Genialen Analogsynthesizer selbst bauen
Die Firma Doepfer, bekannt für ihre Modularsysteme, hat auch für Bastler einiges im Programm. Am interessantesten ist wohl der DIY, ein monophoner analoger Synthesizer mit VCO, VCF, VCA, LFO und ADSR sowie ein paar Hilfsmodulen. Er wird als fertig bestückte Platine geliefert, die mit Bedienelementen ergänzt und in ein Gehäuse eingebaut einen Sägezahntiger der Einsteigerklasse ergibt.
Man kann den DIY als Nichtmodularen, Semimodularen oder Vollmodularen aufbauen, als kompakten Standalone-Monosynth oder als Einschub in ein vorhandenes Modularsystem. In der Anleitung ist ein Blockschaltbild mit einem semimodularen Schaltungsvorschlag.
Es gibt ihn in zwei Versionen, mit und ohne TempCo (Temperaturkompensation), einer kleinen Huckepackplatine, die den Chip darunter auf konstanter Temperatur hält. Laut Anleitung funktioniert das nicht im Death Valley, in der Sahara oder in der Sauna. Der DIY funktioniert nur in halbwegs gemäßigten Klimazonen einwandfrei (bis 40° Celsius).
Die Version mit TempCo ist geeignet für einen Synthesizer, da sie bei allen erlaubten Betriebstemperaturen die nötige Stimmstabilität hat, die Version ohne kann man z.B. für Drumsynthesizer verwenden, bei dem die exakte Stimmung nicht so wichtig ist. Beide arbeiten mit der üblichen 1V/Oktave-Charakteristik und 5V-Gate.
Dieser Artikel ist etwas mehr als ein Testbericht, er ist auch ein wenig Anleitung für den Selbstbau eines Synthesizers, dessen Features und Design man weitgehend selbst bestimmen kann, und beantwortet die Frage, inwieweit so ein Projekt in musikalischer und finanzieller Hinsicht sinnvoll ist. Daneben gibt es Tipps für Materialbeschaffung und Modifikation der Schaltung.
An dieser Stelle ein Hinweis: Es ist kein Anfängerprojekt, etwas Erfahrung mit dem Lötkolben sowie mechanische Fertigkeiten sind Voraussetzung, alle Sicherheitsvorschriften müssen beachtet werden. Bei der Variante mit einem selbstgebauten Netzteil arbeitet man mit Netzspannung, das heißt:
Leichtsinniges Hantieren und unsachgemäßer oder fehlerhafter Aufbau gefährden Menschenleben! Wer nicht die nötigen Kenntnisse hat oder unsicher ist, sollte den Einbau und Anschluss des Netzteils qualifiziertem Fachpersonal überlassen oder es von solchem überprüfen lassen!
Das von Doepfer dazu angebotene Netzteil erfordert aber keine Arbeiten mit Netzspannung, es handelt sich dabei um ein Steckernetzteil mit 9V-AC-Ausgang und eine Reglerplatine.
Spezielle Kenntnisse sind sonst nicht vonnöten, man sollte aber in der Lage sein, ein Blockschaltbild zu lesen und eventuelle Fehler im Aufbau zu finden. Ein Multimeter zur Überprüfung von Spannungen etc. ist dabei sehr anzuraten (gibt es für ein paar Euro im Baumarkt), ein Oszilloskop nicht zwingend erforderlich, aber immer nützlich. Die Arbeitszeit wird bei Doepfer etwas optimistisch mit mindestens einem Wochenende veranschlagt, man sollte eher zwei bis vier einplanen.
An der DIY-Platine sind keine weiteren Lötarbeiten nötig, nur die Bedienelemente müssen via Steckerleisten angeschlossen, und der Oszillator muss mit zwei Trimmpotis gestimmt werden.
Für einen vollständigen Bausatz fehlt natürlich noch einiges:
- ein Gehäuse
- ein Netzteil, wenn man den DIY nicht einem vorhandenen Modularsystem hinzufügen möchte oder bereits ein passendes besitzt
- Schalter, Potentiometer und die dazugehörigen Knöpfe
- Klinkenbuchsen, die Zahl hängt von der Art des Aufbaus ab (Nicht-/Semi-/Vollmodular)
- Kleinmaterial verschiedener Art (Schrauben, Distanzrollen, Widerstände, LEDs, Kabel etc.)
- ein MIDI-Interface, wenn man den DIY an die digitale Welt anschließen möchte
- Patchkabel für die (semi-)modulare Variante
Es kommt daher einiges an weiteren Kosten zusammen. Lohnt sich dann ein Selbstbau überhaupt? Den Doepfer Dark Energy mit vergleichbarer Ausstattung gibt es schließlich fix und fertig für ca. 400 Euro zu kaufen. Das möchte ich mit einem entschiedenen Jein beantworten. Eine Bilanz findet sich am Ende des Artikels.
Die benötigten Teile
1. Die DIY-Platine
Auf kleinstem Raum vereinigt sind hier:
- VCO mit Sägezahn und modulierbarem Rechteck, FM linear und logarithmisch, Sync. Er hat einen Tonumfang von 6-7 Oktaven, über 5 kHz lässt die Genauigkeit nach. Das entspricht ungefähr dem A-110 Standard VCO aus gleichem Hause.
- VCF, 12 dB Multimode mit LP, HP, BP und Notch, übersteuerbar. Es handelt sich um ein State-Variable Filter, alle Filtertypen sind gleichzeitig nutzbar.
