voll drin im Praxistest.
Schnell noch ein paar Schritte vorher. Geladen ist das Tape 2 schon beim Erhalt, nicht voll, aber offenbar genug zum Start. Wer schlau ist, lädt vor dem ersten Einsatz natürlich noch einmal voll. Seitlich muss man den kleinen Kunststoffschieber herausziehen, damit der interne Akku auch Kontakt hat, danach kann man das Tape einschalten. Sofern erledigt, leuchtet zunächst eine rote LED, eine grüne blinkt und macht mich darauf aufmerksam, dass ich noch keine SD-Karte eingeschoben habe. Erst einmal eine suchen, finden, rein damit. Die grüne LED blinkt übrigens auch, wenn mit der SD-Karte etwas nicht stimmt. So wie in meinem Fall, denn diese war zunächst als OS-Journaled formatiert. Besser ist Fat oder Fat32, dann läuft es auch mit dem Reloop Tape2.
Wir nähern uns dem Ziel.
Beim Reloop Tape der ersten Generation konnte man zwischen zwei MP3-Qualitäten (der Begriff Qualität in diesem Zusammenhang klingt komisch) wählen. Das hat offenbar nicht alle glücklich gemacht, nachvollziehbar. Reloop hat daher dem neuen Tape zwei Wahl-Qualitäten spendiert. MP3 in 320 kbit/s oder WAV.
Für die Auswahl gibt es an der linken Seite einen kleinen Schiebeschalter.
Neben diesem befindet sich ein Input-Gain-Regler, Drehrad könnte man es auch nennen. Ebenso eine Neuerung zum ersten Modell, dass man nun den Eingangspegel (sofern notwendig) absenken oder anheben kann.
Je nach Aufnahmequelle kann das notwendig sein, analoge Mixer z. B. haben auch am Rec-Out häufig sehr kräftigen Pegel, digitale Mixer sind da häufig stärker runtergeregelt. Die Möglichkeit, hier reagieren zu können, ist also sehr nützlich.
Auf der rechten Seite gibt es weitere Bedienfunktionen. Hier kann per Schiebeschalter Lock, Unlock oder Transfer ausgewählt werden. Im Klartext: Die Record-On/Off-Taste kann man hier sperren oder entsperren, ebenso das Tape 2 in den Transfer-Mode versetzen.
Klein und nur mit einem spitzen Gegenstand zu drücken gibt es eine Reset-Möglichkeit, daneben die Micro-USB-Buchse für das Daten-/Ladekabel.
Cooles Design. Die Erdungsschraube ist weg dadurch sieht es besser aus. Der Preis des Vorgängers hätte dem Tape 2 besser gestanden.
@Emmbot Ja was den Preis angeht war ich auch kurz erstaunt. Hatte das Tape 2 erneut auf rund um 100 € getippt.
Ein Aufnahmegerät im Cassettendesign für die Generation Smartphone — das dürfte ähnlich werden wie die Begegnung der Affen mit dem Monolithen am Anfang von „2001“.
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Oder mit einem Telefon mit Wählscheibe.
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Da verwende ich lieber das Zoom h1n (denke Bolle hat auch die „n“Version gemeint).
Da wurde einiges verbessert im Vergleich zum alten h1.
Für mich passt es für den Proberaum. Die kompakte Größe mag ich sehr.
@Numitron Yes….H1 mit n. Hab ich fix mal verbessert, Merci!
Danke. In bezug zu die alternatieven (zb Zoom H1): ich glaube den Pioneer DJ mixer cinch output gibt ein signal-level das im meisten handheld recorder zu laut ist und clipt. Die reloop tape hat da keine probleme. Gerne etwas mehr info dazu.
@olafmol Und wenn man den AufnahmePegel runterdreht, clippt es auch?
@Numitron nicht wenn man das output runterdreht, aber zB die Zoom H1 hat nur ein mic eingang, auch bei den minijack eingang, also wenn man line volume zufuhrt muss das signal „attenuated“ werden um es auf mic level zu bekommen. Mehr info hier: https://forums.stevehoffman.tv/threads/zoom-h1-recorder-for-line-in-recording.690886/
@olafmol Danke für den link.
Der interne Akku ist ein Minus- und Pluspunkt ?
Das ist für mich unverständlich und nachvollziehbar.
@Coin Beides. Gut wenn geladen, schlecht wenn nicht geladen ;)
@Bolle / Johann Boll Wenn Du das ungefähr genau sagen kannst, ist alles Prima Bolle : )
@Bolle / Johann Boll Ein interner Akku, den ich bei Defekt nicht selbst tauschen kann, ist immer ein Nachteil. Auch wenn er unterwegs mal leer ist, ist ein Ersatzakku, den man einlegen kann, bis vor ein paar Jahren noch eine Selbstverständlichkeit gewesen.
Bei Defekten sollst Du nichts tauschen, sondern gefälligst neu kaufen — was bist Du denn für ein undankbarer Konsument? Die armen Chinesen müssen schließlich auch was zu tun haben.
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(*Sarkasmus aus* für diejenigen, die es noch nicht gemerkt haben)
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@iggy_pop Iggy_pop: „Bei Defekten sollst Du nichts tauschen, sondern gefälligst neu kaufen“
Das war ja schon klar als Apple damals begann sogar Notebooks mit nicht austauschbarem Akku zu bauen.
Abgesehen vom Tape-Design ist das Teil nichts besonderes; für mobile Aufnahmen nutze ich immer noch mein Tascam DP-004…