Besser als Sennheiser HD-25?
Seid ihr schon einmal auf die Idee gekommen, einen Sennheiser HD 26 Pro als DJ-Kopfhörer zu nutzen? Oder zu empfehlen? Nein? Ich auch nicht. Warum auch – hat Sennheiser mit dem HD 25 ja eigentlich für viele Nutzer und generell wenig diskutiert den besten DJ-Kopfhörer der Welt bereits gebaut.
Dennoch fiel der Name, nachdem wir die erste Championship DJ-Kopfhörer veröffentlichten – nicht im Sinne von „er fehlt“ – mehr im Sinne von „hört euch den einmal an, ich finde den sehr gut“. Die Empfehlung kam von einem langjährigen DJ und der Background versprach, dass es einen Grund hat, dass er diesen Kopfhörer für diesen Zweck nutzt. Unter Beachtung dessen, dass der Sennheiser HD 26 Pro zwar ein professioneller Kopfhörer für Monitoranwendungen ist, jedoch eigentlich entwickelt für den Bereich Rundfunk und Fernsehen, mag das schon verwundern, aber was man nicht weiß, das muss man probieren.
Erster Eindruck
Zugegeben, der Sennheiser HD 26 Pro hat rein äußerlich nichts zu tun mit dem HD 25. Die Kapseln sind größer, die Polster dicker, der Bügel ein anderer und auch die Anbringung der Kabeln an den Bügel sind anders. Eigentlich hat der HD 26 Pro mit dem HD 25 nichts gemeinsam.
Der erste deutliche Unterscheid zeigt sich im Bügel, der aus zwei Gliedern besteht, die automatisch aufklappen, sobald man den Bügel spreizt. Zugegeben, der HD 25 hat auch einen Bügel, den man spreizen könnte, aber habt ihr schon einmal jemanden gesehen, der das tut?
Angesetzt an den Bügel sind die Scharniere und damit die Bügel der Ohrmuscheln.
Die Größenverstellung ist bemerkenswert, findet sie nicht im Bügel statt wie bei vielen Modellen, auch nicht am unteren Bügelteil wie bei den HD 25. Am Scharnier durchgeführt kann der gesamte untere Bügelteil nach oben verschoben werden – der überstehende Bügel befindet sich an der Außenseite des Kopfbügels – frei.
Insgesamt lässt sich der HD 26 Pro auf diese Weise um 5,3 cm pro Seite, gesamt also grob um 11 cm, verstellen. Das ist enorm. Die Größenverstellung lässt fein gerastert wirklich eine perfekte Anpassung an den Kopf zu.
In Kombination mit den dicken und weichen Polstern, dem mittelmäßig kräftigen Druck des Bügels, der zwei Bügel-Flügel, die gerade beim Senken und Heben des Kopfes für einen guten Halt sorgen, sitzt der HD 26 Pro sehr angenehm auf den Ohren. Dazu trägt auch die Flexibilität der Ohrmuscheln bei, die leicht drehbar sind, wenn auch nur minimal. Auch kippbar sind diese, das zugegeben um rund 45°. Somit können sie sich perfekt anpassen. Mit nur rund 180 Gramm (ohne Kabel) ist auch das Gewicht angemessen gering.
Das Kabel kann ebenso wie die Polster leicht gewechselt werden. Während die Polster einfach abgezogen werden können, braucht man für das Kabel einen kleinen Schraubenzieher. Aber das stellt kein Problem dar. Profitieren tut davon die Anbringung des Kabel, das definitiv gefällt.
Ein zweites Kabel findet sich nicht im Lieferumfang – mitgeliefert wird ein gerades Kabel, rund 1,5 m, mit Spiralende. Ob man es glaubt oder nicht, ganze zwei Windungen. Dies soll den Körperschall reduzieren.
Klang
Der Sennheiser HD 26 Pro ist ein Kopfhörer geschlossener Bauform, Ohr-aufliegend und dynamisch. Sennheiser verspricht eine gute Außengeräuschdämpfung – eine Aussage, die nachvollziehbar ist und bestätigt werden kann.
