Gelungenes Update!
Es sind bereits ein paar Jahre ins Land gezogen, seitdem wir Bassisten etwas Neues vom japanischen Unternehmen Zoom gehört haben oder gar mit neuer Ware versorgt worden sind. Langjährige und treue Amazona-Leser werden sich vielleicht noch zurückerinnern, dass der letzte bassspezifische Zoom Beitrag zum Mini-Multieffektgerät Zoom MS-60B Ende 2013 veröffentlicht worden ist. Der Testbericht zum Zoom B3 Multieffektgerät liegt sogar noch ein weiteres Jahr zurück.
Doch im Hause Zoom hat man die letzten Jahre natürlich nicht untätig am Schreibtisch gesessen und Däumchen gedreht. Wie zu erwarten, wurde in der Zwischenzeit eifrig an Produktinnovationen gewerkelt. Neben ein paar Erneuerungen für unsere dünn besaiteten Kollegen an der Gitarre, gibt es nun auch ein Schmankerl für die Tieftonfraktion.
Zoom B3n Bass Multieffektpedal
Im Detail handelt es sich dabei um die Weiterentwicklung der äußerst beliebten Zoom Multieffektgerätserie für Bass. Hinsichtlich der Namensgebung bleibt man sich relativ treu und geht keine Experimente ein. Zwar würde man nach dem Zoom B3, mittlerweile das Nachfolgemodell B4 erwarten, doch soweit will die firmeninterne Marketingabteilung dann anscheinend wohl doch nicht gehen. Somit heißen wir nun das brandneue Zoom B3n Multieffektgerät willkommen und nehmen die Eier legende Wollmilchsau mal genauer unter die Lupe.
Facts & Features
Ist das Zoom B3n erst einmal aus seiner schicken Transportbox befreit, lassen sich sogleich Parallelen zum Vorgängermodell erkennen. So beherrscht die weinrote Grundfarbe weiterhin das Gesamtbild des Gerätes. Ebenso ist die Einteilung des Bedienfeldes in drei Sektionen nicht von der Hand zu weisen. Jedoch ist das grundlegende Design ohne Zweifel weitaus erwachsener geworden und macht einen seriösen Eindruck. Die kantigere Gesamtgeometrie, die leichte Schräge auf der Front und die subtil detaillierten Fußtaster sprechen unter anderem dafür.
Die Größe des B3n fällt für ein Multieffektgerät mit 23,4 x 18,1 x 5,8 cm durchaus kompakt aus und nimmt somit nicht einmal die Grundfläche eines DIN A4 Blattes ein. Entsprechend zurückhaltend verhält es sich mit dem Gewicht, das lediglich 1,28 kg auf die Waage bringt. Beste Voraussetzungen also, um das Gerät noch in einem freien Fach im Gigbag oder Rucksack zu verstauen. Das mitgelieferte Netzteil findet dabei sicherlich auch noch ohne Probleme ein Plätzchen. Dieses wird auch zwingend benötigt, da sich das B3n nur über ein solches betreiben lässt. Eine freie Steckdose sollte sich somit immer in der näheren Umgebung befinden.
Im Hinblick auf die kompakte Größe und das Gewicht kommt man durchaus ins Staunen, wenn man die schier endlose Liste an Funktionen und Effekten betrachtet, die in diesem kleinen roten Kistchen stecken. Schon allein die beachtliche Anzahl an 67 Effekten lassen die Augen groß werden. Darunter lassen sich Effekte aus allen möglichen grundlegenden Oberkategorien finden. Angefangen von DYNAMICS, FILTER, DRIVE oder MODULATION, bis hin zu SFX, DELAY, REVERB und PEDAL umfasst jeder dieser Bereiche eine kunterbunte Auswahl an Effekten, die sich namentlich und klanglich meist an bekannten Referenzgeräten orientieren.
Weiter geht es mit den fünf Emulationen von berühmt, berüchtigten Verstärkermodellen samt zugehörigen Boxen, die versuchen, das charakteristische Klangbild dieser Rigs zu imitieren. Ein weiteres nützliches Feature ist der integrierte Looper, der bis zu 80 Sekunden Aufnahmezeit umfasst und darüber hinaus 68 Rhythmus-Pattern zur Verfügung stellt. Abgerundet wird das ganze Funktionsarsenal von einem chromatischen Stimmgerät, das nach Belieben eingestellt werden kann, um so die verschiedensten Bass-Tunings zu realisieren.
