Sennheiser XSW-D – Digitalfunk nicht nur für Einsteiger
Sennheiser ist zweifellos einer der Marktführer, wenn es um drahtlose Audioübertragung geht. Doch auch Sennheiser hat keinen Einfluss auf das, was seit einigen Jahren Tontechnikern und PA-Companys regelmäßig die Zornesröte ins Gesicht treibt: die Digitale Dividende. Die Versteigerung immer weiterer Frequenzbereiche, die zuvor der Veranstaltungstechnik für Funkstrecken zur Verfügung standen, treibt immer weiter ihre Blüten und keiner weiß, wie die Zukunft genau aussehen wird. Diese Unsicherheit hat sich auch auf den Funkmikrofonmarkt niedergeschlagen mit dem Ergebnis, dass gerade Hobby-Anwender eine teure und doch unsichere Investition scheuen. Mit dem Sennheiser XSW-D Funksystem geht man einen anderen Weg und wählt ein Frequenzband, das den meisten Anwendern lange durch das Wort W-LAN bekannt ist.
D wie Digitalfunk
Die Produktbezeichnung Sennheiser XSW-D weist bereits durch das D darauf hin, dass die Übertragung digital erfolgt und zwar im Bereich von 2,400 bis 2,483.5 Megahertz. Bis zu fünf Systeme sind in diesem Bereich gleichzeitig einsetzbar. Die Besonderheit ist, dass dieser Bereich weltweit harmonisiert ist, das heißt, dass anders als bei den analogen Systemen keine Rücksicht auf lokale Bestimmungen hinsichtlich der Nutzung von Funkfrequenzen genommen werden muss. Das Signal wird anders als bei analogen Funkstrecken zunächst digitalisiert und dann übertragen. Am anderen Ende findet wieder die Wandlung in ein analoges Signal statt. Laut Sennheiser wird dabei auf den aptX Live Codec zurückgegriffen, der für erstklassige Audioübertragung sorgen soll. Damit auch wirklich alle Daten beim Empfänger so ankommen, wie sie vom Sender verschickt wurden, versendet dieser alle Datenpakete zweimal. Das kostet Zeit – diese, auch als Latenz bekannte Zeitverzögerung, soll beim Sennheiser XSW-D Funksystem unter 4 Millisekunden betragen. Ein sehr guter Wert, der dafür sorgt, dass die Verzögerung nicht hörbar ist.
Einfach Sennheiser
Etwas was ich schon an den analogen Funksystemen des Herstellers Sennheiser zu schätzen gelernt habe, ist die Einfachheit der Bedienung. Mit dem Sennheiser XSW-D treibt der Hersteller das auf die Spitze. Statt einen großen Empfänger im mindestens halben 19“-Format bekommt man einen XLR-Stecker für den Mischpulteingang und einen weiteren XLR-Stecker für ein Mikrofon. Im Falle des Sennheiser XSW-D Vocal Sets liegt ein einfach Sennheiser XS1 Mikrofon gleich bei, sodass sofort losgelegt werden kann. Nun einfach den XLR-Sender in das Mikrofon stecken, Sender und Empfänger durch einen kurzen Knopfdruck einschalten, fertig! Selbstverständlich hat Sennheiser an eine Verriegelung für den XLR-Stecker des Senders gedacht. Die Synchronisation und Auswahl eines störungsfreien Kanals erfolgt wie von Zauberhand ohne Zutun des Nutzers im Hintergrund. Mehr Bedienelemente gibt es auch gar nicht. Kein Display, keine Encoder, keine weiteren Anschlüsse, Taster oder Regler. Was will man mehr? Einfacher geht es nun wirklich nicht mehr.
Stromversorgung des Sennheiser XSW-D
Doch Moment einmal! Müsste denn nicht zumindest ein Batteriefach vorhanden sein? Nein! Denn Sender und Empfänger besitzen einen internen Lithium-Ionen-Akku, die per USB-C Anschluss mit dem passenden Kabel auf USB-A aufgeladen werden können. Bis zu fünf Stunden Betriebsdauer verspricht Sennheiser. Das Aufladen geht recht zügig. Schade, dass nur ein Kabel beiliegt, aber ein passendes USB-Kabel ist schnell im Fachhandel erhältlich. Gut, dass man hier nicht auf eine Eigenlösung gesetzt hat.
Sennheiser XS 1 Mikrofon
Das Sennheiser XS 1 ist ein dynamisches Mikrofon mit Nierencharakteristik. Es besitzt einen Schalter und ist gut verarbeitet. Mit einem Gewicht von 330 g liegt es gut in der Hand und ist überraschend schwer. Der Frequenzgang reicht von 55 bis 16.000 Hz. Das Mikrofon wird im Fachhandel einzeln für 49,- Euro verkauft und gehört damit zu den günstigsten Sennheiser Mikrofonen. Der Klang geht angesichts des sehr günstigen Preises absolut in Ordnung. Im direkten Vergleich zu den deutlich teureren Mikrofonen des Herstellers fällt dieser etwas ab: Es fehlt das Fundament. Die oberen Mitten sind dadurch recht präsent. Für Sprache ist das genau richtig, da diese sich sehr gut durchsetzt und man sich somit auch in lauten Umgebungen Gehör verschaffen kann. Für Gesang würde ich eventuell zu einem anderen Mikrofonmodell greifen. Verglichen wurde mit einem Sennheiser e945, einem alten Sennheiser BF527 und unfairer Weise und außer Konkurrenz mit einem Neumann KMS 104 Plus. Für Einsteiger oder Moderatoren an Messeständen ist das Sennheiser XS 1 Mikrofon definitiv mehr als eine bloße Zugabe.
