Mixer und mobiler Preamp im Mini-Format
Podcasting ist mal wieder das absolute Trend-Thema. Daher wundert es nicht, dass viele Hersteller auf den Zug aufspringen und gezielt einfach zu bedienende Produkte für Einsteiger anbieten. Zwar wird im Marketing gerne ergänzt, dass auch Professionelle angesprochen werden, doch trifft dies auch immer zu?
Das müssen die beiden Produkte GO XLR und GO VOCAL des Effektspezialisten TC-Helicon zeigen. Unter dem Dach von Music Tribe, zu dem auch Behringer gehört, residiert der amerikanische Hersteller und wer beispielsweise ein Entertainer-Keyboard vom Typ Korg Pa4X oder Pa1000 sein Eigen nennt, hat bereits ein Voice-Prozessor von TC-Helicon im Einsatz. Darüber hinaus finden sich inzwischen Gitarreneffekte, Lautsprecher und auch viele Recording-Tools im Angebot, in der Firmengeschichte beruft man sich jedoch auf das älteste Instrument, nämlich die Stimme. Mit der GO Series gibt es neben dem GO XLR und GO VOCAL noch weitere praktische Tools zum recht kleinen Preis, der GO Guitar beispielsweise ist für Gitarristen konzipiert und gewissermaßen das Pendant zum GO VOCAL.
Beide Testprobanden teilen sich die Eigenschaft, dass sie im Prinzip die Schnittstelle zwischen Mikrofon und Digitalgeräten auf unterschiedliche Weise bilden. Der TC-Helicon GO XLR ist ein kompaktes Mischpult mit vier Spuren (gemessen am Branchenstandard müsste man hingegen sieben Kanäle schreiben) inklusive Midas-Design-Preamp (Music Tribe sei Dank), das per USB an einem Windows-PC angeschlossen werden muss, ohne diesen mit zugehöriger App ist die Hardware nutzlos. Zielgruppe sind Pod- und Broadcaster, Gamer und all jene, die ein kompaktes Mischpult für ihre Streams suchen.
Beim GO VOCAL handelt es sich vereinfacht um einen Adapter, der ein Studiomikrofon an einem analogen TRRS-Anschluss eines Smartphones nutzbar macht. Zumindest eines älteren oder iPad, denn iPhone und Galaxy neuerer Bauart fallen aus dem Rennen, wenn man keinen Adapter auf Mini-Klinke besitzt. Während jeder ein GO VOCAL alleine aus Prinzip in der Kabelkiste haben sollte, muss man zugleich die Risiken und Nebenwirkungen des GO XLR kennen, aber alles der Reihe nach.
TC-Helicon GO VOCAL
Betrachten wir als Erstes dieses kleine Zubehörteil, dessen Einsatz ziemlich vielfältig ist und auch an einem Audiorecorder angeschlossen werden kann. Dann allerdings benötigt man einen Adapter von TRS auf TRRS, ein Umschalter am Gerät hätte das Problem lösen können.
RODE hat solch eine Adapter unter der Bezeichnung SC3 im Sortiment. LogiLink und Hama bieten beispielsweise Splitter-Kabel an, die zwei TRS-Stecker auf eine TRRS-Buchse zusammenführen, das war für ältere Headset-Anschlüsse nötig und macht die Kopfhörerbuchse am GO VOCAL separat nutzbar. Den Begriff Audiointerface halte ich an dieser Stelle für etwas übertrieben.
Kurz erklärt bieten TRRS-Klinkenstecker vier statt drei Kontakte, Tip = Spitze, erster und zweiter Ring und Sleeve = Schaft. Headsets nutzen den zweiten Ringkontakt für das Mikrofon und die Kabelfernbedienung, bei AV-Verbindungen wird hierüber das Videosignal übertragen. Steckt man beispielsweise einen Kopfhörer mit TRS-Stecker in eine TRRS-Buchse, ist das technisch unproblematisch. Umgekehrt werden die beiden Ringkontakte kurzgeschlossen, weshalb man für den GO VOCAL einen Adapter braucht.
