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Test: TC Helicon VoiceOne Effektprozessor

Intonationskorrektur und Stimmenveränderung

2. August 2002

Absolut korrekte Intonation und klangliche Veränderungen der menschlichen Stimme die über die Bearbeitung von Equalizer und Kompressor hinausgehen sind die Domänen des TC Helicon VoiceOne. Als Mitglied der VoicePrism Familie ist er aber nicht in der Lage mehrstimmige Chorsätze zu erzeugen.

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Gesang oder Stimmhafte Laute werden vom menschlichen Ohr besonders kritisch bewertet, da unser Gehirn hier eine besonders hohe Differenzierungsfähigkeit entwickelt hat, um verschiedene Mitmenschen ausschließlich anhand ihrer Laute auseinanderhalten zu können. Kleinste elektronische Manipulationen fallen sofort auf, und klingen unnatürlich. Im Gegensatz dazu verhält sich dies bei Instrumenten nicht ganz so extrem, hier lässt das Ohr einiges mehr durchgehen….

Der VoiceOne bietet neben einer Korrektur der Tonhöhe bei falsch gesungenem Material auch die Möglichkeit per sogenanntem „Voice Modelling“ den Charakter einer Stimme zu verändern. TC beschreibt in der Anleitung, nach welchen Kriterien hier vorgegangen wird. Anhand einer bestimmten Anzahl von Sängern und Sängerinnen wurde ein Katalog mit Attributen angelegt und die resultierenden Informationen sind direkt in die Entwicklung der VoicePrism+ bzw. des VoiceOne eingeflossen.

Hier konnten die Entwickler sechs verschiedene Parameter extrahieren, um bei deren Veränderung die typischen stimmlichen Variationen herbeizurufen:

INFLECTION:

Die mit Inflection erzeugbaren Effekte sind vor allem für Dopplungen von Stimmen gut zu gebrauchen. Die Einstellbaren Parameter sorgen für zufällige Veränderungen in Tonhöhe und sogar der Zeit. Mit TC´s FlexTime-Algorithmus variiert der Einsatz der zweiten Stimme in einem definierbaren Rahmen, was besonders natürliche Dopplungen erzeugen kann. Die Scoop- Effekte simulieren das bewusste „hinziehen“ von Tönen. Die Inflection Abteilung ist sehr gut gelungen.

SPECTRAL:

Spectral ist ein speziell für Stimmen entwickelter Equalizer, der die natürlichen Klangformungsmöglichkeiten des Mundes bzw. des Kehlkopfes nachahmt. Diese Einstellungen lassen sich zwar auch mit einem Vollparametrischen EQ erzeugen, aber hier hat man schon vorgefertigte Presets, die weitaus schneller zum gewünschten Ergebnis führen.

GROWL:

Growl soll das typische reiben des Kehlkopfes am Epiglottis simulieren, das vor allem gerne im Soul oder Blues angewandt wird und sich anhört als würde die Sängerin mit Ihren Stimmbändern „gurgeln“ J. Diese Effekt ist aber weniger gut gelungen. Per MIDI lässt er sich sporadisch aktivieren aber man sollte diesen Effekt sehr vorsichtig, wenn überhaupt, nutzten.

VIBRATO:

hiermit können die typischen periodischen Lautstärke- bzw. Tonhöhenänderungen simuliert werden. Auch hier kann der gezielte Einsatz per MIDI Wunder vollbringen.

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BREATH:

Breath erzeugt einen Hauchigen Anteil in der Stimme. Dezent dosiert kann er allzu luftlosen Stimmen ein wenig mehr Charakter verleihen. Nach wohl bedachtem Einsatz erzielt man auch hier recht gute Ergebnisse.

RESONANCE:

Dieser Effekt soll es ermöglichen den gesamten stimmlichen Charakter durch Formatverschiebung zu verändern. Die natürlichen Resonanzen des Rachenraumes und des Kehlkopfes werden hierbei im Spektrum verschoben und erzeugen eine meisten recht künstlich klingende Veränderung der Stimme. Hier würde ich auch Vorsicht walten lassen.

