Recording mit dem Reloop Tape 2
Soweit schon wieder nur Theorie, Zeit für das Recording. Als Aufnahmequalität wähle ich das WAV-Format. Herunter komprimieren kann man später immer noch, je nach Einsatzzweck.
Als Quelle dient der Rec-Out meines Mixers, mit dem ich bei normalem Pegel am Kanalzug schon regelmäßig, wenn auch sanft,die grüne Signal/Peak-LED ins Orangene befördere. Ich starte per Knopfdruck die Aufnahme und lasse das ein wenig so laufen. Danach drehe ich mal richtig am Kanal auf und befördere die irgendwann früher mal grün leuchtende LED über orange ins satte Rot. Peak mit vollem Druck. Danach zurück auf Mitte, wie vorher peakt das Reloop Tape 2 minimal. Ich nutze den Input-Gain-Regler am Tape, um den Eingangspegel ein wenig abzusenken. Damit dürfte ich alles abgedeckt haben, ich bin gespannt auf die Aufnahme.
Zum Transfer der Daten nutze ich das mitgelieferte USB-Kabel und bringe das Tape in den Transfer-Mode. Wie sich später herausstellt, ist das offenbar nicht einmal notwendig, egal ob Transfer, Lock oder Unlock, mein Mac erkennt die SD-Karte im Tape 2 ohne Probleme. So komme ich also an meine Aufnahe.
Diese einmal gecheckt, stelle ich fest: Aufnahmequalität ist sauber. Schlimm wird es an der Stelle, an der ich den Eingang komplett überfahren habe und die rote LED auch sehr deutlich auf den zu hohen Pegel hingewiesen hat. In der Wellenform sichtbar ist auch der erste Part, in dem die Signal/Peak-LED mehrfach orange wurde. Hier ist der Beginn des Übersteuerns bereits sichtbar, weniger hörbar. Die Wellenform wird herausgezoomt zum Block. Tipp daher: Man sollte darauf achte, mit ein wenig Headroom einzupegeln, damit man die Aufnahme nicht übersteuert / die grüne LED grün bleibt. Das aber ist sowieso ein genereller Tipp für jedes Recording, Headroom sollte immer beachtet werden.
LEDs?
Einige LEDs wurden schon genannt und auch beschrieben. Da es nur vier LEDs gibt, haben diese verschiedene Funktionen, beziehungsweise geben unterschiedliches Feedback. Damit man im Club nicht dumm dasteht, sollte man sich das schon einmal anschauen.
Leuchtet die rote LED links durchgehend, ist das Gerät eingeschaltet. Blinkt diese, nimmt das Gerät auf. Achtung aber, ohne Eingangspegel schaltet sich das Reloop Tape2 nach sieben Minuten automatisch aus.
Nähert sich der verfügbare Speicherplatz auf der SD Karte dem Ende, wird diese beginnen zu blinken. Blinkt sie langsam, hast du noch zehn Minuten, blinkt sie schnell, hast du noch fünf Minuten. So etwas müsste es auch für Set-Times von DJs geben. Leuchtet die LED konstant ist Ende, Aufnahme wird gestoppt. Rückmeldung gibt es also, es soll am Ende keiner sagen, das Tape 2 hätte dich nicht gewarnt.
Ebensolches gibt es, wenn die Akkuleistung abfällt, aber das nur als Erwähnung. Am Ende muss jeder selbst die Bedienungsanleitung lesen, da steht es alles drin.
Qualität und Haptik
Haptisch macht das Reloop Tape 2 einen guten Eindruck. Gefühlt schwerer als der Vorgänger, dennoch natürlich Kunststoff, wie eine echte Kassette. Im Vergleich zu einer solchen aber schwerer und ein wenig größer.
Funktionell bietet das Tape2 mehr Möglichkeiten als der Vorgänger und bietet damit auch mehr Qualität. Haptisch ist es gut zu bedienen, sobald man sich mit den Funktionen, Anordnung der Regler und der Funktionen der LEDs vertraut gemacht hat. Tipp: Bedienungsanleitung hilft!
Negativ auffallen tut funktionell hinsichtlich des Gerätes nichts.
Im Test fiel auf, dass die Timestamp Syncing Tool Software mit meinem Rechner nicht funktionierte. Anscheinend war die Software noch nicht mit meiner macOS Version (macOS 10.12.6) kompatibel. Nach Rückfrage reagierte Reloop innerhalb weniger Tage und bot mir das Tool überarbeitet an. Die neue Version funktionierte einwandfrei.
In Verbindung mit dem Rechner allerdings war es leider im Test zu keinem Zeitpunkt möglich, die von Reloop angebotene Timestamp Syncing Tool Software zu nutzen. Während eine Verbindung zum Reloop Tape2 bestand, hatte jeder Versuch von Seiten der Software zum Tape2 eine Verbindung aufzubauen die Fehlermeldungen „Can’t find device“ oder „Device error“ zur Folge.
Die Konkurrenz schläft nicht
Mit einem Recorder zum Aufnehmen von DJ-Sets betritt Reloop kein Neuland. Gängige und klassische Handheld Recorder von Firmen wie zum Beispiel Tascam oder Zoom können dies ebenso gut, wobei hier die Preisrange von rund 80,- Euro bis hin zu mehreren hundert Euro reicht. Günstige Modelle besitzen die Möglichkeit zur Aufnahme von zwei Kanälen per Line-Eingang, etwas teurere Modelle besitzen integrierte Mikrofone und können dann schon neben einem Stereosignal auch zwei Spuren für Atmo über die Mikrofone bereitstellen.
