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Test: Waldorf Attack für iOS E-Drums & Sequencer

Kreative E-Drums fürs iPad

30. März 2019

Nachdem wir uns kürzlich sowohl mit der Rack Attack Hardware als auch der Rack Attack VST-Umsetzung auseinandergesetzt haben, folgt nun  zum Abschluss der Trilogie der Test der iOS Version fürs iPad.

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Mit dem VST Plug-in von 2001 landete Waldorf einen Megahit. Die immer noch begehrte Hardware-Version Rack Attack folgte 2003 und eine V2.0 Revision der Waldorf Edition krönte 2015. Seit ein paar Jahren gibt es auch eine iPad Version, die sich allerdings sehr von ihren Vorgängern unterscheidet.

Klangerzeugung

Die Klangerzeugung für jedes der 24 Instrumente besteht aus zwei Oszillatoren mit sechs Schwingungsformen oder Samples, resonanzfähigem Multimode-Filter, LFO-Modulator, Ring- und FM-Modulation sowie den speziellen Crack-Parametern für Handclaps und natürlich den zwei Hüllkurven, auf die der Modulator einwirken kann.
Jedes Instrument kann einer von vier XOR-Gruppen (Choke-Gruppen) zugeteilt werden. Neu sind die vier Verzerrertypen und die Instrumente können nun einem von vier Mastereffekten plus Reverb und Kompressor zugeteilt werden. Unter den üblichen Effekten ist auch der ganz neue Phrase Vocoder, dazu später mehr.

Es scheint auch, wenn wir so anmaßend sein dürfen, dass sich Waldorf einige Kritikpunkte, die wir beim Nave hatten, angenommen hat. So hat der ehemals in der „Mitte des Bedienfeldes‟ zu findende Info-Button, der zum extern ladenden PDF-Handbuch führte, nun den Platz mit dem zuvor in der Menüleiste verstecken Oszilloskop getauscht. Das wirkt gleich viel besser. Zudem ist das Oszilloskop nicht nur Show, sondern auch ein Trigger für das Instrument zur Klangkontrolle.

Effekt-Sektion

Auf der Effekt-Seite ist der neue Phrase Vocoder der Leckerbissen. Auf Sprachverständlichkeit und Taktgefühl getrimmt, bietet er nur die notwendigsten Parameter. Über den Texteditor können Texte eingegeben werden oder über die iOS-Standardfunktionen Kopieren und Einfügen, Zeilen aus E-Mails oder anderen Textquellen einkopiert und editiert werden. Eine interner Phrasen Pool zum Ablegen von Textphrasen wäre hier noch schön gewesen. Der Vocoder ist auf Englisch getrimmt, was deutschsprachigen Texten natürlich ziemlich quer schießt. Doch selbst im Englischen ist es angebracht, auf die Lautfolgen zu achten, denn natürliche 1:1 Aussprache kann der Vocoder nicht. Pro Note rückt die Sprachsynthese eine Silbe weiter, also max. 16 Silben pro Pattern. Ist die „Sync to Bar‟-Option aktiviert, singt der Vocoder weiter, bis ihm die Pattern ausgehen und der Song zu Ende ist. Da dem Attack-App vier unabhängige Effekte zur Verfügung stehen, kann man den Vocoder auch mehrstimmig singen lassen. Was uns direkt zum Step-Sequencer bringt.

Der Sequencer

Der ist zunächst als recht rudimentär anzusehen. 16 Steps und drei Anschlagsstärken reißen nicht gerade vom Hocker, auf den ersten Blick. Keine Tonhöhenprogrammierung?
Doch und sie  läuft folgendermaßen ab: Auf der Pattern-Page ist rechts unten, dort wo man die “Soft”- ,”Mid”-, “Hard”-Buttons sind, ist ein Pfeil der mit “more” beschriftet ist zu finden. Wenn man irgendwo auf der Fläche mit den Waldorf-Logo tippt, klapp die Abdeckung auf und eine detailliertere Darstellung eines Steps ist dann sichtbar. Dort kann man sogar bis zu 8(!) stimmige Akkorde programmieren. Mit “Time” kann man z.B. 1/32, 1/64, 1/128 Noten eingeben (50% einer 1/16 Note ist eine 1/32 Note, 25% eine 1/16 Note ist eine 1/64 Note….).Der Vorgang ist im Handbuch asuführlich erklärt.

Was MIDI angeht reagiert Attack schon seid der ersten Version auf MIDI Noten, Pitch Bend und Mod Wheel auf 16 MIDI-Kanälen. Der Ausgewählte Sound (z.B Sound 1) ist auf Kanal 1, Sound 2 dann auf Kanal 2…
Inzwischen gibt es ein Update, mit welchem alle 24 Sounds per MIDI ansprechbar sind – und seit Version 1.1.0 gibt es zum Glück auch Midi-Sync.

Eines der größten Vorteile des VST-Plug-ins war und ist es, keinen Sequencer haben und jede Stimme einzeln per MIDI ansprechen zu können. Denn nur so konnte der Attack-Sound die ganzen Wandel der Musikstile überdauern. Waldorf täte also gut daran, Attack ebenfalls als reines Soundmodul nutzbar zu machen.
Was den Stepsequencer jedoch vor der generischen Belanglosigkeit rettet, ist ein kleiner, genialer Kniff von Waldorf. Denn pro Instrumentenspur lässt für jedes Pattern sich nicht nur ein anderer Swing-Faktor angeben, sondern auch ein Delay von +/-100%. Mit diesem simplen Trick lassen sich ziemlich kranke Beats machen, die weit jenseits von 16 Steps liegen und die man dem Sequencer auf den ersten Blick nie zugetraut hätte. zwei gleiche Instrumente, eine Spur mit +50% und eine mit -50% Delay und es lassen sich 32tel Beats erstellen. Echte 32 Steps wären zwar immer noch besser und zeitgemäßer, aber ein guter Ansatz ist es allemal.