Alle Modeling-Effekte lassen sich durch MIDI fernsteuern um z.B. eine Harddisk-Spur nachträglich zu bearbeiten. Mir Cubase SX oder Logic kann man ja seit neuestem die hervorragende visuelle Automation mit Gummibändern dazu nutzen, mehrere Controller-Spuren unterhalb der Gesangsspur zu öffnen, diese mit eben den Parametern für die Stimmmodellierung zu belegen, und anschließend nach Herzenslust die Stimme verbiegen. Wie schon oben beschrieben, würde ich die Effekte Growl und Resonance wenn überhaupt nur dezent anwenden. Die übrigen Effekte lassen sich aber durchaus positiv bewerten. Besonders der Inflection Effekt kann durch mehrmaliges Anwenden (Bouncing im Sequenzer) einen kompletten Chor erzeugen. Leider Ist der VoiceOne nur einstimmig, aber mit seinem Bruder VoicePrism kann man diesen Choreffekt mehrstimmig nutzen, leider habe ich keinen VoicePrism zum Vergleich, weshalb ich nichts über Qualitätsunterschiede sagen kann.

Pitch Effekte des TC Helicon VoiceOne

Der PITCH CORRECT Effekt stellt im groben den allseits bekannten Antares-Effekt dar. Die Algorithmen stammen allerdings von TC. Mit Verschiedenen Parametern lassen sich Attack und z.B. der Grad der Korrektur einstellen. Die Wertebereich reichen von subtiler Korrektur bis zum Chère Effekt, der die Tonhöhe extrem hart quantisiert. Mittlere Werte um 50% herum liefern meistens gute Ergebnisse, solange die Sängerin nicht allzu falsch gesungen hat, und der VoiceOne diese Note richtig interpretiert.
Zur Korrektur stehen zahlreiche Tonleitern zur Verfügung, von lydisch über persisch bis arabisch gibt es fast alle bekannten Tonleitern. Wem das nicht genug ist, der kann sich seine eigene Custom-Leiter basteln. Nach Vorgabe des Grundtons und der Dur/Moll Variante sollte es im europäischen Raum aber kaum jemand schwer haben die richtige Auswahl zu treffen. Im Rahmen der automatischen Korrektur zeigt der VoiceOne bei einigermaßen gut intoniertem Gesang erstaunlich gute, natürlich klingende Ergebnisse, die eine vergleichbar gute Qualität wie Antares Autotune erreichen. Bei besonders schiefem Gesang tut sich der VoiceOne verständlicherweise schwer zu wissen, wo er diese Note nun einzuordnen hat. Hierzu gibt es die Möglichkeit die Zielnote per MIDI-Note vorzugeben. In Verbindung mit einem Sequenzer lässt sich somit (fast) jede Linie in sehr guter Qualität korrigieren oder sogar verändern. Zauberei in Punkto Pitch-Shifting darf man aber auch hier natürlich nicht erwarten im Bereich von zwei bis vier Halbtönen klingt das Shifting noch recht gut. Alles was darüber hinausgeht hängt vom Eingangsmaterial ab, ob dies noch natürlich klingt, oder nicht.

Genau wie bei der CORRECT-Funktion verhält es sich beim SHIFT-Effekt, der für Transponierung oder Tonleiteränderung gedacht ist. Hier kann man sehr schön wählen, wie die Formanten behandelt werden. Neben der Möglichkeit deren Nachführung komplett zu unterbinden (Mickey Mouse) kann man auch die Nachführung im Wertebereich 0 – 100% regulieren, was sich bei so manchem Material als nützlich erweisen kann. Je weiter man sich von der originalen Tonhöhe entfernt, desto schlechter bzw. unnatürlicher klingt das Ergebnis, wobei im Vergleich zu ähnliches Geräten wie z.B. der älteren Digitech Vocalist-Reihe ein gehöriger Qualitätssprung erreicht wurde. Auch im Vergleich zu Steinbergs Voice-Machine, die doch eher nach Vocoder als nach Mensch klingt, hat der TC hier die Nase vorn.
Noch besser werden die Ergebnisse, wenn man den „Pure-Pitch-Modus“ anschaltet. Leider fallen dann die Modeling-Effekte weg, aber der Prozessor wird ausschließlich für das Pitchshifting genutzt, was vor allem die Verzögerungszeit minimiert. Der VoiceOne verzögert das Signal um „vorausschauend“ arbeiten zu können. Je kürzer diese Verzögerung ist, um so ungenauer arbeitet der Algorithmus. Im Studio-Setup bedeutet dies, dass man die aufgenommene Gesangsspur ein wenig vorziehen muss, um die Notenwerte exakt zu treffen. Im Livebetrieb muss man zumeist eine recht kurze Latenz einstellen, damit der Gesang auf den Punkt kommt. Hier ist die erzielte Klangqualität aber auch nicht so wichtig wie im Studio.

