Der Bühnenprofi im W-LAN
Erst kürzlich habe ich einen Cartoon gesehen: Der Pilot sitzt in der Kabine neben einem anderen Passagier mit dem Tablet in der Hand und sagt: „Können Sie sich das vorstellen, dass ich diese Kiste gerade mit meinem iPad fliege?“ Hätten wir uns vor einigen Jahren vorstellen können, dass wir mal eine komplette Show mit Ton und Licht von einem Tablet aus steuern werden? Willkommen in der schönen neuen W-LAN Welt. W-LAN gehört schon längst zu unserem Alltag und in einer Zeit, in der eigentlich jeder Bürger ein Smartphone und/oder Tablet besitzt, sind wir längst darauf angewiesen. Für den Tour-Betrieb ist es wichtig, ein stabiles W-LAN Netz aufspannen zu können, um die Betriebssicherheit auf und vor der Bühne zu garantieren. Mit dem Swissonic Professional Router 2 möchte Thomann uns ein passendes Produkt dafür an die Hand geben. Schauen wir mal genauer hin.
Swissonic, eine Marke aus dem Musikhaus Thomann
Die Marke Swissonic gehört zu den erfolgreichsten Thomann Hausmarken. Mit 54 Produkten, die von namhaften Herstellern produziert und von Thomann unter dem Label Swissonic im Direktvertrieb vertrieben werden, bietet sich den Kunden eine umfangreiche Palette hochwertiger Audioprodukte, die oftmals wesentlich günstiger sind als Konkurrenzprodukte mit ähnlichen Features. Die Palette reicht von Audiointerfaces über Studiomonitore, Master-Keyboards, MIDI-Produkte, Mischpulte, Digitalwandlern, Endstufen bis hin zu Bluetooth-Sendern und -Empfängern. Die sehr günstigen Preise bei guter Qualität spiegeln sich auch in den durchweg guten bis sehr guten Bewertungen im Thomann Online Shop wider.

Unter dem Label Swissonic bietet Thomann eine große Vielfalt unterschiedlicher Produkte an, die von namhaften Herstellern für Thomann produziert werden
Swissonic Professional Router 2
Das Musikhaus Thomann hat unter dem Swissonic Label zwei verschiedene Router im Programm: Verkaufsschlager ist derzeit der Swissonic Basic Router. Dieser kleine Router bietet für nur 39 Euro bereits alles, was man auf der Bühne benötigt. Er ist klein und handlich und findet somit neben jedem Mischpult Platz. Die professionellere Ausführung kommt in Form des Swissonic Professional Router 2. Dieser Router im stabilen 19″ Metallgehäuse kostet 199 Euro und macht sich gut im Siderack, ob auf der Bühne oder davor. Wie sein kleiner Bruder spannt er zwei Netzwerke auf: 2,4 GHz und 5 GHz. Unterstützt werden die Standards IEEE 802.11a, b, ac, g und n. Der Datendurchsatz beträgt im 2,4 GHz-Band bis zu 300 Mbps und bis zu 867 Mbps im 5 GHz-Band. Um einen störungsfreien Funkbetrieb zu gewährleisten, besitzt der Swissonic Professional Router 2 jeweils zwei Antennen pro Band, funkt also im Diversity-Betrieb. Das macht insgesamt vier Antennen, die an der Router-Front angebracht werden wollen. Gut gelöst ist, dass diese für den Transport abgeschraubt werden können, sollte der Rack-Deckel nicht tief genug sein. Die Stromversorgung des Routers erfolgt über ein integriertes Netzteil. Schön, dass auf ein externes Netzteil verzichtet wurde. Diese fliegen sonst nur unnötig im Rack herum.
Anschlüsse satt
Auf der Rückseite stellt ein WAN-Port die Verbindung zum Internet her, während zwei LAN-Ports (100 Mbps) für die Netzwerkverbindungen mit anderen Geräten zuständig sind. Weiter geht es auf der Front, die neben den vier Antennen auch noch zwei weitere LAN-Ports mit verriegelbaren Neutrik RJ45-Steckern Platz bietet. Auf der Frontseite geben insgesamt 9 LEDs über den Status des Routers Auskunft: Stromversorgung, CPU, 5 GHz Netz, 2.4 GHz Netz, LAN Anschlüsse 1 bis 4 und WAN-Status. Ein Reset-Taster setzt den Router nach fünfsekündigem Druck auf die Werkseinstellung zurück (oft ein Lebensretter!) und per WPS-Taster lassen sich in Windeseile neue Endgeräte ins W-LAN Netzt einbinden. Nicht zu vergessen: Der Netzschalter befindet sich ebenfalls vorne.