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Playing

Dass die Instrumente auf zu kleinen Pads einzeln eingespielt werden können, ist aber dennoch kein wirklicher Ersatz für die fehlenden MIDI-Fähigkeiten. Waldorf hätten da u.a. auch schon ihren genialen Arpeggiator aus der Q-Serie mit einbauen können.
Eine Lösung wäre z.B. ein kleiner Button zum Umschalten zwischen Instrument und Percussion. Die Percs liegen alle auf einem MIDI-Kanal auf verschiedenen Noten, die Instrumente bekommen einen eigenen MIDI-Kanal (der NICHT über Rolodex / Rollkartei ausgewählt wird! Dazu beim SidTracker mehr). Das passt wunderbar für max. 15 Instrumente und 9 Rhythmusspuren. Waldorf bitte nachbessern!

Song Editor

Dass Waldorf nicht daheim geblieben sind oder gerade weil sie daheimgeblieben sind und fleißig ihre Hausaufgaben gemacht haben, zeigt auch der Song-Editor. Hier lassen sich nämlich die einzelnen Patterns einfach und intuitiv per Berühren & Ziehen aus der Pattern Bay (herrliche Bezeichnung!) in der Song Time-Line anordnen. Hier können auch ganze Pattern-Blöcke per Cut/Copy & Paste umarrangiert werden und ein Audio-Export ist nur einen Button weit entfernt, perfekt.

Verwaltung

Gleichfalls überzeugend ist auch das Menü zur Songverwaltung. Hier lassen sich zusätzlich für jeden Song andere Soundsets laden und für jedes Soundset die Instrumenten austauschen, ohne das Songarrangement zu stören oder auch nur das Menü verlassen zu müssen. So macht Ausprobieren Spaß!

Der Attack-Mixer

Der Mixer bietet schließlich die Übersicht über die Zuordnung der Instrumente zu den Choke- und Effektgruppen. Wie man an den Bildern unschwer erkennen kann, hat Waldorf die Dichte seiner Bedienelemente seit Nave nochmals getoppt. Zwar lassen sich die zweiteiligen Regler von Oszi und Filter gut bedienen, aber irgendwann, genauer gesagt hier mit Attack, ist Schluss mit lustig. Etwas mehr Oberflächenentspannung für zukünftige Apps, bitte.

 

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Fazit

Eine Empfehlung des Waldorf Attack fällt schwer, da Waldorf die Weiterentwicklung eingestellt hat. Damit wir uns nicht falsch verstehen, Attack klingt super fett und auch die Bedienung bei der Klangerzeugung ist flüssig und macht dem V 2.0 Plug-in in Sachen Übersichtlichkeit einiges vor.

IM Vergleich dazu verweise ich z.B. auf die Drum-Synthese-Groovebox Elastic Drums von O-G SUS (Oliver Greschke), die zeigt wie flexibel selbst ein 16-Step-Sequencer im Jahr 2019 noch sein kann und das liegt nicht zuletzt an der Parameter-Modulation. Auch soundmäßig räumt Elastic Drums mächtig auf. Mit Wolfram Frankes Stroke Machine kommt man klar oder nicht, aber er ist Attack mindestens wegen seines Sequencers, den Modulationsfähigkeiten und der Gesamtumsetzung des Groovebox-Konzepts überlegen.

Ein Jammer das Waldorf dieses App nicht konsequent zu Ende entwickelt hat, den Sound und Features könnten durchaus überzeugen.

Plus

  • Sound
  • Vocoder
  • Samples
  • Step-Delay pro Instrument per Pattern
  • Songverwaltung
  • Pattern Bay
  • deutlich aufgeräumtere GUI im Vergleich zum Plug-in.

Minus

  • teilweise immer noch buggy
  • Waldorf hat die Pflege leider eingestellt

Preis

  • 21,99
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Forum
  1. Profilbild
    mariemusic

    Was stimmt nun? Kein Midi Sync laut diesem Test? Oder doch Midi Sync gemäß der Beschreibung der App im Store?

    • Profilbild
      Markus Schroeder RED

      @mariemusic Der MIDI-Sync-Bug wurde laut Waldorf mit 1.1.0 behoben (wir überprüfen das gerade nochmal).
      Die App ist aber mit Vorsicht zu genießen, da Waldorf die Pflege der App eingestellt hat. Die aktuelleste Version V1.1.2 stammt von 2015.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Das ist mal wieder typisch Waldorf. Ich kenne so gut wie kein Software Produkt welches mal konsequent gepflegt wurde. Diese Schmiede sieht in Sachen Software kein Geld mehr von mir.

    • Profilbild
      polycake

      Ja, so schade. Waldorf sind die Kings of Obsolescence. So viele tolle Produkte, die halbfertig released werden und dann einfach vor sich hin dümpeln. Pulse 2 FX Drive… Rocket Control… Reserved Wavetables im Blofeld… Alle 10 Jahre mal ein Update der Software-Synths… Nicht falsch verstehen, ich liebe den Blofeld, Streichfett, Pulse 2 und sogar den Rocket aber es gibt halt immer diese unfertigen Ecken, die in der Summe nur bedingt charmant sind. Von den Soft Synths habe ich aufgrund der Update-Historie bisher die Finger gelassen, auch wenn mich der Attack schon echt interessiert.

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