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Test: Zoom F6, Multitrack Fieldrecorder

Kompakter Recorder

9. November 2019
zoom f6

Zoom F6, Multitrack Fieldrecorder

Ende 2015 hatte Zoom mit dem F8 einen professionellen 8-kanaligen 10-Spur Fieldrecorder mit acht Mikrofonvorverstärkern plus Timecode herausgebracht und damit für ein gehöriges Beben auf dem Markt gesorgt. Ein Jahr später legten die Japaner mit dem abgespeckten 6-kanaligen 8-Spur Zoom F4 nach, um im letzten Jahr dann noch mit dem F8n eine verbesserte Version des F8 zu präsentieren – unter anderem mit der Möglichkeit, gleichzeitig auf SD-Karte und im Interface-Modus auf PC oder iOS-Geräten aufzunehmen.

Im Test bemängelten wir damals unter anderem die fehlende Overdub-Funktion und den langen, umständlichen Batterietausch. Hat Zoom es geschafft, die Mängelliste des F8n beim F6 abzuarbeiten? Bringt der F6 ein paar technische Neuerungen mit oder ist das „nur“ eine verkleinerte Version des F8? Der Hersteller verspricht: „The F6 is poised to be your new secret weapon.“ Na, das schauen wir uns gleich mal an.

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Zoom F6

Zoom F6: Kompakt, aber gut bedienbar

Überblick zum Zoom F6

Bevor wir loslegen kurz ein kleiner Überblick über die technischen Eckpunkte. Was sich dahinter im Einzelnen verbirgt, kläre ich anschließend. Der Zoom F6 ist ein sechskanaliger Multitrack Fieldrecorder mit ebenso vielen Vorverstärkern und insgesamt 14 Spuren, 32 Bit Float-Aufnahmeverfahren, duale A/D-Wandler und Look-Ahead Hybrid Limitern, die vor Übersteuerungen schützen sollen und einem noch einmal verbesserten Timecode. Der Zoom F6 kann auch als Audiointerface genutzt werden, dann mit sechs Ein- und vier Ausgängen.

Unterstützt werden Aufnahmen bis 96 kHz (im 32 Bit Float Modus) bzw. bis 192 kHz (bei 24 Bit); als Formate können wahlweise WAV oder MP3 gewählt werden. Der Input-Gain über Mic-In schließlich wird mit +12 bis +75 dB angegeben, das Grundrauschen mit -127 dBu.

Ausgepackt: Das ist mit dabei

Mit zum Lieferumfang gehört natürlich erstmal der Zoom F6 selber. Der – wie schon der F4, den ich Anfang 2017 hier getestet hatte – in natura wesentlich kompakter und kleiner wirkt als auf den Fotos; da falle ich bei Zoom jedes Mal aufs Neue rein. Mit seinen Abmessungen von gerade einmal 100 x 119,8 x 62,9 mm und einem Gewicht von 520 g passt der F6 sogar noch in größere Jackentaschen (wenn es denn sein muss), ist aber in jedem Fall leicht zu transportieren. Damit ist er deutlich kleiner und leichter als der F4 (180 x 140 x 55 mm, 1,03 kg) – zumindest in dieser Hinsicht ist der F6 wohl schon mal keine Zwischenstufe zwischen F8 und F4.

Ebenfalls mit dabei ist ein Adapter zur Kamera-Montage (CM-F6). Der wird mit vier Schrauben auf der Oberseite des Zoom F6 befestigt; über die Gewindeschraube des Adapters kann dann eine Kamera angebracht werden; der F6 hängt dann also unter der Kamera bzw. befindet sich zwischen Kamera und einem Stativ (dafür hat der F6 eine 3/8-Gewindebohrung).