Neun Status-LEDs geben Rückmeldung über den Netzwerkverkehr und den Router selbst. Per WPS finden neue Geräte schnell Zugang zum Netzwerk, Reset setzt den Router im Notfall auf die Werkseinstellung zurück
Einbau in das Racksystem
Der Router landet für den Praxistest in meinem IEM-Rack. Während auf der Front des Racks ein Behringer X32 Rack Mischpult, eine S32 Digital Stagebox und die drei IEM-Sender von LD Systems samt einer zentralen Stromversorgung untergebracht sind, passt der Swissonic Professional Router 2 genau in die rückseitig angebrachten Schienen, wo er gemeinsam mit einer Vierfach-DI-Box Platz findet. Für die nächsten Auftritte soll er die eigentlich dort montierte Fritzbox ersetzen. Das X32 Rack wird über ein kurzes LAN-Kabel direkt mit einem der rückseitigen LAN-Anschlüssen verkabelt. Mein X-Touch Controller, den ich zum komfortablen Einstellen der IEM-Strecken und manchmal auch als Mischpult-Ersatz nutze, kommt an einen der vorderen Eingänge.

Das IEM-Rack, in dem der Swissonic Professional Router 2 für den Test seine Heimat finden soll. Sein Job: X-Touch Controller und X32 Rack per LAN verbinden, iPhones mit M32-Q App per W-LAN Zugriff auf die IEM-Busse gewähren, MacBook Pro mit Ableton Live und ProPresenter per W-LAN mit zwei iPads als Stage Display verbinden

Zwei frontseitige LAN-Anschüsse mit verriegelbaren Neutrik RJ-45 Buchsen ergänzen die zwei rückseitigen LAN-Buchsen
Das Einrichten des Routers ist problemlos. Das Einloggen erfolgt per Web-Browser und ist somit auch von einem Tablet aus möglich. Ich vergebe schnell einen SSID Namen für das Netzwerk und ein Passwort, außerdem passe ich den Adressraum an. Ein kurzer Neustart und es kann losgehen. Das X32 Rack belege ich mit einer festen IP-Adresse, sodass alle Nutzer dieses ohne Neueingabe der IP in den Apps sofort finden können.

Auf der Rückseite des IEM-Racks war noch etwas Platz. DI-Box und Router müssen allerdings wegen der Antennen noch den Platz tauschen.
Tiefgreifende Konfigurationen
Wer möchte, schließt ein ADSL-Modem an den WAN-Port des Swissonic Professional Router 2 an und bekommt somit auch Zugriff auf das Internet. Während es für den Anfang genügt, die zwei SSIDs und Passwörter für das 2,4 GHz und 5 GHz W-LAN zu vergeben, sind auch sehr weitreichende Konfigurationen möglich. Diese reichen von den üblichen Einstellungen des Operation Modes (Router, Repeater, AP Mode, WISP Mode) über die LAN-Settings (Einstellen der IP-Bereiche, DHCP usw.) und Verschlüsselungseinstellungen bis hin zur Konfiguration des Senders (z. B. Sendeleistung, Bandbreite, Kanal, Region, Datenrate uvm.) oder vielfältigen Firewall-Settings inklusive Schutz vor Denial of Service (DoS) Attacken. Leider bleibt die Bedienungsanleitung in vielen Punkten lückenhaft, so dass es erfahrenen Anwendern vorbehalten bleibt, hier die richtigen Entscheidungen hinsichtlich der Konfiguration zu treffen. Die folgenden Screenshots zeigen Auszüge aus dem sehr umfangreichen Konfigurationsmenü, das selbst das meiner Fritzbox bei weitem übertrifft.