Signalführung des TC Helicon VoiceOne

Der VoiceOne bearbeitet ausschließlich Mono-Signale. Am Eingang kann im I/O-Setup gewählt werden, welcher Kanal bearbeitet werden soll. Der andere Kanal wird entweder unbearbeitet durchgeschliffen, oder mit dem gleichen Delay versehen, das der Prozessor durch die Bearbeitung des anderen Kanals verursacht, damit beide Signale am Ende wieder tight zusammengemischt werden können. Stereo-Signale ( die aber trotzdem monophone Gesangslinien oder Instrumente enthalten müssen) können mit zwei VoiceOne wie folgt bearbeitet werden. Ein VoiceOne ermittelt die Tonhöhenkorrektur und schickt diese per MIDI zum anderen Gerät, der sich darauf synchronisiert. Bei beiden Geräten muss allerdings die gleiche Verzögerung eingestellt werden.

Anschlüsse des TC Helicon VoiceOne

Anschlüsse und Integration ins Equipment Gestalten sich für ein Stimmbearbeitendes Gerät als zwiespältig. Vorbildlich gestaltet sich die Ausstattung mit digitalen SP/DIF (zu AES/EBU umschaltbar) Ein- und Ausgängen, sowie mit 24-Bit AD/DA Wandlern erster Wahl und symmetrischen analogen XLR Ein- und Ausgängen. MIDI In/Out/Thru und Fußschalter sind ebenfalls vorhanden.
Für ein in erster Linie gesangbearbeitendes Gerät hatte ich jedoch einen (zumindest rudimentären, live-tauglichen) Mikrofonvorverstärker gerne gesehen. Im professionellen Studio wird man zwar entsprechend spezialisierte Geräte besitzen, aber wenn ich z.B. an Homestudios denke, würde dort ein Mic-Preamp schon weiterhelfen.
Wie bei TC üblich, befindet sich das Netzteil im Gerät, und ein „harter“ Powerschalter ist Frontseitig angebracht. Ich bevorzuge diese Variante gegenüber „soften“ Power-Keys, die das Gerät immer anschalten, wenn Strom anliegt, und man erst 5 Sekunden braucht, um das Gerät wieder auszuschalten.

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Fazit

Der VoiceOne stellt ein relativ günstiges Hardware-Tool zur Stimmbearbeitung dar. Die Qualität ist für Studioanwendungen ausreichend hoch und stellt den derzeitigen Stand der Technik dar, der aber schon recht gute Ergebnisse liefert. Jedoch hat diese Gerät neben seinen hochwertigen Algorithmen auch Schwächen, die schnell ins unnatürliche umschlagen können. Ebenso klingen auch die guten Algorithmen bei zu extensivem Gebrauch unnatürlich. Eine talentlose Hausfrau kann man somit auch mit noch so viel Frickelei nicht in Mrs. Housten verwandeln J . Aber wenn das Eingangsmaterial gut ist, kann man das ein oder andere Detail herausarbeiten oder sogar neu erzeugen. Dieses ist allerdings mit viel Zeit und Aufwand verbunden, so dass man doch lieber in eine bessere Sängerin investiert.

Im Vergleich mit Antares Autotune bietet der VoiceOne unanfällige Hardware und die Modeling-Algorithmen, aber keine automatische Latenzkorrektur, wie sie z.B. Cubase vornimmt. Im Vergleich zu Celemony Melodyne muss der VoiceOne aber passen. Melodyne stellt im Moment die obere Messlatte für Gesangsbearbeitung dar, ist dafür aber nicht Echtzeitfähig, und damit Live untauglich. Anstatt der Resonance- und Growl Effekte hätte ich gerne noch einen Kompressor gesehen :-)

Plus

  • Guter Klang
  • Teilweise überzeugende Modeling Algorithmen

Minus

  • Kein Mikrofoneingang
  • teilweise unnatürlicher Klang

Preis

  • 1.175,-€
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