- VCA, exponentiell modulierbar und übersteuerbar
- LFO mit Dreieck und Rechteck, drei Frequenzbereiche
- ADSR, drei Geschwindigkeitsstufen
- Inverter
- Slew Limiter (Portamento)
- Buffer (wird für das ADSR benötigt, kann aber auch zweckentfremdet werden)
Angesichts der geringen Größe vermutete ich auf der Platine einen der rar gewordenen Curtis/CEM-Chips wie im Dark Energy, aber laut Dieter Doepfer ist der DIY komplett mit Standardbauteilen aus laufender Fertigung bestückt. Der Nachschub ist also gesichert. Und es ist schon bemerkenswert, wie kompakt die Schaltung ist, die Platine misst lediglich 4×20 cm.
Dazu gibt es von Doepfer einen Kabelsatz mit Steckern für die Anschlussleisten auf der Platine, der schlägt zwar mit 20 Euro zu Buche, erhält aber die Garantie und vereinfacht die Verdrahtung. Die Kabel für die +/-5V-Anschlüsse waren nicht dabei, da kann man zweiadrige PC-Kabel mit Stecker verwenden, wie sie für Reset-Schalter u.ä. gebräuchlich sind.
Man kann den Kabelsatz auch selbst anfertigen mit 16-adrigem Flachbandkabel und 1/10″ (2,54mm) female IDC Steckern (10 und 16-polig), es geht nur darum, dass man nicht an der Platine löten darf, wenn man die Umtausch- und Rückgaberechte nicht verspielen will.
Ein Hinweis: Bevor man die Platine berührt, sollte man sich an einem Schutzkontakt oder einem Wasserhahn erden, denn statische Entladungen können die Elektronik beschädigen. Gerade im Winter bei trockener Luft ist das schnell passiert.
Noch ein Hinweis: Auf der Lötseite der Platine findet man jetzt eine kleine blaue Schottky-Diode dort, wo auch die TempCo sitzt, sie fehlt noch bei den ersten DIY-Baureihen. Es kann (muss aber nicht) sein, dass das Filter bei Übermodulation instabil wird, irgendwo jenseits von 20kHz Cutoff, und wilde Schwingungen produziert, was leicht geschieht, wenn man mehrere Modulationen aufaddiert. Die Diode verhindert das. Wer dieses Phänomen bei seinem DIY bemerkt, sollte auf der Doepfer-Seite nachschauen, dort soll demnächst ein Hinweis stehen.
2. Das Gehäuse
Hier hat man die freie Wahl, es muss nur alles hineinpassen, und ein Metallgehäuse ist aus abschirmungstechnischen Gründen vorzuziehen. Ein paar originelle Synthesizer findet man auf der Doepfer-Seite. Ein DIY ist in einem Alukoffer aus dem Baumarkt eingebaut, preiswert und transportabel.
Ich habe mich in diesem Rahmen für ein amtliches 19″-Gehäuse mit 3HE aus Stahlblech mit Aluminium-Frontplatte entschieden, das ist studiokompatibel, solide und bietet Platz genug für die Bedienelemente. So ein Gehäuse bekommt man für ca. 50 Euro beispielsweise bei Thomann. Bei Ebay habe ich auch welche für 30-40 Euro gefunden, die aber eine Frontplatte aus Stahlblech haben. Das ist wesentlich schwerer zu bearbeiten und verzieht sich auch gerne mal, wenn man Schweizer Käse daraus macht oder der Bohrer sich verhakt. Man kann natürlich für so ein Gehäuse eine Aluplatte besorgen, das ist eventuell ein wenig günstiger.
Die Frontplattenbeschriftung kann man auf viele verschiedene Weisen durchführen, am billigsten sind selbstklebende Folien für den Drucker oder Reibesymbole. Man kann natürlich auch zum Gravierstichel greifen oder ganz einfach zum Permant-Filzstift. Frontplatten nach Kundenwunsch gibt es z.B. bei schaeffer-ag.de, das ist allerdings recht kostspielig.
3. Das Doepfer Netzteil
Doepfer hat ein passendes Netzteil im Programm, das mit einem 9V-AC-Adapter versorgte A-100MNT. Es hat den Vorteil, dass man nicht direkt mit Netzstrom arbeiten muss und keine Störfelder ins Gehäuse kommen. Es liefert ausreichend Strom für mindestens zwei DIYs, man kann also ggf. noch ein paar Module mehr damit versorgen.
Die Eingangsbuchse auf der Netzteilplatine sah mir nicht sonderlich stabil aus, sowas überlebt keinen kräftigen Ruck am Kabel. Deshalb habe ich das Steckernetzteil mit einem Miniklinkenstecker versehen und eine entsprechende Buchse in die Rückwand geschraubt. Bei einer solchen Konstruktion muss man aber auf die Polarität des Wechselstromanschlusses achten. Ein Pol ist auf der Netzteilplatine mit Masse verbunden, und das Gehäuse wird ebenfalls auf Masse gelegt. Am besten man nimmt gleich eine isolierte Buchse aus Kunststoff.
Man kann auch Netzteile bei Doepfer bekommen, die mehr Strom für mehr Module liefern können, oder selbst eins bauen, wenn man die Sicherheitsvorschriften beachtet. Die Schaltung ist auf einer Lochrasterplatine leicht aufzubauen, Anleitungen dafür gibt es im www. Es muss die Spannungen +/-12V mit mindestens 150mA liefern, ausreichend gesiebt und stabilisiert sein, z.B. mit Spannungsreglern des Typs 7812 und 7912.
4. Die Potentiometer und Schalter
Die Potis sollten von ausreichender Qualität sein, damit nicht nachher ungleichmäßiger Drehwiderstand den Spielspaß trübt. Bei der Wahl der Knöpfe ist auf die Befestigungsart zu achten, auch der Achsdurchmesser muss übereinstimmen (4 oder 6 mm).
Am besten sind Spannzangenknöpfe, da sie automatisch schön zentriert sind und einen guten Sitz haben, aber auch solche mit Riffelung oder seitlicher Feststellschraube sind geeignet. Ansonsten ist es eine Frage des Geschmacks und des Geldbeutels.
