Gelungenes Multiffektgerät für Bass
Es ist bereits ein paar Jahre her, als das japanische Unternehmen Zoom mit dem Multieffektgerät B2 in der Bassergemeinde für Furore sorgte. Und das nicht zu unrecht. Schließlich hielt das kompakte und solide verarbeitete Zoom B2 Unmengen an Amp-Simulationen und Effekten bereit, die klanglich überzeugten. Darüber hinaus musste man dafür nicht all zu tief in die Brieftasche greifen.
Ein wünschenswertes Gesamtpaket mit einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis, das in den Markt der Multieffektgeräte, neben den beiden Größen BOSS und Digitech, etwas Schwung brachte. Vor allem unter Hobby- und semiprofessionellen Musikern löste das Gerät einen wahren Kaufrausch aus, da diese mit dem Zoom B2 einen problemlosen Zugang zu einem enormen Arsenal an Effekten erhielten, ohne dabei ein halbes Vermögen für einzelne Bodentreter ausgeben zu müssen, die alle auch noch transportiert werden wollen.
Lange war es nun ziemlich still um das Unternehmen Zoom und es machte den Anschein, als würden sich die Damen und Herren auf den Lorbeeren ihrer Eier legenden Wollmilchsau ausruhen. Doch falsch gedacht! Hinter den Kulissen wurde fleißig gewerkelt, sodass Anfang 2012 der offizielle Nachfolger des B2 auf dem schwer umkämpften Multieffektgeräte-Markt präsentiert werden konnte. Dieser wurde ganz pragmatisch auf den Produktnamen Zoom B3 getauft, um direkt an den Siegeszug des vorangegangenen Kassenschlagers anknüpfen zu können.
Ob das Zoom B3 Multieffektgerät letztendlich die hohen Erwartungen erfüllen kann, soll der nachfolgende Test klären.
Lieferumfang, Ausstattung & Verarbeitung
Geliefert wird das ca. 1,2 kg schwere und 23 x 54 x 17 cm große Zoom B3 in einer schuhkartongroßen Box, auf der bereits einige Informationen rund um das Multieffektgerät zu finden sind. Im Inneren der Verpackung lassen sich neben dem eigentlichen Objekt der Begierde noch das zugehörige Netzkabel, die Bedienungsanleitung und eine CD mit Steinbergs einsteigerfreundlichen Musiksoftware Sequel LE finden, um sogleich alle kreativen Ergüsse mit dem neuen Spielzeug digital festhalten zu können.
Nimmt man sich das Zoom B3 zum ersten Mal zur Brust, ist sofort das überarbeitete, eigenständige Design äußerst positiv auffallend. Im Vergleich zum futuristischen Space-Design des B2 ist das Zoom B3 deutlich erwachsener geworden und macht dank der anstandslosen Verarbeitung, samt der eingesetzten Materialien einen sehr hochwertigen Eindruck, was sich im Einzelnen wie folgt darstellt.
Wie es sich für fußbetriebene Bodeneffektgeräte gehört, ist das B3 zum Großteil mit einer robusten, in diesem Fall weinroten Metallverkleidung umhüllt, um so auch mal den einen oder anderen überhasteten Fußtritt überstehen zu können. Neben den drei Fußtastern sind alle weiteren wichtigen Bedienelemente einfach zugänglich und übersichtlich auf der leicht abgesenkten Oberseite aus schwarzem Kunststoff angeordnet. Schnell wird hier die Aufteilung des Bedienfeldes in drei gleiche Segmente deutlich, die jeweils aus drei Druckknöpfen, drei Endlosreglern, einem LC-Display und dem zugehörigen Fußtaster bestehen.