Unterm Strich also eine ganze LKW-Ladung an Equipment, würde man diese ganzen Funktionen als Einzelgeräte mit sich führen wollen, die in komprimierter Form im Zoom B3n untergebracht worden sind. Mal ganz abgesehen von der Investition, die für dieses Arsenal nötig wäre, die sich ohne weiteres im fünfstelligen Bereich bewegen würde.
Die Einteilung des Zoom B3n ist äußerst übersichtlich gegliedert. Auf der Oberseite lassen sich sämtliche Bedienelemente finden, um jegliche Funktionen dieses Multieffektgerätes steuern zu können. Auf der oberen Seitenfläche sind wiederum allerlei Ein- und Ausgänge zum Verkabeln angeordnet.
Im Detail besteht das oberseitige Bedienfeld aus drei identischen Sektionen, die jeweils aus einem LC-Display, vier Drehreglern, zwei Druckknöpfen und zwei Fußtastern bestehen. Die LC-Displays fallen mit einer Matrixanzeige von 128 x 32 Punkten nicht besonders überschwänglich aus und hätten durchaus etwas größer dimensioniert werden können. Gerade weil sich das Multieffektgerät doch meist in einer erheblichen Distanz von den Augen entfernt auf dem Boden befindet, fällt es schwer, diesen Umstand nachzuvollziehen.
Unter den drei Displays befinden sich wiederum jeweils vier Drehregler, die mit den Ziffern 1 bis 4 beschriftet sind. Je nachdem welche Funktion gerade ausgewählt ist, lassen sich über diese Potis die verschiedenen Parameter regulieren, die gerade darüber im Display angezeigt werden. Weiter unten lassen sich zwei TYPE-Taster finden, mit denen man in der Menüführung nach oben und unten schalten kann.
Zu guter Letzt beinhaltet jede dieser drei Sektionen jeweils noch zwei verschiedene Fußtaster. Über die runden, chromfarbenen Fußtaster FS 1, FS 2 und FS 3 lassen sich grundlegend die im Display ausgewählten Effekte ein- oder ausschalten. Jedoch werden diese Taster ebenso zur Bedienung des integrierten Tuners und des Loopers benötigt. Wie die Beschriftung der drei unteren Fußtaster schon vermuten lässt, dienen die beiden linken Taster einerseits zum Navigieren zwischen den einzelnen Bänken oder andererseits, um auf den Displays umher zu scrollen. Der MODE-Taster auf der rechten Seite umfasst wiederum verschiedenste Funktionen, was die Bedienung des Tuners oder des Looper angeht.
Abschließend seien noch der MENU-Taster und der CONTROL-Regler in der oberen, rechten Ecke des Bedienfeldes zu erwähnen. Diese werden benötigt, um allgemeine und grundlegende Einstellungen am Gerät vorzunehmen.
Auf der oberen Seitenfläche des B3n kommen wir nun zu den notwendigen Ein- und Ausgängen. Den Anfang macht dabei der obligatorische INPUT, um das Signal des Instrumentes an das Multieffektgerät zu senden. Direkt daneben folgt der AUX-IN, der es ermöglicht, das Signal einer externe Klangquelle, wie z.B. von einem MP3-Player, an das Gerät zu senden, um so über Playbacks oder zu Songs üben oder jammen zu können.
Ganz im Gegensatz zu diesen Eingängen befindet sich ziemlich mittig positioniert die OUTPUT-Sektion. Über zwei Klinkenausgänge im 1/4-Zoll Format lässt sich das B3n hier mit nachfolgenden Ausgabe- oder Aufnahmegeräten verbinden. Zur Ausgabe kann dies ganz klassisch der Bassverstärker sein, aber auch für Kopfhörer ist dieser Ausgang geeignet. Aufnahmegeräte müssen sich ebenso mit dem Klinkenformat begnügen. Einen Ausgang im XLR-Format sucht man leider vergeblich.
Weiter geht es mit dem CONTROL IN, an dem sich ein Expressionpedal anschließen lässt. Je nach ausgewähltem Patch lassen sich so effektspezifische Parameter steuern und das Pedal kann somit z.B. die Funktion eines Volume- oder Wah-Pedals übernehmen.
Nachfolgend lässt sich sogar ein USB-Anschluss am Zoom B3n finden. Diesbezüglich lässt sich über die Zoom Website die zugehörige Zoom Guitar Lab Software downloaden, über die man sehr übersichtlich die vorinstallierten Effekte und Patches verwalten kann. Es lassen sich sogar neue Effekte und Firmware-Versionen von der Zoom Website beziehen und nachträglich auf dem Effektgerät installieren. Darüber hinaus hält sich der Funktionsumfang dieser Software allerdings in Grenzen und es lassen sich lediglich Namensänderungen und Anpassungen an der Reihenfolge der Patches vornehmen. Die direkte Bearbeitung von Effektparametern im Interface dieser Software ist nicht möglich.