Potis braucht man mit folgenden Werten:
- B10KOhm (linear) für die Erzeugung von manuell einstellbaren Spannungen (VCO Tune/Fine, PW, VCF Cutoff, VCA Initial Gain)
- B50KOhm (linear) oder A50KOhm (logarithmisch) als Abschwächer für die Eingangsregler, für den Filterausgang und Sustain. Bei den Eingängen ist es Geschmackssache, ob man lieber lineare oder logarithmische Abschwächer nimmt. Ich habe für die Modulationseingänge bei VCO und VCF logarithmische genommen, da man dann im unteren Bereich eine feinere Auflösung hat. Für die anderen Funktionen sind lineare nötig.
- C50KOhm (negativ logarithmisch) für VCF Resonanz, aber man kann auch ein lineares nehmen.
- A1MOhm (logarithmisch) für A/D/R, LFO-Frequenz und Glide/Portamento
Achtung: Die A/B Kennzeichnung ist nicht einheitlich, bei manchen Fabrikaten ist A=lin und B=log, also andersherum.
Schalter braucht man eigentlich nur drei, einen für On/Off und zwei dreistufige Umschalter für LFO und ADSR. Ich habe noch einen weiteren dreistufigen für das Portamento (Slew) eingebaut.
5. Die Buchsen
Für den Audio-In und -Out sollte man 6,3mm Klinkenbuchsen nehmen, für alle anderen 3,5mm Miniklinkenbuchsen. Sie sind billiger, brauchen wesentlich weniger Platz auf der Frontplatte und werden auch in den anderen Doepfer-Modulen verwendet. Manche 3,5mm-Buchsen lassen sich aber in Frontplatten ab 3mm Dicke nicht mehr ordentlich befestigen, da ihr Hals zu kurz ist, das hängt vom Fabrikat ab. Man sollte wenn möglich das Datenblatt beim Versand einsehen und die Maße kontrollieren.
Ich habe die Einspeisung der Steuerspannungen des MIDI-Interfaces in Form dreier 6,3mm-Stereo-Klinkenbuchsen auf die Rückseite gelegt, parallel zu Miniklinkenbuchsen auf der Vorderseite, desgleichen Audio-In und -Out. Das vermindert den Kabelsalat auf der Front und ist praktisch beim Rackeinbau. Die Zahl der Miniklinkenbuchsen ist variabel, für meine semimodulare Bauart kamen ca. 50 Stück zusammen.
6. Das MIDI-Interface
Ich habe dem DIY das Doepfer MCV4 spendiert, das neben Noten und Gate (5V oder Switch) auch noch Velocity, Aftertouch und einen Controller ausgeben kann und via MIDI gut konfigurierbar ist.
Es gibt auch andere, z.B. von MFB Berlin. Man kann alle mit 1V/Oktave-Charakteristik und 5V-Gate verwenden.
7. Sonstiges Material
Man benötigt noch ein paar Distanzstücke für die Platinen, Schrauben, Isolierscheiben, LEDs und LED-Fassungen, anzuraten ist auch noch ein Sicherungshalter.
Man sollte Low Current LEDs verwenden, die belasten das Netzteil weniger, beim LFO kann man eine zweifarbige einsetzen (mit Farbwechsel durch Stromrichtungsumkehr, nicht eine mit drei Anschlüssen). Die zeigt dann auch die Polarität der Wellenform an.
Des weiteren ausreichend Kabel für die Verdrahtung (Feinlitze in verschiedenen Farben), Lötzinn usw. und ein paar Widerstände für zusätzliche Eingänge und LEDs, am besten ein kleines Sortiment Metallfilmwiderstände mit Werten zwischen 1K und 1MOhm. Ein Trimmpoti mit 10KOhm linear ist nötig für den optimalen Pulsweiten-Abgleich. Für verschiedene Modifikationen braucht man ein paar einfache Dioden wie 1N4148.
Für die semi/modulare Variante kommen dann noch die Patchkabel dazu.
Der Aufbau des Doepfer DIY Synthesizers
Zunächst sollte man die Anleitung durchlesen (als PDF auf der Doepfer-Seite zu finden) und sich überlegen, was für einen Synth man haben möchte: Nicht-, semi- oder vollmodular, mit oder ohne MIDI, Standalone oder Modulareinschub.
Ich habe mich für die Maximalversion entschieden, Standalone mit MIDI und semimodular. Die semimodulare Variante ist am sinnvollsten, da sie alle Vorteile bietet. Die Eingänge werden über normalisierte Buchsen geführt, so dass man ohne Patchkabel einen Standard-Synth hat. Beim Einstecken von Patchkabeln werden diese Verbindungen unterbrochen, und man kann alle Module völlig getrennt voneinander wie in einem Modularsystem betreiben. Zudem kann man Signal- und Modulationsverbindungen stöpseln, die nicht gegeben sind. Das bedeutet zwar mehr Verdrahtungsaufwand, ist aber sonst nur vorteilhaft. Erforderlich sind dafür Klinkenbuchsen mit Schaltkontakt, die Anschlüsse werden dann so belegt:
Die Ausgangsbuchsen werden einfach parallel geschaltet.
Ich habe den Schaltungsvorschlag aus der Anleitung weitgehend übernommen und ein paar Modulationseingänge für die Parameter Tonhöhe, Filterfrequenz und Lautstärke sowie ein paar extra Ausgänge hinzugefügt. Die Platine ist dafür ausgelegt, man braucht lediglich pro Eingang ein zusätzliches Poti und einen Widerstand. Gleiches gilt für die Audio-Eingänge.
