Haste nicht gesehen Hardware-Sequencer!
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Square Hapax?
- Was ist drin in der Kist‘?
- Gehäuse, Anschlüsse, Bedienelemente und Co.
- Die Sequencer-Modi
- Sektionen und Songs
- Die Effekte … (nein, nicht Audio)
- Die Modulationsmatrix Matrix
- Zusätzliche Algorithms (Pattern-Generatoren)
- Eingebauter Controller
- Eine Neuheit: Dual-Project
- Bedienung und Workflow
- Zielgruppe des Hapax
- Update-Politik
- Das hätte dem Squarp Hapax gut gestanden
- Zwischenergebnis
Squarp hat mit dem Hermod Eurorack Sequencer und dem Pyramid Desktop Sequencer einiges an Erfahrung sammeln dürfen und nun schickt es den neuen all-in-one Desktop-Sequencer Hapax in die Projektstudios und auf die Bühnen dieser Welt. Die Eckdaten und die Marketingtexte auf der Website preisen förmlich alles nur Erdenkliche und noch mehr aus den letzten 30 Jahren an Sequencer-Technik an. In diesem Test werfen wir mehrere Blicke aus verschiedenen Richtungen auf den Squarp Hapax Boliden und schauen, ob er das Zeug hat, die Steuerzentrale zu werden.
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Was ist Square Hapax?
Ein Wort trifft es ganz gut. Der Hapax ist eine Standalone-Workstation fürs Sequencing und das Songwriting. Dabei bringt er alles unter einen Hut: massive MIDI-Funktionalitäten nebst NRPNs, umfangreiche CV-Möglichkeiten, Automation und Piano-Rolls, MIDI-Effekte, Keyboard-Modus, Sequencer-Tools wie Euclid oder Chords, Controller-Steuerung und sogar einen permanenten Dual-Projekt-Modus. Habe ich was vergessen? Bestimmt! Aber der Hapax kann es mit Sicherheit. Ach ja, vielleicht wichtig zu erwähnen: Es ist der erste Hardware-Sequencer, der MIDI-Polyphonic-Expression (MPE) beherrscht. Der Rechner nebst Controller- und Einspieltastatur kann abgestöpselt werden: Stattdessen ist der Squarp Hapax die Steuerzentrale hin. É voilà!
Um bei so einem Monster jedes noch so kleine Detail auszutesten, benötigt man eigentlich mehrere Tester, die sich auf spezialisierte Bereiche konzentrieren. Als Einzelkämpfer versuche ich Stück für Stück die Sache durchzuexerzieren, um den Hapax aus möglichst vielen Richtungen zu beleuchten. Alle möglichen Szenarien sind in der kurzen Zeit, die einem mit dem Gerät zur Verfügung steht, gar nicht abzudecken. Daher sind hier zu allererst die technischen Eckdaten:
- Über eine Millionen Noten und Events
- zwei unabhängige und gleichzeitig laufende Projekte A/B
- 16 Spuren pro Projekt
- 8 Patterns pro Spur
- Jede Spur kann ihre eigene Geschwindigkeit haben!
- Länge der Patterns zwischen 16 und 512 Steps!
- Drei Live Modes (Scale, Chord, Drum)
- Isomorphic-Keyboard-Modus
- MIDI-Polyphonic-Expression
- Vier Sequencer-Modes (Step-Mode, Step-Mode-Drum, Automation-Mode, Pattern-Mode)
- Acht Echtzeit MIDI- oder CV-Effekte pro Spur (ModMatrix, Arpeggiator, Chance, Euclid, Filter, Harmonizer, LFO, Randomizer, Scaler, Swing)
- Auflösung von 192 ppqn
- Zwei MIDI-Eingänge
- Vier MIDI-Ausgänge (64 Spuren)
- Zwei CV Eingänge
- Vier CV-Outputs
- Vier Gate-Outputs
- USB-Host und Device
- SD-Kartenslot
Na, da wird doch schon mal ordentlich was aufgeboten. Schauen wir uns erst einmal den Lieferumfang und die Hardware als solche genauer an.
Was ist drin in der Kist‘?
Das Gerät ist im Karton schon mit einer dicken dunkelgrauen Filzabdeckung mit Bohrungen für Potis geschützt. Es bietet sich also an, das gleich als Staubschutz zu verwenden. Das ist eine tolle Idee. Wir finden eine 16-seitige Kurzanleitung, das Netzteil mit verschiedenen Adaptern, ein MIDI to Klinke Kabel (für MIDI-Out D oder MIDI-In B), eine DATA-Dashboard-Karte, ein kurzes Stereo-Miniklinkenkabel (?), eine SD-Karte und einige schöne Aufkleber.