Sonst noch was? Ja – vier Batterien (AA) und eine gedruckte deutsche Schnellstart-Anleitung (DIN-A-5, 15 Seiten), plus – als nette Beigaben – die obligatorischen Downloadcodes für die LE-Versionen von Wavelab und Cubase, das war es dann aber auch schon. Was vermisse ich? Zum Beispiel ein Netzteil; das nämlich gibt es beim F4 dabei, samt AD-19-Adapter (Wechselstrom auf Hirose), das kostet ja nicht die Welt (genauer: 12,90 Euro). Und auch das Handbuch war beim F4 mit 156 Seiten noch umfangreicher. Das finden wir beim Zoom F6 als PDF auf der Produktseite. Was ich bei einem Gerät, das für den Außeneinsatz gedacht ist, doch etwas unschön finde; da möchte man doch vielleicht mal eben in der Pampa was nachschlagen, ohne sich erst das Dokument aufs Smartphone zu laden.

Der Zoom F6 lässt sich auch unter eine Kamera montieren

Exkurs 1: Optionales Zubehör zum F6

Als zusätzliches Zubehör führt Zoom unter anderem den BTA-1 Bluetooth-Adapter (39,- Euro) auf. Durchaus eine nützliche Sache, wenn man den F6 über die kostenlose F6 Control App (iOS) fernsteuern möchte. Noch schöner wäre es natürlich gewesen, dem F6 gleich eine Bluetooth-Funktionalität zu implementieren, statt auf einen zusätzlichen Dongle zu setzen. Praktisch ist auch das schon angesprochene USB-Netzteil Zoom AD-17 mit 5V/1A (12,90 Euro) für den stationären Betrieb; aber so was hat man eventuell ja auch schon zu Hause.

Garantiert nicht zu Hause hat man aber sicher die passende Tasche. Der „K-Tek Stingray KSF6 Zoom F6 Bag“ ist eine stabile Tasche mit Hüftgurt und einer obenliegenden Klappe; ist die geöffnet, hat man direkten Zugriff auf den F6, Kabel können über Seitenklappen gesteckt werden. Sehr praktisch, um den F6 sicher und wetterfest am Körper zu verstauen, aber trotzdem damit arbeiten zu können (ohne ihn irgendwo abstellen zu müssen). Zwar sind 129 Euro schon ein recht stolzer Preis für dieses Behältnis, doch wer regelmäßig mit dem F6 im Freien unterwegs ist, wird wohl nicht darum herum kommen.

Ebenfalls möglich schließlich ist der Betrieb des F6 mit dem 8-Spur Minimixer Zoom F-Control (FRC-8), mit 60 mm Fadern, Track Scene Edit-Knöpfen und externer Stromversorgung (299 Euro). Es geht aber auch gut ohne.

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Zoom FRC-8

Die optionale Zoom F-Control lässt sich auch mit dem Zoom F6 nutzen

Angeschaut: Der Zoom F6 ist manövertauglich

Hätte der Zoom F6 jetzt noch eine Camouflage-Lackierung, wäre die Illusion eines Gerätes für die militärischen Außeneinsatz perfekt: Massives Stahlgehäuse, bei dem sämtliche Teile (zum Teil fett) verschraubt sind und das auf kleinen Stahlstangen mit Gummifüßen ruht, dazu eine recht ausgefallene Formgebung, die entfernt an ein Mittelding zwischen Drohne und Nachtsichtgerät erinnert – ja, das Teil kann man sich auch im Manöver vorstellen. Selbst vermeintliche Kleinigkeiten wurden bei der stabilen Ausführung berücksichtigt: So ist selbst die gut befestigte Klappe für den SD-Schacht aus Metall – und nicht der sonst übliche Gummilappen, den man nach ein paar Wochen in der Hand hat. Und der (natürlich metallene) Deckel des Batteriefaches auf der Unterseite wird nicht einfach nur gesteckt, sondern ist über eine massive Schraube gesichert, die sich auch per Hand aufdrehen lässt. Das ist zum einen praktisch, verstärkt aber zum anderen auch das beruhigende Gefühl, dass der Zoom F6 auch unter den widrigsten Bedingungen nicht aufgibt.