Das Kopfhörersignal wird übrigens unverändert durchgeleitet, selbst wenn das Gerät ausgeschaltet oder keine Batterie eingelegt ist. Schaltet man den GO VOCAL nach dem Anschließen ein oder die Phantomspeisung zu, werden Impulse an das Smartphone übergeben und fehlinterpretiert. So startete beim Test die Spotify-Wiedergabe, Google Assistant wurde aktiviert oder der Titel sprang unvermittelt weiter. Die Abhilfe ist einfach, erst einschalten, dann anschließen. Übrigens benötigt man noch für den Betrieb eine Batterie vom Typ 6LR61, besser bekannt als 9-Volt-Block. Diese liegt nicht bei und würde bei Lagerung ohnehin überaltern. TC-Helicon bietet für iOS und Android verschiedene Apps an, GO Record ist die optional kostenlose Wahl. Sie soll auch integrierte Effekte bieten, leider ist sie aber nicht barrierefrei und konnte von mir daher nicht getestet werden. Weil der GO VOCAL nicht als Hardware-Dongle dient, kann jeder die App allerdings selbst ausprobieren.
Mit 100 g (ohne Batterie) wiegt das kleine Kästchen schon ordentlich, rutschsichere Gerätefüße fehlen und muss man notfalls selbst ankleben. Mit 9,2 cm Länge, einer Breite von 38 mm und einer Höhe von 45 mm wirkt der kleine Helfer mit der glänzend schwarzen Oberseite fast schon etwas bullig. An Bedienelementen gibt es seitlich einen dreistufigen Schiebeschalter (Off, On, +48 V), sowie ein Drehrad für den Mic-Gain. Sie liegen bündig am Gehäuse und sind dadurch etwas geschützt.
An den kurzen Seiten findet man jeweils die nicht regelbare XLR-Buchse und gegenüberliegend das 35 cm lange, fest verlötete und gut zugentlastete Anschlusskabel und daneben die Mini-Klinkenbuchse für einen Kopfhörer. Je nach Konfiguration lässt sich das aufzunehmende Signal auch mithören, schaltungstechnisch aber leider nicht direkt. Es ist allerdings zu erwarten, dass ein leises Übersprechen des mitzuhörenden Signals erfolgen kann, was jedoch stark vom verwendeten Gerät und App abhängig ist.
Im Betrieb leuchtet das blaue TC-Helicon-Logo auf der Oberseite, eine etwas dunkelrote LED informiert über die aktive Phantomspeisung. Eigentlich soll auch bei Übersteuerung ein Licht aufgehen, dies habe ich bei meinen Tests allerdings nicht gesehen. Auch zeigte sich die Gefahr, dass man sowohl beim Ausschalten in die falsche Richtung schieben und ein dynamisches Mikrofon unbeabsichtigt unter Spannung setzen kann, als auch dass man das Abschalten einfach vergisst. Dann entlädt sich die Batterie, so bei mir geschehen über Nacht. Um mögliche Fehler zu vermeiden ist es ratsam, ein dynamisches Mikrofon vor dem Ausschalten abzuziehen. Alternativ einfach merken, mit dem Finger über das Rad und den Schalter in Richtung XLR-Buchse nach unten streichen, wie beim klassischen Drehschalter kommt nach Leise nämlich Aus.
Der GO VOCAL kann adapterlos auch am MacBook oder jedem anderen Computer mit Headset-Buchse eingesetzt werden, wobei die A/D-Wandler und das Schaltungsdesign die Qualität bestimmen. Vorteilhaft ist die Verstärkung im Vergleich zu einem gewöhnlichen Anschlusskabel (XLR weiblich auf 3,5 mm Klinke männlich), weil der Headroom auf diese Weise erweitert und das Eingangsrauschen der Geräte durch geringeren Pegel reduziert wird. Im Gegenzug sollte der Vorverstärker des GO XLR entsprechend rauscharm sein, ob dem so ist, werden wir noch hören. Für Kondensatormikrofone geht es ohnehin nur mit Phantomspeisung.