Gehäuse, Anschlüsse, Bedienelemente und Co.
Das Hardware-Gehäuse als Ganzes ist kompakt, eckig und handlich. Die Maße sind mit 35,5 (B) x 20,5 (T) x 4,5 cm (Höhe – ohne Potis) bemessen. Witzigerweise kamen mir gleich die Elektron Geräte in den Sinn und siehe da, die Höhe schließt exakt mit dem alten Analog Rytm ab. Nicht, dass das irgendwie wichtig wäre!
Die untere Gehäusewanne besteht aus Hartplastik, das darauf geschraubte Frontpanel aus einem anderen Kunststoff, das wie Aluminium wirkt, es aber nicht ist. Ich glaube, dass es bei der im Handel erhältlichen Version anders sein wird, wohl aus Aluminium, wenn ich der Website Glauben schenken kann. Kratzer und Stöße machen den Frontflächen aber überhaupt nichts aus. Das wird einfach weggesteckt! Ich habe es probiert, ist ja ein Testgerät.
Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite. Diese sind nicht mit dem Gehäuse verschraubt oder sonst irgendwie verbunden. Vier MIDI-Ausgangs- und zwei MIDI-Eingangsbuchsen sind vorhanden. Jeweils eine davon als Miniklinke. Daneben liegen die zwei CV-Ins, die vier CV-Outs und vier Gate-Outs. Dann gibt es noch einen Fußschalteranschluss in 6,35 mm, der für Play/Stop oder Record ausgelegt ist. Die SD-Karte ist von Haus aus im Kartenslot versenkt. Daneben finden wir nur noch die beiden USB-Anschlüsse: einmal für den Anschluss an den Rechner (Device) und einen, um einen zusätzlichen Controller anzuschließen (Host). Der Anschluss für das externe Netzteil, leider ohne Schutzvorrichtung gegen versehentliches Herausziehen, und der On/Off-Knopf sind die letzten Komponenten auf der Rückseite.
Die Frontfläche ist mit 128 hellen Matrix-Pads für das Sequencing/Einspielen mit RGB-Beleuchtung ausgestattet. Umgeben sind diese mit 52 Klick-Pads, die für die Bedienung zuständig sind. Neben den schwarz-weißen OLED-Displays sind insgesamt neun gerasterte Endlos-Encoder mit Klickfunktion angebracht. Der ganz Rechte ist allein für das zweite Display zuständig. Die Beschriftung der Pads ist aussagekräftig. Dank der Beleuchtung, je nach gewählter Funktion, findet man sich auch zurecht.
Aber wie ist der Eindruck? Welche Stufe von Hardware-Qualität liegt vor? Ich würde sagen, das Gehäuse, die Drehregler mit Klickfunktion und die Anschlüsse sind eher von zweckmäßiger Beschaffenheit! Nichts ist mit dem Gehäuse verschraubt und die Potis haben mir schon das Gefühl vermittelt, dass sie in ein paar Jahren mit Parametersprüngen zu kämpfen haben. Nichts, was sich nicht beheben lässt, aber das Gefühl ist da. Anders sieht es bei den Pad-Tasten und den beiden Displays aus. Das fühlt sich wirklich sehr hochwertig und präzise an. Die Beleuchtung der Pads ist angenehm, einstellbar und aussagekräftig. Das darauf mit den Fingern Gleiten ist sehr angenehm und die Gummierung bremst die Hand nicht aus. Damit kann man sich musikalisch gefühlvoll ausdrücken. Die umliegenden Funktionstasten haben einen hör- und fühlbaren Klick. Die Displays sind von der Qualität sehr gut, ausreichend groß und die Inhalte gut erkennbar.
So, das Äußere haben wir nun weitgehend. Widmen wir uns nun der inneren Qualität. Was haben die Jungs und Mädels bei Squarp denn Software-technisch so auf die Beine gestellt?
Die Sequencer-Modi
Stell dir vor, der Sequencer läuft, deine Geräte sind angeschlossen und du hast ein paar Tracks programmiert, damit man jammen kann. Währenddessen und jederzeit kannst du zwischen fünf Modi wechseln.