Man kann beliebig viele Eingänge so in einen SUM-Input routen. Die Widerstände hinter den Potis bestimmen mit ihren Werten die Empfindlichkeit der Eingange (normalerweise 47 oder 100kOhm) und sind dort UNBEDINGT nötig, da es sich um bei den Modulations- und Audiomischern um Summierschaltungen mit virtueller Masse handelt. Die Eingangssignale werden kurzgeschlossen, wenn man sie ohne Widerstände anschließt, was eventuell Bauteile zerstören kann. Bei den anderen Eingängen sind die Widerstände nicht nötig, da sie sich schon auf der Platine befinden.
Weitere Änderungen:
VCO
Hier habe ich statt des Reglers für Coarse Tune (Grobstimmung) einen Stufenschalter mit Spannungsteiler eingebaut, um bequem die Oktavlage umschalten zu können, also einen Fußlagenschalter mit 32-16-8-4-2. Dafür braucht man ein paar 2KOhm Widerstände (oder etwas mehr, ich habe 2,2KOhm verwendet), am besten Metallfilmwiderstände, die sind temperaturstabiler als normale. Das funktioniert leider nicht exakt, ein wenig muss man trotzdem mit Fine Tune nachhelfen, da der Spannungsteiler durch den Eingang belastet wird und so die Teilspannungen nicht ganz ihren Sollwert erreichen können. Erst kurz vor Ende meiner Deadline fiel mir ein, wie es genauer ginge: Ein paar Präzisionstrimmpotis (Cermet Spindeltrimmer) zwischen 5V und Masse, die die 1,2,3 und 4V-Spannungen für den Stufenschalter liefern. Da war es aber schon zu spät, das noch zu verwirklichen. Einen Octave-Switcher mit aktiver Elektronik gibt es sogar fertig zu kaufen, siehe Linksammlung.
Für Halbtöne tut es ein Poti, das über einen 499kOhm Metallschicht-Widerstand einen Einstellbereich von +1 Oktave hat. Für Fine Tune dito, das Poti hängt zwischen +5V und -5V zwischen zwei 15KOhm- Widerständen über einen mit 1MOhm am SUM und kann so knapp +/- 2 Halbtöne überstreichen. Das ist abgebildet im Gesamtschaltbild weiter unten.
Die Pulsweite ließ sich mit der Beschaltung aus der Anleitung nur von 20-70% regeln, das habe ich über einen 82KOhm-Widerstand in den PW-SUM-Eingang geroutet und mit einem 10KOhm Trimmpoti auf -5V in den PW-Eingang die Pulsweite so abgeglichen, dass das PW-Poti nun in Mittelstellung ein Rechteck mit einem Verhältnis von 50:50 ergibt und auf Min/Max völlig verschwindet. Der Abgleich ist natürlich am einfachsten mit einem Oszilloskop, aber es geht auch ganz gut nach Gehör.
So hat man den ganzen Einstellbereich von 0-100% zur Verfügung und kann auch mit dem ADSR in alle Richtungen modulieren.
Für logarithmische FM habe ich einen zusätzlich Regler eingebaut, damit kann man auch z.B. Vierteltonskalen spielen, wenn man die Noten-CV darüber routet, die mit dem Portamento-Schalter abschaltbar ist (siehe Blockschaltbild weiter unten). Für einen Sequenzer und/oder separates Pitchbend o.ä. stehen zwei zusätzliche ungeregelte CV-Eingänge zur Verfügung.
VCF
Beim Filter habe ich die Ausgänge mit zwei Mix-Reglern statt einem versehen, mit ihnen kann man Hoch/Tief/Band/Notch beliebig mischen. Notch ergibt sich aus der Hoch/Tiefpassmischung.
Diese Art der Beschaltung hat auch zur Folge, dass beim Notch etwas Bandpass durchzuhören ist, wenn man die Resonanz aufdreht. Das ist aber kein Nachteil, sondern eher interessant, weil man sonst in diesem Fall kaum noch etwas vom Notch hört.
Den eigentlichen Audio In habe ich stillgelegt, da er nicht empfindlich genug ist, und Sägezahn und Rechteck beide über den SUM-Input geroutet mit 15KOhm Eingangswiderständen. Die Oszillatorsignale können das Filter so ab etwa 12 Uhr-Stellung der Eingangsregler wohldosierbar übersteuern. Die LED am Ausgang (eine zweifarbige wie beim LFO) dient der Kontrolle und fängt an zu leuchten, wenn man in den Grenzbereich kommt.
VCA
Vor allem habe ich den VCA mit zusätzlicher Modulation durch Gate (Note-On-Signal) versorgt, damit er wenigstens eine Orgelhüllkurve bekommt, wenn man den einzigen ADSR für Filterfrequenz oder PWM braucht. Ein Gate-Signal ist allerdings ziemlich steilflankig und führt bei tiefen Tönen naturgemäß zum Knacksen, da die Kurvenform rabiat an- und abgeschaltet wird. Man kann es aber über den Slew routen und so etwas entschärfen. Das ergibt dann sogar eine Hilfs-Hüllkurve mit einem gemeinsamen Regler für Attack und Release. Es geht natürlich auch umgekehrt, Gate über Slew zum Modulieren.
Auch hier habe ich eine Übersteuerungs-LED eingebaut wie beim Filter.
Dynamisch spielbar via Velocity ist der VCA ohne weitere Module leider nicht, denn der Modulationsmischer des VCAs ist wie der aller anderen Module ein Summierer, d.h. alle Modulationen werden addiert. Im Falle der Lautstärke bräuchte man jedoch einen Multiplizierer, um die Hüllkurve mit der Velocity zu modulieren, also einen zusätzlichen (und gleichstromfähigen) VCA.
