Test: REVV G8 Noise Gate, Effektpedal
Seit Beginn der Ära der Rockmusik lieben Gitarristinnen und Gitarristen Verzerrung – immer mehr Verzerrung. Alles gipfelte in den High-Gain-Ekstasen der gemoddeten 80s Amps und daraus resultierenden High-Gain-Monstern, wie beispielsweise der SOL-100 von Soldano oder diversen Mesa/Boogie Verstärkern. Mit zunehmender Verzerrung nehmen auch die Nebengeräusche zu. Um sich hierbei Abhilfe zu verschaffen, entwickelten verschiedenste Hersteller sogenannte „Noise Gates“. Diese Effektgeräte arbeiten wie eine Art automatisierter Fader an einem Mischpult. Solange das Inputsignal unter einem gewissen Pegel liegt, ist der Kanal stummgeschaltet. Ab einem gewissen Schwellenwert (Threshold) öffnet das Effektgerät den Signalfluss schnell (einstellbar über die Attack-Time) und regelt nach dem Absinken des Input-Pegels wieder mehr oder weniger schnell (Release-Time) herunter auf stumm. Moderne Amp-Designer bauen diesen sehr nützlichen Effekt teilweise auch direkt in Verstärker ein und machen dieses Feature so „in-the-box“ nutzbar. So zum Beispiel beim REVV Generator 120 MK3 Head. Um flexibler mit Reihenfolge und Einsatz zu sein, gibt es auch verschiedenste Bodentreter und Rack-Versionen von Noise Gates. Das im eben genannten Topteil verbaute Gate gibt es auch im Pedalboard-freundlichen Design als „REVV G8 Noise Gate“ zu erwerben und bietet dabei ein paar sehr nützliche Zusatzfunktionen.
REVV G8 Noise Gate, Effektpedal – UNBOXING
Das Gerät kommt im schmucken schwarzen Karton daher mit dezentem, aber in Silber gehaltenen Schriftzug. Im Karton findet man eine dreiseitige Bedienungsanleitung (englisch) mit Erklärungen zu allen Potis, Anschlüssen und der Funktionsweise, sowie praktischen Anwendungs-/Verkabelungsskizzen, Firmenaufkleber, anklebbaren Plastikfüßen (falls man kein Velcro nutzen möchte), eine Discountkarte für den Merch-Shop von REVV und natürlich das in schwarz-weiß designte, optisch sehr schicke „Made in Canada“ G8 Noise Gate.
REVV G8 Noise Gate, Effektpedal – SPECS & FACTS
Die Standardfunktionen sind natürlich erst mal offensichtlich: 9 V Stromanschluss, On/Off-Footswitch, Threshold, Status-LED sowie Input- und Output-Jack. Darüber hinaus bietet der G8 aber auch noch etwas tiefergehende Bearbeitungsmöglichkeiten. Sehr praktisch ist die Möglichkeit, „Hold“ und „Release“ des Gates genauer einzustellen, um exakte Anpassungen an die eigenen Soundvorstellungen und die eigene Spielweise vorzunehmen. Auch die Anschlüsse für „Send“ und „Return“ sind äußerst nützlich. Das Pedal ist erstmal recht groß, was für kleine, handliche Pedalboards durchaus etwas platzraubend sein könnte. Die vielen Features machen das allerdings wieder wett.
Betriebs-/Verkabelungsmöglichkeiten:
- Simple Setup: Gitarre -> Input des Gates -> Output des Gates -> Input des Amps
- Four Cable-Method: Gitarre -> Input des Gates -> Send des Gates -> Input des Amps -> FX-Send des Amps -> Return des Gates -> Output des Pedals -> FX-Return des Amps
- Gate Noisy Pedals: Gitarre -> Input des Gates -> Send des Gates -> Input des Pedals -> Output des Pedals -> Return des Gates -> Output des Pedals -> Input des Amps
- Two Cable Method: Send des Amps -> Input des Gates -> Output des Gates -> Return des Amps
Nun aber genug der Theorie und ab aufs Board.
REVV G8 Noise Gate, Effektpedal – PRAXISTEST
Der Hersteller REVV beschreibt vier verschiedene Verkabelungsmöglichkeiten.
- Simple Setup: In diesem Setup wird das Pedal einfach per Input/Output-Jack zwischen Gitarre und Verstärker verbunden. Es erkennt das eingehende Gitarrensignal und öffnet und schließt das Gate entsprechend dem Threshold. Hierbei werden Nebengeräusche herausgefiltert, die durch das Spielen (unnötiges Kratzen an Saiten in Spielpausen) bzw. Einstreuungen über Singlecoil-Pickups, wie durch Neonröhren-Beleuchtung oder ähnliches erzeugt werden. Durch High-Gain-Amps entstehendes Rauschen wird hierdurch nicht entfernt.