- Der LIVE-Mode wandelt die 128 Touch-Pads in ein Acht-Zonen-Drum-Grid oder in ein isomorphes Keyboard um. Selbstverständlich können Skalen (über 50 verschiedene) und tiefgreifende Einstellungen vorgenommen werden. Im Live-Mode ist ebenfalls eine Chord-Funktion mit allen Schikanen (invert, spread, drop, alter, transpose) eingebaut. Optisch alles sehr ansprechend und nach Einarbeitung anhand der Pad-Farben und der Hinweise im Display auch zu verstehen.
- Im STEP-Mode findet die klassische Sequencer-Arbeit statt. Dort, wo man eines der Touch-Pads aktiviert, erklingt eine Note. Hier stehen auch Unmengen an Hilfsmitteln zur Verfügung. Alles, was ein Step-Sequencer haben muss, ist vorhanden. Ein Pattern kann bis zu 512 Steps lang sein. Also nicht nur 16/32 oder maximal 64 Steps! Das ist heftig! Durch die Navigationstasten unten rechts kommt man auch bei langen Patterns an den richtigen Fleck.
- Wer im STEP-Mode eine Spur als Drum-Spur definiert hat, landet im STEP-MODE-DRUM. Optisch sehr schön im rechten Display aufbereitet, kann man so acht verschiedene Drums verwalten. Die Orte, an denen die Sequencer-Daten pro Drum-Spur landen sollen, können wild gemischt sein. Die Kickdrum kann also über CV-Gate rausgehen und Percussion auch an ein MIDI-Device senden. Selbst die Namen der Drumsounds können eingestellt werden.
- Im AUTOMATION-MODE kann man mit den Touchpads Automationsdaten einzeichnen, die dann entweder per MIDI oder CV gesendet werden können. Nur um einige Beispiele zu nennen: CC-Messages, Pitchbend oder Aftertouch-Daten, NRPN-Messages oder das Steuern von Effektparametern am angeschlossenen Gerät. Damit man die Linien oder Daten exakt bearbeiten kann, stehen Hilfsmittel zur Verfügung.
- Im PATTERN-MODE kann man alle 128 Patterns auf einem Blick sehen und diese stummschalten, umschalten oder auch andere Änderungen vornehmen.
Sektionen und Songs
Wer nicht nur intuitiv mit seinen Patterns spielen will, sondern eine festgelegte Kombination von Patterns in verschiedenen Tracks vorbereiten möchte, der kann seine Sektionen definieren. Hier stellt man sich seine Wunsch-Patterns zusammen und kann diese abspeichern und dann auch abrufen. Im Prinzip nichts anderes, als das Intro, den Hauptteil oder den Refrain zu bestimmen. Das erleichtert das Handling und wenn man dann noch einen Schritt weitergehen möchte, steht einem noch der SONG-Modus zur Verfügung, in dem man die Reihenfolge der Sektionen bestimmt und im Projekt mit abspeichert.
Die Effekte … (nein, nicht Audio)
Effekte sind für die Gestaltung von interessanten Sequenzen zuständig. Das ist auch eine der Besonderheiten des Squarp Hapax. Ganze 10 Effekte stehen zur Verfügung:
- Arpeggiator
- Chance
- Euclid
- Filter
- Harmonizer
- LFO (2 LFOs pro Projekt)
- Randomizer
- Scaler
- Swing
- Envelope
Jede der 16 Spuren kann gleichzeitig sieben verschiedene oder gleiche Effekte berechnen. Das ist sehr umfangreich. Also wer will, kann auf allen 16 Spuren den Arpeggiator oder den Euclidian-Pattern-Generator laufen lassen. Hinzu kommt, dass auch die Reihenfolge bzw. die Verkettung der Effekte einen Einfluss hat, ganz so wie bei den Gitarren-Effektpedalen. Platz 1 ist immer für die Modulationsmatrix vobehalten.
Die Modulationsmatrix Matrix
Jede Spur verfügt auch über eine Modulationsmatrix mit vier definierbaren Plätzen. Hier kann man so wirklich jeden Parameter an jegliche Destination senden, selbstverständlich auch mit CV-Daten! Die Einstellmöglichkeiten der Effekte und der Modulationsmatrix können einfach nur als irre bezeichnet werden. Wer das programmiert hat, hat schon lange kein Tageslicht mehr gesehen. Das Editieren wird hervorragend durch Grafiken auf beiden Display unterstützt.