Sonstiges zum Doepfer DIY Synthesizer-Projekt
Dem Gate-Input habe ich eine LED spendiert, dann sieht man immer, ob Noten beim DIY ankommen.
Für alle Fälle habe ich zwei Multiples (Verteiler) mit eingebaut, einfach vier parallelgeschaltete Buchsen. Die kann man immer brauchen.
Hier mein abgewandelter Schaltplan in der Totale:
Hat man alles zusammen, ist der nächste Schritt die Vorbereitung des Gehäuses, es heißt also zum Bohrer greifen und Schweizer Käse machen aus der Frontplatte. Ein paar Löcher müssen auch in die Rückwand und den Gehäuseboden. An einer Stelle muss das Gehäuse mit leitend mit Masse verbunden werden, ggf. ist die Beschichtung wegzukratzen und eine kleine Zahnscheibe einzusetzen. Die Netzteilplatine sollte möglichst weit entfernt von der DIY-Platine sitzen und diese so, dass man noch mit dem Schraubendreher an die Trimmer für den Abgleich kommt:
Wer noch nie Metall gebohrt hat, sollte zuerst ein wenig üben. Mit der Handbohrmaschine einfach drauflosgebohrt wandern die Löcher aus der Markierung und sitzen nicht richtig. Da ist sehr sorgfältiges Arbeiten gefragt, also gut mit einem Dorn markieren, größere Löcher dünn vorbohren, dann aufbohren. Metall ist am besten mit geringer Drehzahl und Bohrfett zu bohren (Schlagbohrmodus bitte deaktivieren). Anschließend sorgfältig entgraten und die Metallspäne entfernen, damit sie nicht im Gehäuse umherwandern und womöglich Kurzschlüsse verursachen. Mit einer Standbohrmaschine geht es viel besser. Wer keine hat, kann eventuell eine ausborgen, zur Not gegen Entgelt beim Baumarkt.
Dann folgt die Beschriftung der Frontplatte mit dem Mittel der Wahl. Ich habe das Glück, jemanden mit einer CNC-Fräse zu kennen, der mir das neben den ganzen Bohrungen gleich mit erledigt hat. Auch mit High-Tech ist das allerdings nicht ganz simpel, so eine Aluplatte ist nicht freiwillig plan und der Gravierstichel brach mittendrin ab, was die Schrift teilweise ein wenig verhunzt hat. Und beim Finish der Platte fehlte eindeutig das Tageslicht, das ist im Winter nun mal Mangelware. Das Ergebnis ist trotzdem brauchbar geworden. Die Gravur habe ich bunt eingelegt, die verschiedenen Farben kennzeichnen die Module und ihre Buchsen.
Ausgerechnet der repräsentative Schriftzug ist ein wenig misslungen. Nun ja, so erkennt man wenigstens, dass es DIY ist …
Dann kommt auch schon der Zusammenbau, nun müssen die Platinen ins Gehäuse geschraubt werden. Achtung: Wenn man Distanzstücke aus Metall verwendet, muss man noch eine Isolierscheibe zwischenlegen. Die Lötpunkte auf der Platine werden sonst eventuell kurzgeschlossen, da sie sehr nahe bei den Löchern liegen. Ich habe dafür Transistor-Isoliernippel genommen und ihnen kurzerhand den Hals abgeschnitten.
Anschließend die Potis, Schalter und Buchsen an die Frontplatte schrauben.
Als nächstes wird verkabelt, das sollte natürlich korrekt durchgeführt werden und ist ein langwieriges Stück Lötarbeit. Die Massekontakte der Buchsen und Potis kann man mit abisoliertem Kabel einfach in Reihen verbinden.
Ist man soweit, kann man Frontplatte und Gehäuse verhochzeiten, indem man die Stecker des Kabelsatzes auf die Platine stöpselt, die restlichen Verbindungen verlötet und alles zusammenschraubt.
Wieder Achtung: Da gibt es eine kleine Falle. Nimmt man die rot markierte Ader immer als Anschluss 1, müssen die Stecker der Flachbandkabel zwei bis vier damit auf den Punkt auf der Platine weisen, fünf bis sieben gehören aber andersherum auf die Stiftleisten, also mit der roten Ader vom Punkt wegweisend. Nummer Eins ist der Netzteilanschluss und muss mit dem markierten Kabel auf den -5V Anschluss zeigen, korrekte Ausrichtung des Steckers beim Netzteil vorausgesetzt.
Und nun der große Moment, bei den großen astronomischen Teleskopen nennt man ihn „First Light“ …
… und siehe da, es blinkt und leuchtet. So und nicht anders soll es sein. Falls nicht: Sofort ausschalten, Stecker ziehen und Fehler suchen! Auch hatte ich ein paar Verbindungen schlicht vergessen, so eine Verdrahtung ist halt ziemlich unübersichtlich. Das war schnell behoben.
Ein anderes Problem hat mich aber einige Tage Kopfzerbrechen gekostet: Das Ausgangssignal des VCAs wies kleine Störspitzen auf, die vor allem bei zugedrehtem Filter störten, und auch bei Audio Input auf Null hörte man leise das Filtersignal.
Nach viel Herumprobieren und sogar Platinentausch stellte es sich heraus, dass die Flachbandkabel des Kabelsatzes die Quelle allen Übels waren: Die VCA-Eingänge sind recht empfindlich, und teilweise liegen die entsprechenden Adern dicht neben denen der Filterausgänge, es kam zu Übersprechen zwischen den Leitungen. Die kleinen Spitzen stammen von den Ecken des Sägezahns.
Man sollte zumindest folgende Adern also völlig aus dem Flachbandkabel heraustrennen :
Nr.5 bei Anschlussleiste 3 (VCA CV-Input in der Nähe der Tiefpass-Ader) und
Nr.5 bei Anschlussleiste 7 (VCF Hochpass neben VCA Audio- und CV-Input Adern)
Oder man trennt die Kabel gleich völlig auf, das wird dann zwar fürchterlich unordentlich und unübersichtlich, ist aber elektrisch gesehen besser.