Als Test nutze ich das Lenovo Moto One Vision, das über eine Klinkenbuchse verfügt, am iPhone 7 Plus müsste man adaptieren und – ganz ehrlich: Dann lieber gleich was mit Lightning. Interessant ist es, wenn zur Disposition ein günstiges USB-Mikrofon oder der GO VOCAL in Verbindung mit einem vorhandenen Kondensatormikrofon steht. Mit der Budget-Lösung könnte man für unter 30 Euro den Charakter des Mikros behalten und durchreichen.
Für das erste Klangbeispiel nutze ich die knapp fünf Euro teure App Fieldrecorder von Pfitzinger Voice Design, sie zeichnet sich durch unglaublich viele Einstellparameter und hochauflösende Formate aus. Der Hersteller entwickelt auch das proprietäre Programm für das Deutschlandradio, mit dessen Hilfe entfernte Interviews gestreamt werden. Zum Test sollen mir das RODE NT1000 und PodMic dienen, sowie das günstige The t.bone MB 45 II.
Wie man hört braucht das PodMic weniger Verstärkung als das MB 45 II, rauscht dafür etwas mehr und ist lauter. Mit dem NT1000 sieht das anders aus, es ist selbst bei halbem Gain deutlich kräftiger und so gut wie kein Eigenrauschen hörbar. Im zweiten Beispiel nutze ich den Adapter RODE SC3 und den Sony PCM-D100, als Mikrofon das RODE NT1.
Der GO VOCAL ist bei gleichem Pegel des Rekorders deutlich lauter und liefert mehr Gain als nötig wäre, Eigenrauschen ist ebenfalls kein Thema. Für Line-Eingänge ist die Verstärkung jedoch zu schwach, dafür wurde er allerdings auch nicht entwickelt. Grundsätzlich überzeugt mich die klare und authentische Klangwiedergabe, nach meinem Hörempfinden behalten die Mikrofone ihre Charakteristik bei und ein Audiorekorder ohne XLR-Eingang kann vom GO VOCAL mit passendem Adapter profitieren. Bei dynamischen Mikrofonen hängt es vermutlich stark vom Füllstand der Batterie und Impedanz ab, ob beides zueinander passt.
Der TC-Helicon GO XLR im Überblick
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In der Verkaufsverpackung findet sich neben dem Gerät lediglich ein kompaktes Steckernetzteil und ein recht langes USB-Kabel vom Typ-A auf Typ-B, daneben eine Kurzanleitung und das war es auch schon. Die GO XLR App und die zugehörigen Treiber muss man von der TC-Helicon Website laden.
Es gibt sie übrigens ausschließlich für Windows, was die anvisierte Zielgruppe vermutlich nicht stört. Das bedeutet allerdings auch, dass Smartphones nur analog verbunden werden können und der PC mindestens zur Steuerung nötig ist. Die Software besteht aus zwei Komponenten, ASIO-Treiber mit zugehörigem Control Panel und die GO XLR App. Ohne Software ist das Gerät nicht nutzbar und leuchtet nach dem Anschließen nur munter vor sich hin.
TC-Helicon bietet eine Community und Rückkanal für Nutzerwünsche und Anregungen, sowie mit dem GO XLR MINI eine kleinere Version.
Als Zubehör bietet TC-Helicon den GO XLR Desk Stand an und ermöglicht damit eine optional schräge Aufstellung.
Das pultförmige Grundgehäuse besteht aus Aluminium, seitlich sind Löcher für die Wärmeableitung eingearbeitet. Die Deck- und Bodenplatte sind aus robustem Kunststoff gefertigt, die Bedienelemente aus transparentem Silikon und Kunststoff, das schlägt sich auch auf das Gewicht nieder. Ausgeschaltet stechen lediglich die silbernen Faderkappen hervor. Ganze 1,55 kg wiegt der GO XLR und ist an der dicksten Stelle 8,2 cm hoch, sowie 28,5 cm breit und 17,4 cm tief. Design ist bekanntermaßen Geschmackssache und denke ich an die erfolgreichen Let’s-Plays, passt das Teil mit der RGB-Beleuchtung perfekt ins Genre.