Zoom F6

Ist es eine Drohne? Ein Nachtsichtgerät? Nein, es ist der Zoom F6

Angeschaut: Der Recorder F6 ist extrem kompakt

Die sehr kompakte Bauform bringt es mit sich, dass wirklich jeder Quadratmillimeter des Gehäuses mit Bedienelementen, Anschlüssen oder Anzeigen genutzt wurde; mehr ging wirklich nicht mehr. Trotzdem haben die Entwickler es geschafft, dabei eine logische Ordnung beizubehalten; alles ist da, wo man es braucht und vermutet.

Auf der Frontseite befindet sich mittig das hintergrundbeleuchtete LCD-Farbdisplay. Obwohl das mit 1,54 Zoll /240×240 Pixeln eher winzig ist (Zoom F8n: 1,9 Zoll), ist die Anzeige doch erstaunlich detailliert und gut ablesbar. Direkt daneben vier (ebenfalls winzige) Multifunktionsbutton für das Menü bzw. die Playback-Funktionen und den PFL-Screen. Trotz der Enge sind die recht gut erreichbar, wenn auch mit spitzem Finger. Unterhalb des Displays befindet sich die Transport-Abteilung (Rec und Play sind beleuchtet), an den Rändern dann die sechs „Track Knobs“ – als Drehregler ausgeführte Pegelsteller, die bei Nullstellung deutlich vernehmbar einrasten. Zu jedem dieser Regler gehört auch eine Status-LED, die die Betriebsart des Kanals anzeigt: Aufnahmebereit, Playback-Track enabled, PFL-Monitoring oder ausgeschaltet; so hat man alles auf einen Blick parat.

Links und rechts an den Seiten (und nicht auf der Rückseite) befinden sich sämtliche Anschlüsse. Das hat den Vorteil, dass man a) keine Kabel vor dem Display baumeln hat und b) dass man den F6-Zoom „mit dem Gesicht nach oben“ in eine Tasche stellen kann, da die Rückseite frei bleibt; bei der angesprochenen Stingray-Tasche lassen sich ja dann auch die Seitenklappen öffnen, um an die Anschlüsse zu kommen – insgesamt alles sehr durchdacht. Einziger kleiner Minuspunkt: Auch der Powerbutton ist – relativ weit unten – an der Seite untergebracht und ist so – bei geschlossener Tasche, schlecht zu erreichen. Aber gut, vorne war nun wirklich kein Platz mehr.

Zu den Anschlüssen gehören je drei XLR/Klinke-Kombibuchsen – natürlich gesichert und einzeln verschraubt, so dass man die im Falle eines Falles vermutlich sogar relativ leicht auswechseln könnte, dazu auf der linken Seite eine Miniklinkenbuchse für den Kopfhörer (mit Pegelrad) und ein Timecode In/Out, ebenfalls Miniklinke. Auf der rechten Seite ein Line-Out (Miniklinke), eine USB-C-Buchse (zur Verbindung zum PC oder für ein USB-Netzteil) sowie – unter einer dicken Gummikappe verborgen – der proprietäre Anschluss für einen Wireless-Adapter wie etwa den BTA-1.

Auf der Rückseite schließlich der angesprochene SD-Schacht plus die Aufnahme für einen optional erhältlichen Akku für die Sony-L-Serie.

Zoom F6

Das Batteriefach des Zoom F6

Exkurs 2: Möglichkeiten der Stromversorgung

Der Zoom F6 kann auf drei Arten mit Strom versorgt werden. Da ist zum einen die Möglichkeit, vier AA-Batterien einzusetzen. Je nach Batterie-Art (Alkaline, NiMH mit 2.450 mAh oder Lithium Batterien) und je nach Recording-Art, Display und Phantom-Power gibt der Hersteller da Betriebszeiten zwischen einer halben Stunde (192 kHz/24 Bit auf sechs Kanälen mit zugeschaltetem Phantompower und Alkaline-Batterien) und 16,5 Stunden an (48 kHz/16 Bit auf zwei Kanälen ohne Phantom-Power, mit Lithium-Batterien). Was ich aber angesichts der Fülle der Möglichkeiten nicht im Einzelnen nachgeprüft habe.

