Mächtiger Sprung in Sachen Firmware und Klang
Den Sonicware ELZ_1 hatte ich ja bereits Ende 2018 hier getestet und war damals schon sehr beeindruckt von seiner Klangästhetik, die sich irgendwo zwischen Chip-Tune, FM und Wavetable einordnen ließ. Nun, knapp 1½ Jahre später, liegt er nun erneut in der Version Sonicware ELZ_1 V3 vor mir und hat bereits zwei Firmware-Revisionen mitgemacht. Die aktuelle Version ist Ver.3.0.113 und dieser Bericht ist eine kleine Nachschau, was sich alles geändert hat. Im Voraus: Es hat sich an einigen Stellen erheblich, an anderen leider nicht so viel geändert.
Die Engines SiGrinder und DNA-Explorer des Sonicware ELZ_1 V3
Diese beiden Engines des Sonicware ELZ_1 V3 betreiben eine Art Granularsynthese und nutzen dafür auf das Gerät geladenen Wave-Dateien von maximal 5 Sekunden Länge. Seinerzeit fand ich die Ausbeute an brauchbaren Klängen nicht sonderlich ergiebig, unabhängig vom Ausgangsmaterial. Das hat sich nun geändert. Ich habe den beiden mal einen Synth-Sound, einen Gitarrenakkord und eine Hang-Drum zum Fressen gegeben und muss sagen, hier kann man jetzt eine schöne Klangforschung betreiben. Allerdings sollte man, selbst bei so unterschiedlichen Dateien, diese Engines des ELZ nicht überschätzen. Denn nach wie vor sind die Änderungen nicht von dramatischer Art und der Grundklang der Engines steht stets im Vordergrund. Trotzdem ist hier nun viel mehr herauszuholen.
Eine kurze Anmerkung zur Bedienung des Sonicware ELZ_1 V3: Beim ersten Test störte mich, dass der TYPE-Encoder oft versehentlich genutzt wurde, da er einfach zu verführerisch an der linken Seite liegt. Das Ergebnis waren unerwünschte Sprünge zwischen den Engines. Nun kann man eine Parameter-Kategorie (z. B. Filter) lange klicken und dadurch wechselt man nun mit dem TYPE-Encoder zwischen den Ebenen der eingerasteten Kategorie. Diese kleine Änderung sollte man nicht unterschätzen, denn gerade bei Engines mit mehr als 4 Seiten, erleichtert das die Navigation ungemein und lädt zum kreativeren Soundschrauben ein.
FM-Engine aufgebohrt
Auch die FM-Engine des Sonicware ELZ_1 V3 ist nun viel ertragreicher: Es können nun für jeden Operator einer von zwei Modulatoren (nicht im FM-Sinne) eingestzt werden: LFO und Hüllkurve. Folgende Parameter können nun moduliert werden: PITCH, RATIO, LEVEL, FB, DETUNE. Dabei können alle Zuweisungen zu den einzelnen Operatoren frei vorgenommen werden. Es ist also möglich, alle vier LFOs nur auf den ersten Operator anzuwenden. Es wurden dem LFO noch zwei zusätzliche Schwingungsformen spendiert: Log und Reverse Log.

Vier LFOs und vier Hüllkurven können nun zur Modulation der FM-Parameter PITCH, RATIO, LEVEL, FB, DETUNE genutzt werden
Zudem wurden die LFOs selbst erweitert: Man kann nun festlegen, dass sie nur eine bestimmte Anzahl an Durchläufen machen. Daneben kann auch bequem die Schwingungsdauer über Teilerfaktoren, wie. z. B. 1/8 eingestellt werden.
Auch der 8Bit Wave-Mem-Synth kann im FM-Mode nun die Parameter FM RATIO, FM LEVEL modulieren, wieder mit LFO oder Hüllkurve. Diese Erweiterungen ermöglichen völlig neues Klangmaterial und die Optionen nähern sich, im Fall der F-Engine denen eines vollwertigen FM-Synths an.
Aber es gibt auch leider eine Enttäuschung: Die LFO-Modulatoren des Sonicware ELZ_1 V3 sind immer noch nicht synchronisierbar, weder zu MIDI, noch zu einem analogen Sync-Signal – das ist aber Bestandteil der nächsten großen Veränderung.
