Individuelle Schönheit
Inhaltsverzeichnis
Die Qualität der Instrumente des Herstellers Yamaha erfreuen sich seit jeher einer absolut gleichbleibenden Verarbeitungsqualität. In den letzten 40 Jahren hatte ich kein einziges Saiteninstrument dieses Herstellers in der Hand, das verarbeitungsmäßig irgendwelche Schwächen gezeigt hätte, egal ob es sich um eine E-Gitarre, eine akustische Gitarre oder gar nur um eine Guitarlele handelte. Unsere heutige Testkandidatin aus der Professional-Serie macht hier auch keine Ausnahme und sie betört mehrere Sinne gleichermaßen.
Die Yamaha Revstar wurde im Jahre 2015 erstmals vorgestellt und war die erste neue Gitarrenserie seit den vergangenen zehn Jahren. Im Jahr 2022 wurde dann ein komplett überarbeitetes Sortiment vorgestellt.
Mit der Revstar brachte Yamaha zum Jahreswechsel 2015/2016 eine neue Gitarrenserie im ansprechenden Retrodesign auf den Markt. Inspiriert durch die „Café Racer Bikes“ der 60er-Jahre heben sich die Modelle der Revstar Serie vom Mainstraem deutlich ab. Die drei Serien (Element, Standard und Professional) unterscheiden sich im Preis und Herstellungsland.
Falls einem das (traumhafte) Sunburst nicht zusagte, wäre sie auch noch in den Farbvarianten Crisp Gold bzw. Swift Blue erhältlich. Eine günstigere Variante der Revstar ist auch zu erstehen, diese kommen dann allerdings nicht mit einem Koffer, sondern einem Gigbag ins Haus und wurden nicht in Japan gebaut. Das kennt man auch von etlichen weiteren Herstellern wie PRS, Music Man und vielen anderen, die beispielsweise ihre USA-Produktion teilweise in den asiatischen Raum auslagern. Inwieweit sich die Gitarren aus der Professional-Serie von den günstigeren Varianten unterscheiden, werden wir zeitnah gleichfalls unter die Lupe nehmen, wenn diese hier lieferbar sind.
Yamaha Revstar RSS02T Sunset Burst – Facts & Features
Das Topmodell der aktuellen Revstar-Serie, die RSP02T, die in Japan gefertigt wurde, bietet einen Mahagonikorpus mit ausgefrästen Tonkammern für einen resonierenden Sound. Die Ausfräsungen reduzieren naturgemäß auch das Gewicht, deswegen beläuft sich das Gesamtgewicht laut Küchenwaage auf ca. 3,7 kg. Der mit Carbon verstärkte Mahagoni/Palisanderhals wurde eingeleimt. Zwei Alnico P-90 Pickups sorgen in Verbindung mit einem 5-Wege-Schalter für eine reichhaltige Klangpalette. Die Gitarre wurde in Japan gebaut und exzellent verarbeitet. Mitgeliefert wird auch ein absolut edler schwarzer Rechteckkoffer, in dem die Gitarre sicher liegt und gut geschützt transportiert werden kann. Inkludiert sind natürlich auch die Inbusschlüssel zur Justage der Halsspannung. Die Gitarre wurde ab Werk mit einem Satz „010-er“(.010 – .046) bestückt. Unsere Testkandidatin wurde im attraktiven Sunset Burst lackiert.
Korpus
Das Instrument ist ein Solid-Body-Modell, das mit Tonkammern ausgestattet wurde. Es wurden also Teile aus dem Korpus herausgefräst, was erfreulicherweise auch für eine Gewichtsreduktion sorgt. Anschließend wurden Boden und Decke aufgeleimt. Hier hat man sich für eine attraktiv gemaserte Ahorndecke entschieden, die durch die Lackierung sehr schön zur Geltung kommt. Die Tonkammern sorgen für einen halbakustischen Ton. Die Korpusform wird von Yamaha mit Double-Cut bezeichnet und ist komplett eigenständig, obwohl man möglicherweise eine gewisse Ähnlichkeit zum SG-Modell aus eigenem Hause herleiten könnte.
Eine Carbonverstärkung wurde gleichfalls im Korpus in der Nähe des Steges integriert. Sicherlich eine innovative Idee, die auch die Stabilität erhöht. Auch die sogenannte „Bierbauchfräsung“ wurde gefräst, die das Gewicht etwas reduziert und dafür sorgt, dass sich das Instrument gut am Körper anschmiegt. Hier wurde an alles gedacht, jedes Detail stimmt und fügt sich wunderschön in das Gesamtbild ein.
