Unterschiedlich, vielseitig und mit Einschränkungen
Zwei kompakte Kleinmixer hat der für Voice-Prozessoren bekannte Hersteller TC Helicon im Angebot. Der GO XLR MINI ist die kleine Variante des bereits hier getesteten GO XLR und entsprechend günstiger, der BLENDER ist hingegen ein kompakter Mischer mit sechs Stereo-Eingängen und vier Kopfhörerausgängen.
Beide verfügen über integrierte Audiointerfaces mit 24 Bit Wortbreite bei 48 kHz Abtastung. Während der tragbare BLENDER auch eigenständig genutzt und per Bluetooth über eine zugehörige App fernbedient werden kann, braucht der GO XLR MINI zwingend einen Computer. Mit XLR- und optischen Digitaleingang richtet er sich vorwiegend an Podcaster und Videoproducer zum Aufzeichnen von „Let’s Plays“ oder fürs „Broadcasting“, während der BLENDER mit seinen sechs Klinkenbuchsen auf Musiker ausgelegt ist.
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TC Helicon GO XLR MINI
Der GO XLR MINI ist in Haptik und Optik identisch zum großen GO XLR und mit einer Breite von 132 mm, einer rückseitigen Höhe von 70 mm und einer Tiefe von 168 mm kompakter gestaltet. Mit 680 Gramm lässt er sich auch mobil problemlos nutzen, das fehlende Netzteil begünstigt diesen Umstand.
Eingangsseitig ist er gegenüber dem GO XLR nicht spartanischer ausgestattet, dafür fehlen Sampling-Pads, Effekt-Sektion und die kleinen Anzeigen über den nicht motorisierten Fadern. Die Wandler und somit auch die Klangqualität sind identisch, die maximale Auflösung mit 24 Bit bei 48 kHz Abtastung ist beiden Modellen gemein.
Während sich Treiber und App beim GO XLR MINI in einem Rutsch installieren lassen, war das beim GO XLR noch anders. Jedoch mag TC Helicon die Software inzwischen aktualisiert haben, dem GO XLR MINI wurde zumindest direkt ein Firmware-Update angeboten. Das Konzept, Audiointerface und Controller auf zwei Ebenen aufzuteilen, besteht nach wie vor. Im Karton findet sich neben der englischen Kurzanleitung ein langes USB-Kabel, die Software wird beim Hersteller geladen und gibt es ebenfalls nur auf Englisch.
Die Rückseite ist bis auf die nach vorne gewanderten Headset-Buchsen ebenfalls identisch, so bietet der GO XLR MINI im Grunde alles Nötige und das zum deutlich günstigeren Preis. Hier finden wir die auf Wunsch phantomgespeiste XLR-Buchse, zwei Mini-Klinken für Line-In und -Out, USB-B-Anschluss zum Computer und die TOSLINK-Schnittstelle, die bis 96 kHz abtasten kann. Das haptische X finden wir wie beim GO XLR ebenfalls am Gehäuse. Man kann somit genauso wählen, ob man ein Headset-Mikrofon oder ein phantomgespeistes Studiomikrofon anschließen will. Dass man auf den ganzen Effekt- und Sampling-Zirkus verzichtet, finde ich persönlich angenehmer. Dafür bleibt die Anschluss-Flexibilität erhalten, so ließe sich eine Spielkonsole mit dem optischen Digitaleingang verbinden und wahlweise ein zweiter Computer an Line-In und -Out, beispielsweise für Sprachkonferenzen oder Let’s Plays. Musiker werden sich an fehlenden, symmetrischen Audioausgängen stören, der Anschluss von professionellem Equipment bleibt wie beim GO XLR ebenfalls außen vor. Die USB-B-Buchse dient zur Daten-, Audio- und Stromversorgung, mit der App reduziert sich der Einsatz auf Computer mit kompatiblen Betriebssystemen. Schön finde ich die Headset-Buchsen an der Front, das vereinfacht den Anschluss etwas, wahlweise lässt sich hier natürlich auch nur ein Kopfhörer verbinden.