Zu guter Letzt sind im rechten Bereich nur noch der obligatorische POWER-Schalter und der Eingang für das beiliegende Netzteil zu finden.
Hinsichtlich der Verarbeitung gibt es am B3n wahrlich nichts zu beanstanden. Die Hülle besteht weitestgehend aus robustem Metall und selbst die beweglichen Komponenten, wie Taster und Regler, machen einen hochwertigen und langlebigen Eindruck. Selbst die Gummifüße auf der Unterseite machen einen guten Job und fixieren das Gerät sicher am Boden. Somit eine absolut sinnvolle Zusammenstellung. Schließlich sollten gerade Bodeneffektgeräte über Jahre hinweg eine rabiate Behandlung und jede Menge Fußtritte einstecken können, ohne bereits nach kurzer Zeit schlapp zu machen.
Ausgehend von diesen ganzen Spezifikationen und den äußerlichen Qualitäten hinterlässt das Zoom B3n schon mal einen äußerst positiven Eindruck. Wie sich das Multieffektgerät jedoch in der Praxis schlägt und vor allem dabei klingt, soll nun geklärt werden.
Praxis & Sound mit dem Zoom B3n
Ist das Zoom B3n erst einmal fachmännisch zwischen Bass und Verstärker verkabelt und mit Strom versorgt, kann es nach Betätigung des Power-Schalters auch schon losgehen. Sogleich fangen die drei kleinen Displays an zu leuchten und der Produktname wird sogar während des Startvorgangs im mittleren Feld angezeigt. Sobald das Gerät betriebsbereit ist, werden die ersten drei Patches angezeigt. Jedoch startet das B3n praktischerweise bei jedem weiteren Start in der Darstellung, in der man die letzte Sitzung beendet hat. Nach einem spontanen Stromausfall muss also nicht erst hektisch nach dem zuletzt genutzten Patch gesucht werden.
Nun lassen sich nach Belieben die drei angezeigten Patches über die Fußtaster FS 1, FS 2 und FS 3 auswählen oder man blättert über die beiden unteren, linken Fußtaster durch alle weiteren Patches. Für diese erste Kennenlernphase der Patches sollte man genügend Zeit einplanen, schließlich sind bereits von Werk 75 Patches vorinstalliert, die ausgiebig ausgetestet werden wollen. Für alle weiteren persönlichen Patch-Kreationen stehen darüber hinaus noch weitere 75 freie Slots zur Verfügung. Mit insgesamt 150 möglichen Patches sollte es somit vorerst keine Platzprobleme geben. Und sofern es doch mal eng werden sollte, können nicht benötigte Patches auf dem Computer archiviert werden.
Bereits während des ersten Testdurchlaufs der Patches fällt die Klangqualität äußerst positiv auf. Vor allem im Vergleich zum Vorgängermodell ist nicht nur aus optischer, sondern auch aus klanglicher Sicht eine deutliche Weiterentwicklung festzustellen. Die Sounds wirken grundsätzlich sehr viel authentischer und runder mit einem überraschenden Detailreichtum. Besonders bei den Synth-Effekten ist die optimierte Signalverarbeitung auffallend, da sogar subtile Phrasierungen im Spiel sauber wiedergegeben werden, ohne dass es permanent zu Tracking-Fehlern kommt. Aber auch die Emulationen der fünf verschiedenen Verstärkermodelle sind gut umgesetzt worden. Zwar können diese Imitationen den Originalen natürlich nicht das Wasser reichen, aber man erkennt durchaus den markanten Grundsound eines jeden Modells.
Was die Bedienung angeht, ist das Durchschalten durch die vorhandenen Patches so weit intuitiv möglich, ohne vorher einen Blick in die Bedienungsanleitung werfen zu müssen. Will man jedoch die weiteren Funktionen wie den integrierten Tuner oder den Looper nutzen, so kommt man nicht darum herum, die entsprechenden Seiten der Anleitung zu studieren. Zwar sind die einzelnen Schritte durchaus leicht zu merken und wirklich nicht kompliziert, da die Anleitung eher grafisch und daher leicht verständlich aufgebaut ist. Nachsehen muss man aber eben dennoch.
