Klang
Insgesamt 509 Sounds hat das Thomann DP-85 an Bord. Wo andere Hersteller grade mal eine ein- bis zweistellige Anzahl von Klängen bieten, ist das schon eine ganz andere Welt. Die über 500 Sounds decken alle erdenklichen Instrumente von Piano, Orgel, Streichern, Orchester, Holzbläser, Synths und Drums ab. Die Qualität der Klänge geht in Ordnung, kann aber grade bei der Abbildung realer Instrumente wie Klavier, Streicher, Orgel bei weitem nicht mit der höherwertigen Konkurrenz mithalten. Da fehlt dann einfach die notwendige Authentizität. Hier gilt letztendlich die Aussage: Masse statt Klasse. Aber auch hier muss ich in Erinnerung rufen, in welcher Preisklasse wir uns befinden. Und bei Einsteigern kommt es ja auch nicht immer darauf an, die wievielte Velocitystufe gesampelt wurde und ob beim Flügelsound die Saitenresonanz und der Dämpfereffekt den persönlichen Vorstellungen entspricht. Ohne groß auf die einzelnen Sounds eingehen zu wollen, bietet das DP-85 auf alle Fälle einen sehr soliden Klangfundus, der viel Freude beim Spielen und Ausprobieren bietet.
Styles
Zur Begleitung der internen Klangpresets bietet das Thomann DP-85 insgesamt 203 Styles. Auch hier hat Thomann viel Wert auf eine möglichst breite Basis gesetzt. Die Arrangements der Begleitrhythmen sind durchaus gelungen und können an vielen Stellen mit Detailreichtum glänzen. Allerdings basieren die Rhythmen natürlich auf den internen Klängen des DP-85 und da sind der Qualität eben Grenzen gesetzt. Pro Style gibt es zwei unterschiedlich dicht arrangierte Variationen, jeweils ein Intro und Ending sowie ein kleiner Fill in. Gestartet wird das Ganze entweder mit direkter Start/Stop Taste oder per Sync Start. Die Akkorderkennung des linken Tastenbereichs funktioniert ausgesprochen gut und schön ist, dass der aktuell gespielte Akkord auch im Display angezeigt wird. Zusätzlich zeigt das Display auch zwei feste Notensystem für rechte und linke Hand und auch dort werden die gespielten Noten mit Hilfe kleiner schwarzer Punkte grafisch dargestellt.
Extras
Der interne Songrecorder des DP-85 ist für maximal fünf Songs ausgelegt, bietet pro Song allerdings nur eine Spur. Viele andere Hersteller bieten mittlerweile standardmäßig zwei Spuren pro Song, so dass man linke und rechte Hand getrennt voneinander aufnehmen und vor allem üben kann. Dennoch wollen grade Anfänger den Recorder natürlich nicht missen.
Das Piano klingt in den Soundbeispielen wie ein Korg M1 aus den Anfang der 1990er. In der Klangerzeugung hat sich da wohl nichts geändert…
@Monoteur Der Unterschied ist: ein M1 Piano hat auch heute noch Charakter.
Eine 0815 onBoard Soundkarte mit GM klingt ungefähr genauso so schlecht.
Ich würde mich als Produktmanager für so was schämen, sowohl als Hersteller, als auch als Einkäufer.
Mit einer Hartnäckigkeit werden dem Klavierkunden völlig sinnfreie Orgel und Bläsersounds sowie Streicherklänge zum Fremdschämen angeboten.
Das FM Piano ist ebenfalls sowas von out, aber anscheinend interessiert es ja keinen.
@vssmnn GM klingt schon noch schlechter. Allerdings nicht wesentlich. Das Urteil „Gut“ des Testers ist daher schwer nachvollziehbar, selbst wenn man den günstigen Preis berücksichtigt. Das Preis-Leistungsverhältnis mit einbezogen ist, mit viel gutem Willen, allenfalls ein Befriedigend drin.
@Nostradamus Das Testurteil Gut kommt tatsächlich maßgeblich aufgrund des extrem günstigen Preises und der Anzahl von Sounds und Styles zu Stande. Hier steht klar die Quantität im Vordergrund aber verglichen mit anderen Digitalpianos hat das DP-85 einfach eine Vielzahl an Sounds zu bieten. Auch wenn die Qualität darunter klar leidet.
Es ist auch völlig vermessen, so ein Gerät mit einem Dreifach-Pedal auszustatten.
Mal abgesehen davon:
Geschätzte 99,9% der Klavierspieler dieser Welt benutzen meist nur das rechte Forte-Pedal und wissen mit den anderen 2 nichts gescheites anzufangen.
@vssmnn Das glaube ich nicht. Jeder gut ausgebildete Pianist wird das Una-Corda Pedal musikalisch einsetzen. Es wurde sogar schon von Beethoven an exponierten Stellen vorgegeben…
Man fragt sich hier: wer braucht so was, wo ist die „Zielgruppe“? Wahrscheinlich die Schnittmenge aus „billig“ und „ahnungslos“.
Gerade ein Anfänger braucht ein Gerät, das als lebendiges „Instrument“ funktioniert. Die Kombination aus „so-la-la“-Tastatur und wenigen Velocity-Layers ist da eine Katastrophe und sicher nicht dazu geeignet, einen Schüler an das Musizieren heranzuführen. Ich würde mir daher wünschen, dass man „billiger Alleskönner“ nicht immer mit „Einsteigergerät“ gleichsetzt. Das Gerät hat sicher ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis, aber es ist eher ein Spielzeug für den Dauerdilettanten, als für den ernsthaften Anfänger.
@GeorgK Die Perspektive eines Klaviereinsteigers, Sängerin, Gitarrist mit Wunsch Piano als Nebeninstrument usw. ist eine andere. Und darauf kommt es an, nicht darauf, was ein Lehrer oder erfahrener Keyboarder für richtig hält. Es ist daher für diese konkreten Fälle völlig in Ordnung, geringere Ansprüche an Klang und Tastatur zu erfüllen, wenn sich dadurch der Verkaufspreis im unteren Bereich ansiedeln lässt. Falls im Laufe der Zeit das Gehör geschult ist, die Fingerpower entwickelt, dann ruft der Besitzer eines solchen Instrumentes dann schon von selber nach der nächsten Qualitätsstufe. Das ist ein ganz gewöhnlicher Entwicklungsprozesse, der noch nicht mal jeden betreffen muss. Mancher scheitert und freut sich dann, weniger als 500 Euro in den Sand gesetzt zu haben. Übrigens sind die vorgestellten Sounds gar nicht so übel gerade in Anbetracht der Preiskategorie.
„Falls im Laufe der Zeit das Gehör geschult ist, die Fingerpower entwickelt, dann ruft der Besitzer eines solchen Instrumentes dann schon von selber nach der nächsten Qualitätsstufe“
Wie soll denn bitte schön die „Fingerpower“ bei so einer leichten und klapprigen Tastatur entwickelt werden?
Da wird höchstens „Sehnenscheidenentzündungspower“ entwickelt.