Der GO XLR MINI ist prinzipiell kein vollwertiges Audiointerface und eher ein Digitalmischer zum Produzieren oder Streamen. Die Oberfläche ist zwar genauso hochglänzend und anfällig für Fingerabdrücke, aber dafür erfreulich reduziert. Dass man auf Motorfader verzichtet hat, verringert nicht nur die Energieaufnahme und Produktionskosten, sondern sie sitzen dafür wesentlich strammer im Gehäuse und haben einen guten Regelwiderstand.
Je zwei LED-Ketten zeigen den Status an, der sich auch mit der Software verändern lässt. Darunter befinden sich vier Mute-Buttons und zwei weitere Taster für einen 1 kHz Zensurton und zum kurzzeitigen Stummschalten des Mikrofons. Die vier Gummifüße auf der Unterseite halten das pultförmige Gehäuse vernünftig an Ort und Stelle.
Das Lichtspektakel ähnelt zwar dem großen GO XLR, die Leuchtkraft der mehrfarbigen LEDs ist jedoch geringer und aufgrund der dezenteren Oberfläche wirkt es insgesamt etwas zurückhaltender. Optisch fügt sich das Gerät ebenso in jedes Gaming-Setup ein und lässt sich sehr vielseitig anpassen.
Dementsprechend wird die Software auch von den Leuchtfunktionen dominiert, die wie beim GO XLR für die Konfiguration zuständig ist. Sie drängt sich unter Windows 10 in den Vordergrund, lässt sich aber auch minimieren. Sie ist prinzipiell übersichtlich gestaltet, hier lassen sich beispielsweise die Mikrofoneinstellungen vornehmen, wie 3-Band-EQ und Phantomspeisung, sie sollte sich auch für Touchscreens eignen.
Gefundene Einstellungen können einschließlich Lichtspektakel wie beim großen Modell in Profilen gesichert werden. Für mich speziell ist diese Arbeitsweise jedoch ungeeignet, die Software ist leider nicht barrierefrei und mit Vergrößerung sind die Kontraste in Teilen etwas problematisch. Je nachdem, was man mit dem Gerät vor hat, muss man sich da schon etwas einfinden und verstehen, dass Regler, Eingänge und Ausgänge bzw. die virtuellen Audio-Interfaces ihre eigene Struktur haben und sich entsprechend konfigurieren lassen. Persönlich bin ich etwas hin und her gerissen, denn einerseits ist dieser Ansatz für reine Computerarbeit sinnvoll gelöst, vor Allem wenn man eine Maschine speziell für das Streaming einsetzen will. Andererseits sehe ich in einer Hardware ein Stück Eigenständigkeit, die mir der GO XLR MINI nicht bietet. Verglichen mit einem Analog-Mixer mit USB-Interface, bei dem man nur das Summensignal abnehmen kann, lässt sich der GO XLR MINI kanalweise einbinden, was das Zusammenspiel mit Audio-Anwendungen deutlich vereinfacht.
Die Software teilt sich in die Bereiche Mixer, Routing und Settings auf, die verschiedenen Elemente erschließen sich mir zumindest nicht ganz auf den ersten Blick, was durch die umfangreichen Farbeinstellungen nicht übersichtlicher wird.
Im System taucht übrigens auch ein virtuelles Interface mit dem Namen „Sampler“ auf, allerdings habe ich in der Software hierzu keine Einstellungen gefunden.
TC Helicon BLENDER
Bei der Namensgebung war man sich offenbar nicht bewusst, dass man im Deutschen unter einem Blender so etwas wie einen Aufschneider versteht. Kurioserweise trifft das sogar etwas zu, denn während der Name auf ein Mischpult mit Überblendfunktion hindeutet, kann der BLENDER genau das nämlich nicht. So verfügt das 370 Gramm leichte, rundliche Gerät über nur einen zentralen Endlosdrehregler, der je nach Zustand eine Lautstärke verändert. Wie dem auch sei ist der robuste BLENDER unglaublich praktisch, kleine Instrumentenparks aus Volcas, Boutiques und ReFaces zu summieren. Ganze zwölf Eingänge und acht Ausgänge werden versprochen, welche sich auf sechs Line- und vier Kopfhörerbuchsen verteilen, wobei alle auch über den USB-Anschluss erreichbar sind. Ein integriertes Mikrofon, Kompressoren in den Ausgängen und optionaler Batteriebetrieb mit vier AA-Zellen runden die Ausstattung ab. Im Betrieb leuchtet der Blender schön bunt.