Hals
Der eingeleimte Mahagonihals besteht aus drei Teilen und wurde mit einer Carbonverstärkung ausgestattet, was die Stabilität sicherlich erhöht. Anschließend wurde ein Griffbrett aus Palisander (Rosewood) aufgeleimt. Die Griffbretteinlagen (White Lines) sitzen perfekt verarbeitet an den üblichen Positionen. Die Mensur und der Griffbrettradius von 12″ ist vergleichbar mit einem Les Paul Modell. Auch die Griffbrettbreite bewegt sich mit ihren knapp 42 mm in einem bekannten Rahmen. Die Halsstärke wird von Yamaha folgendermaßen angegeben (1. Bund: 21 mm / am 12. Bund: 24 mm)
Die 22 Jumbo-Bünde aus Edelstahl wurden in absoluter Perfektion eingesetzt, abgerichtet und poliert. Mit einer Neubundierung kann man sich auch bei regelmäßigem Gebrauch sicherlich Zeit lassen, da das Bundmaterial extrem hart ist.
Der Hals wurde unterhalb des Sattels etwas verstärkt, damit wurde die typische „Sollbruchstelle“ , die viele Gitarren aufweisen, eliminiert. Sollte die Gitarre unglücklicherweise einmal umfallen, würde sie es sicherlich relativ unbeschadet überstehen.
Elektrik & Hardware
Unsere Testkandidatin wurde mit zwei Yamaha Alnico P90 (Einspuler) bestückt. Erstaunlicherweise wurde hier ein 5-Wege-Schalter verbaut, wie man ihn von zahlreichen Stratocaster-Modellen kennt. Dieser ermöglicht ansprechende Sounds, wie wir später noch hören werden. An Bord sind jeweils ein Lautstärke- und ein Klangregler. Der Klangregler (Push-Pull-Poti) besitzt jedoch noch eine zusätzliche Funktion (Focus-Switch). Zieht man ihn heraus, werden die Höhen beschnitten, was wiederum weitere interessante Klangvariationen erlaubt.
Beeindruckend ist das extrem fette und sogenannte „Racing Tailpiece“, das bereits durch seine Masse und Formschönheit besticht und gleichzeitig einen guten Kontakt zur Decke herstellt, was einem guten Klang sicherlich zugutekommen dürfte. Die Hardware wurde komplett verchromt. Die montierten DieCast-Mechaniken laufen extrem sauber und sprechen stramm und präzise an. Auch das 3-lagige, cremefarbene Schlagbrett harmoniert wunderbar mit der Optik des Instruments. Sehr gelungen ist auch die schwarze Elektrikfachabdeckung aus Metall (Alu). Diese sitzt perfekt in ihrer Fräsung und schließt plan mit der Oberfläche des Bodens ab.
Handling
Das Instrument kommt ausgewogen auf den Knien zu liegen und fühlt sich sehr wertig und edel an. Man hat gleich das Gefühl, ein hochwertiges Instrument zu spielen. Die Verarbeitung, um es noch mal zu sagen, ist absolute Spitze. Selbst bei kritischer Beobachtung kann man keine Schwächen diesbezüglich entdecken. Die Saitenlage und Bundreinheit war ab Werk bereits gut eingestellt.
Der gute Chris Buck, der für einen traumhaften Klang bekannt ist, spielt die Revstar vermutlich nicht ohne Grund:
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Sound
Insbesondere durch die Tonkammern klingt das Instrument bereits trocken gespielt sehr ansprechend. Auffällig ist der recht perkussive Klang, den man von vielen Semi-Akustik-Modellen kennt. Die Revstar liefert ein ausgesprochen gutes Sustain.
Um die klangliche Flexibilität dieser Gitarre zu demonstrieren, habe ich in folgendem Klangbeispiel mehrmals quasi das Gleiche gespielt und mich zwischenzeitlich durch alle fünf Stellungen des 5-Wege-Schalters gearbeitet. Wir hören einen angezerrten Sound meines Peavey Classics, beginnen mit der Stegposition und enden am Hals:
Welche Schaltung hinter dieser Klangpalette steckt (weitere Anzapfungen des P90, Kondensatoren etc.), ist mir leider noch nicht bekannt, ich lasse mich diesbezüglich aber gerne belehren, denn das Prinzip, aus zwei Einspulern fünf ansprechende Sounds zu erhalten, ist absolut sinnvoll und brauchbar.