Unbenutzte Eingänge sollte man auf Masse legen, die SUM-Eingänge über einen 47KOhm Widerstand. Wenn man das beachtet, arbeiten die Module sauber und stören sich nicht gegenseitig. Diesen Hinweis will Doepfer aber auch in die Anleitung übernehmen.
Nun sollte man alle Potis und Buchsen auf korrekte Funktion checken. Dann kommt noch der Abgleich des VCOs, es gilt ein möglichst exaktes Tracking mit den zwei Trimmern auf der Platine einzustellen. Vorher die 20-Minuten-Aufwärmphase abwarten. Das ist etwas fummelig, am einfachsten geht es mit einem anderen Synth als Referenz. Als erstes alle Regler für Tonhöhe auf Null stellen (Fine Tune mittig), dann kurbelt man Trimmer P2 auf die tiefste gewünschte Note (üblicherweise ein tiefes C), spielt eine oder zwei Oktaven höher und justiert mit P1 das Tracking. Drehen im Uhrzeigersinn vergrößert die Spreizung der Töne, stimmt aber gleichzeitig abwärts (!) und andersherum, d.h. man muss anschließend auf der tiefen Note mit P2 die Tonhöhe regulieren, dann wieder weiter oben mit P1 das Tracking und sich so an das korrekte Tuning herantasten, bis es über 6-7 Oktaven so gut wie möglich rein ist. Damit ist auch das erledigt, der selbstgebaute Synth bekommt seinen Deckel und ist fertig.
Klang und Funktionen
Nach der ganzen Arbeit war ich doch einigermaßen gespannt, wie der DIY denn nun klingt. Das schon vorweg: einfach gut! Höhenreich, zappig und klar. Kein Mumpf-Schwupp wie aus einem VA-Synth. Es zeigt sich mal wieder, dass analoge Technik immer noch ein wenig besser klingen kann als digitale. Die Module sind auch erfreulich rauscharm.
Das Multimodefilter ist prima. Die Resonanz pfeift ganz gut und reicht bis in die Selbstoszillation, der Klang ähnelt dem des Filters aus dem alten Oberheim SEM. Die Schaltung ist auch ähnlich, bei beiden handelt es sich um sogenannte State-Variable-Filter, aber das des DIY klingt präsenter und einen guten Tick aggressiver.
Tiefpass:
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Band- und Hochpass:
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Notch erst ohne Resonanz, dann mit:
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Und moduliert man die Cutoff mit dem Rechteck aus dem Oszi, kann man auch mit einem Filter Vocal-ähnliche Klänge erzeugen:
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Overdrive ist mit dem Filter etwas anderes als mit dem VCA, hier wird erst der Eingang des VCFs übersteuert (bei maximaler Resonanz), dann zurück auf neutral und anschließend VCA-Verzerrung:
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Der eine Oszillator ist natürlich einer zuwenig, aber ansonsten macht er seine Sache gut. Das Rechteck lässt sich mit der obigen Modifikation bis ins Nichts modulieren:
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Ein aus meinem Waldorf Blofeld per Audio In eingespeister Sägezahn demonstriert, wie es mit mehr Oszis klingt und was die FM-Eingänge so ermöglichen (FM mit Sinus aus dem Blofeld). Das ist zwar gemogelt, aber ich wollte einfach wissen, wie es dann klingen würde, und wurde auch nicht enttäuscht. Wer das nicht hören möchte, kann ja einfach die nächsten drei Soundbeispiele überspringen.
Zwei Sägezähne:
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Lineare FM liefert DX7-ähnliche Klänge:
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Logarithmische FM ersetzt den Ringmodulator:
Zu den FM-Methoden siehe Amazona-Artikel über Frequenzmodulation.
Die Modulationsempfindlichkeit ist mit 100KOhm-Widerständen noch verbesserungswürdig, wer will kann für die FM-Eingänge 47KOhm verwenden.
Ein zweiter Oszi muss also unbedingt sein, und in der Tat steht auf meinem Wunschzettel ein zweiter DIY ganz oben. Der ergänzt dann auch den fehlenden zweiten ADSR und mit zwei Multimode-Filtern kann man so einiges anstellen.
Der LFO hat drei Stufen für die Geschwindigkeit und die Frequenz reicht von einem Durchlauf in vier Minuten bis weit in den Audiobereich. Prima!
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Der ADSR-Generator hat ebenfalls ein 3-Gang-Getriebe, wobei in Stellung Slow das Attack nicht mehr knackig kommt, es ist dann deutlich hörbar. Im Normal- oder Fast-Betrieb ist das nicht der Fall, und dann ist die Hüllkurve wirklich schnell, ideal für elektronische Percussion. Hier oszillierendes Filter mit ADSR im schnellsten Modus:
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Diese dreistufigen Betriebsarten sind sehr nützlich, man kann fein dosieren.
Das Sustain sinkt etwas schnell ab bei gehaltener Note (ca 50% in einer Minute), aber bei Analogschaltungen ist das mehr oder weniger immer der Fall. Das ADSR ist das einzige Modul des DIY, das ein wenig, aber nicht ernsthaft schwächelt. Der ultraschnelle Fast Modus macht das wieder wett.