Das solide Kunststoffgehäuse ist rund drei Zentimeter hoch, zwei kommen noch für den Drehregler hinzu, hat einen Durchmesser von rund 13 Zentimeter und erinnert von der Größe an einen tragbaren CD-Player. Die Hinterseite verjüngt sich etwas und beherbergt die Mini-USB-Buchse, Netzanschluss und Power-Schalter. Ein schmales Steckernetzteil und ein langes USB-Kabel befinden sich im Lieferumfang und liegen samt Kurzanleitung in einer schicken Verkaufsverpackung.
Um die zugehörige App und Treiber muss man sich selbst kümmern, die App enthält auch den Zugriff auf die Schnellstarthinweise. Am iPad mit dem Apple Camera Connection Kit angeschlossen zeigte sich die Funktionsfähigkeit und das Audio wurde über die Kopfhörerausgänge geroutet, in einer mobilen DAW lassen sich die Eingänge ebenfalls einzeln abgreifen.
Die zehn Anschlüsse in Form unsymmetrischer Mini-Klinkenbuchsen aus Kunststoff sind munter um das Gerät verteilt und halten die Stecker ausreichend, aber nicht bombenfest. Etwa 1,5 Zentimeter schweben sie über der Tischplatte, wer da aus Versehen was drauf abstellt, könnte die Buchsen beschädigen. Dabei werden je drei Zuspieler links und rechts verdrahtet, die Kopfhörerbuchsen sind vorne eingelassen. Das integrierte Mikrofon klingt recht hell und aus der Entfernung etwas leise, kann aber bei geschlossenen Kopfhörern zur gegenseitigen Verständigung beitragen. Aufgezeichnet wird über eine der Kopfhörerausgänge oder per USB, über dedizierte Line-Out-Buchsen verfügt der BLENDER nicht. Die Bluetooth-4.1-Schnittstelle dient nur zur Fernsteuerung, so dass man auf Geräte mit unsymmetrischen Audioausgängen reduziert wird.
Auf der Unterseite sind vier rutschhemmende Gummipads angebracht, die den BLENDER auf glatten Oberflächen nur mäßig an Ort und Stelle halten. Hier befindet sich auch das Batteriefach für die vier AA-Zellen, ebenso ist es möglich, das Gerät auf ein Stativ mit 1/4-Zoll-Gewinde aufzuschrauben. Eine Stromversorgung über USB ist hingegen nicht vorgesehen.
Die Bedienung ist recht simpel, je Ausgang werden die Eingangslautstärke und der Kompressor eingestellt, der dem Summensignal zu etwas mehr Pepp verhilft. Zunächst drückt man eine der vier Ausgangstasten, diese leuchtet auf und mit dem Drehregler lässt sich zunächst die Lautstärke verändern. Drückt man eine der Eingangstasten oder den Kompressor, pulsiert diese und die LED-Kette am Regler zeigt den eingestellten Wert an, der sich für eine gewisse Zeit verändern lässt, anschließend regelt der Drehknopf wieder die Summenlautstärke des gewählten Ausgangs, ähnlich verfährt man mit den anderen drei Ausgängen. Eine Pegelanzeige gibt es nicht, der Eingangstaster leuchtet bei Übersteuerung rot auf. Ist ein Kabel an einer der Buchsen eingesteckt, leuchtet der zugehörige Taster grün, das ist nett im Dunkeln.