Der Sequencer des Sonicware ELZ_1 V3
Ja, der Sonicware ELZ_1 V3 besitzt jetzt einen Sequencer, ich hätte an dieser Stelle am liebsten „voll ausgewachsenen“ geschrieben, kann ich jedoch nicht. Alternativ zum Arpeggiator kann man nun einen Step-Sequencer nutzen, der sich eben über MIDI-Clock oder ein analoges Sync-Signal am Aux-In (Volca kompatibel, 5V-Eingang) synchronisieren lässt. Entweder man gibt die Noten über die Step-Eingabe ein oder man spielt sie direkt über die Tastatur ein. Dabei wird immer auf das eingestellte Raster quantisiert.
Es gibt 128 Patternspeicher, die auch mit dem PC/Mac ausgetauscht werden können. Patterns können bis zu 64 Steps enthalten, von denen alle die gängigen Längen von einer ganzen Note bis hinunter zu einer 32tel haben Gemischte Längen in einem Pattern sind nicht möglich, eine Veränderung der Länge im laufenden Betrieb auch nicht. Eine Chain-Funktion kettet Patterns aneinander, die in einer sequentiellen Reihenfolge stehen. Entsprechend kann man dafür nur ein Start- und ein End-Pattern wählen; eine freie Wahl der Abfolge gibt es nicht. Das war es auch schon, abgesehen von der Einstellung der Gate-Länge Es gibt nicht mal eine Copy-Funktion für Pattern, abgesehen vom Umweg über den Export.
Das ist zwar eben so ausreichend, um Ideen auf dem Sonicware ELZ_1 V3 festzuhalten (nicht vergessen: Der ELZ kann auch über Batterien betrieben werden), einen Mehrwert darüber hinaus sehe ich allerdings nicht. Man stelle sich vor, hier hätte man Parameter-Fahrten aufnehmen können, der ELZ wäre zu einem ganz anderen Biest mutiert.
Der Sonicware ELZ_1 V3 on YouTube
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Danke für den Bericht über das Firmwareupdate. Das ist schon krass was ein Ein-Mann-Unternehmen so zu Stande bringt, da haben manche große Hersteller weniger Produktpflege betrieben. Respekt dafür.
Erinnert mich stark an den OTTO Synthesizer.
Mittlerweile gibt es ein 4.0.117 und ein 5.0.119 Update, letzteres vom Juli 2021. Allerdings ist der ELZ auf der Homepage als „sold out“ markiert und auch sonst nirgendwo mehr erhältlich (bei Thomann leider wie so oft einfach kommentarlos rausgelöscht).
„Gemischte Längen in einem Pattern sind nicht möglich, eine Veränderung der Länge im laufenden Betrieb auch nicht.“
Das ist echt schade, weil die Melodien so sehr monoton klingen. Gibt es einen kleinen, bezahlbaren standalone-Synthesizer, der das kann? Sonst müsste man für eine kleine Melodie mit unterschiedlichen Notenlängen für jede längere oder kürzere Note ein neues Pattern chainen, oder?
@mauth Das gilt auf jeden Fall für die hier getestete Firmware-Version. Wie es nun in den aktuellen aussieht, weiß ich nicht. Vlt. mal das Handbuch herunterladen…
https://sonicware.co.jp/DL/ELZ_1/DOC/EN/ELZ_1_V1_Manual_r27_EN.pdf
@t.goldschmitz Es geht – auf jeden Fall mit direkter Tastatureingabe. Das Einzige, was mir fehlt: den Arpeggiator laufen lassen und unabhängig davon eine andere Melodie auf der Tastatur spielen können. Das geht mit dem Sequencer. Und vielleicht eine Hold-Taste, die auch ohne Arpeggiator funktioniert.
@mauth Was auf Dauer nervt, ist die Klicki-Tastatur. Nach zwei Wochen habe ich schon zwei der Knopftasten, die nur noch oben Kontakt herstellen. Wenn man das Keyboard ein Jahr spielt, hat man wahrscheinlich zehn Tasten, die nicht mehr funktionieren.