Klanglich präsentiert sich der HD 26 Pro sehr klar im Klang, speziell in den mittleren und hohen Frequenzen. Ohne mit beißenden Höhen rechnen zu müssen, kann man hier den Pegel hochfahren zu jenseits der 100 dB.
Der Bassbereich ist außerordentlich kraftvoll, dynamisch und gut gestaffelt im Frequenzband. Schieben tut der HD 26 Pro unten rum auf jeden Fall gekonnt, jedoch keinesfalls übermäßig. Solide gute Leistung, saubere Trennung zwischen Kick und Bass, präsente Mitten, die weder hinter den tiefen, noch hintern den hohen Frequenzen verloren gehen. Klanglich eine sehr schöne Leistung, deutlich über dem Niveau des HD 25. Hier kann der HD 26 Pro ordentlich punkten und ich musste, eigentlich wissend, dass es nicht funktionieren wird, noch einmal auf den Kopfhörer gucken um zu checken, ob man die Kapseln nicht vielleicht an den HD 25 … naja, leider nicht.
Ein sehr bemerkenswertes Feature des HD 26 Pro ist die ActiveGard-Funktion. Dieser Schutz dient der Begrenzung des Pegels auf 105 dB und lässt sich seitlich mit einem feinen flachen Schraubenzieher oder ähnlichem einschalten. Nach Einschalten werden alle Pegelspitzen über 105 dB begrenz und schützen so den Nutzer. Gerade in einem Bereich, wo für das, was auf den Kopfhörer gegeben wird, an Signal mehrere Personen verantwortlich sein können, kann dies ein sehr wirkungsvoller Schutz sein.
Ohne diesen Schutz soll das Gerät ganze 128 dB (bei 1 kHz, 200 mW) schaffen.
Qualität und Haptik
Insgesamt muss ich sagen, wirkt der HD 26 Pro klappriger als der HD 25. Das hat zugegeben nicht direkt etwas mit der Qualität zu tun, sondern ist eine haptische Sache. Der HD 26 Pro hat nicht nur den zweiteiligen Bügel, sondern auch sehr flexible Scharniere, so dass die Ohrmuscheln sich direkt beim „in die Hand nehmen“ verdreht. Für einen Kopfhörer für Rundfunk und Fernsehen, der möglicherweise länger getragen wird, ohne diesen abzunehmen, ist das vollkommen in Ordnung – für einen DJ-Kopfhörer wirklich störend. Das macht sich auch beim Tragen bemerkbar. Die typische Bewegung: Eine Seite des Kopfhörers hinter das Ohr schieben und zurückholen ist geübt und funktioniert mit jedem relativ starren Kopfhörer sehr gut. Durch die leichte Beweglichkeit des HD 26 Pro jedoch verändert sich der Winkel des Bügels beim Zurückholen fast unweigerlich, außer man übt einen Gegendruck aus und zieht damit die Oberseite des Bügels wieder nach hinten. Ob oder nicht ist fast egal, der Sitz des Kopfhörer mit den beiden oberen Bügelteilen ist danach häufig etwas unbequem.
Ein dicker Pluspunkt geht aber für das Kabel raus. Bevor hier nun jemand meckert: Ja ich weiß, mehr Kunststoff heißt nicht gleich „bessere Qualität“, mir egal. Das Kabel ist dicker mit einem weichen Gummimantel umgeben und wirkt haptisch um Längen besser als das dünne, zweiadrig geführte HD 25 Kabel (das Spiralkabel ist eine andere Geschichte). Der Pluspunkt geht aber auch an das Kabel, weil es noch einmal deutlich leichter zu wechseln ist. Zwei Schrauben lösen und wechseln.
Hinsichtlich des Materials findet sich zugegebenermaßen nahezu Kunststoff. Nur wer genau hinsieht, findet heraus, dass die beiden oberen Bügel aus Metall sind – daher auch recht flexibel und hoffentlich haltbar.
Zugeben und entschuldige Sennheiser, der HD 26 Pro macht rein äußerlich nicht den Eindruck eines Kopfhörers mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von knapp 300,- Euro. Der Ladenpreis liegt aktuell bei rund 240,- Euro, was es nur ein wenig relativiert.