Zusätzliche Algorithms (Pattern-Generatoren)
Als ob das nicht alles schon genug wäre, stellt Squarp noch weitere Spielhilfen im STEP-MODE zur Verfügung. Wer also gerne mit Random-Funktionen arbeitet, die auch noch selbst definiert werden können, der nutzt den GENERATR (nein, kein Schreibfehler) für sich selbst füllende Patterns. Das geht in jedem Track, auch polyphon oder für eine Drum-Spur. Mit CURVES können vorhandene Noten anhand einer Kurve modifiziert werden. Mit SYMMETRY verändern sich vorhandene Patterns, werden gespiegelt, umgedreht und/oder symmetrisch angeordnet. Wahnsinn!
Eingebauter Controller
Für das Steuern von internen Geschehnissen stehen auch noch acht programmierbare Controller zur Verfügung, die dann gleichzdeitig auch noch die acht Drehregler entfremden, um zwischendurch interne sowie externe Parameter fernzusteuern. Ja, ich konnte es kaum fassen, dass neben wirklich jedem MIDI-Schnickschnack CC/NPRN und CV OUTs auch noch die internen Effekte wie z. B. der Euclidian-Pattern-Generator mit all seinen Parametern auftauchen. Unfassbar! Ups, hier noch eine kleine Korrektur: Pro Spur können acht Controller programmiert werden! Pro Spur!
Eine Neuheit: Dual-Project
Das bedeutet nichts anderes, als dass man zwei Projekte, sprich zwei Songs gleichzeitig, aber unabhängig voneinander laufen lassen, aber auch laden und speichern kann. Es kommt natürlich darauf an, welche Gerätschaften man mit welchen Ein- und Ausgängen belegt. Aber im Prinzip kann man sowohl im Hapax selbst zwischen Projekt A und B umschalten, die gleichen Geräte verwenden oder diese Eigenschaft so wie bei einem DJ-Mixer nutzen. Hier ist jedoch die Vorrausetzung, dass die Audiosignale und die Mixe separiert werden.
Bedienung und Workflow
Das Squarp Hapax ist mit Features regelrecht vollgestopft. Das muss erstmal gesichtet, gelernt und dann beherrscht werden. Eine erste Orientierung fällt leicht, Erfahrung mit der Thematik vorausgesetzt. Die Quickstart-Anleitung bietet hier eine gute Hilfe, steigt aber schon direkt Hardcore-mäßig ein – allerdings nur in Englisch. Das 110-seitige, downloadbare Handbuch setzt noch mal einen oben drauf und geht extrem in die Tiefe. Das ist aber auch notwendig, sonst steht man da wie der Ochs vorm Scheunentor. Die Aufteilung der Bedienelemente ist sinnvoll und durchdacht, man kommt gut voran. Nach und nach erarbeitet man sich die Funktionen. Die zwei OLED-Displays ergänzen den Workflow sehr gut und halten einen informiert. Das wurde schon ganz gut umgesetzt. Klar ist aber auch, dass man sich bei dieser Funktionsvielfalt und der Komplexität der Sache an sich auch komplett im Workflow verlieren kann. Auch sind die Zusammenhänge und die internen Verschaltungen erst einmal etwas schleierhaft, vom Fachjargon der Anleitung ganz zu schweigen. Immerhin ersetzt das Gerät einen ganzen Computer nebst MIDI- und CV-Schnittstellen und soll als Zentrale eines rechnerfreien Setups dienen.
Zielgruppe des Hapax
Neulingen würde ich abraten, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Die Hürde der Zuweisungen von Features wird frusten. Auch fortgeschrittene Nutzer werden sich den einen oder anderen Zahn ausschlagen (mir fehlen nun auch schon welche), obwohl es weder am Gerät noch an der Software liegt, denn es gibt nicht viel zu bemängeln. Es ist einfach der Berg an Möglichkeiten, die sich vor einem auftun. Das Hapax klotzt wirklich mit Rechen-Power und soll ja auch für verschiedenste Konstellationen gerüstet sein. Er ist eine Zentrale für ein Studio oder Livesetup. Jeder, der Erfahrung mit ständiger Neukonstellation seiner MIDI- oder CV-Hardware hat, ist es gewohnt, sich neu zu erfinden und kann getrost in Erwägung ziehen, den Squarp Hapax in sein Setup einzubauen. Positiv ist in so einer Überlegung, dass durch die enorme Power, durch das Mehr an Effekten und Funktionen die kreativen Möglichkeiten steigen. Hier kommt KEIN herkömmlicher, derzeit erhältlicher Standalone-Hardware-Sequencer mit. Die einzige Alternative mit ähnlichem Umfang ist der Akai MPC X, da hier auch die MIDI- und CV-Schnittstellen ebenbürtig sind, jedoch ohne Fokussierung auf die vielen Spielhilfen.