Eine andere Möglichkeit der Stromzufuhr im Außeneinsatz ist der Einsatz eines Akkus für die Sony-L-Serie – etwa der NP-F970; der ist mit rund 200 Euro zwar nicht gerade günstig, aber was Laufzeit und Handling angeht, gegenüber der Batterielösung klar im Vorteil. Stationär schließlich lässt sich über den USB-C-Anschluss auch ein 5V/1A-Netzteil anschließen, etwa das Zoom AD-17. Sind mehrere Stromversorger gleichzeitig angeschlossen, werden die in der Reihenfolge USB, EXT (L-Battery) und AA-Batterie genutzt.

32 Bit Floating und duale A/D-Konverter: Mehr Dynamik, mehr Headroom

Das Problem kennt jeder: Gerade bei Außenaufnahmen ist es schwer, das Aufnahmegerät so einzustellen, dass man am Ende einen durchweg vernünftigen Pegel hat. Regelt man so weit runter, dass jede mögliche Clipping-Gefahr gebannt ist, gehen unter Umständen die ganz leisen Geräusche verloren oder werden überdeckt, hebt man den Pegel deshalb etwas an, muss man mit eventuellen Spitzen leben. Ein traditioneller Limiter ist da auch nicht der Königsweg und ständig nachpegeln ist im Außeneinsatz auch nicht immer möglich. Und bei einer späteren erforderlichen Nachbehandlung der Audiofiles ist auch nichts mehr zu retten: Da rauschen die zu leisen Passagen beim Anheben und klingen die zu lauten Passagen trotz nachträglicher Anpassung eben immer noch verzerrt, nur eben leiser – ist bekannt.

Der Zoom F6 geht dieses Problem an, indem es (meines Wissens als erster Field-Recorder) 32 Bit Float-Aufnahmen in Verbindung mit dualen A/D-Wandlern anbietet. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen auf der Hand: 32 Bit Floating bietet mehr Headroom als herkömmliche 24 Bit Aufnahmen; theoretisch haben 32 Bit Fließkomma-Audiodateien einen Dynamikumfang von bis zu 1680 dB, gegenüber möglichen 144 dB bei 24 Bit Aufnahmen – klar, ist wie gesagt reine Theorie, aber unter dem Strich trotzdem deutlich mehr möglicher Headroom bei den Aufnahmen – das schafft schon mal Sicherheit (benötigt aber auch 50 % mehr Speicherplatz als 24 Bit Aufnahmen). Der Limiter ist im 32 Bit Mode dann auch außer Betrieb.

Hinzu kommt, dass – dank dual A/D – die leisen Signale von einem, die lauten von dem anderen Wandler verarbeitet und dann in ein File überführt werden. Damit lässt sich eine viel größere Dynamic-Range verarbeiten. Und schließlich hat der Zoom F6 die dazu passenden, komplett neuen Vorverstärker mit hohen Gain-Reserven von bis zu 75 dB und einem sehr niedrigen Grundrauschen von -127 dBu.

Wer mit 24 Bit aufzeichnet, wird ebenfalls versorgt: Hier sollen die Advanced Look-Ahead Hybrid Limiter Schutz vor Übersteuerungen bieten. Dabei wird das Signal um eine Millisekunde verzögert, so dass eventuelle Peaks zuverlässig abgefangen werden können. Wie das alles dann in der Praxis funktioniert, checken wir gleich.

Zoom F6

Das Display: Klein, aber fein.

