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Test: Steinberg, Halion 4, Software-Sampler

(ID: 1384)

Innenleben

Das Anlegen neuer Programme/Klangfarben ist so einfach geblieben, wie es schon bei Halion 3 gewesen ist. Es wurde eher noch etwas übersichtlicher gestaltet, zum Beispiel mit Fenster-Sets. Layer, Velocity-Crossfades, Zonen-Crossfades … das alles lässt sich einfach prima visuell „programmieren“. Richtig punkten kann hier Steinberg meiner Meinung nach mit der Klangsynthese. Ich kann mich erinnern, dass ich schon händeringend ein Sägezahn-Sample suchte, um es in meinem Patch zu verarbeiten. Ich habe es dann mit Wavelab erstellt, geschnitten und in Halion eingefügt, solche Kapriolen sind ab jetzt schlicht überflüssig.

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So startet Halion 4 als Standalone

So startet Halion 4 als Standalone

Wavelab ist im übrigen ein gutes Stichwort: In den Optionen lässt sich ein externer Audio-Editor angeben und nutzen. Was liegt da näher, als WaveLab zu nehmen? Natürlich übernimmt Halion 4 dabei alle in Wavelab gesetzten (Loop-)Marker. Warum steht solches im Handbuch eher unter „ferner liefen“? Selbst Drag’n’Drop zu einem Audio-Editor ist möglich. Mit Cubase funktioniert der Austausch im übrigen auch per Drag’n’Drop: Es lassen sich Samples direkt aus der Audio-Spur in Halion 4 „ziehen“. Die tiefe Integration geht übrigens noch weiter: Halion 4 unterstützt den VST3.5-Standard und somit auch Note-Expression. Damit lassen sich Controller-Befehle wie Pitch, Modulation usw. auf einzelne Noten anwenden anstatt auf den ganzen Kanal. Sollte ein Programm (Patch) Keyswitches nutzen, also verschiedene Artikulationen per Tastendruck umschalten, lassen sich diese mit einem Mausklick in das VST-Expression-System von Cubase 6 importieren. Warum „nur“ Keyswitches und warum „nur“ auf Mouse-Click? Nicht falsch verstehen, ich finde das ein tolles Feature, das derzeit absolut beispiellos ist (wie das ganze VST-Expression-System), aber eine lautlose und vollständig automatische Integration wäre mehr, als ich zu träumen gewagt hätte.
Die umfangreiche Effekt-Sektion deckt alles ab, was man braucht und von einem Sampler erwarten kann. Hierbei hat Steinberg das Rad nicht neu erfunden, sondern greift auf alt Bewährtes und Bekanntes aus Cubase und Nuendo zurück. REVerance ist so ein Beispiel. Der Faltungshall findet sich ebenfalls hier wieder. Auch ein guter algorithmischen Hall ist mit an Bord. Selbstverständlich ist auch ein Multi-Delay im Portfolio zu finden.
Als EQ ist der wirklich gute Studio EQ im Team, den wir schon aus Cubase, Nuendo und neuerdings auch WaveLab kennen. Zusätzlich liegt noch ein Grafischer EQ bei. Braucht man den da noch? Egal, wir haben ihn auf jeden Fall!

Auch auf zwei Monitoren verteilt lässt sich arbeiten: komfortabel

Auch auf zwei Monitoren verteilt lässt sich arbeiten: komfortabel

Auch bei der Verzerrung werden wir doppelt bedient. Nebst einem Amp & Speaker-Simulator ist auch reiner „Distorion“-Effekt mit angetreten.
Flanger, Chorus, Phaser, Tremolo und Rotary sind auch im virtuellen Effekt-Rack verschraubt. Letzterer sogar mit stylischem Rotations-Hebel, hübsch.
Dynamisch wird der Halion auch. Er bietet einen Kompressor, einen Expander, ein Gate und einen Limiter. Das ist schon sehr üppig und mehr, als ich in einem Sampler erwarte oder brauche.
Es gibt auch einen Panner, der Basisbreite und Panorama regeln kann und einen Surround-Panner, der aber nicht mit dem Kollegen aus Cubase 6 und Nuendo 5 mithalten kann, aber durchaus sehr flexible Routings ermöglicht. Speziell fürs Panning würde ich immer den Host bemühen. Diese ausgefuchsten Sampler und VSTi-Mischpulte sind in meinen Augen eher Platz- und Ressourcen-Verschwendung!
Aus Kompatibilitätsgründen sind die Halion 3 Effekte auch mit dabei. Das freut doch sehr, denn das ist alles andere als alltäglich! Somit lassen sich die Halion 3 Patches im „Originalzustand“ abspielen.
Aber nicht nur Audio-Effekte bringt der neue Halion mit auf den Rechner, sondern auch MIDI-Effekte/MIDI-Module. Allen voran ist der FlexPhraser zu erwähnen. Der Name lässt an die „guten alten Cubase-Zeiten“ erinnern, als der Sequencer noch mit dem IPS, dem Interactive Phrase Synthesizer, ausgerüstet war! Die Wenigen, die damit umgehen konnten, vermissen diesen teilweise noch heute, er war damals nicht sehr intuitiv zu bedienen. Der FlexPhraser ist nicht nur ein simpler Arpeggiator, sondern wirklich eine Phrasenschleuder im positivsten Wortsinne. Auf der Messe wurde sogar postuliert, dass er mit den Gitarren-Patches (die dank VST-Expression teilweise wirklich extrem gut klingen) den Virtual Guitarist ersetzen könnte. Wir wollen mal auf dem Teppich bleiben: Das kann er ganz und gar nicht, stellt aber schnell und einfach gut klingende Gitarrenbegleitungen auf die Beine. Selbstverständlich stellt der FlexPhraser nicht nur Gezupftes zur Verfügung, sondern bedient auch alle anderen Belange eines guten und umfangreichen Arpeggiators.
Die Trigger-Pads, die wir schon aus dem Cubase 6-Test und dem Halion Sonic SE kennen, sind acht virtuelle Pads, wie wir sie ähnlich bereits auf einigen Keyboards und Synthesizern finden. Auf diese Pads lassen sich alle möglichen Dinge als „ShortCut“ ablegen: einzelne Töne, Keyswitches, ganze Akkorde … Selbstverständlich lassen sich die Pads auch von „außen“, also via MIDI, abfahren.
Mono-Envoplope ist ein Hüllkurvengenerator für die Modulationsmatrix und Mono LFO ein MIDI-LFO.