Zwar sieht der GO XLR schon aus wie ein Mischpult, die matt glänzende Kunststoffdeckplatte und die etwas kantigen Ecken zielen jedoch eher auf Lifestyle ab. Mich spricht das weniger an, dafür ist die Verarbeitung gemessen am Preis umso besser. Die rutschhemmenden Gerätefüße halten den GO XLR selbst beim Anstoßen an seinem Platz. Die vier Motorfader mit einem Regelweg von 70 mm sind recht leichtgängig und wackeln etwas, gleiches gilt für die vier Drehregler der Effektsektion. Ein LED-Kranz zeigt hier den Wert und ein weißer Punkt markiert die aktuelle Einstellung, wobei sich die Farben aller Bedienelemente in der App verändern lassen und sich daher auch ein neutrales Aussehen programmieren lässt. Die Regler sind gerastert und laufen mit etwas Widerstand, ich hätte hier auf die Rasterung verzichtet.
Die Oberfläche ist klar gegliedert. Links finden sich die vier komplett zuweisbaren Kanäle mit darunter liegenden Mute-Tastern, darüber finden sich vier konfigurierbare LCD-Anzeigen. Rechts unten befindet sich der Sampler mit den vier Pads und den Bank-Tasten A bis C, es können also 12 Samples verwendet werden. Rechts daneben sind zwei großflächige Tasten zum Stummschalten oder für einen 1 kHz Zensurton gut erreichbar, sofern man sich ständig auspiepen muss. Oben rechts ist die Effektsektion untergebracht, links beginnend mit sechs Preset-Einstellungen. In der App lassen sich je Preset verschiedene Hall- und Echo-Parameter zuweisen, die linken beiden Drehregler bestimmen jeweils die Intensität. Mit den rechten lässt sich die Stimmhöhe und Formantkorrektur regeln, ganz rechts lassen sich die Effekte Megafon, Roboter und Auto-Tune jeweils zuschalten, der untere Bypass-Taster lässt das Signal clean durch. Effekttypen und weitere Anpassungen können ausschließlich in der App vorgenommen und auf eine der sechs Effektspeicher abgelegt werden.
Auf der Rückseite befinden sich alle Anschlüsse, von Hinten betrachtet geht es rechts mit dem Hohlstecker für das Netzteil mit 12 V bei einer Leistungsaufnahme von 10 W los. Darüber befindet sich die auch notwendige Kabelhalterung, denn zumindest bei mir sorgt ein plötzliches Abklemmen im Betrieb nicht selten dafür, dass die Software den GO XLR zwar kurz findet, dann aber nicht mehr reagiert. Diesbezüglich ist es schon konsequent, auf einen Netzschalter zu verzichten, dem entsprechend verbraucht das Gerät kontinuierlich Energie. Links daneben befindet sich der optische S/PDIF-Anschluss, hieran könnte man eine Spielkonsole oder zweiten Computer anschließen. USB-B und die Kensington-Buchse folgen als nächstes und ein haptisches X markiert die Gerätemitte.
Bis auf den optional mit 48 V phantomgespeisten und verschraubten XLR-Anschluss sind alle Buchsen als Mini-Klinke ausgeführt und sitzen ausreichend fest im Gehäuse. Rechts beginnt es mit dem Line-Ausgang, beispielsweise um das Summensignal an einen separaten Streamer zu übergeben, es folgen ein Kopfhöreranschluss und der Eingang für ein PC-Mikrofon mit Mini-Klinke. Dieser ist vorrangig zum XLR-Anschluss beschaltet und kann offenbar nach aktuellem Stand nicht als zweiter Mikrofoneingang verwendet werden. Schade, denn sonst hätte der GO VOCAL eine gute Ergänzung sein können. Ein analoger Line-Eingang nimmt beispielsweise den Rückkanal des zweiten Rechners entgegen, das ausführliche Handbuch gibt hier verständliche, auch für Einsteiger gut nachvollziehbare Anschlussbeispiele auch unter Berücksichtigung verbreiteter Hardware, wie das Yeti von Blue Microphones.