Übertragungsqualität Sennheiser XSW-D Funksystem
Das Sennheiser XSW-D Funksystem bietet tadellose Übertragungsqualität. Die Reichweite ist hoch genug, selbst eine große Bühne oder einen größeren Saal abzudecken. Natürlich sollte der Empfänger nicht irgendwo versteckt werden, wo er abgeschattet werden kann. Es gelten die gleichen Regeln wie für das W-LAN Netz auch. Mit einem kurzen Patch-Kabel kann man ihn beispielsweise in Sichtweite befördern, wenn die Anschlüsse des Mischpults hinten sind oder die Stagebox unter dem Drum-Riser steht. Steckt man ein e945 in den Sender, klingt es absolut sauber und druckvoll. Signalabrisse gab es nicht. Schön ist, dass auch Schaltvorgänge am Sender oder Empfänger kein Knacken auslösen. Alles bleibt geräuschlos. Störungen des lokalen W-LANs konnten nicht festgestellt werden. Auch die Mischpultsteuerung meines Behringer X32 blieb unbeeinflusst.
Sennheiser XSW-D Modellvarianten
Sennheiser bietet eine ganze Reihe an Modellvarianten in diesem Sennheiser XSW-D Funksystem an. Das einfachste Set hört auf den Namen Sennheiser XSW-D XLR Base Set. Enthalten sind dann ein XLR-Transmitter und ein XLR-Receiver. Mit dem Sennheiser XS 1 Mikrofon dabei hört das Bundle auf den Namen Sennheiser XSW-D Vocal Set. Außerdem gibt es noch Instrumenten Sets, Lavalier Sets, Interview Sets, Sets für den Betrieb mit einer Video-Kamera und vieles mehr. Schön ist, dass alle Sets komplett mit den benötigten Kabeln, Haltern und so weiter ausgeliefert werden, sodass man immer gleich loslegen kann. Dem XSW-D Portable ENG Set liegen beispielsweise zwei verschiedene Sender mit XLR-Stecker und 3,5 mm Klinkenbuchse bei, ein Lavaliermikrofon samt Halterung, ein Gürtel-Clip, ein Empfänger mit 3,5 mm Klinkenbuchse, ein Spiralkabel und eine Halterung für den Empfänger zur Montage am Blitzschuh einer SLR-Kamera. Freie Reportage-Teams werden dieses Set als Segen empfinden und auch die vielen YouTuber und Vlogger werden sich über dieses Set freuen, erleichtert es die gleichzeitige Aufnahme von Video und Ton doch ungemein. Erneut sind es die kleinen Details, die begeistern: So lässt sich das Miniklinkenkabel am Sender verschrauben, damit es nicht versehentlich herausrutscht.
Weitere Ausstattung Sennheiser XSW-D Funksystem
Besonders praktisch ist, dass bis zu vier Sender mit einem Empfänger gekoppelt werden können. Zwar sind diese selbstverständlich nicht gemeinsam zu nutzen, dennoch ergibt es Sinn, mehrere Sender an einen Empfänger zu koppeln. Ein klassisches Anwendungsbeispiel wäre ein Reportage-Team. Während in geschlossenen Räumen das Lavaliermikrofon zum Einsatz kommt (Sender mit 3,5 mm Miniklinke), greift man draußen auf ein Handmikrofon zurück (Sender mit XLR-Stecker). Durch einfaches Ein- und Ausschalten kann zudem schnell zwischen den einzelnen Sendern umgeschaltet werden. Die Kopplung geschieht innerhalb weniger Sekunden. Ein weiterer Anwendungsfall wäre das Nutzen mehrerer Gitarren an einem Amp. Dafür gibt es zum Beispiel in Kürze das praktische Sennheiser XSW-D Pedal Board Set, bei dem der Empfänger auf dem Pedalbord Platz nimmt, einen praktischen Schalter für das Stummschalten an der Oberseite besitzt und ein Display für das Stimmen der Gitarre. Nun stattet man jede Gitarre mit einem Sender (Kosten: 179 Euro pro Taschensender) aus und kann diese bequem an einem Empfänger verwenden. Das spart Zeit.
Möchte man einen Sender und einen Empfänger koppeln, drückt man an beiden den Einschalter, bis die LED im Wechsel rot und grün blinkt. Nun wird die Kopplung hergestellt und Sender und Empfänger sprechen auch künftig reibungslos miteinander. Bei allen verkauften Sets ist diese Kopplung bereits vom Werk aus eingestellt, so dass sofort losgelegt werden kann.
schön und gut… aber was, wenn die integrierten Akkus nachlassen? Kann ich die dann selbst wechseln, oder braucht’s dafür ’ne teure Servicewerkstatt; oder schlimmer: ist das ganze Set dann nur noch Elektroschrott?
Leider werden Drahtlossysteme, bei denen sich Batterien oder Akkus vom User tauschen lassen immer seltener :-(