Zum Attack im Slow Modus hier ein hilfreicher Kommentar von Doepfer:
„Auch im Fast- und Medium-Modus hat die Attack-Zeit eine bestimmte Dauer, da in allen Fällen ein Kondensator über einen Widerstand von 2k2 aufgeladen (Attack) und dann wieder entladen wird (Decay/Release). Schaltet man zu dem Kondensator, der im Fast-Modus verwendet wird (100nF), einen weiteren Kondensator parallel (genau das geschieht mit Hilfe des Bereichsschalters), so verlängern sich alle Zeiten (A, D und R) im gleichen Maß. Der Wert des Kondensator im Fast-Modus ist 100nF, im Slow-Modus werden 47u dazu parallel geschaltet. D.h. der Kondensatorwert und damit alle drei Zeiten erhöhen sich ca. um den Faktor 500. Dadurch wird die Attack-Zeit deutlich spürbar. Die typische Ladezeit bei 2k2/100n liegt bei 20us (für Hüllkurven de facto gleich Null), daraus werden 10ms (500*20us = 10000us = 10ms) wenn man den anderen Kondensator hinzu schaltet. Und 10ms sind natürlich schon eine deutlich hörbare Zeit gegenüber 20us.“
Den Kondensator kann man eventuell gegen einen kleineren austauschen, allerdings verfällt bei Lötarbeiten an der Platine die Garantie.
Insgesamt macht der DIY auch im Vergleich mit anderen analogen Synths eine gute Figur, mir gefiel der Klang auf Anhieb. Und wer sich dann auch noch ein A120 24dB-Filter von Doepfer (ein Moog-Klon) mit einbaut, kann ein sehr breites Spektrum an analogen Filterklängen erzeugen.
Weitere mögliche Modifikationen
Außer den oben genannten sind im Beiheft zur Platine noch einige vermerkt, man kann den Inverter als (invertierenden) Mischer benutzen mit beliebig vielen Eingängen.
Beim LFO kann man zwei Potis für die Frequenz verwenden und so auch Sägezahn-Wellen einstellen, steigende und fallende Flanke werden dann getrennt geregelt.
Den Buffer beim ADSR kann man weglassen, wodurch sich die Form der Hüllkurve ändert, und es ist auch möglich, mehrere Gatesignale parallel über Dioden einspeisen (interessant in Verbund mit einem Stepsequenzer).
Die Resonanz des Filters kann spannungssteuerbar gemacht werden, indem man die Feedbackschleife mit normalisierten Kinkenbuchsen ausstattet und einen (zweiten) VCA einschleift.
Kundigen Bastlern fällt sicherlich noch mehr ein, beispielsweise ein Sägezahn-zu-Dreieck/Sinuswandler für den VCO, der relativ einfach auf einer kleinen Zusatzplatine aufgebaut werden kann. Ein Federhall als Modul, ein Chorus aus einem Bodentreter sind eine prima Ergänzung. Im www findet man viele Anleitungen und Tipps, auf der Doepfer-Seite sind auch einige einfache Modifikationen und Schaltungen aufgelistet. Ein paar Modular-Bastlerseiten finden sich in der Linksammlung unten.
Das MIDI-Interface
Das MCV4 von Doepfer setzt Notenbefehle sowie Aftertouch, Velocity und einen beliebigen Controller in Steuerspannungen von 0-5 Volt um, Gate lässt sich mittels Jumper als 5V, 12V oder Switch (für Moogs) einrichten. Pitchbend wird mit +/- einer Oktave auf die Notenspannung geroutet, das ist ein wenig viel und neigt zu Stufenbildung. Leider lässt es sich nicht geringer einstellen.
Für Velocity, Controller und Notenpriorität gibt es verschiedene Modi, die mit Learntaste und Program-Change-Befehlen eingestellt werden können (auch temporär ohne die Learnfunktion).
Damit lässt sich so ein DIY ganz gut befeuern, man kann natürlich das Interface auch gleich mit in das Gehäuse einbauen.
Man kann auch mehrere MCV4 zu einem polyphonen Interface koppeln, das ist angesichts des Preises aber eine teure Angelegenheit.
Bilanz zum Selbstbau-Synthesizer
Summiert man die Kosten für einen DIY-Standalone-Synth mit MIDI-Interface, so zeigt sich erstmal, dass das Einsparpotential im Vergleich zu einem fertigen Gerät dieser Art praktisch Null ist:
DIY Platine: 120,-
Kabelsatz: 20,-
Gehäuse: 50,-
Netzteil: 50,-
Potis, Knöpfe, Schalter: 100,-
Mini-Klinkenbuchsen: 20,-
Kleinmaterial: 10,-
MIDI-Interface: 110,-
Patchkabel: 20,-
Gesamt: 500,-
Die Kosten für die Bauteile sind aber sehr variabel, daher sind die Preiskalkulationen nur Daumenwerte. Wer geschickt einkauft, kann durchaus noch einige Euro einsparen.
Wenn ein MIDI-Interface schon vorhanden oder nicht benötigt wird, sieht die Bilanz schon besser aus. Eventuell findet man auch auf dem Gebrauchtmarkt eins.
Der Selbstbau eines Gehäuses oder stattdessen etwas wie ein Alukoffer (gerade habe ich im Baumarktprospekt einen passenden gesehen für 8,79) spart auch Geld. Die Preise für Potiknöpfe variieren je nach Qualität und Design, ich habe in obiger Tabelle 1,50 pro Stück angesetzt. Preiswerte Knöpfe, die denen des Dark Energy recht ähnlich sind, findet man bei musikding.de, auch andere Knöpfe und Bauteile sind dort günstig (z.B. Hallfedern). Das Netzteil ist eine Standardschaltung und kann für ca. 20-30 Euro selbst aufgebaut werden. Minimal liegen die Kosten dann insgesamt bei etwa 300 Euro.
Für einen Einschub in ein Modularsystem ist der DIY wie geschaffen, das ist mit etwa 200-250 Euro für fünf Module plus Slew und Inverter konkurrenzlos günstig. Bei fertigen Modulen würden sich die Kosten auf etwa 400 Euro summieren.