Update-Politik
Getestet wurde die BETA OS Version 1.10 Beta und hier war schon ein zusätzlicher Effekt (ENV) vorhanden, anders wie in der Anleitung beschrieben. Fast in jedem Abschnitt der Quickstart-Anleitung ist der Hinweis auf weitere kommende Features. Das wird bei Square auch ernstgenommen, Bugs und Verbesserungen werden relativ schnell umgesetzt.
Das hätte dem Squarp Hapax gut gestanden
Schmerzlich vermisst man nach kurzer Zeit eine anschlagsdynamische Spielweise, denn leider können die 128 Pads keine Druckstärke der Finger weitergeben – für elektronische Spielarten noch verschmerzbar. Wenn man das Pad-Keyboard aber schon innovativ spielen kann, wäre diese Form des Ausdrucks ein Muss. Das ist sehr schade und hätte dem fulminanten Gerät die Krone aufgesetzt. Natürlich wäre hier nochmal die Preischraube nach oben getrieben worden, aber dann wäre es wirklich ein All-in-one-Gerät ohne Kompromisse. Auch dem Gehäuse nebst unverschraubten Potis und Anschlüssen hätte eine stabilere road-tauglichere Qualitätsanhebung gut getan. Nicht dass das dem Moment der Freude einen Abbruch tut, aber der Hapax hat das Zeug zum Klassiker und wirklichen langjährigen Bühnengänger. Aber mit dieser Qualitätsstufe der Hardware ist das nur schwer vorstellbar. Man denke einfach an Klassiker von Yamaha, bei denen die Sequencer-Tasten ähnlich einer alten Computertastatur nachempfunden sind, so wie bei den Erica Synths Drum Sequencer. Allein den Abrieb bei den bedruckten Gummitasten möchte ich mir nach Jahren nicht vorstellen. Es ist wirklich schade, dass am Ende an der Beschaffenheit der Hardware-Konstruktion gespart wurde, denn technisch ist der Squarp Hapax ausgezeichnet. Vielleicht bin ich auch zu streng und man lebt mehr im Hier und Jetzt und diese Thematik spielt für den Anwender keine allzu große Rolle.
Zwischenergebnis
Man kommt doch recht schnell rein in die Systematik und an jeder Ecke findet man Parameter, deren Wirkung man ausprobieren möchte. Hier und da merkt man, dass etwas nicht ganz zu Ende gedacht wurde, z. B. warum man nicht seinen Klangerzeuger spielen kann, nachdem man dessen aufgenommene Sequencer-Spur stummgeschaltet hat. Gerade für Live wäre das doch notwendig. Die Pad-Daten kann man einfach zum Klangerzeuger durchlassen! Trotzdem läuft insgesamt alles sehr flüssig und reibungslos, auch im Dauerbetrieb. Die kreativen Stilmittel sind enorm und die Verwaltung von so vielen Tracks und Geräten funktioniert. Die Displays sind ein Gewinn und vermitteln Übersicht. Schön ist auch das einfache Verwalten (speichern/laden) seiner Projekte. Der Live-Mode mit seinem Isomorphen und so extrem wandelbarem „Keyboard“ ist schon wirklich ein Highlight, nicht nur optisch, sondern auch musikalisch. Die Live-Chord-Funktion ist traumhaft umgesetzt!
Mit dem Squarp Hapax kann man ganz klassisch und mit voller Kontrolle sequenzieren oder man nutzt die modernen unkonventionellen Wege, die hier anhand der Effekte und Generatoren eingebaut sind. Allein diese Vielfalt und Freiheit ist es wert, den Squarp Hapax genauer anzuschauen. Es ist derzeit das einzige Gerät unter 1.000,- Euro mit diesem Umfang am Markt.
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Wow, was für ein eigentlich geiles Gerät. Ebenso verspür ich grossen Widerstand mich damit auseinandersetzen zu wollen. Mammutprojekt mit erheblichem Spass/Frust-Potential. Danke für den Test.