Jedes dieser drei Segmente ist als frei programmierbares Effektgerät anzusehen, welches mit einer von insgesamt 12 Amp- oder 99 Effektgerät-Simulationen belegt werden kann. Unter den Amp-Simulationen tummelt sich dabei das „Who is who“ der allseits bekannten und beliebten Bassverstärkermodelle, wie sie in Bass-Multieffektgeräten gang und gäbe sind. Aus markenschutzrechtlicher Sicht sind die Namen der Hersteller zwar leicht verfremdet, aber letztendlich dank der jeweiligen liebevoll gestalteten Symbolgrafiken auf dem Display eindeutig zu erkennen. Darunter fallen z.B. die Simulationen „SVT“, die natürlich für den berühmt-berüchtigten Ampeg SVT-Sound steht oder eben auch etwas kryptischer „Ag Amp“, die sich am kräftigen Klang eines Aguilar DB750 versucht. Darunter gesellen sich noch weitere Bassverstärker-Modelle von solch namhaften Herstellern wie Fender, SWR, Eden, Hartke, Markbass, Marshall, Gallien Krueger oder Acoustic, sodass man aus einem großen Pool unterschiedlichster Klangcharakteristiken auswählen kann.
Die 99 Effektgerät-Simulationen sind grundlegend in 10 Kategorien aufgeteilt. Darunter sind allerlei Effektgruppen vertreten, die auf keinem Effektboard fehlen dürfen. Ob Kompressoren, Filter, Verzerrer über Preamps, Modulationen, Delays, aber auch Reverb und Synthesizer-Effekte, es bleibt wahrlich kaum ein Wunsch offen. Man muss sich nur einmal die unzähligen Kombinationsmöglichkeiten vergegenwärtigen, die mit diesen drei Effektslots und den jeweils 111 Effekten möglich sind. Wie auch bei den Amp-Simulationen sind in dieser Effektauflistung einige beliebte Bodentreter mit ihren charakteristischen Eigenheiten nachgebildet worden.
Bedienung
Die Bedienung der einzelnen Effekt-Segmente gestaltet sich dabei folgendermaßen. Über die beiden Knöpfe, Type hoch und runter, lässt sich für jeden Slot die gewünschte Amp- bzw. Effekt-Simulation auswählen und die zugehörigen Parameter über die drei Endlosregler den eigenen Bedürfnissen anpassen. Da drei Parameter meist nicht ausreichen, um eine Simulation zufriedenstellend zu modifizieren, ist je nach Simulation der Knopf „Page“ verfügbar, der weitere Menüseiten aufruft, um noch tiefer gehende Einstellungen vornehmen zu können. Ob ein Slot mit dem jeweiligen Effekt aktiv sein soll oder nicht, lässt sich wie gewöhnlich über den zugehörigen Fußtaster bestimmen.
Wie über die deutliche Beschriftung der Fußtaster deutlich gemacht wird, sind diese, neben ihrer Funktion der De- bzw. Aktivierung, noch mit einer weiteren Funktion doppelt belegt. Dabei lässt sich über Betätigung des Fußtasters eins für eine Sekunde und nachfolgend mit Fußtaster zwei und drei durch die einzelnen Patches oder gar Bänke navigieren. Ebenso lässt sich auf diese Art und Weise der integrierte Tuner auf dem Fußtaster zwei aktivieren. Beim Fußtaster drei gelangt man mit diesem Vorgehen zum Looper, der ganze vierzig Sekunden Aufnahmezeit bereithält, die wahrlich ausreichen, um selbst längere Phrasen aufzunehmen und weitere Overdubs darüber zu legen.
Weiter geht es am oberen Rand des Bedienfeldes. Um einen schnellen Einstieg in das Zoom B3 zu gewährleisten, lassen sich über die beiden Knöpfe Patch Select hoch und runter vorprogrammierte Effektkombinationen auswählen. Doch nicht nur stinknormale „Werksounds“ tummeln sich darunter. Denn keine geringeren Saitenkünstler als der unglaubliche Victor Wooten, der experimentierfreudige Doug Wimbish, so wie die beiden Metaller Frank Bello und David Ellefson ließen es sich nicht nehmen, speziell für das Zoom B3 ihre eigenen Signature-Patches zu programmieren. Diese Kombination könnte besser nicht sein. Schließlich stehen diese vier Persönlichkeiten für die unterschiedlichsten Musikstile wie Rock, Metal, Jazz oder Fusion, sodass dies ein breites Spektrum an unterschiedlichsten Patches zur Folge hat.