Weitere Features

Was hat der Zoom F6 sonst noch zu bieten? Nun, zum Beispiel einen – dank eines „temperaturkompensierten Quarzoszillators“ – stets exakten Timecode mit einer Genauigkeit von 0,2 ppm. Oder einen „Automix-Modus“, der für jeden Track einzeln geschaltet werden kann, der bei Aufnahmen mit mehreren Mics die Wahrscheinlichkeit eines Feedbacks verringert und Hintergrundgeräusche dezimiert. Oder die Möglichkeit, im Ambisonics-Modus die Signale der Eingänge 1-4 für VR/AR ins Ambisonic-B-Format zu konvertieren (Aufnahme in Ambisonics A, AmbiX oder FuMa) und mit dem kostenlosen Ambisonics Player zu editieren. Oder die Fernsteuerung via Bluetooth über die – ebenfalls kostenlose – iOS-App. Oder das gleichzeitige Aufnehmen auf SD-Karte und PC oder bis zu sechs Sekunden PreRecording. Und vieles mehr.

Der Zoom F6 in der Praxis: Handling

Vorweg: Das Handling ist – trotz der äußerst kompakten Größe und den damit verbundenen recht kleinen Regler und Knöpfen sehr angenehm. Mit vier Tasten geht es bequem durch die gute, aufgeräumte Menüstruktur; bei unzulässigen Eingaben – etwa beim Versuch, im 32 Bit Modus einen Limiter zu aktivieren – gibt es eine erklärende Meldung, warum das gerade nicht funktionieren kann. Die Spur-relevanten Features wie Quelle, Trim Limiter oder Pan sind auf einer Sonderseite versammelt, die über die Abkürzung eines einzelnen Tastendrucks erreichbar sind.

Das Display lässt sich dabei aus jedem Winkel und in jeder Lebenslage sehr gut ablesen und zeigt stets alle wichtigen Infos – Pegelanzeigen, Laufzeiten, Fader-Stellungen, Take-Namen, Stromquelle und verbleibender Power, Timecode und so einiges mehr – und das alles auf 1,5 Zoll. Nicht übel.

Kleinere Probleme machen in der Praxis nur die Kennlinien auf den Pegelstellern mit ihrer glänzenden Oberfläche, die sich bei Kunstlichteinfall schwer erkennen lassen. Kleiner Hinweis: Vor der Aufnahme mit einem +48V-Mikro muss man auf die Quelle „Mikro PH“ (Phantom Hosted?) umstellen und nicht das voreingestellte „Mikro“ nehmen; die Einstellung „+48V“ alleine reicht da nämlich nicht. Das steht zwar auch irgendwo so in dem 200-seitigen PDF-Handbuch; ich habe aber trotzdem erst einmal eine Viertelstunde gebraucht, bis ich darauf gekommen bin. Schon klar, „RTFM“. Aber sonst: Alles gut.

Der Zoom F6 bietet darüber hinaus viele kleine Extras und Annehmlichkeiten, die den Recording-Alltag erleichtern. Dazu gehört zum Beispiel die Möglichkeit, sich bei bestimmten Ereignissen – wie „Battery low“, „Recording Start“ oder „Recording Stop“ – kurze Warntöne über den Kopfhörer ausgeben zu lassen, deren Lautstärke sich sogar einstellen lässt. Auch kann ich während der Aufnahme Markierungen setzen und dabei optional auch gleichzeitig die Aufnahme pausieren, kann, wenn eine Aufnahme läuft, noch einmal die Recording-Taste drücken und so direkt eine weitere Aufnahme starten – oder kann gerade aufgenommenes Material, das augenscheinlich nicht meinen Ansprüchen genügt, per Shortcut sofort in den „False Take“-Ordner schieben.

Zoom F6

Sämtliche Anschlüsse sind an den Seiten untergebracht

Der Zoom F6 in der Praxis: Der Sound

Kommen wir zu der entscheidenden Frage: Wie klingt der Zoom F6? Erfüllen 32 Bit Float und dual A/D die Erwartungen? Kurze Antworten: „Richtig gut“ und „Ja“. Um das zu testen, habe ich einige Probeaufnahmen gemacht und dazu jeweils einen kurzen Text aus unseren News eingelesen; als Mikrofon kam dabei das Rode Broadcaster zum Einsatz. Aufgenommen wurde mit 16 Bit/48 kHz, mit 24 Bit/48 kHz und mit 32 Bit Float/48 kHz und das in jeweils drei Dynamikstufen: Normal, sehr leise und sehr laut (Pegelsteller dann zusätzlich auf +60 dB); während ich die normal gesprochenen Takes unverändert gelassen habe, habe ich bei den zu leisen Aufnahmen den Pegel anschließend in Sound Forge angehoben und die übersteuerten Pegel abgesenkt.