Ganz klassische zu nennen wären dabei der Zoom H1 für rund 90,- Euro. Dieser bietet verschiedene Aufnahmequalitäten, Speisung per Line-Signal über 3,5 mm Klinke oder zwei Kondensatormikrofone, wobei nur Mikrofon oder Line aufgenommen werden kann. Wahlweise kann das Gerät per Batterien oder Netzteil (muss separat erworben werden) mit Strom versorgt werden. Der Zoom H1n ist ein günstiger Allround-Recorder mit gutem Display und Menüführung.
Auf selbem Funktions- und Preisniveau liegt der Tascam DR-05 ebenfalls als klassischer Handheld-Recorder. Auch dieser bietet mehr Funktionen als das Reloop Tape 2 wie Mikrofone, integrierter Limiter, Time- und Marker-Funktion, Effekte, ein beleuchtetes Display und verschiedene weitere Einstellungen.
Preislich höher und damit auf dem Niveau des Reloop Tape 2 liegt der absolute Recorder-Klassiker Tascam DR-40. 4-Spur-Aufnahme ist möglich dank verbauten Kondensator-Mikrofonen. Rein geht es professionell per XLR oder Klinke. Ein beleuchtetes Display gibt Übersicht über alle notwendigen Informationen wie auch Einstellungen. Externes Netzteil (muss separat erworben werden), externes Battery-Pack oder drei AAA-Batterien sorgen für dauerhafte Stromversorgung oder Laufzeiten bis zu 15 Stunden.
Funktionell ist der Tascam DR-40 dem Reloop Tape2 ohne Frage deutlich überlegen. Der einzige Vorteil neben dem Design, der dem Tape2 zugerechnet werden kann, ist die einfachere Handhabung für alle die, die mit Recording nicht vertraut sind und wirklich nur „Anschließen und Aufnehmen“ wünschen. Mit den Mehr-Funktionen des Tape 2 verliert das Gerät damit allerdings witzigerweise auch Schritt für Schritt den eigentlich eigenen Vorteil, nämlich die nicht vorhandene Notwendigkeit von Einstellungen. Auf der anderen Seite ist ein Input-Gain in meinen Augen eine absolute Notwendigkeit bei einem Recorder.
Wie man es macht…für den einen zu einfach, für den anderen zu kompliziert.
Cooles Design. Die Erdungsschraube ist weg dadurch sieht es besser aus. Der Preis des Vorgängers hätte dem Tape 2 besser gestanden.
@Emmbot Ja was den Preis angeht war ich auch kurz erstaunt. Hatte das Tape 2 erneut auf rund um 100 € getippt.
Ein Aufnahmegerät im Cassettendesign für die Generation Smartphone — das dürfte ähnlich werden wie die Begegnung der Affen mit dem Monolithen am Anfang von „2001“.
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Oder mit einem Telefon mit Wählscheibe.
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Da verwende ich lieber das Zoom h1n (denke Bolle hat auch die „n“Version gemeint).
Da wurde einiges verbessert im Vergleich zum alten h1.
Für mich passt es für den Proberaum. Die kompakte Größe mag ich sehr.
@Numitron Yes….H1 mit n. Hab ich fix mal verbessert, Merci!
Danke. In bezug zu die alternatieven (zb Zoom H1): ich glaube den Pioneer DJ mixer cinch output gibt ein signal-level das im meisten handheld recorder zu laut ist und clipt. Die reloop tape hat da keine probleme. Gerne etwas mehr info dazu.
@olafmol Und wenn man den AufnahmePegel runterdreht, clippt es auch?
@Numitron nicht wenn man das output runterdreht, aber zB die Zoom H1 hat nur ein mic eingang, auch bei den minijack eingang, also wenn man line volume zufuhrt muss das signal „attenuated“ werden um es auf mic level zu bekommen. Mehr info hier: https://forums.stevehoffman.tv/threads/zoom-h1-recorder-for-line-in-recording.690886/
@olafmol Danke für den link.
Der interne Akku ist ein Minus- und Pluspunkt ?
Das ist für mich unverständlich und nachvollziehbar.
@Coin Beides. Gut wenn geladen, schlecht wenn nicht geladen ;)
@Bolle / Johann Boll Wenn Du das ungefähr genau sagen kannst, ist alles Prima Bolle : )
@Bolle / Johann Boll Ein interner Akku, den ich bei Defekt nicht selbst tauschen kann, ist immer ein Nachteil. Auch wenn er unterwegs mal leer ist, ist ein Ersatzakku, den man einlegen kann, bis vor ein paar Jahren noch eine Selbstverständlichkeit gewesen.
Bei Defekten sollst Du nichts tauschen, sondern gefälligst neu kaufen — was bist Du denn für ein undankbarer Konsument? Die armen Chinesen müssen schließlich auch was zu tun haben.
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(*Sarkasmus aus* für diejenigen, die es noch nicht gemerkt haben)
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@iggy_pop Iggy_pop: „Bei Defekten sollst Du nichts tauschen, sondern gefälligst neu kaufen“
Das war ja schon klar als Apple damals begann sogar Notebooks mit nicht austauschbarem Akku zu bauen.
Abgesehen vom Tape-Design ist das Teil nichts besonderes; für mobile Aufnahmen nutze ich immer noch mein Tascam DP-004…