Mehr als nur ein Router. Auch in bestehende Netze fügt sich der Swissonic Professional Router 2 nahtlos ein

Zur Störungssicherheit gehören auch die vielfältigen Konfigurationsmöglichkeiten für den Sendebetrieb

Der Swissonic Professional Router 2 besitzt umfangreiche Möglichkeiten für die Abwehr von DoS-Attacken
Swissonic Professional Router 2 in der Praxis
Die Antennen passten genau in den Rack-Deckel, sodass ich sie für den Transport nicht abnehmen musste. Nach dem Einschalten des Racks mit der zentralen Stromversorgung bootet der Router ziemlich schnell, sodass die Verbindung zügig aufgebaut werden kann. Die beiden Netzwerke werden getrennt voneinander angezeigt. Ich entscheide mich für das 2,4 GHz Netzwerk. Die M32 Edit Software meines iPads erkennt sofort, dass ein X32 im Netzwerk hängt und startet. Auch die iPhones, die von den Sängerinnen als IEM-Mischpult (M32-Q App) benutzt werden, erkennen das X32 Rack sofort. Während die Fritzbox und auch andere getestete Router Probleme hatten, wenn mehrere Tablets oder iPhones gleichzeitig versuchten, auf das X32 Rack zuzugreifen, und die Verbindung beendeten, lief mit dem Swissonic Professional Router 2 über den gesamten Testzeitraum alles problemlos. Es gab keinerlei Verbindungsabbrüche, keine Verzögerungen, alles lief stabil. Anfangs hatte ich, wie schon beim Einbau der Fritzbox, Bedenken wegen der unmittelbaren Nähe der IEM-Antennen und der Router-Antennen. Dennoch kam es zu keinerlei Beeinflussungen.
Während des Auftritts hatte der Router mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen: Der X-Touch Controller wurde für den Main-Bus des X32, also den FoH-Sound verwendet sowie, da er in meiner Nähe stand, für Korrekturen in meinem eigenen IEM-Weg. Die übrigen Musikerinnen nutzten ihre iPhones für Korrekturen ihrer individuellen IEM-Mixes. Gleichzeitig lief ein MacBook Pro mit Ableton Live und ProPresenter. ProPresenter feuerte automatisch Folien mit den Song-Texten und Video-Hintergründen synchron zu Backing-Tracks aus Ableton Live ab. Diese wurden einerseits per HDMI an einen Beamer geschickt, andererseits per WLAN an den Router und von dort ebenfalls per WLAN an zwei iPads verteilt, die als Screen-Displays fungierten und die Song-Texte auf schwarzem Hintergrund anzeigten. Insgesamt war also viel los im LAN und im W-LAN. In der Vergangenheit haben zum Beispiel Einstellungen an den IEM-Wegen per iPhone zu Verzögerungen bei der Übertragung der Lyrics auf die iPads geführt. Dies gehörte nun endgültig der Vergangenheit an. Alles blieb schön synchron und nichts konnte das System aus der Ruhe bringen und das, obwohl der Swissonic Router nur nach der Basis-Konfiguration im Easy-Setup genutzt wurde.

Um Kosten einzusparen, wird ein Großteil der Veranstaltung automatisiert aus Ableton Live heraus gesteuert. Dazu gehören unter anderem die Texte und Videohintergründe für die Beamer-Präsentation, aber auch die Stage-Displays mit den Texten für die SängerInnen. Die Verbindung erfolgt per W-LAN und LAN-

Zwei iPads wurden im Testverlauf als Stage-Display verwendet und von ProPresenter aus per W-LAN angesteuert
Auch Störungen in den Audioleitungen waren nicht vernehmbar. Alle beteiligten MusikerInnen waren sich nach dem Auftritt einig: Der Betrieb verlief mit dem Swissonic Professional Router 2 so störungsfrei wie selten zuvor.
Hallo und vielen Dank für den Test und die gute Beschreibung.
Wenn ich es richtig verstanden habe gab es keine bis kaum Probleme mit einstreuenden Signalen anderer, auf den Frequenzbändern sendenden, Geräten. Wie zum Beispiel Mobilfunkgeräte oder Funkstrecken von Gitarren etc.
Vielen Dank auch für die Bilder mit den Beschreibungen und vom Testszenario.
Die darauf zu erkennende Art der Veranstaltung freut mich besonders, da ich in ähnlichem Umfeld unterwegs bin und ich gerade für den kleineren Rahmen immer wieder Tipps und Tricks suche.
Weiter ein gutes Gelingen.
@Derdessennamegenanntwerdendarf Hallo,
vielen Dank für die Blumen. Ich habe den Router jetzt mehrfach im Einsatz gehabt – ohne Probleme. Ich habe ihn mir mittlerweile zugelegt und meine vorher genutzte Fritzbox in den Ruhestand geschickt.
Ich finde immer erstaunlich, was es doch manchmal für einfache und geniale Lösungen gibt. Durch das Gehäuse dürfte er auch entsprechend geschirmt sein und falls nicht, verlängert man einfach die Antennenleitungen und lagert sie außerhalb.