Vielen Dank für den tollen Testbericht! Macht sehr viel Spaß, ihn zu lesen. Als langjähriger überzeugter Nutzer eines Squarp Pyramid MK 2 Sequenzer kann ich nur bestätigen, dass die Geräte eine gewisse Einarbeitungszeit erfordern, bis die erforderliche „Muscle Memory“ zu einem sehr schnellen Workflow führt. Grundsätzlich würde ich sagen, dass Hapax und Pyramid zwei unterschiedliche Arbeitsweisen und Zielgruppen ansprechen (und sich daher nichts allzu sehr ins Gehege kommen). Fakt ist: wenn man sich die Squarp Sequenzer vom Workflow her erschlossen hat (und da gibt es- soweit ich das beurteilen kann – vom Konzept her bei beiden Ähnlichkeiten), dann wird man mit einem wirklich schnellen Workflow und intuitiv erstellten Ergebnissen belohnt. Ich habe für mich seit einiger Zeit entschieden: wenn DAWless (zumindest im Midibereich…), dann nur mit Squarp (und noch ein wenig Elektron…) . Aber dieses „Kleid“ passt mit Sicherheit nicht jedem.
@baselzwei Hey, danke für das tolle und ausführliche Feedback.
Informativer Test und interessantes Gerät!
Es wird ein paar mal der vermeintliche Mangel an Alternativen angesprochen – inwiefern trifft das auf den Synthstrom Deluge und Polyend Tracker zu?
@Karatefaust Ja, zumal der Deluge seit dem letzten Update auch MPE voll unterstützt…
@Karatefaust Der Tracker hat nur 1 MIDI In und Out und kein CV, fällt also deswegen komplett als Zentrale eines Setups raus. Der Deluge hat zwar im Prinzip alles, jedoch nicht im klassischen Sinne, und daher würde ich ihn eher, auch wenn er von der Konnektivität doch einiges mitbringt, eher als umfangreiche flexible Groovebox sehen. Immerhin fungiert er als Sampler und auch als Klangerzeuger. Ich habe über die beiden Kandidaten schon nachgedacht, über den Deluge mehr als über den Tracker, aber letztendlich sind diese nicht im Topf der Alternativen gelandet. Was mir noch als Alternative eingefallen ist, wäre der Yamaha Rm1x, denn dieser hat einen ausgezeichneten Sequenzer, aber das wollte ich dem Artikel nicht antun. Wer kennt schon noch den Rm1x?😀
Es gibt am Markt gefühlt 1000 monophone Synths zuviel & 1000 Sequencer zu wenig. Was mir fehlt ist ein Gerät bei dem sich die Basics intuitiv erschließen ohne sich komplexe Bedienweisen draufschaffen zu müssen und dicke Handbücher wälzen zu müssen, und dann aber wenn man es sucht auch komplexeres zulässt und einen polyphonen mehrspurigen MIDI Softwaresequenzer voll ersetzen kann. Das Gerät hier ist sicher ein Traum für Nerds, aber mich schreckt die Einarbeitung und Bedienung wohl ab.
@Philipp So schlimm ist es nun auch nicht. Immerhin habe ich das ja auch hinbekommen. Unübliche Bedienweisen sind bei Hapax nicht zu finden. Da helfen die Displays enorm. Der Rest macht die Gewohnheit.
@[P]-HEAD (S.Bernhardt) Sicher eine gutes Gerät mit massivem Funktionsumfang, keine Frage; was ich mir halt wünschen würde wäre ein Device wo die Grundfunktionen nicht verschachtelt sind und sich einem so erschließen.
Sprich direkter Zugriff und keine Doppelbelegungen für die Noteneingabe aller Steps, Notenlänge, Velocity etc., direkte Buttons für die Anwahl der Spuren; Buttons zur direkten Anwahl aller Sequences, Patterns usw.
Eben so das man Ideen direkt umsetzen kann ohne sich zu verkopfen & live Direktzugriff auf alles Wesentliche hat.
@Philipp Du könntest Dir einen Midibox-Sequenzer so bauen (lassen).
Wird zwar etwas teurer, aber damit hast Du dann alles was Du jemals brauchst mit einer maximal flachen Menüstruktur.
@Philipp Nun ja, eigentlich ist das genauso beim Hapax:
„Sprich direkter Zugriff und keine Doppelbelegungen für die Noteneingabe aller Steps, Notenlänge, Velocity etc., direkte Buttons für die Anwahl der Spuren; Buttons zur direkten Anwahl aller Sequences, Patterns usw.
Eben so das man Ideen direkt umsetzen kann ohne sich zu verkopfen & live Direktzugriff auf alles Wesentliche hat.“
@Philipp Hast du dir mal den SEQ12 von Mode Machines angeschaut?
Toller Test. Besten Dank. Ein Vergleich zum OXI One Sequencer wäre noch interessant.
Ich fand die Einarbeitungszeit vom Hapax eigentlich relativ kurz und entsprechend intuitiv. Hatte mich allerdings vor einiger Zeit etwas intensiver mit dem Pyramid Sequencer von Squarp auseinandergesetzt.