Die Lautstärke wird mit neun LEDs angezeigt, die um die obere Hälfte des Endlosdrehreglers angeordnet sind. Dieser läuft auf einer Kunststoffachse und hat einen guten Drehwiderstand, wackelt leicht und kann bei dem Preis noch als gut durchgehen. Um die vorderen Tasten ist das Gerät abgeflacht, das erhöht die Bediensicherheit. Direkt unter dem Drehregler ist die Taste für das integrierte Talkback-Mikrofon eingebaut, das sich direkt darunter befindet. Sie leuchtet rot, wenn es aktiv ist und pulsiert, um die Lautstärke anzupassen. Über dem Drehrad befinden sich die vier Tasten für Mute, Bluetooth, Reset und den Compressor. Die Reset-Taste hält man einige Sekunden gedrückt, um die Einstellungen zurückzusetzen, was bei fehlender Anzeige durchaus Sinn macht. Dann sind alle Ausgänge 1/4 und alle Eingänge 3/4 aufgedreht, so dass definitiv etwas aus den Kopfhörerbuchsen zu hören ist.
Im einfachsten Fall verbindet man den Line-Eingang eines Audiorekorders mit einer der Ausgangsbuchsen und nutzt das Gerät als digitalen Kleinmixer. Die Klangqualität ist gemessen an der Preisklasse störungsfrei und gut. Pegelfest sind die Ausgänge jedoch nicht, schon bei höherer Lautstärke beginnt es zu verzerren. Impedanzreiche Kopfhörer kann das Gerät durchaus antreiben, so dass der BLENDER als USB-/Line-Kopfhörerverstärker ebenfalls genutzt werden kann und dies mit dem Vorteil, dass jeder seinen eigenen Mix hört. Genau genommen könnte man auch vier Eingänge direkt vier Ausgängen zuweisen. Je Ausgang ist ein eigenes Kompressorverhältnis wählbar, wobei am Gerät nur die Intensität einzustellen ist, in der App lassen sich hingegen die Parameter anpassen. Es ist sogar möglich, einen Send- und Return-Weg zu erzeugen, indem man das Signal eines Kanals über einen Kopfhörerausgang ausgibt und zurück in einen freien Eingang spielt. Mit Rückkopplungen muss man dann natürlich aufpassen, erweitert dafür allerdings die Möglichkeiten des BLENDER und kann den eingestellten Mix mit Kompressor per USB aufzeichnen. Besser wäre es gewesen, einen der Ausgänge über den USB-Port abgreifen zu können, was diesen Umweg ersparen würde.
Mit den optionalen ASIO-Treibern verhält sich der BLENDER wie ein Multichannel-Audiointerface und stellt die 12 Kanäle ungeregelt in der DAW bereit. Das ist flexibler als bei üblichen Kleinmixern mit USB-Interface, wie oben bereits erwähnt. Die vier Kopfhörerausgänge können nur gleichzeitig vom Computer beschickt werden, die Lautstärke des Signals kann nicht unabhängig von den anderen Eingängen verändert werden. Wie erwähnt beziehen sich Lautstärke und Kompressoreinstellungen lediglich auf die vier Kopfhöreranschlüsse.
Die App ist übersichtlich und visualisiert die Einstellungen entsprechend. Einen wirklichen Sinn erschließt sich mir nicht ganz, zumindest wenn man das Gerät eigenständig nutzt. In Verbindung mit mehreren Anwendern kann das jedoch sinnvoll sein, so dass nicht jeder an dem einzigen Lautstärkeregler rumfuddelt. So ist der BLENDER ein Kleinmixer mit einem einzelnen Regler, dafür aber auch schön kompakt. Die nur als Line ausgeführten Eingänge schränken hingegen etwas ein. Für Mikrofon und Gitarre bedarf es Zusatzequipment, wobei der GO GUITAR und GO VOCAL das Gerät mitunter sinnvoll ergänzen könnten, sofern die TRRS-Stecker richtig erkannt werden.
Die beiden Produkte GO XLR MINI und BLENDER von TC Helicon sind grundsätzlich gut, wenn man sich mit den jeweiligen Philosophien anfreunden kann. Preislich bewegen sie sich auf der Höhe gewöhnlicher Kleinmixer, so dass sie nicht konkurrenzlos sind und nicht in allen Fällen passen müssen. Für den BLENDER spricht ohne Frage das kompakte Gehäuse, für den GO XLR MINI der Digitaleingang und günstigere Preis sowie vergleichsweise nicht viel weniger Ausstattung, als man mit dem GO XLR bekommt.