Genauso verhält es sich mit dem Anlegen oder dem Ändern von Patches. Alles kein Hexenwerk. Um die Abläufe aus dem Stegreif zu beherrschen, muss man allerdings etwas Routine sammeln. Ein typisches Phänomen von Multieffektgeräten. Viele Funktionen auf kleiner Fläche wollen eben erst einmal bedient werden.
Abgesehen von der Bedienung funktioniert der Tuner wie auch der Looper einwandfrei. Der Tuner reagiert sehr agil und man erhält dank der übersichtlichen Anzeige in Windeseile die gewünschte Stimmung. Wahlweise lässt sich sogar im Bypass-Mode oder lautlos stimmen. Der Looper ist mit bis zu 80 Sekunden Aufnahmezeit äußerst solide aufgestellt, um mit eigenen Kompositionen herum zu experimentieren oder um beim Üben die persönlichen spielerischen Fähigkeiten zu prüfen. Besonders die 68 integrierten Rhythm-Pattern in den unterschiedlichsten Stilistiken erweitern die Einsatzmöglichkeiten des B3n ungemein, sei es, um Solopassagen aufzupeppen oder um mit etwas Übung und Kreativität die Karriere einer One-Man-Band zu starten. Natürlich eignet sich dieses Feature ebenso bestens, um den Schlagzeuger der Band zu piesacken.
Einzig der fehlende XLR-Ausgang schmälert ein wenig die Euphorie um das Zoom B3n Multieffektgerät. Zwar funktionieren die 1/4 Zoll Klinkenausgänge ebenso, um in Recording- oder Livesituationen ein Signal an den Mixer zu senden, jedoch würde ein XLR-Ausgang die Flexibilität dieser kleinen roten Kiste erheblich erweitern.
Ein schöner Bericht. Danke dafür.
@4finger Ich hab zwar nur wenig Ahnung von Basskrams, aber das hier ebenfalls gerne gelesen, Thumbs up! :)
@Zetahelix Hallo 4finger und Zetahelix ••,
vielen Dank für das positive Feedback :)
….hate der denn noch einen „richtigen“ octaver oder nur den hier angespielten harmonizer mit oktave tiefer, ner ewigen latenz und schwabbel-sound?
@calvato Hallo calvato •,
vielen Dank für dein Kommentar und dein Interesse am Bericht des Zoom B3n.
Der Zoom B3n hat unter den Modulation Effekten den Effekt Typ „Ba Octave“, der dem original Sound eine tiefere Oktave hinzumischt.
Über den Effekt Typ „Ba Detune“ lässt sich nach Belieben auch ein höherer Ton hinzumischen.
Das ist letztendlich Einstellungssache und abhängig von der Programmierung des Patches.
Hier im Test wurde der vorhandene Patch +LoOctave für das Klangbeispiel verwendet.
Bei der Qualität der Effekte muss man bei Multieffektgeräten sicherlich gewisse Abstriche machen. So z.B. im Hinblick auf einen reinrassigen Octaver.
Aber unter Anbetracht des Gesamtpreises und der Weiterentwicklung nach dem Vorgängermodell, hat die Klangqualität des Zoom B3n einen deutlichen Fortschritt gemacht.
Habe das Teil seit einem halben Jahr. Bin wirklich zufrieden. Allerdings benutze ich eigentlich nur Gate, Kompressor und verschiedene Pre-Amps und hin und wieder einen Phaser. Funktioniert für mich einwandfrei. Hätte allerdings lieber sowas wie einen B3Xn kaufen mögen. Warum Zoom bei den Geräten überhaupt zwischen Gitarren- und Bass-Varianten unterscheidet, bleibt mir für immer ein Rätsel. Die Produktionskosten ließen sich sicherlich weiter senken, wenn man nur eine Hardware produzieren würde und den User entscheiden lassen würden, welche Software-Module er auf das Gerät lädt und für welches Instrument er es benutzt.
scheint echt ein brauchbares Teil zu sein, ich verwende immer noch das Boss GT-10B, aber die Sounds hier klingen echt amtlich…muss ich schon sagen
Zu Test! Mich würde interessieren wie sich die Zoom Treter für Synthesizer machen. Ich hatte vor die Mooer Ocean Machine zu testen nur scheinen die Zoom Gerät viel mehr zu bieten.
@bytechop Die Frage ist zwar schon etwas älter aber ich habe sie jetzt erst gesehen.
Also habe ich den B3n an der Novation MiniNova getestet (andere werde ich auch probieren). Es funktioniert ausgezeichnet. Die Effekte sind so wie sie sein sollen. Macht sich wirklich gut.