- Four Cable Setup: Dieser, etwas aufwändigere Aufbau erlaubt eine maximale Rauschunterdrückung. Die Gitarre wird direkt am Anfang der Signalkette in den Input des Noise Gates gesteckt und fungiert als Triggersignal für den Threshold. Immer wenn ein gewisser Schwellenwert überschritten wird, öffnet das Gate, wenn dieser wieder unterschritten wird, schließt das Gate. Der Send des Pedals geht in den Input des Amps (oder davor in diverse weitere Effektgeräte, z. B. Modulation, Verzerrung, Kompressoren, etc.). Der Send des Verstärkers wird mit dem Return des Gates verbunden und der Output des Pedals geht in den Return des Amps (oder vorher durch weitere Effektgeräte, z. B. Delays, Reverbs etc.). Was macht hier nun den Unterschied? Wie bereits oben beschrieben, fungiert das Gitarrensignal am Input als Trigger. Ge-Gated wird aber das Signal im FX-Weg des Amps. Das heißt wiederum, dass die Gitarre mit vollem Dynamikumfang in alle Effekte und den Amp geht, ohne den Sound durch das Gate zu verfremden oder gar Sustain zu „klauen“. Durch das Gaten des FX-Loops des Amps werdender dennoch sämtliche Nebengeräusche der Gitarre, nachgeschalteter Effekte und des Preamps des Amps entfernt.
- Gate Noisy Pedals: Das gleiche Prinzip wie beim Four Cable Setup kommt hier zum Einsatz, nur wird nicht der Preamp gegatet, sondern beispielsweise ein stark rauschendes Verzerrerpedal. Auch hier fungiert das dry Signal der Gitarre als Trigger am Anfang der Signalkette. Statt des FX-Weges des Verstärkers wird dann allerdings das rauschende Pedal verkabelt.
- Two Cable Setup: Das letzte vorgeschlagene Setup verkabelt wie im ersten Setup nur Input/Output des Pedals, nun aber im Effektweg des Verstärkers. Dieses Setup filtert sehr extrem alle Nebengeräusche und verringert, aber im Vergleich zur Four Cable Methode etwas die dynamische Ansprache des Spielens.
Sehr praktisch ist die Möglichkeit, selbst den „Release“ als die Dauer des Schließens (vergleichbar mit der Geschwindigkeit des Herunterziehens eines Faders am Mischpult) nach dem Unterschreiten des Thresholds festzulegen. Man kann dadurch sehr genau einstellen, wie extrem das Gate cuttet. Für schnelle Metalriffs eignet sich eine kurze Release-Time, da dann auch kurze Pausen zwischen den Tönen gesäubert werden. Die Riffs werden sehr aufgeräumt. Bei Solopassagen mit langen Tönen und einem gewissen Dynamikverlauf eignet sich eine längere Release-Time eher, da so Töne einen natürlicheren Ausklang haben, ohne direkt abgeschnitten zu werden. Im nachfolgenden Klangbeispiel hört man deutlich, wie das Gate bei maximal kurzer und maximal langer Release-Time arbeitet.
Auch der „Hold“ trägt dazu bei, einen eher natürlicheren Sound zu erhalten, der aber natürlich auch wieder mehr Nebengeräusche beinhaltet. Diese Funktion hält das Gate unabhängig vom Pegel des Eingangssignals eine Zeit lang offen, und lässt so Signal hindurch. Dadurch werden Sounds etwas „weicher“ gegatet und lassen dem Ton mehr Raum.
Etwas schade ist, dass man hier nicht noch den dritten wichtigen Regler eingebaut hat, nämlich den Attack. Bei Studio-Gates wie sie z. B. für Kickdrums eingesetzt werden, ist dieses Poti Standard. Es ließen sich noch genauere Einstellungen und bei entsprechend großem Regelweg mit langen Attack-Zeiten sogar Auto-Swells umsetzen. Wäre eine Freude für Soundtüftler …
Das Gate arbeitet sehr sauber und entfernt gekonnt Nebengeräusche zuverlässig. Die Range des Thresholds ist recht groß und lässt sich bei Gitarren mit verschiedenstem Output-Level gut einstellen und den jeweiligen Spielbedürfnisssen anpassen. Der Regelbereich von Hold und Release könnte etwas länger sein, um auch außerhalb der vorgesehenen Funktion mehr Raum für Experimentieren zu haben. Für das, wofür es gedacht ist, ist das Pedal aber einwandfrei.
Kleiner Wermutstropfen ist allerdings, dass der On/Off Schalter nicht nur mechanisch, sondern auch im Signalweg leise klickt.
In den folgenden Klangbeispielen hört man deutlich, wie sauber das Gate arbeitet. Zur Verwendung kam eine Music Man L3 Neptune Blue in Drop D Tuning und ein Brunetti Mercury EL34 Topteil im Channel 2 mit aktiviertem Gainboost und maximalem Gain. In jedem Beispiel wird das Riff erst mit deaktiviertem Gate gespielt, dann mit aktiviertem Gate.