Ein nichtmodularer Standard-Synth kann auf die meisten Klinkenbuchsen und ein paar Regler verzichten. Es reicht dann immerhin für einen Minisynth aus, mit dem sich schon einiges an vollwertig-analogem Technogebretter veranstalten lässt.
Richtig gut sieht es aus, wenn man die ganze Sache etwas größer konzipiert und zwei DIYs kombiniert. Zwar braucht man dann auch mehr Material und ein größeres Gehäuse, aber nur ein Netzteil sowie Interface, und das Ergebnis kann schon ein monophoner Luxussynthesizer mit zwei Filtern oder ein Modularsystem der Einsteigerklasse sein, das man mit ein paar zusätzlichen Modulen noch aufpeppen kann. Dazu kommt, dass dann Oszillator-Synchronisation und -Frequenzmodulation möglich wird. Mit zwei ADSRs ist man auch gut bedient. Wie gut sowas aussehen kann, zeigt der Doppel-DIY von Synth Project in diesem Youtube-Video.
Doepfer plant, Anfang 2011 eine Zusatzplatine herauszubringen mit Sample&Hold, Rauschgenerator, Zufallsspannung, Ringmodulator und vor allem MIDI-Interface, was die Ausstattung des DIY sinnvoll ergänzt. Der Preis steht momentan noch nicht fest.
Das Doepfer-Netzteil A-100MNT kann zwei DIYs versorgen. Wenn man noch mehr Module hinzufügen möchte, sollte man zum größeren aus dem A-100-Programm für 75 Euro greifen, das bis zu acht DIYs oder Kombinationen aus DIYs und anderen Modulen versorgen kann.
Je nach Gehäuse kann man für deutlich unter 1000 Euro ein nagelneues Modularsystem mit einer guten Ausstattung zusammenbasteln, das ist schon recht preiswert.
Einen Polysynth mit DIYs aufzubauen, scheitert daran, dass nicht alle Parameter spannungssteuerbar sind, sie lassen sich nicht mit einem einzelnen Poti regeln. Denkbar wäre natürlich, die einzelnen Stimmen à la Oberheim 4/8-Voice separat editierbar zu machen. Dafür benötigt man dann aber auch ein polyphones MIDI-Interface oder mehrere MCV4.
Außerdem ist der Preis gegenüber einem gebrauchten Polysynth etwas hoch, wenn man alles addiert, und dann gibt es ja noch das Amazona-Projekt Tyrell, das einen analogen polyphonen Synthesizer hervorbringen soll. Was der dann allerdings kosten wird, steht momentan noch in den Sternen.
Unterm Strich: Am sinnvollsten ist es also, das Ganze entweder etwas größer anzugehen und einen DIY (semi)modular aufzubauen mit Zusatzmodulen bzw. einer zweiten DIY-Platine, als Einschub in ein Modularsystem oder als Bonsai-Synthesizer mit Minimalausstattung. Im Prinzip passt alles in eine größere Zigarrenschachtel.
Toller Bericht mal wieder!
So ein komplett eigener Synth ist schon was Tolles. Es sollte Jeder einen haben. Irgendwann traue ich mich vielleicht auch mal an Sowas ran.
Nach dem Satz „Ich blinke, also bin ich“ bin ich übrigens eine halbe Stunde nicht mehr aus dem Lachen rausgekommen. Die beste „Ich denke, also bin ich“ Abstraktion die mir bis jetzt untergekommen ist :D
Frohe Weihnachten!
Cheers
Dennis
Tja wenn abendländisch-humanistische Bildung und Technophilie zusammentreffen, kommt sowas bei raus ;-)
Es ist zwar eine Menge Arbeit, aber Doepfer hat es wirklich so einfach wie möglich gemacht. Löcher bohren, zusammenschrauben, verkabeln, Bsiauum! Mit etwas Lötkolben-Erfahrung kann man so einen DIY locker hinkriegen. Knifflig ist nur Fehlersuche.
Aber kein Vergleich zu Selbstbau-Projekten früherer Zeiten. Ich habe mal einen Elektor Formant angefangen, so richtig mit Platinen ätzen, Transistoren selektieren, bestücken, usw. Irgendwann habe ich den halbfertigen Kram völlig entnervt verkauft. Dagegen war der DIY-Bau jetzt ein Spaziergang.
Happy Xmas!
Schön, dass es noch Bausätze gibt. Platinen entwickeln, Ätzen, Bohren und Löten sind nicht jedermanns Sachen und kosten auch eine Menge Zeit. Wenn man dagegen nach Anleitung eine Platine zusammenlötet, hält sich der Aufwand in Grenzen.
Ich habe Anfang der 80er Jahre versucht, einen Synthesizer nach Schaltungen aus dem Buch von Helmuth Tünker (Electronic Pianos und Synthesizer) zusammenzubauen. Ich gab nach kurzer Zeit auf.
Zur Zeit baue ich an einem zweiten analogen Synthesizer mit selbst entwickelten Schaltungen.
Super Bericht, zwar schon 8 Jahre her aber das ändert nichts an der Bedeutung, da es immer noch Leute (wie mich) gibt, die gerade einen Doepfer DIY erbasteln… Eine Frage, die Vorwiderstände für die diversen LEDs wundern mich etwas – ist 10k nicht viel zu groß? Da sollte ein Strom von ca. 0,3 mA fließen; das scheint mir doch nur ein dunkles Flackern abzugeben. Hat das wirklich mit 10k geklappt?
Werde ich natürlich bald selbst sehen, aber viel mit halt auf.
Danke nochmals für den hilfreichen Bericht!
Sehr interessanter Bericht…es ist schon eine feine Sache wenn man sich seinen Synthesizer selbst bauen kann.