Technisch gesehen wäre die interne Auflösung mit maximal 24 Bit bei 48 kHz auch was für die Musikproduktion, zumal sich die verschiedenen Ein- und Ausgänge separat in einer DAW routen ließen. Man muss allerdings das zweigeteilte Konzept verstehen, denn einerseits ist der GO XLR zwar eine Mehrkanal-Soundkarte, dessen Zusatzfunktionen andererseits ausschließlich durch die App vom Computer aus gesteuert werden. Das bedeutet mit anderen Worten, dass man nach der kompletten Zuweisung zwar das USB-Kabel abziehen und das Gerät weiternutzen könnte, jedoch bis auf Lautstärke, Zensur- und Stummtaste die Bedienelemente nicht reagieren. Professionell betrachtet fehlen symmetrische Einzelausgänge für Studiomonitore, wenigstens ein Cinch-Pärchen hätte man einbauen können, Platz genug wäre dafür vorhanden. Die einzelnen Sektionen ließen sich auch in einer DAW nutzen, die Latenz bei 512 Samples und wohl bemerkt 48 kHz liegt bei guten 14,67 ms Eingangs- und 12 ms Ausgangslatenz. Es kommen ASIO-Treiber zum Einsatz, welche natürlich aufgrund der parallelen Signalverarbeitung entsprechend sinnvoll sind. Ohne diese wird das Gerät zwar erkannt, bleibt jedoch stumm.
Im Gerätemanager taucht der GO XLR als Game, Chat, System für den Downmix und Music auf, so dass die Ein- und Ausgänge verschieden miteinander kombiniert werden können. Da kein MIDI-Treiber installiert wird, erfolgt die Steuerung vermutlich über das HID-Protokoll. Als Benutzer des RODE RODECaster Pro würde ich die Eigenständigkeit vermissen und empfinde die Effekte aus der CB-Funk-Zeit fast überflüssig, dazu zählen Hall, Echo, pitch shifting, Formantkorrektur (zur Geschlechteranpassung), Megafon- und Roboter, Auto-Tune und Sampler. Weitere Effekte, wie Mic-EQ, De-Esser und Compressor, lassen sich nur in der App konfigurieren, die Bypass-Schaltung wirkt sich auf diese jedoch nicht aus. Ob man bei Let’s Plays Hall, Echo und all diese Effekte braucht, kann ich nicht beurteilen. Ich zumindest würde mir ziemlich albern vorkommen, diese in meinen Produktionen einzusetzen. Wer auf der anderen Seite Musik machen und mit seiner Stimme performen will, wird die Effekte hingegen zu schätzen wissen und möglicherweise einen Hi-Z-Eingang für Gitarren vermissen. Mit kleinen Stellschrauben hätte man den GO XLR für mehr Zielgruppen attraktiver gestalten können. Vorteil ist allerdings, dass die GO XLR App nicht nur auf den G O XLR selbst beschränkt ist, so könnte man einen Ausgang eines weiteren Audio-Interfaces auf einen der Fader routen.
Der GO XLR in der Praxis
Klanglich lesen sich die Werte auf dem Papier sehr gut, der Frequenzgang wird von 10 Hz bis 20 kHz mit einer Abweichung von -2 dB angegeben, der Dynamikbereich beträgt über 110 dB bei einem Geräuschspannungsabstand von 101 dB. Über den Kopfhörerausgang wirkt der Sound jedoch etwas gedrungen und komprimiert, hochauflösende Musik mit 96 kHz und 24 Bit wird am Toslink-Eingang akzeptiert und intern runtergerechnet. Wer übrigens den Kopfhörerausgang regeln möchte, muss dafür einen der Kanalfader opfern.
Die Installation der Software verläuft schnell und reibungslos, allerdings drängt sich die GO XLR App bei jedem Start in den Vordergrund. Leider kommt es bei mir vor, dass beim expliziten Herunterfahren des Computers ein Neustart erfolgt, seitdem ich den GO XLR installiert habe. Ist die App geladen, werden die Einstellungen und Reglerpositionen der App sofort in das Gerät übertragen. Hier ein spontanes Klangbeispiel, bei dem allerdings der De-Esser etwas zu stark zugepackt hat.