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So werden Keyswitches gemacht ...

So werden Keyswitches gemacht …

MegaTrig stellt für mich ein zentrales Element im MIDI-Effekt-Reigen dar: Mit diesem Modul lassen sich Artikulationen, Release-Samples und Instrumentengeräusche (Fert-Noise, Klappen-Geräusche …) spielabhängig triggern und umschalten. Diese Matrix dürfte zu den Flexibelsten und Umfangreichsten ihrer Art gehören. Mehr geht nur via Script und Coding. Layer Alternate kann diese Matrix mit einer „Round Robin“-Funktion unterstützen. Welcher Robin ist rund? Round Robin heißt, dass verschiedene Samples des gleichen Tones abgewechselt werden, um den Maschinengewehr-Effekt zu vermeiden.
Mit Key Switch Remote und Key Switch Alternate lassen sich, welch Wunder, Keyswitches programmieren. Der MIDI-Ranomizer macht das, was der Name vermuten lässt: Er erzeugt „zufällig“ MIDI-Daten innerhalb vorgegebener Parameter.

Eigene virtuell analoge Klangerzeugung

Eigene virtuell analoge Klangerzeugung

True Pedaling unterstützt den geneigten Sounddesigner beim der klanglichen Umsetzung des Haltepedals: Es können Layer-Crossfades programmiert werden.
Mit Hilfe des CC-Mappers können Controller-Routings erzeugt werden: Es können MIDI-Controller-Befehle an weitere MIDI-Controller gesendet werden, bevor diese die entsprechenden Layer und Zonen durchlaufen.
Die Empfindlichkeit der Velocity-Curve ist mit „Velocity Curve“ einstellbar.
Mit Tuning Scale legen die Hamburger ein sehr interessantes Modul dem neuen Halion bei: Hier können verschiedene Stimmungen (Temperierungen) realisiert werden: historische, aktuelle …

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    daslicht

    >Oberfläche umständlicher im Vergleich zur direkten >Konkurrenz
    Umstaendlicher als Kontakt ?

    Hat Halion 4 jetzt einen Glide-on-Legato Modus ?

    • Profilbild
      doktorbeil

      @daslicht Also ich nutze Kontakt 4 seit mehreren Jahren und muss ehrlich sagen dass ich mit diesem nie so richtig warm wurde. Einerseits empfinde ich die Library mittlerweile als sehr ausgelutscht und andererseits sind die Sounds trotz 40GByte Content oft etwas dünn.

      Schon Halion 3, was ich bis dato nur von einem Kumpel her kannte, hatte mir aus reiner musikalischer und kreativer Sicht deutlich besser gefallen. Man kann zwar nicht so viel in der Tiefe des Raumes drehen aber für mich als Musiker ist das auch nicht das Ziel. Ich glaube das ist grundsätzlich eine etwas zwiespältige Sache bei NI. Sie bauen immer sehr komplexe Sachen die einen vom eigentlichen musizieren abhalten. Die Nutzung ist das manchmal mehr Frust als Lust.

      Ich glaube mit Halion 4 trifft Steinberg mehr die Musikerseele als den letzten Technikfreak. Für mich eindeutig die bessere Wahl. Letztes Wochenende hatte ich mir nochmal eine Demo – Version von Halion 4 downgeladen und war dann auch restlos überzeugt.

      Und auch wenn Kontakt 5 mittlerweile mit (keine Ahnung 70GB?) daherkommt – die Grösse der Library sagt meiner Meinung nach nur bedingt etwas über die Qualität der Sounds aus. Schlussendlich habe ich mir Halion 4 gekauft und bin rundum zufrieden. Ein wirklich tolles Instrument.

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