Hinter den beiden folgenden Knöpfen Tap und Rhythm verbergen sich essenzielle Funktionen, um rhythmusbasierende Effekte und Features zu steuern. Über den eigentlich schon fast von selbst erklärenden Taster Tap lässt sich bei Effekten wie Tremolo, Delay, Slicer etc. das gewünschte Tempo über kontinuierliches Betätigen des Tasters interpolieren. Die Funktion des Tap-Knopfes kommt ebenfalls beim benachbarten Rhythm-Taster zum Tragen, hinter dem sich eine waschechte Drum-Machine verbirgt. Nach Betätigung dieses Knopfes erhält man Zugang zu einfachen Metronom-Klicks mit unterschiedlichen Taktarten, aber auch zu etlichen Drum-Styles wie Funk, Rock, Punk oder Shuffle-Grooves. Dieses Feature stellt eine wunderbare Unterstützung beim Üben dar, um so hin und wieder dem drögen Klick eines einfachen Metronoms zu entfliehen.
Den Abschluss des oberen Bedienfeldes bilden die letzten drei Taster Total, Store/Swap und Global, die einerseits zur Erstellung und Verwaltung von neuen Patches samt deren Parameter dienen und um Grundeinstellungen hinsichtlich Lautstärkepegel oder Tapping-Tempo vorzunehmen, die das gesamte Gerät und alle Patches betreffen.
Anschlüsse
Um alle diese Produkteigenschaften akustisch hörbar zu machen, sind auf der oberen Seitenfläche alle notwendigen Anschlussmöglichkeiten vorzufinden. Beginnend auf der linken Seite zeigt sich zuerst der Eingang für das Instrumentenkabel, der je nach vorliegendem Instrument mit dem benachbarten Knopf auf passive, wie auch auf aktive E-Bässe angepasst werden kann. Für jede Situation gewappnet folgt darauf die Output Sektion, die drei verschiedene Formate zum Anschluss bereithält. Den Anfang macht ein XLR-Anschluss, der bei Live-Auftritten über einen Mixer samt PA-Anlage, wie auch bei Recording-Zwecken, beste Voraussetzungen bietet. Ob das ausgegebene Signal vor oder nach dem Effektblock abgegriffen werden soll, lässt sich dabei über den Pre/Post-Schalter bestimmen. Und sofern es mal aus unerfindlichen Gründen brummen sollte, schafft der Ground-Lift-Schalter Abhilfe.
Des Weiteren sind am Zoom B3 natürlich auch ganz klassisch Ausgänge im Klinkenformat vorhanden, um das Signal einem Bassverstärker zuzuführen. Diese Ausgänge ermöglichen sogar mit je einem Output für rechts und links den Betrieb in Stereo. Zudem stellt der linke Ausgang gleichermaßen einen Kopfhöreranschluss dar, sodass dem leisen heimischen Üben nichts im Wege steht. Die dritte Ausgabemöglichkeit erfolgt über den USB-Anschluss, sodass sich das Gerät in der jeweilig bevorzugten Recording-Software als Audio-Interface nutzen lässt.