Praktisch ist der GO XLR klar für den Live-Einsatz vorgesehen, entsprechend übersichtlich ist auch die GO XLR App aufgebaut. Im rechten Teil sieht man stets das digitale Abbild des Pults inklusive Farbverlauf und Faderposition, die auch in Echtzeit verändert wird. Umgekehrt lassen sich die Regler allerdings nicht mit der Maus verändern. Im linken Teil ändert sich die Ansicht entsprechend der Oberkategorien Profiles, Samples und Presets.
Die Profiles sind die grundsätzlichen Einstellungen und enthalten alle Parameter, wie Farbauswahl, Routing, Samples und Effekteinstellungen. Die Samples stellen die aufgezeichneten und importierten Samples dar. Zum Aufzeichnen hält man eines der freien Pads gedrückt und zeichnet auf, nach dem Loslassen drückt man das Pad zur Bestätigung erneut. Mit der Taste inmitten der Pads lassen sich die Samples genauso wieder löschen. Wenn man will, lässt sich der Sampler einem Regler zur Lautstärkenkontrolle zuweisen.
Unter Presets versteht TC-Helicon die Effekte, die sich entsprechend auf die jeweilige Effektbank programmieren und aufrufen lassen. Verändert man in Echtzeit die Parameter an der Konsole, werden diese beim Umschalten der Bank beibehalten und wieder aufgerufen. Alles was man verändert, einschließlich Reglerpositionen, lässt sich anschließend als Profil abspeichern.
Im unteren Teil lassen sich detailliertere Einstellungen vornehmen, wie die bereits erwähnten Mic-Effekte. Besonders ist auch hier die Skalierung, so wird der 2-Band-EQ durch Erweitern in einen grafischen Mehrband-Equalizer verwandelt, ähnliches trifft auf den Kompressor zu. Einsteiger werden somit nicht überfrachtet und Fortgeschrittene müssen auf nichts verzichten. Das ist der unschlagbare Vorteil an Softwarelösungen, wenn auch laut TC-Helicon die gesamte Audioverarbeitung im GO XLR erfolgt. Über die anderen Reiter lassen sich Kanalzuweisungen, Farbeinstellungen und einiges mehr konfigurieren. Dabei ist die Oberfläche stets übersichtlich und logisch gehalten: Welcher Knopf hat welche Funktion und dies bei welcher Farbe. Einzige Hürde wäre die englische Sprache, die durchaus bei der Konfiguration behindern könnte. Apropos, leider ist die App selbst nicht barrierefrei, so dass stark sehbehinderte Menschen ohne visuelle Fähigkeiten den GO XLR leider nicht einsetzen können.
Interessant ist der Anwendungsordner im Dokumentenverzeichnis. Hier finden sich die jeweiligen Unterordner mit zugehörigen Einstellungsdateien, Icons und Presets. Öffnet man die Preset-Dateien in einem Editor, sieht das Ganze sehr vielversprechend aus und mit Programmierkenntnissen lassen sich auf diese Weise Änderungen vornehmen.
Die Samples werden im zugehörigen Ordner als WAV-Datei gespeichert und selbst dann beibehalten, wenn man sie vom zugehörigen Pad an der Konsole entfernt. Das erlaubt es immerhin, eine gelöschte Aufnahme erneut auf ein Pad zuzuweisen oder die Aufnahmen anderweitig zu verarbeiten. Etwas irritierend ist der Ordner DAW Templates, in welchem man Vorlagen für verschiedene Audioprogramme erwarten würde, hier steht allerdings nur eine Vorlage für Adobe Audition zur Verfügung. Von der App aus lassen sich Updates einspielen und der Support kontaktieren, auch erreicht man hierüber das Benutzerhandbuch, das neben bekannter Hardware auch verschiedene gebräuchliche Anwendungen anspricht, OBS sei als stellvertretendes Beispiel genannt.