Im Gegensatz zum Pyramid ist der Hapax eigentlich selbsterklärend.
Der ist wirklich nicht schwer zu bedienen…aber trotzdem komplex^^
Als ich die Feature-Liste bei der Ankündigung gesehen habe hatte ich den Eindruck, dass der Hapax genau das Gerät ist, dass ich immer gesucht habe. Nach dem Test denke ich das immer noch, auch wenn es da offensichtlich einige Wermutstropfen gibt. Aber bei dem immensen Funktionsumfang und der Möglichkeit, ein ziemlich großes Setup zu steuern ist der Preis ziemlich heiß…
Wunderbarer und sehr ausführlicher Testbericht, ich suche als Software-Entwickler berufsbedingt eine Maschine, die mir ermöglicht, komplette Stücke zu produzieren, ohne ewige Abende vor dem Computer verbringen zu müssen. Und ja, ich kann zumindest mit Logic umgehen und das ist eine wunderbare Software, aber ich wünsche mir eine Standalone-Hardware. Da ich eher der Sampler-und Rompler-Typ bin, nehme ich aber an, dass die MPC-X ein Gerät für mich wäre, da ich eher wenig Zeit habe und ich den Workflow schon – zumindest im Groben – kenne. Bis zur endgültigen Entscheidung hample ich dann doch eher mit meiner MC-909 als Zentrale rum.
@network southwest Es ist halt echt die Frage, was genau Du anschließen willst und der Formfaktor. Das MPC-X ist eben schwer und groß, zuhause oder im Studio wird das keine Rolle spielen, aber wer schon mindestens gelegentlich unterwegs ist, dem würde ich den Hapax empfehlen.
Hallo [P]-Head,
Herzlichen Dank für deinen interessanten Artikel! Wie immer wieder mit ein tolles und informatives Video von dir mit hier und da etwas Humor, genauso wie es sein sollte :-)
Interessantes Gerät sicherlich, leider bin ich nicht von der Qualität überzeugt, könnte es aber sein dass das wegen das Testteil ist und das hoffentlich bei der Production-Run die Qualität hoffentlich bedeutend besser sein wird?
Kleine Frage, es kann sein das ich es übersehen habe aber ich habe nichts gehört oder gesehen ob es Ratcheting gibt für/mit diesem Sequecer, ist Ratcheting möglich?
Vielen Dank, schönes Wochenende und viele Grüße, Garfield.
@Garfield Modular Hey Garfield Modular, Der Begriff taucht so bei dem Gerät nicht auf, aber die ROLL, MATH und die CHANCE Funktionen bieten sogar mehr als das an. Wem das dann immer noch nicht reicht, der beackert seine Sequenzen ohne diese im Grunde zu editieren mit den Effekten. Und da kannst Du das dann mit unendlichen Variationen probieren.
Tja, das mir der Bauweise und deren Qualität ist echt schwierig. Ich denke da immer noch drüber nach. Heute morgen ist mir in den Kopf geschossen, warum nicht gummierte Drehregler verbaut wurden, denn es sind wirklich die einfachsten und billigsten Potikappen drauf, die ich so noch nie gesehen habe. Ich bin immer noch am rätseln, warum das so ausser acht gelassen wurde. Ich mein, sieht alles top aus und es funktioniert – ich denke der Wald wurde vor lauter Bäumen nicht mehr bemerkt.
Toller Test danke, ich bin schon seit dem Frühjahr gespannt auf das Gerät. Schade nur das die Verfügbarkeit ziemlich gering ist und die Bestellmöglichkeiten immer weiter nach hinten geschoben werden.
Insbesondere die MPE Möglichkeiten betrachte ich als echten Gewinn in Kombination zu meinem Linnstrument.
Bin hin und hergerissen…verführerisch, man erhofft sich den ultimativen Kreativitätsschub – oder ist es der Sequencer-Overkill? Das perfekte Verhältnis von features, überraschenden Ergebnissen, Nutzen und UI hat für mich nach wie vor der TORAIZ SQUID. (ps das ganze Penismasken Ding finde ich persönlich bei einer Review als eher unangenehm … nur meine Meinung)
Dieses Gefühl darfst Du auch haben! Die Sache einfach nicht ernst nehmen hilft.
@growl : den Squid hatte Ich damals auch kurz hier, hatte mich dann aber aus Gründen der „Planbarkeit“ für den Pyramid entschieden.