Nun hören wir den Steg-Pickup. Der P90 liefert einen schön aggressiven Biss, bleibt aber immer konkret ohne zu matschen:
Für Blues, Jazz oder Pop eignet sich der P90 am Hals sicherlich gleichfalls perfekt. Sollte der Sound zu viele Höhen haben, könnte man mit dem Focus-Switch schnell und effektiv die Höhen reduzieren und durch zusätzliches Drehen des Klangreglers weitere Klänge erzeugen, die auf allen anderen Gitarrenmodellen so nicht zu realisieren wären. Hier hat man sich wirklich Gedanken gemacht und Neues, vor allem Sinnvolles ausprobiert und integriert.
Auch die Mittelstellung des 5-Wege-Schalters liefert einen lebendigen Sound, der sich universell einsetzen lässt. Besonders empfehlenswert für Rockabilly und Country:
Natürlich kann die Revstar auch rocken. Auch hier liefern die Tonabnehmer einen ausgesprochen lebendigen Klang:
Abhängig vom Verzerrungsgrad wird natürlich auch ein Brummen zu hören sein, denn „richtige Singlecoils“ können es leider nicht lassen, da dies physikalisch bzw. naturgemäß leider unmöglich ist. Das Brummen bei verzerrten Sounds ist jedoch im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Sratocaster-Tonabnehmer deutlich weniger zu vernehmen.
Die Gitarre hat mich wirklich begeistert, da sie formschön, klanglich flexibel ist und absolut perfekt verarbeitet wurde. Das ist wirklich mal was anderes und dabei in allen Belangen hervorragend durchdacht.
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
Yamaha Revstar RSP02T Sunset Burst – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – MOTU M4 – Mac mit Logic (teilweise etwas Delay hinzugefügt)
Aber sowas von zum Verlieben! :-)
Na schönen Dank auch! Wie soll ich mich nun noch auf meine Arbeit konzentrieren, geschweige denn schlafen können? Ich fordere 1889,- € Schmerzensgeld, aufgrund grob fahrlässiger Beschreibungen. ;-)
Sehr schönes Gerät
Sicher ein gut verarbeitetes und gut klingendes Instrument wie man es von YAMAHA ja erwartet. Aber eine Schönheit ? Das nun wirklich nicht. Naja viele stehen ja auf den VW Bulli, der damals bis heute einfach nur bescheiden aussieht. Schon damals extrem häßlich. Allerdings stimmt bei YAMAHA ja Qualität und Sound. Es ist ja ein Musikinstrument für kreative Musikschaffende. Zum Glück, aber leider doch ein bisschen teuer
@suwannee Gut, das dein Geschmack für uns alle maßgeblich ist.
Finde es gut, dass Yamaha etwas abseits der üblichen Fender/ Gibson Formsprache auf dem Markt hat. Allein dafür muss man die Revstar schon mögen.
Mir gefällt die Revstar-Serie ausgesprochen gut. Allerdings haben die lokalen Musikläden die einfach nicht vor Ort. Und die mit dem großen T hin und her zu schicken, ist schon irgendwie eine Umweltschweinerei.
Ich habe zwar – noch – keine Revstar, aber gute Erfahrungen mit Yamahas gemacht 😎
Auf jeden Fall ein recht eigenwilliges Design, das sehr anspricht. Klanglich scheint sie ja auch zu überzeugen.
Eine kleine sprachliche Anmerkung: die Mechaniken laufen nicht „extrem Sauber“, sie laufen sauber oder unsauber. Sowas wird oft geschrieben, aber diese Steigerung ist Unsinn. Ist nicht schlimm, fällt mir nur schon länger auf.
Und eine Frage: warum wohl die Carbonverstärkung? Es gibt ja noch den Halsstab, Mahagoni ist ein stabiles und hartes Holz und ich habe bisher nirgendwo mitbekommen, das die Kombination Mahagonihals+Halsstab irgendwelche substantiellen Probleme hätte.
Ich bin noch auf der Suche nach einer P90 Gitarre, speziell für offene Stimmungen.
Yamaha hatte ich schon ewig nichtmehr auf dem Schirm!
danke fürs Vorstellen dieses Modells.
Die Revstar! Jahrelang für mich als Linkshänder unerreichbar da nicht als Lefty erhältlich. Jetzt hat das ein Ende. Zwar gibt es sie nicht in dieser wunderbaren Variante aber immerhin nicht nur als Sparvariante. Danke Yamaha!