Das Ergebnis ist wirklich erstaunlich: Während die Aufnahmen mit 16 bzw. 24 Bit nach der Bearbeitung leicht rauschten bzw. immer noch verzerrt klangen, war die 32 Bit Float-Aufnahme (die Original deutlich zu leise bzw. übersteuert war) nach der Bearbeitung durchaus sendetauglich; das hätte ich so nicht erwartet. Aufnahmen im Normalbereich klingen – in allen gewählten Bit-Stufen – durch die Bank exzellent, sehr präzise und absolut rauschfrei; die neuen Pre-Amps leisten da fantastische Arbeit.

Deutlich zu sehen: 16- und 24 Bit bleiben verzerrt, 32-Bit-Float bekommt es wieder hin

Den beworbenen „Advanced Look-Ahead Hybrid Limiter” konnte ich im Test dagegen nicht dazu überreden, seinen Job zu machen. Die absichtlich eingebauten Pegelspitzen wurden weder bei der Voreinstellung „Zielpegel +/-0 dBFS“ noch bei „Zielpegel -6 dBFS“ eliminiert, es blieb beim roten Bereich; erst bei der Maximaleinstellung „-16 dBFS“ landete die Pegelspitze bei -0,4 dB. Ich will nicht gänzlich ausschließen, dass sich der Advanced-Limiter unter anderen Bedingungen vielleicht doch zu Wort meldet (oder dass ich an anderer Stelle etwas so dermaßen verstellt habe, dass der nicht mehr mitspielen wollte) – aber im aktuellen Test gibt es da von mir ein fettes Fragezeichen.

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Fazit

Der Zoom F6 ist wesentlich kompakter als die Zoom F4 und Zoom F8(n) – Geschwister, aber unter dem Strich insgesamt leistungsstärker als diese. Zwar fehlen beim Zoom F6 dann einige F8n-Features wie Mitte/Seite-Decoder, XLR-Main-Ausgänge oder ein zweiter SD-Karten Slot, dafür aber bringen aber der 32 Bit Floating-Modus, die dualen A/D-Konverter und die neuen PreAmps den Sound auf eine neue Qualitätsstufe und erleichtern und vereinfachen die Arbeit. Wer mit dem Zoom F6 liebäugelt und es in erster Linie draußen einsetzen will, sollte am besten aber gleich auch die Kosten für eine Tasche und einen oder mehrere Sony-Akkus mit einplanen (oder zumindest viele NimH-Batterien am Start haben). Der F6 ist für mich der aktuell beste und durchdachteste Field-Recorder im für Durchschnittsnutzer bezahlbaren Bereich.

Plus

  • massives, kompaktes Gehäuse
  • 32 Bit Floating-Recording
  • duale A/D-Wandler
  • sehr gute PreAmps
  • erstklassiger Sound
  • großer Dynamikbereich
  • Clippinggefahr minimiert
  • AutoMix-Funktion
  • gutes Handling
  • optionale Fernbedienung per App
  • Ambisonics-Modus für VR-Aufnahmen
  • optionaler Einsatz von Sony Akkus (L-Serie)
  • gut ablesbares Display

Minus

  • Advanced-Limiter im Test nicht überzeugend
  • kein Overdub-Modus

Preis

  • 699,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    kinsast

    ein paar Anmerkungen zu dem interessanten Testbericht:

    > als alternative gibt es die SoundDevices MixPre Serie die auch sehr kompakt gebaut ist.