Nachdem Ich jetzt den Hapax habe und sehr zufrieden bin will Ich aber trotzdem weiter andere Sequencer befingern.😲
Da kommt mir dann auch direkt wieder der SQUID in den Sinn 😎
Kann nur zustimmen, das absolute Kreativitäts-Entfesselungstool ist der TORAIZ SQUID, welcher auch nebenbei Velocity-Sensitive Pads hat – warum um Himmels Willen gibt es die beim Hapax schon wieder nicht ?! hat Squarp die wishlists des Pyramid ignoriert ?!
Was mich betrifft, hatte den Hapax gleich wieder verkauft als ich festgestellt hatte dass er nur 16 Tracks bietet. Was ?! Nur 16 Tracks bei 4 MIDI-outs plus USB und mehrf. CV-Gate?! Ist das ein Witz ?!
Der Pyramid hatte ja schon 4 x 16 Tracks bei 2 x MIDI-out und USB.
Was haben sich die Entwickler bei Squarp dabei bloß gedacht ?!
Ich kann es immer noch nicht fassen, bin bei Pyramid und 2 x Toraiz Squid geblieben, und bereue es nicht.
Super Artikel. Vielen Dank!
Zwei Fragen:
1. Kann ich z.B. eine Melodie mit Begleitung per Midi-Keyboard als eine Spur einspielen und diese dann in der Piano-Roll Ansicht quantisieren?
2. Wo gibt’s den zu kaufen?
Besten Gruß!
zu 1: Na klar und zwar ganz easy!
zu 2: irgendwie gerade nicht wirklich, und nur auf der Herstellerseite, sollte er wieder lieferbar sein.
Durch „definition files“ (einfache Textdateien) auf der SD kann man auch bequem jedes „Instrument“ auf jeden track laden und hat direkt alles eingestellt :
„Give CCs names
Set the input and output MIDI port and channel
Set up the drum lanes of a drum track
Give PCs names (to save your favourite presets)
Create empty automation lanes“
Insbesondere „give CC names“ ist schon sehr praktisch.
@komabot Na das ist ja mal eine echter Tipp! Danke! Wie kommt man denn auf sowas?
@[P]-HEAD (S.Bernhardt) HeyHey Mr. P!
Darf ich so frech sein? Echt.? Ich trau mich 😈:
Die Antwort auf deine Frage ist RTFM ;) Hapax Full Manual ab Seite 72.
Sogar mit Link zu Beispielen:
https://squarp.net/hapax/manual/modetrack#rJmhPai
Beste Grüße,
T
@t.goldschmitz Klar darfst Du! Ich lerne die Manuals ja nicht auswendig. Bei solchen Nischen informationen überfliege ich die Texte. Aber hier sieht man ja wieviele Dinge einfach in dem Gerät eingebaut sind. Und dafür ist die Kommentarspalte ja da.
@[P]-HEAD (S.Bernhardt) Na aber hallo, Nischeninformation?
„Definition files“ waren schon beim pyramid ein „feature“.
So auch hier.
Ohne Ankündigung der baldigen Umsetzung von „definition files“ seitens Squarp hätte Ich den damals zum release auch nicht bestellt,
Grade auch mit den 2 Projekten macht das ja doppelt Sinn.
Bisher wurde Ich nicht enttäuscht. Mit jedem Update kommen Features hinzu die Ich eigentlich gar nicht brauche und es werden Fehler behoben die mir gar nicht aufgefallen sind.
Was will man eigentlich mehr?
Tolles Teil!
P.S. : „Wer das programmiert hat, hat schon lange kein Tageslicht mehr gesehen.“ 😎
@komabot Diese Instrument Definitions finde ich auch wirklich Hammer! Nicht nur die sinnvolle Benennung von CC spart massiv Zeit und Nerv, vor allem auch die Angabe der Patch-Namen ist toll. Damit meine ich noch nicht mal, dass man tatsächlich alle Patches mit Namen in die Datei eingeben muss, aber alleine die Auswahl von z.B. Pattern „5-01“ bei der TR-6S anstatt mühsam berechnen zu müssen, dass das einem PC mit der laufenden Nummer 65 entspricht … das ist echt eine Erleichterung. Kleinigkeiten, sicherlich, aber ich möchte das schon nicht mehr missen.
„Weder die Potis noch die Anschlüsse sind stabil verschraubt!“
Alles was mit dem Gehäuse verschraubt wird macht auch jede „Erschütterung“ des Gehäuses mit.
Stabil sind die Dinger ja trotzdem.
Ich könnte mir vorstellen das es gar keine soo schlechte Idee ist das zu trennen…?