Wie klingt eigentlich eine Keytar?
Der Lucina ist kein Synthesizer für Leute, die gerne Einfluss auf alle Parameter der Klangsynthese nehmen. Obwohl man die internen Sounds ein wenig an die musikalischen Erfordernisse anpassen kann, handelt es sich bei Rolands Nachwuchs-Keytar im Grunde um eine reine Presetschleuder – einen Soundeditor wie beim AX-Synth gibt es nicht. Veränderbar sind Volume, Attack, Release, Cutoff, Resonance, Reverb und Portamento.
Die 150 Sounds sind in sechs Rubriken plus eine Special-Bank unterteilt und entsprechen mit ihrem deutlichen Schwerpunkt auf Synth- und Solosounds dem, was man von einem Synthesizer wie diesem erwarten würde. Leider sind nicht alle Presets auf der Höhe der Zeit – manche klingen schlichtweg altbacken und plastikhaft. Warum Roland immer noch Sounds wie „Nylon Gtr“ oder „Jazz E.Gtr“ für nötig erachtet, weiß wohl nur der Hersteller selbst. Mit etwas Geduld und Phantasie bei der Anwendung finden sich aber viele brauchbare Klänge. Insbesondere die verzerrten E-Gitarren lassen sich wunderbar effektiv spielen. Wie cool es wirklich ist, auf einer Keytar eine E-Gitarre zu simulieren, könnte man natürlich diskutieren …
Die Synth-Bässe sind gut ausgewählt und dürften in viele musikalische Kontexte passen. Interessant sind auch die mit vielen Nebengeräuschen gesegneten Glocken-Sounds, die „Strawbery-Fields“-Tape-Flute und einige wabernde Pads, spacige Chöre und durchsetzungsfähige Leads. Praktisch bei der Sound-Suche ist übrigens die Preview-Funktion, die eine kurze, zum Preset passende Phrase abspielt. Ebenfalls ein interessantes Feature ist die arabische Temperierung, die alternativ zum gleichstufigen Standard-Tuning ausgewählt werden kann. Allerdings erweist es sich als gar nicht so einfach, damit auf Anhieb überzeugende Arabesken zu zaubern, weswegen zur Demonstration ein paar Pianotöne ausreichen müssen.
Insgesamt sind die meisten der Sounds vermutlich nicht modern genug, um unbearbeitet in einem aktuellen Elektronik-Act Verwendung zu finden. Wer gern 80er-Retro-Elemente benutzt, wird aber durchaus Verwendung für Klassiker wie „Fantasia“ oder „Shakuhachi“ haben. Außerdem wird natürlich niemand daran gehindert, den Lucina-Output kreativ durch das eine oder andere Effektpedal zu schicken oder die kompakte Keytar eben – mit den beschriebenen Abstrichen – als reines MIDI-Keyboard zu verwenden.