    > 32bit floating etc: (auch idea MixPre. Serie: viele audio Software Programme können nicht recht mit diesem Format umgehen – video schnitt Programme soviel ich weiss keines, sicher nicht Avid oder finalCut and wahrscheinlich Adobe Premier auch nicht – also Vorsicht. Auch, und ich berufe mich hier auf meine sehr langjaehrige Erfahrung, dass meine Pegelstellungen zu leise order dann zu hoch eingestellt waren kommt schon sehr selten bis gar nicht vor. Abgesehen wenn ein ‚Schauspieler‘ kaum hörbar und 10cm vorm Micro vor sich hinsäuselt und dann ohne Warnung in einen Schreikrampf zu verfallen – da übersteuert allerdings das Mikrophon bevor das signal in den Recorder geht. Auch, bezüglich dem nicht oder schlecht funktionierendem Limiter: Profi Geräte haben einen analogen limiter vor dem A/D Wandler eingebaut – diese funktionieren dann auch wesentlich besser als diverse Zaubereien hinter dem A/D Wandler.

    Trotzdem im grossen und ganzen ein interessantes und preiswertes Gerät.
    Ob es im (semi) professionellen Bereich einsetzbar is wird sich erst im Praxiseinsatz zeigen.

    • Profilbild
      Franz Walsch AHU

      @kinsast Es gibt ein »The 32-bit float workflow« Video und weitere Infos auf der Internetseite von »Sound Devices«.

  2. Profilbild
    UBeeh

    Danke für den umfangreichen Bericht. Ich hatte den Zoom F6 auf meiner Wunschliste beim großen T, ihn aber dann doch als Option verworfen, weil mir ein 3,5mm Stereo-Mic Eingang mit Plugin-Power fehlte, den ich für einige meiner kleinen Stereo Mics gebraucht hätte. Ich bin dann doch bei den Sound Devices Mixpres gelandet, auch wenn das finanziell schmerzhafter war. Letztlich bin ich damit auch glücklich geworden. Der größte Vorteil der Zoom Recorder (zumindest bei der H-Serie und dem F4) gegenüber den Sound Devices Mixpres ist die deutlich längere Batterielaufzeit. Wie sieht es da beim F6 aus?
    Als Audio-Editor nutze ich übrigens meistens Audacity, das auch die 32-bit Aufnahmen verarbeiten kann.

    • Profilbild
      Franz Walsch AHU

      @UBeeh Mittlerweile gibt es die Sound Devices »MixPre II« Serie auch mit 32bit!
      Für die Verwendung von Lavaliers via PhantomPower gibt es den
      »Uši phantom adapter | LOM« in Stereo- oder den »RØDE VXLR« Mono- Adapter.

      • Profilbild
        UBeeh

        @Franz Walsch Den Lom Usi Phantom Adapter hat Lom / Jonas Gruska schon länger nicht mehr im Programm.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @UBeeh Billiger ist der t.bone CC 100 EW Phantomadapter. Funktioniert hier mit verschiedenen Elektretmikrofonen am MOTU traveller Mk3 einwandfrei.

  3. Profilbild
    Franz Walsch AHU

    Der Recorder wird ganz klar als Recorder für Film-/Videoton beworben.

    Eigenschaften aus dem Musikeralltag wie ein »Overdub-Modus« einzufordern halte ich für befremdlich.
    »Bluetooth« ist wie die Nutzung mobiler Telefone am Set tabu.

    So wundert es mich auch nicht, das wichtige Features wie »Frame Rates« oder »Timecode« keinen Eingang in den Test gefunden haben.

    Die K-Tek- und ORCA OR-268 Tasche ist, wie alle Taschen im Audiobereich, nicht wasserdicht. Für einen Einsatz im Regen wird ein ORCA-35 Rain Cover verwendet.

  4. Profilbild
    Franz Walsch AHU

    Einen ausführlichen Video-Testbericht gibt es auf dem Youtube-Kanal von Curtis Judd »Zoom F6 Audio Recorder Review« (17.11.2019).

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