Sogar ein optionales Wah- oder Volumepedal lässt sich am Zoom B3 über die Control In-Buchse anschließen, mit deren Unterstützung sich der Funktionsumfang einiger Effektsimulationen voll ausnutzen lässt. Den Abschluss bildet der Anschluss für das beigelegte Netzteil samt dem Power-Schalter. Dieser kann im Betrieb mit USB-Kabel sogar in der OFF-Stellung verharren, da sich das Zoom B3 in diesem Modus automatisch aktiviert. Zieht man den Schalter nach ganz links auf On, so ist das Gerät aktiviert und verrichtet seine Dienste. Anders gestaltet sich dies im mittleren „Eco-Modus“. In dieser Stellung schaltet sich das Gerät nach 25 Minuten ohne Signal automatisch in den Standby-Modus, um Energie zu sparen. Dies ist vor allem im Betrieb mit Batterien äußerst hilfreich, die in das Batteriefach an der massiven Bodenplatte eingelegt werden können. Somit lässt es sich sogar abseits von häuslichen Steckdosen mit lediglich vier AA-Batterien im Freien über Kopfhörer musizieren. Letztendlich seien nur noch die vier Gummifüße an der Bodenplatte erwähnt, die dem Effektgerät einen sicheren Stand auf glatten Bodenoberflächen bieten.
Praxis & Sound
Wie bereits zuvor erläutert, ist die grundlegende Bedienung des Zoom B3 wahrlich kein Hexenwerk und erlaubt dem Nutzer intuitiv einen raschen Einstieg, ohne zuvor die Bedienungsanleitung durchblättern zu müssen. Die einzelnen Funktionen sind übersichtlich und verständlich beschriftet, sodass selbst Multieffektgerät Neulinge ohne Angstschweiß auf der Stirn die ersten Schritte mühelos bewältigen sollten. Dabei hilft das in drei gleiche Segmente eingeteilte Bedienfeld ungemein, da man einerseits stets einen guten Überblick über die verwendeten Simulationen behält und andererseits sehr schnell die gewünschten Änderungen an dem relevanten Effekt vornehmen kann. So kommt man, wie eben auch bei einzelnen, realen Effektgeräten, seinem persönlichen Wunsch-Sound intuitiv näher. Und selbst wenn man z.B. beim Programmieren von neuen Patches nicht mehr weiter weiß oder ins Stocken gerät, liefert die Anleitung stets, Schritt für Schritt erklärt, Auskunft über alle essenziellen Funktionen.
Wem das Erstellen von einzelnen Patches direkt am Zoom B3 dennoch zu aufwendig erscheinen sollte, kann dies ebenfalls über die kostenlose Software Edit&Share bewerkstelligen. Diese ist als freier Download auf der Zoom Website zu finden und ermöglicht über eine leicht verständliche Programmstruktur das Erstellen, Editieren und Verwalten von persönlichen und werksseitigen Patches auf dem Zoom B3. Wie der Name des Programm schon deutlich macht, ist zudem ein problemloser Austausch von Patches mit anderen Nutzern des B3 möglich, die nach kurzem Googeln in diversen Bass-Foren zu finden sind.
Doch zuallererst liegt das Hauptaugenmerk sowieso auf den vorprogrammierten Patches, die wissbegierig nach und nach angespielt werden, um den Funktionsumfang, wie auch die klangliche Qualität der Effekte des Zoom B3 einschätzen zu können. Während diesem Durchblättern der Patchliste wird schnell eine deutliche Weiterentwicklung im Vergleich zum Zoom B2 deutlich. Der Grundsound ist nicht mehr so crisp und rauschend wie zuvor beim Vorgänger und macht einen angenehm runden und harmonischen Eindruck. Ganz egal, ob Amp- oder Effekt-Simulation, die Sounds kommen meist sehr nahe an das entsprechende Original heran und bringen die jeweiligen klanglichen Eigenschaften deutlich zum Ausdruck.
Lediglich bei Synthesizer-Effekten stößt das Zoom B3 vereinzelt an seine Grenzen, da das Tracking in diesem Fall nicht immer ganz so saubere Ergebnisse liefert, wie man es sich wünscht. Dies wird vor allem bei schnellen Phrasen oder tiefen Tönen ab dem siebten Bund auf der E-Saite deutlich, da hierbei die Verarbeitung nicht mehr ganz so flüssig abläuft bzw. nicht mehr die korrekten Tonwerte liefert. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl und Anpassung der eigenen Spielweise lässt sich dieses Problem aber dennoch gut in den Griff bekommen.
Das Bass Multieffektgerät B3 on YouTube
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